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Auer Tageblatt : 03.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192512034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19251203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19251203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt
- Jahr1925
- Monat1925-12
- Tag1925-12-03
- Monat1925-12
- Jahr1925
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- Auer Tageblatt : 03.12.1925
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Donnerstag, äen 3. Dezember 1925 20. Jahrgang Nr. 280 r»l«üramm„ Tageblatt ftueerzgeblrg,. Enthalten- -le amtliche« Srkaa«tmach«agra -er Kate» -er Eta-t ««- -es fimtrgrrlcht» Hu», P.stfch'ck.a-Nt» statt Leipzig «r. 1»»» Mer Tageblatt peMzell» sür Mnzetpen «u, ftu« u.» Um,«,««» « «»lt.fenalpe, m>— »ilrtl,« U «,tdpf,nn>,e «»kl.mi.petttzett« 4« *»I»pf«nn>g« amtttch« Aelle » »»lbpfennl,». LE Anzeiger für das Erzgebirse Unterzeichnung -es Vertrages -er gegenseitigen Garantie. Lrle-ensre-en. — Unterzeichnung -es Protokolls. London. 1. Dez. Die Formalität der Unterzeich nung der Verträge von Locarno begann Pünktlich um Uhr. Der Empfangsraum des Auswärtigen Amtes Hot einen imposanten Anblick. Die Sekretäre und die übrigen Mitglieder der verschiedenen Delegationen saßen an Tischen hinter den Hauptdelegierten und für die Botschafter und Gesandten der an der Unterzeich nung beteiligten Mächte waren besondere Sitze vorge sehen. Ebenso für den englischen Botschafter in Paris Lord Lrewe und den englischen Botschafter in Berlin :>'Abernon, die beide sich in den Vorverhandlungen für Locarno und um das Gelingen des Paktes große Ver dienste erworben haben. Als alle Delegationen ihre Plätze eingenommen hatten, erhob sich Chamberlain und verlas in französischer Sprache die folgende könig liche Botschaft: „Aus Befehl Seiner Majestät des Königs, meines erhabenen Herrn, heiße ich Sie willkommen in der Hauptstadt feines Reiches. Seine Majestät hat mich damit betraut, Ihnen zu sagen, mit welchem Inter esse sie die Erörterungen der Konferenz von Locarno verfolgt hat und Ihnen die tiefe Genugtuung aus- zusprechen, die sie wegen des Erfolges der Konferenz empfunden hat. Seine Majestät beglückwünscht sich dazu, daß Sie ihre Hauptstadt als Ort der Unter zeichnung der in Locarno abgeschlossenen Abkommen gewählt haben. Seine Majestät bedauert, daß der schmerzliche Verlust, der sie jetzt betroffen hat, sie daran verhindert, das Ereignis zu feiern, wie sie cs tun möchte, sie wünscht aber ans tiefstem Herzen, daß dieses große Werk der Befriedung und der Versöh nung die Grundlage einer aufrichtigen Freundschaft zwischen unseren sieben Nationen schaffen und unse ren Völkern die Sicherheit des Friedens geben wird." An die Verlesung der königlichen Botschaft knüpfte Chamberlain die folgenden W i I l k o m m e n S w o r t e, die er ebenfalls in französischer Sprache vorbrachte: „Meine Herren, ich erlaube mir hinzuzufügen, daß der Premierminister ebenso ich selbst uns beglückwün schen, daß wir hier versammelt sind, den Vertrag von Locarno und seine Ergänzungsderträge zu unterzeich nen die zu derselben Zeit geschlossen wurden. Wir be dauern unendlich, daß Herr Mussolini nicht in der Lage war, zur Unterzeichnung des Vertrages, den er in Locarno mitparaphiert hat, hierher zu kommen. Doch wir freuen uns, in der Person des Herrn Scialoja, des Vertreters Italiens, einen Bürgen für dieses Frie- denswerl begrüßen zu können. Die englische Regierung identifizier: sich gänzlich mit den Wünschen, die ich ihnen im Namen Seiner Majestät des Königs überbracht habe. Die Konferenz von Locarno, hat zu gleicher Zeit unsere früheren Freundschaften beseitigt und die Grund lage für die Versöhnung mit Deutschland abgegeben, eine Versöhnung, von der wir überzeugt sind, daß sie unö in Zukunft einen wetteren Freund sichern wird. Meine Herren, wir sind uns ohne weiteres bewußt, daß uns noch viel zu tun übrig bleibt, um diese Hoffnun gen in Wirklichkeit umzusetzen. Wir alle werden noch zahlreiche Schwierigkeiten auf unserem Wege finden und so manches Mißtrauen, das überwunden werden mutz. Aber soweit es an uns liegt, sind wir unerschütterlich entschlossen das begonnene Friedenswerk in demselben Geiste fvrtzusetzen. wie er unsere Unterhandlungen in Locarno beseelte. Wir haben unsere Hand an den Pflug gelegt und wir werden nicht rückwärts blicken. Die eng lische Regierung wird alles tun, was in ihrer Ätscht liegt, unseren Bemühungen, den endlichen Erfolg zu sichern, den Haß und das Mißtrauen der Vergangenheit zu begraben und die kommenden Generationen vor einer Wiederholung des Unheil» zu bewahren, da» die Welt von heute al» Zeuge und als Opfer miterlebt tzsat." Nach der Rede de» englischen Außenministers nahm Reichskanzler Dr. Luther das Wort zu folgender Erwiderung: „Im Namen meiner Regierung gebe ich dem Ge fühl tiefempfundenen Tankes Ausdruck für die Botschaft, die Se. Majestät der britische König den hier versam melten Delegierten der Nationen übermittelt hat, die sich in Locarno bereinigt hatten, um da» Werk vor- »übereilen, das in der Hauptstadt Großbritanniens sei nen Abschluß finden soll. Ich weiß, daß ich in Ueber- etnstimmung mit allen Versammelten dem Gefühl Aus druck gebe, da« un» beseelt, angesichts de» schweren ver- lustes, den jetzt dir königliche Familie, da« britische R-ich durch de-? T«d der KLniLinviuLtev erlitten hat- Von ganzem Herzen begrüße ich die Feststellung Sr. Majestät, daß Locarno ein Werk der Befriedung und Versöhnung sein soll als Grundlage für eine aufrichtige Freundschaft zwischen den hier vertretenen Nationen und daß es den Frieden sichern soll, den alle Völker so dringens brauchen als Grundlage für den Wiederauf stieg. Auch hoffen wir ernstlich, daß die Wünsche sich verwirklichen mögen, die der Königlich Großbritannische Außenminister zum Ausdruck gebracht hat und insbe sondere auch im Verhältnis der hiev vertretenden Na tionen zu meinem Vaterlande. Herr Chamberlain hat mit Recht hervorgehoben, daß aus dem Wege zu dieser Versöhnung auch neue Freundschaften hervorgehen sol len und Hindernisse zu überwinden sind. Wir sprechen von Vorurteilen, die wir besiegten müssen, von einem Mißtrauen, das überwunden werden muß. Alle Völker müssen sich vereinigen, um diese Vorurteile und dieses Mißtrauen in die Vergangenheit zu verweisen und den Weg freizumachen für eine Zukunftsentwicklung, an der wir alle Mitarbeiten müssen. Dazu wird es nötig sein, daß auch alles verschwindet, was seine Ursache hat in nicht mehr berechtigten Nachwirkungen der vergange nen Kriegszeit. Die Tatsache, daß Gebietsteile meines Vaterlandes unter den Auswirkungen des Krieges noch zu leiden haben, muß in absehbarer Zett ebenso der Vergan genheit angehören, wie der Gedanke des Mißtrauens, dem wir gemeinschaft lich entsagen wollen. Der Pflug, an den wir Hand anlegen wollen, soll neue Werte schaffen aus einem 'freien Boden und die Mög lichkeit der Ernte geben, deren unsere Völker bedürfen, nachdem sie so viel gelitten haben durch die Heimsu chungen der Vergangenheit. An diesem großen Werke mitzuarbeiten, ist unsere Aufgabe. Noch höher als der Inhalt des Vertrages, der neue Verhältnisse in der Welt bedeutet, mutz die Einheit des Willens zu gemein samer Arbeit sein, die ihren Ausdruck in dem Werk von Locarno findet, zu dem sich Deutschland im Ein klang mit seiner bisherigen Stellungnahme und den eigenen deutschen Anregungen auch heute gern bekennt. Möge aus dieser Willenseinheit das Zusammenwirken aller Völker erwachsen, die hier versammelt sind." Chamberlain ersuchte Sir Cecil Hurst über die Prü fung der Vollmachten der Delegierten Bericht zu er statten. Nachdem Sir Cecil Hurst eine kurze Erklä rung abgegeben hatte, erfolgte unter der größten Span nung aller Anwesenden die Unterzeichnung. Als erste unterzeichneten Reichskanzler Dr. Luther und Neichsaußenminister Dr. Stresemann, hierauf Bander- velde, Briand, Baldwin und Chamberlain (der mit einer goldenen, ihm in Locarno verehrten Feder un terzeichnete), Scialoja, Skrzhnski und Benesch. Nach dem die Unterzeichnung der verschiedenen Dokumente be endet war, überreichte Chamberlain Reichskanzler Dr. Luther die in Locarno entworfene, gewisse Erklärungen bezüglich Art. 16 der Völkerbundssatzung enthaltene Kollektivnote. Hierauf hielt Briand, hauptsächlich der deutschen Delegation zugewandt, sichtlich bewegt eine längere Rede. Tann ergriff Dr. Stresemann das Wort zu fol genden Ausführungen: ,Hn dem Augenblick, in dem das in Locarno be gonnene Werk durch unsere Unterschrift in London voll endet ist, möchte ich vor allem Ihnen, Sir Austen Cham- bvrlatn, den Tank aussprechen für Pa», was wir Ihnen schulden in Anerkennung der Führerschaft bet dem heute vollendeten Werk. Wir haben in Locarno, wie Sie wis sen, keinen Vorsitzenden gehabt, haben ohne Vorsitz vor- handelt. Ta» aber ist das Große in der wunderbaren Tradition Ihre» Landes, das auf eine mehrhundert- jährtge politische Erfahrung zurückbltcken kann, daß un geschriebene Gesetze wett besser wirken al» die Form, in der man glaubt, Tinge meistern zu müssen. So hat die Konferenz von Locarno, die so unformell war, zu einem Erfolge geführt. Vie konnte dazu führen, weil sie in Ihnen, Sir Austen Chamberlain, einen Führer hatte, der durch seinen Takt und durch seine Freundlichkeit, unterstützt Kon seiner 'steben»würdtgen Gemahlin, zu nächst einmal jene» Band Persönlichen Vertrauen» um un» wob, da» wohl al» ein Bestandteil dessen anzusehen ist, was als Geist von Locarno bezeichnet wurde. Aber etwa» andere» war wichtige« al« diese« persönlich« Näherkommen, nämlich der Witte, der in Ihnen und uns lebendig war. dieses Wer? zum Abschluß zu brin gen. Daher die Freude, die Sie ebenso wie wir alle empfanden, als wir es rn Locarno Lur Paraphierung bringen konnten. Daher unser aufrichtiger Dan? an Sie am heutigen Tage. Lassen Sie mich von diesem! Ge danken über Form und Millen auch ausgehen, wenn ich jetzt von dem Werk von Locarno s elbst spreche. Wir alle haben in unseren Parlamenten Debatten zu be stehen gehabt über dieses Werk. Man hat es nach atten Richtungen hin durchleuchtet, man hat versucht festzu stellen. ob irgendwelche Widersprüche bestlinden in der Anschauung über diese und jene Paragraphen. Darf ich demgegenüber das eine aussprechen r ich sehe in Locarno nicht eine juristische Konstruktion politisch er Gedanken, sondern ich sehe in dem Werk von Locarno die Bast einer großen Zukunftsentwicklung. Die Staatsmänner und Völker bekennen sich darin zu dem Willen, dem Menschheitssehnen nach Frieden und Verständigung den Weg zu bereiten. Wäre der Pakt nichts als ein Bündel von Paragraphen, so würde er nicht halten. Die For men, die er zu finden sucht für das Zusammenleben der Pölker, werden nur Wirklichkeit werden können, wenn hinter ihnen der Wille steht, neue Verhältnisse in Europa zu schassen, ein Wille, von dem auch die Aus führungen getragen waren, die Herr Brtand soeben ge macht hat. Ich möchte Ihnen, Herr Brtand, aufrichtig, für da» danken, was Sie über die Notwendigkeit des Zusam menwirkens aller Völker — und besonder» derjenigen Völker, die in der Vergangenheit so viel erduldet haben — gesagt haben. Sie gehen von der Idee aus, daß jeder von uns zuerst seinem Vaterlands aNgehören, ein guter Franzose, ein guter Engländer, eijn guter Deutscher al» ein Teil seines Volkes sein soll; jeder aber auch ein Angehöriger Europa», verbunden mit der großen kul turellen Idee, die sich in dem Begriff unsere» Erdteil» auswirkt. Wir haben ein Recht von einer europäische«» Idee zu sprechen, hat doch dieses Europa im Weltkrieg die größten Opfer gebracht, steht eS doch jetzt vor der Gefahr, durch die Auswirkungen des Weltkriege» di« Stellung zu verlieren, auf die es nach seiner Tradition und Entwicklung Anspruch hat. Was dieser Erdteil im Weltkriege hingegeben hat, wird vielfach nur an den Verlusten materieller Art und an den Verwüstungen ge messen, die dem Kriege folgten. Ten größten Verlust tragen wir dadurch, daß eine Generation dahtngesuw- ken ist, von der wir nicht wissen, wieviel unentwickelte Kräfte und Möglichkeiten, wie viel Geist, Genie, Tat- und Willenskraft in ihr zur Entfaltung gekommen wä ren, wenn sie ihr Leben hätte ausschöpfen können. Zu sammen mit den Erschütterungen des Weltkrieges er gibt sich daraus die eine Tatsache, daß uns eine Schich- salsgemeinschaft aneinander kettet. Wenn wir unter gehen gehen wir gemeinschaftlich unter; wenn wir In die Höhe kommen wollen, können wir es nicht im Kampf gegeneinander, sondern nur im Zusammenwirken mit einander. Deshalb dürfen wir, wenn wir überhaupt an die Zukunft unserer Völker glauben, nicht in Zwist und Feindschaft miteinander leben, sondern müssen uns die Hände reichen zu gemeinschaftlichem Zusammenwir ken. Stur dann wird es möglich sein, die G!runWage für eine Zukunft zu legen, von der Sie, Herr Briand, in Worten, denen ich mich nur anschließen kann, sagten, daß sie getragen sein soll von dem Wetteifer der kultu rellen Entwicklungsmöglichkeiten. In diesem Zusam menhang muß die Basis für die Zukunft gesucht werden. Kür diesen Frieden tritt Vie große Mehrheit de» deuv- schen Volkes ein. Gestützt auf diesen Friedenswillen setzten wir unsere Unterschrift unter diesen Vertrag. Er soll eine neue Aera des Zusammenwirken» der Na tionen einleiten. Er soll an die sieben Jahre der Nach kriegs e.t eine Zeit wirklichen Frieden» anschließen, der von dem Willen verantwortungsbewußter Persönlich keiten getragen wird, die den Weg zu dieser Entwich, lung wiesen, und der von den Völkern unterstützt wer^ den soll, die wissen, daß nur auf diese Weise Wohl fahrt gedeihen kann. Mögen spätere Geschlechter Grund haben, dankbar de» heutigen Tage» al» eine» Anfang«» einer neuen Entwicklung zu gedenken." G London, 2. Dez. Die Delegierten der verschiedenen Mächte verließen da» Foveign Offtoe nach der Unter zeichnung der Verträge gegen 12.15 Uhr mittag». Bald win entfernte sich durch einen Privaten AuSgang und begab sich, ohne mit der vor dem Foreign Ofst« war tenden Menge in Berührung zu Kommen, in sein« Amt»- Wohnung. Al» die Vertreter der fremden Mächte da» Auswärtige Amt verließen, wurden sie von Pen NeuÄe- eigen mit Beifall begrüßt. Al» aber die deutschen De- legierten in offenen wagen davonsuhren, .brach di» Meng« in laute herzktch« Zurufe au«
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