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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.05.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000511022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900051102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000511
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900051102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- ZeitungDresdner Nachrichten
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IS L'g,, An- Mndigungen aus decVrwatleite üeilc so Ptg.; die Ltvaltigs Z«Ue als .Eingeiandt" oder aut Lernen: « Pt«. 8n Nummern nach Soun- und Feier- tagen I- de». stvaUige Brundzcüen so, « bez. so und m Pfg. »ach besonderem Tarif. Auswärtige Aukträge nur gegen Porausdemblung. Belegdlätter werden mit 10 Mg. berechnet. ^ ^<7.«»// «iv ^src/§c?/§// Lodert Vödmv juu. LtviÜvrStottv ii, KrMter Luzmlil. vv0rWlLl2 IS. Nr. 128. Neueste Drahtnachrichten. Hofnachrichten, Landtag, Sächsische kirchliche Konferenz, Dresdner Lehrerverein. „Don Carlos". Kölner Blumenspiele. Pariser Weltausstellung. Freitag. 11. Mai ISO«. Fernschrekb- und FernsprSih ^Berichte vom 10. Mai. Berlin. Die Budgeikommission des Reichstags beendete heute die erste Leimig des Flottengesetzes und tritt am Dienstag in die zweite Lesung ein. Der von der Subkommüsion gestellte Antrag über die Bestenerung der Komvcnscttionsgeschäste wurde nach Empfehlung des Vertreters der Neichsbank, Gebeimraths v. Glasenavv, unverändert angenommen. Der Stempel für Kanf- und Anichasfungsgeichäite (Börsensteucr) wurde, entgegen deni in voriger Woche geiahten Beschlüsse, statt auf Nw nur ans «/>» pro Tausend angenommen, v. Kardorsf kündigte für die zweite Leimig einen Antrag an, den Cmissionssteinpel verschieden zu gestalten, entsprechend den Emissionskurscn. Der Antrag Müller-Fulda, die Uebersckmsse der Reichsstcmpclabgaben im Jahre 1900 über das Etatsoll der Ncberweiffmgen aus den Stenipclabgaben zur Ver stärkung der Betriebsmittel des Reiches zu verwenden, wurde an genommen, nach Ablebniing des Antrags Richter, wonach die Verwendung -nr Schuldentilgung erfolgen soll. Die Ablehnung des Antrags Richter erfolgt mit 12 gegen 10 Stimmen. Auch die gestern nntgctheilte Resolution Müller und der gleichfalls mit- getheilte Antrag Gröber, betreffend die Deckung, wurden angenom men. Abg. Gröber erklärte, eine Eigänzungsstcuer werde vom Centrmn nicht mehr für erforderlich erachtet. Hinsichtlich der Bierbesteuerung wollten sich seine Freunde noch nicht prästudiziren; die Steiler aus Seefahrkartc» liehe» sie fallen. Berlin. In einem Artikel „Falsche Propheten", der sich gegen die Alldeutschen richtet, thcilt der „Hann. Cour." zwei ihm angeblich verbürgte Tbatsachen mit: Ans die Anfrage englischer- seits, wie Frankreich sich zu einer englisch-deutschen Auseinander setzung stellen würde, sei franrösischerseits geantwortet worden: Wir kennen nur eine Frage. Damals in der Smnoai'ache habe Deutschland bereits den Abbruch der Verhandlungen angedentet gehabt. Als zweite Thatsache führt das genannte Blatt an, Ruß land habe eine schwere wirthschaftliche Krisis dnrchgemacht, cs brauche 5 bis l> Jahre, mn sich zu erholen: cs habe darum den Versuch einer Anlehnung an England gemacht. Ein Dreibund gegen Dcutichland habe in der Lust gelegen. Berlin. Nach einem am 9. ds. i» Auckland ansgegcbenen Telegramm des Gouverneurs Dr. Sols in Apia ist am 17. April die amerikanische Flagge aus der Insel Tuiuila gehißt worden. S. M. S. „Kormoran" wohnte der Feierlichkeit bei. M ü ii ch e n. Die Kammer der Abgeordneten nahm einstimmig die Novelle znm Berggesetz in der von der Kammer der ReichS- räihe beschlossenen, theilweise abgecinderte» Form an. Darnach kommt u. A- die von der Kammer der Abgeordneten zuerst be schlossene gesetzliche Festlegung des Achtstundentages in Wegfall. Die Novelle erlangt am 1. Oktober GeietzcLkrajt. Bremen. Tic Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiff brüchiger tbeilt mit: Die Rettungsstation Fehmarn telegravhirt: Am 10. Mai von dem auf PnttaardcnerNiff gestrandeten schwedi schen Schooner „Karl Olaf" ö Personen durch doS Rettungsboot der Station gerettet. Koblenz. Die Torpedoboot-Division, welche gestern Abend in Neuwied eingelanfcn war, paisirte heute Vormittag die hiesige Stadt. Das Divisionsboot, das in Neuwied geblieben war, folgte nach. Dasselbe ging Vormittags hier vor Anker. Danzig. Bei dem gestrigen Sturm, wobei 4 Lackskntter vor Leba kenterten, ertranken 11 Mann, 9 ans westprcußischen, 2 aus pommcrschen Fischerdörfern. Stettin. In dem Prozesse gegen den Pastor Stein bruck wegen Amtsverbr'cchcns wurde der Angeklagte wegen Unter schlagung amtlicher und anderer Gelder, sowie weaen falscher Buch- sübrimq zu 2>/s Jahren Gescingniß vcrurtheilt. Der Staatsanwalt hatte eine Gefängnißstrase von 2 Jahren und 2 Monaten beantragt. Nvrdhausen. Der bisherige Rektor Scheer wurde wegen Unterschlagung beträchtlicher Summen von Schulsparknssengeldern zu 4 Jahren Gesängnih und ff Jahren Ehrverlust vcrurtheilt. Paderborn. Das Domkapitel wählte den hiesigen Dom- propst Schneider zum Bischof von Paderborn. Wien. Ein über die Sitzung der Obmänner-Kouserenz der Linken ausgegebenes Comiimniaus besagt: Auf Grund eingeholter Zustimmung aller delegirten Parteivorstände beschließt die Obmänner-Konferenz, die Sprache ngesetzentwürfe der! slEgiermig-ciner Prüfung und Begutachtung zu unterziehen, und I sich zu diesem Zwecke durch Hinzuziehung der Mitglieder der Ver ständigungs-Konferenz zu verstärken. Wien. Die Studenten unruhen erneuerten sich heute in verstärktem Maße, sodaß ein starkes Wachausgebok cinschreiten mußte. Salzburg. Der Wcihbischof Kaffchtaler wurde zum Fürst bischof gewühlt. Budapest. Dos ungarische Korresvondenzburean ist von zuständiger Seite ermächtigt, die Mitthcilung eines auswärtigen Blattes über die Heiratb des Erzherzogs Franz Ferdinand, sowie die daran gelnüpsten Kombinationen bezüglich der Thronfolge- vrdnung als grundlose und willkürliche Erfindung zu bezeichnen. Paris. Das Zuchtpolizeigericht verurtbeilte den früheren Beamten des Marineministermms Philip m contumaciam zu 4 Jahren Gefängnis; und 1000 Francs Geldstrafe wegen Vertrauens- brnchs und Betrügereien zu Gunsten Englands und zum Nachtheile Transvaals. Partici. In der vergangenen Nacht waren die Explosionen im Krater des Vcsnvs selten. Ter Vulkan wirst nur schwach Asche ans. Das Getöse ist sehr selten vernehmbar. Man be trachtet die Eruptionsthätigkeit als beendet. London. Die Blätter veröffentlichen nachstehendes Antwort- telegramm des deutschen Kronprinzen auf den namens der Bürger Londons vom Lord-Mayor zu seiner Großjährigkeit an ihn gerichteten Glückwunsch: „Mit herzlichen! Danke habe ich den Glückwunsch der Londoner City empfangen. Seien Sie versichert, daß ich Ihnen für die Freundlichkeit sehr verbunden bin. tgez.) Wilhelm, Kronprinz." London. Eine Depesche des Feldmarschalls Roberts ans Welgelegen vom 9. ds. M. besagt: Die Divisionen Pole, Earcw und Tucber. sowie die Kolonne Hamilton's mit den schweren Marine- und Fcstimcisgesckützcii und 4 Brigaden Kavallerie, marschierten heute hierher. Der Feind hält das gegenüberliegende Uler dis Zandflusses besetzt. Seine Stärke wird morgen fest- gestellt ; ich hoffe, alsdann den Uebcrgang des JlnsseS sorciren zu können. In einer weiteren Depesche vom 10. Morgens meldet Roberts: Wir haben den Zandfluß überschritten. Der Feind hat noch eine starke Stellung innc: wir treiben ihn aber allmählich zurück. ' Warschau. Aus Shitomir wird gemeldet, daß dort und in der Umgegend mehrere Stunden lang ein furchtbarer Orkan ge wüthet bat. I» der Stadt sind viele Gebäude stark beschädigt. In die Mititcirkascrne schlug der Blitz ein und todietc ."> Soldaten, während <> stark betäubt wurden. In der Umgegend hat der Orkan kolossale Verheerungen angcrichtet. Viele Landhäuser wurden vom Bist.; entzündet, wobei gegen Io Menschen das Leben verloren. Washington. In einer geheimen Sitzung des Senats wurde die Erfindung eines neuen Gcschosses für die Marine besprochen. Loiircne o M araues. lReutcr-Meldinig.) Die hiesige Zollbehörde verweigert die Clarirung von Getreide, Fleisch. Kleidern und Schuhen, die für Transvaal bestimmt sind, da diese Waaren KricgLe ontrebande seien. Pretoria. 'Rentei-Meldung.) Amtlich wird gemeldet, die Engländer nahmen am Sonntag Fonrtcen Streams in Besitz. Die Äeichießung war so heftig, daß die Bmidestruppen zum Rück züge gezwungen wurden, der in guter Ordnung bewerkstelligt wurde. — Präsident Krüger erhielt ein Telegramm von einer Bürgerin, m dem diese anfragt, ob die Zeit für die Bildung eines Frauen korps nicht gekommen sei. Sic sei bereit, mit einer Truppe von Frauen-Freiwilligen zur Verthcidignng der Unabhängigkeit des Landes die Waffen zu ergreifen. Oertliches und Sächsisches. Dresden, den 10. Mai. —" Ihre Kaiser!. Königl. Hoheit Prinzessin Friedrich Augu st ist heute früh 5 Uhr von Salzburg liier wieder ein- getrosfen und hat sich in die Weinbcrgsvilla nach Wachwitz begeben. > Zeichenlehrer bei der Königl. Porzellan Manufaktur in Meißen, Braunsdorf, ist der Titel Professor verliehen worden. ^ —^Landtag. Die Zweite Kammer beschloß, ihre zu dem allgemeinen Baugesetz gefaßten Beschlüsse, so weit sie mit denen der Ersten Kammer nicht übereinstimmen, fallen zu lassen. Die Petitionen der Dresdner Uhrmacherinnung und des lcmdwirth- schastlichen Vereins Frciberg wurden antragsgemäß erledigt. In Bezug auf den Antrag Steiger und Genossen blieb das Haus dem Zniatzantrage der Ersten Kammer gegenüber aus seinem Beschlüsse stehen Hinsichtlich des GcietzeS über die Gerichtskosten stimmte das HauS de» abweichenden Beschlüssen der Ersten Kammer zu. — Tie Erste Kammer blieb bei ihren zum Gesetz über die Fainilienanwarlichasten gefaßten Beschlüssen stehen, genehmigte in Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer voni außerordentlichen Etat die auf Bauten im Justizdepartenient bezüulichen Titel. Hinsichtlich des Entwurfs einer Kostenordnung für Rechtsanwälte und Notare beschloß das Haus nach den Dcputationsanträgen i das Gleiche war der Fall in Bezug aus das Enteignungsgesey. - Die Zweite Kammer unterbrach ihre heutige Sitzung kurz nach 12 Uhr, um daS Ergebnis; der Äerathungen in der Ersten Kammer über verschiedene Gegenstände abzuwarteu: die Sitzung der Ersten Kammer dauert bei Schluß des Blattes fort. > ^ —* S ä ch s i s ch e kir chl ich e K ou feren; in Ch emnitz. (Schluß.) Nachdem nach einer längeren Besprechung deS Vor trages. der laut Versamniliingsbeschlnß im Druck erscheinen soll, die Leitsätze des Herrn Professor V. Tröltzsch zwar nicht zum Beschlüsse 1 erhoben worden waren, aber doch größtcntheils Zustimmung ge fniideii hatten, sprach Herr Superintendent Meyer-Zwickau einige Wünsche zur Kirchenvorstands- und Svnodalordnung aus. Zum Schluß brachte der Vorsitzende die Annahme folgender Resolution in Vorschlag: „Tie Sächsische kirchliche Konferenz hat mit Bedauern Keniitniß von der Thatsache genommen, daß Soldaten. Offiziere und Kadetten beim Dienst in der katholischen Hofkircbe während der daselbst stattfindcnden Prozessionen Verwendung finden, die Tbciliiahnie daran ist mit Verletzung des protestantischen Selbst gefühls verbunden, da nach katholischer Lehre der Pomp der Frohn- leichnainsprozession zur Beichämnng und Ueberwindung der „Ketzer" bestimmt ist. sie bringt die zu jenem Dienste zugezögenen Pro testanten in Versuchung. Handlungen zu vollziehen, die im Wider spruch z« ihren« evangelischen Bekenntniß stehen. Die Sächsische kirchliche Konferenz gickst sich der Hoffnung hin, daß in Zukunft evangelische Soldaten, Kadetten und Offiziere zu Dienstleistungen bei katholische» Prozessionen nicht zugczogen werden." Im An schliff; hieran sprach sich der Vertreter des epangelisch-lutherischeu Landeskonsistoriiims. Herr Ohertonsifforialrath Elauß. dahin aus, daß ihm seine Stellung ja eine gewisse Reserve auferlege, daß er aber trotzdem aussprechen wolle, daß in dieser Angelegenheit von den zur Währung der evangelischen Jntereffen berufenen Stellen rückhaltslvs geschehen sei, was die Landeskirche zu erwarten hatte Bei den Verhandlungen, die er selbst mit dem Kriegsministerium zu führen gehabt habe, sei seitens desselben das allergrößte Wohl wollen bewiesen worden. Gerade in dem Punkte, derdcmLandcs konsistoriiim der wichtigste gewesen sei, nämlich die Heranziehung innger Kadetten als Pagen zu katholischen Gottesdiensten, sei man einem befriedigenden Abschluß nahe gewesen. Er müsse nun be dauern, das; durch eine Preßagitation, die er nicht für geschickt halten könne, die Stellung außerordentlich erschwert worden sei. Tie Erklärung gehe wieder zurück ans einen Standvunkt, der längst überwunden war. Daß es so gekommen sei, müsse man Dem zu schreiben, der in der Presse die Sache doch nicht ganz richtig und sachlich dargestellt habe. DaS Landeskonsistoriiim habe an und für sich in der Heranziehung von Soldaken zur Absperrung in der Hos kirchc eine Benachtheilignng evangelischer Interesse» nicht finden können. Man habe sich gesagt, nach Lage der Lache sei eine Ab werrung msthwcndia und wenn irgendwo Menschenmassen zurück gedrängt werden müßten, so seien dazu Soldaten nothwendig. Sv lange inan nicht so weit sei, das; alle evangelischen Soldaten den evangelischen Gottesdienst besuchen können, tcdcinc es dem Landes koiffistoriilm wenig zu verschlagen, ob die Soldaten ihrem Zeit vertreib, der ja von verschiedener Qualität sei. nnchgingen oder dort in der katholischen Hofkirche ihren Dienst leisten. tStarkcr Widerspruch.> Das LandeSkoiifisiorinm habe Einwendungen des bald nickt erhoben, weil es darin keinerlei Beeinträchtigung des Kunst und Wissenschaft. 4* Königl. Hofschauspiel. Mit einer im Einzelnen vor trefflichen Aufführung des „Don Carlos" nahm gestern. Mitt woch, Abend der Schillercyklus seinen Fortgang, begleitet von der lebhaftesten Antheilnahme des Publikums. Die erschütternde Wirkung der Tragödie, an der sogar Schiller s strenge Selbstkritik in seinen philosophischen Briefen über den Don Carlos nicht zu rütteln vermag, übt nach wie vor ihren Zauber aus und zerstreut alle ästhetische» Einwände, sie fick gegen die Dichtung als ein nach ihrem endgiltigen Abschluß nicht mehr einheitliches Ganze Vor bringen lassen. Kein Geringerer als der Schöpfer des Werkes selbst hat sein zwiespältiges Wesen mit durchdringendem Blick er kannt und auf das Bedenkliche der Thatsache ansmerksam gemacht, daß Pola als Vertreter der reinen, absoluten Humanität nicht für seine Idee, sondern als Opfer für den Freund fällt, obgleich doch der Dichter von dcm Maltheser sagt, daß bei ihm das ganze Geschlecht an die Stelle des Individuums trete und er fest und beharrlich seinen kosmopolitischen Gang gehen solle. Mit allen Hörer inimer aus'S Neue zn Ne' den Gefilden hoher Ahnen zieht. Icbcrdies kann eine temperamentvolle, den Intentionen deS Dichters in Allein entsprechende Aufführung des gewaltigen Dramas viel dazu beitragen, die Zwiespältigkeit des Werkes über sehen zu lassen und eine Gesnmnitwirkung von höchstem künstleri schen Reiz hervorzumsen, wie das gestem wieder der Fall war. Die Hauptrollen der Tragödie waren sanimt und sonders wie früher besetzt, ihre Träger stützten erheblich das Interesse an den stürmisch bewegten Vorgängen der fünf, siir einen Theaterabend fast zu bedeutsamen und umfangreichen Akte. Namentlich Herr stet« wieder deshalb io trefflich, weil ihrer Persönlichkeit weibliche Vornehmheit und Milde in überraschend hohem Maße eigen sind und sic die rein lyrischen Linie» der zarten Figur in kaum zn überbietender Weise duftig nachznzeichne» versteht. HerrWicckc Die Kölner Blnmenspiele. Köln, 8. Mas. Abermals ist die Feier der Kvlner Bluincnsp iele, die von ihrem Gründer, Hosrath Tr. Fastenrath-Köln. mit ebenso viel Talent wie Opferwilligkeit in's Leven gemfen wurde, fröhlich und glanzvoll vor sich gegangen. Lange vor Beginn des Festes hatte eine nach Tausenden zählende, der besten Gesellschaft angehörige Menge die weiten, geschmackvoll dekorirten Räume des Gürzenich bis auf den letzten Platz gefüllt. Jede Dame war beim Eintritt mit einem Blumenstrauß beschenkt worden und das Parquet mlt den reichen Frühlingstoiletten der Damen glich einem riesigen Blumenbeet. Den reizendsten Anblick aber bot die Tribüne, auf deren oberstem Absatz sich der in Purpnrsammet und Gold schimmernd« Thron der Blumenkönigin befand, gekrönt mit der Rosenkrone und geziert mit der von der Stadt Barcelona gestifteten Ehreiffchleifc in den kölnischen und spanischen Farben, lim diesen standen die bluinengeschniückten Stühle der 26 Hofdame» der Königin de- poesievollen Festes. war ein Carlos von freier, stolzer Noblesse und einer zwar weniger feurigen, als gemäßigten Leidenschaft, aber von jener verklärenden! Kraft und Frische seiner Poesieerfüllten Gestaltungsgabc, die selbst j den oder jenen allzu ausgeklügelten Zug bei der Ausarbeitung j seiner Rollen gern übersehen läßt. Von den umfangreichen Neben partien war nur die der Prinzessin Eboli mit Frl. Richard neu besetzt, die durch manches pikant erdachte Detail überraschte und auch nach Kräften bemüht war. den überhitzten Ton zu treffen, auf den die schwierige Nolle gestimmt ist. Dem Ganzen fehlten aber die brennenden Farben einer heimlich lodernden, plötzlich ge waltsam hervorbrechenoe» Leidenschaft, ja manche Wendung blieb geradezu äußerlich. Schmerzlich vermißte inan wieder an der strebsamen Künstlerin den eigentlichen Klangzanber eines rein ge stimmten Organs, das bei Frl. Richard im Legato wie ini Affekt nur zu leicht einen heiseren Beiklang erbält. — Das Zusammempiel war von dem sichtlichen Bestreben getragen, dem beschwingten Jmvulse der Tragödie allenthalben Rechnung zu tragen. Las Publikum ließ sich gern und rasch von der machtvollen Größe der Dichtung gefangen nehmen und unterbrach deS Oefteren das Spiel mit rauschendem Applaus. Vk. Ein weihevolles Orgelst'iel leitete die Feier würdig ein, woraui Hosrath Fastenrath in geistvollen Worten der Bedeutung des Festes gedachte. Gewiß ist die veredelnde und geistig anregende Wirkung solcher friedlicher, idealer Wettkämpfe nicht zu untci schätzen. Dhut doch gerade in unserer materiell realistischen Zeit solch' eine Hinleitung auf ideale Bestrebungen doppelt notli Zunächst wurden noch eine Anzahl Begrüßnngstelegramme vor geleien. unter denen hier nur diejenigen des greisen Großherzogs von Sachsen-Weimar, der an der Theilnahnic verhinderten Blumen köniqin Prinzeß Victoria von Schaumbnrg-Livpe und des Ober Präsidenten der Rheinprovinz v. Hasse erwähnt seien. Hierauf betrat, unter den Kläirgen einer Becthoven'schen Komposition, geleitet vom Stifter der Spiele und gefolgt von ihren Hoffränleins, die schöne Vertreterin der Blumenkönigin, eine Tochter des alt rheinischen Grafcnhauses Fürslcnberg, die Tribüne und nahm mit Anmuth und Würde den -phron ein, während die festlich gekleidete Mädcbenschaar sich auf den blumenüberdachten Stühlen um sic her gruppirte. ein reizender und poetisch-schöner Anblick. Sehr stimmungs voll wirkte auch das Harfciffviel dreier weißgekleideter Mädchen, die auf goldenen, blnmengezierten Harfen eine Komposition des Prinzen Ferdinand von Bayern spielten. Es folgte nun durch Frhrii. v- Perfall die Verkündigung der preisgekrönten Dichtungen, die jedoch wegen Mangels an Zeit Mir theilweise zum Vortrage gelangen konnten, ' ' ' Preise durch die lebhaft bcg Blumenkönigin. Der erste „ denr Liede „In der Stille" von Emil Kaiser-Köln zu, eine goldene Lotosblume, gestiftet von der Prinzessin Victoria von Schaumburg Lippe. Die lvrischen Dichtungen wurden von Herr» Ernst Scheerenberg sehr wirkungsvoll voraetragen. Die Pausen zwischen der Verkündigung der Preise für die besten Dichtungen wurden entivrechend durch Musik ausgefüllt. Der erste Preis für religiöse Dichtung siel Fräulein Stephanie v. Goslar aus Düsseldorf zu r die Dichtung: „Weihnachten", ein weiterer Herrn Dr. Rudolf ^reSber-Berlin für das Gedicht: „Dein Unbekannten". — Unter den patriotischen Dichtungen konnte nur eins: „Ein Wiedersehen" von Maximilian Böttcher-Berlin preisgekrönt werden. Sic wurde von dem Oberregisscur Dalmonico ergreifend vorgctraaen. Die Preise für die besten Novel letten wurden den Dichtungen „Schwesterchen" von Emma Velv-Berlin und „Serenade" von
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