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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188507193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850719
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-19
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.07.1885
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rMgerAyej^ M Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brach. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu» Braun in Freiberg. 38. Jahrgang. Sonntag, de» 1S. Inti. ! Erscheint jcdm Wochentag Abends '/,7 Uhr für den .Ho I. andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., zweimonatlich 1 M. 50 Pf. und cinmonatlich 75 Pf. Inserate werden bis Bormittag l 1 Uhr angenom- a FH UHM» men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 FHFH»^ odä deren Raum 15 Pf. W Die Woche. Mit Rücksicht auf die Mehrzahl der deutschen öundesfürsten hat sich die preußische Regierung zwar zu- lächst mit dem lediglich gegen die Person des Herzogs von lumberland gerichteten Beschluß deS deutschenDundesrathes ufrieden gegeben; wer aber die Zähigkeit des deutschen keiHskanzlcrS kennt, der zweifelt nicht, daß die definitive lusMeßung des alten Welfenhauses von der Thronfolge n Braunschweig das unverrückbare Ziel bleibt, das er zu jeeigneter Zeit zu erreichen fest entschlossen ist. Neben »ein deutschen steht hierbei auch ein eminent preußisches In kreise in Frage, denn nach dem, was geschehen ist, kann zwischen dem Hause Hohenzollern und dem welfischen Präten- kntenthum von keinem Ausgleich mehr die Rede sein. Das doch auf den Herzog von Cumberland, welches der Bürger- ovrsteher Winkelmann in Hannover am Dienstag bei dem Schützen-Festmahl in Gegenwart der Spitzen der preußi- wen Behörden auszubringen wagte, zeigte deutlich genug, wie wenig entmuthigt die welftsche Agitation durch die kundesrathsentscheiduna über die braunschweigische Erb folge ist. Die Welsensreunde halten vielmehr die Hoff nung ausrecht, daß dereinst doch der Sohn des Herzogs von Cumberland in Braunschweig zur Negierung gelangen wird, wenn er nur die offenkundigen Fehler vermeidet, die zur Lusfchlicßung seines Vaters geführt haben. Daran knüpft »ich gleichzeitig vielfach die weitere Hoffnung, irgendwie und Irgendwann von Braunschweig aus einen großen Theil der letzt preußischen Provinz Hannover für den Erben des Welfenhauses zurückzugewinnen. Die Frage ist nun: wird Preußen jemals derartigen Wünschen minder ablehnend als letzt gegenüberstehen, oder bei Zeiten dem vorbauen, daß durch eine mit schlauer Berechnung aufgeführte Komödie die Wirksamkeit des Bundesrathsbeschlusses vereitelt werde, kn dieser Richtung hat in diesen Tagen ein Artikel der offiziösen „Nordd. Allg. Ztg." einen Fingerzeig gegeben, der wohl beachtet zu werden verdient. Das bekannte Organ Des Fürsten Bismarck enthüllte einen angeblichen Plan der Fraktion Windthorst, der darauf hinausläuft, mit Hilfe der Kesuiten einem Welfen zu dem Herzogsthron in Braunschweig Hu verhelfen und dann mit dem letzteren Staate den öst- Mchen Theil Hannovers zu verbinden. Die „Nordd. Allg. mtg" erklärt aber ausdrücklich, jedes andere Fürstenhaus «i eher in Braunschweig möglich als das der Welsen, Hwelche immer Prätendenten auf Hannover bleiben und in Diesem Sinne die Bundesgenossen jedes Feindes der Preußi- Hchcn Monarchie im In- und Auslande sein würden. Für Hie „Germania" und deren Leiter mögen derartige Herzoge Hon Braunschweig nützliche Bundesgenossen für ihre End ziele sein, für das Deutsche Reich und für Preußen aber Hleiben sie unannehmbar." Daß das offiziöse Blatt mit Dieser Auslassung die an maßgebender Stelle herrschende Meinung kundgiebt, läßt sich kaum bezweifeln. Unser Kaiser hat seine Kur im Bade Ems glücklich be- »ndet und ist unverkennbar erfrischt und gekräftigt erst zu Mem Besuch der Kaiserin nach Koblenz und dann nach der knsel Mainau abgereist, wo er kurze Zeit in der Mitte der Proßherzoglich Baden'schen Familie verweilen wird. Von Dort geht der Kaiser nach Gastein, das sich für ihn stets Dls Jungbrunnen bewährte. Diesmal will sich kurz vor Der Abreise deS deutschen Kaisers von dort der österreichische Monarch in Gastein einfinden, um seinem greisen Gast die Mühe einer Fahrt nach Ischl zu ersparen. Die angeblich Deplant gewesene Begegnung beider Monarchen mit dem russischen Zaren soll aufgegeben sein. Seitdem das Kabinet »ladstone in London durch den Marquis Salisbury ver drängt worden ist, argwöhnt man in Petersburg das Be- Dorstehen einer Annäherung zwischen Deutschland und Eng- pnd und aiebt wieder große Sympathien für Frankreich kund. Po viel steht wenigstens fest, daß die deutsche Regierung Dilles vermeiden wird, was dem deutschfreundlichen neuen Mischen Ministerium Schwierigkeiten bereiten könnte. So Hird jetzt als Nachfolger des zurüctberufencn Generalkonsuls in Hanzibar, Rohlfs, der bisherige deutsche Konsul in Kanton, Hravers, genannt, der sich stets mit den Engländern freund- Dch zu stellen wußte. Derselbe wird hoffentlich den Sultan Ion Zanzibar, der thatsächlich seine Truppen in das deutsche Utafnkanische Gebiet Usagara einrücken ließ, ohne eine für He in Zanzibar bisher so gut gelittenen deutschen Kaufleute Wchst nachtheilige Flottendemonstration, zum Rückzüge zu kwegen wissen. D In österreichischen Blättern war kürzlich eine Neugestaltung der wirthschastlichen Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland als ziemlich nahe be vorstehend hingestellt worden. Nach Ansicht der „Politischen Korrespondenz" befindet sich aber die ganze Angelegenheit gegenwärtig noch in einem durchaus primitiven Stadium. Die beiden Regierungen, die zisleithanische sowohl wie die ungarische, haben ihre Aufmerksamkeit vorwiegend den zwischen den beiden Reichshälften schwebenden zollpolitischen und anderen Volks- und staatswirthschastlichen Fragen zu gewendet und die Frage der Abwehrmaßregeln wider das neue deutsche Zollgesetz noch gänzlich unbeachtet gelassen. Daß die offizielle Erörterung der zollpolitischen Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn sich noch in den ersten Anfängen befindet, geht schon daraus hervor, daß das Wiener Auswärtige Amt, welches selbstverständlich die Verhandlungen mit Deutschland leiten müßte, noch keine Veranlassung genommen hat, irgend einen Schritt in dieser Sache zu thun. — Am vergangenen Montag verursachte in Trebitsch in Mähren die Verhaftung zweier Sozialisten einen ziemlich ernsten Arbeitertumult, der erst durch die Herbeiholung von Truppen aus Jglau beschwichtigt wurde. Das in Rom vielfach verbreitete Gerücht von der Zu rückziehung der italienischen Truppen aus Massauah wird von den Organen des Ministers Depretis als lächer lich bezeichnet. Die Regierungsblätter versichern, daß die Sterblichkeit unter den am Rothen Meere stationirten Truppen geringer wie in Rom sei, da bisher von 4000 Mann nur l3 starben. Depretis ist nach wie vor ent schlossen, die Kolonialpolitik Mancinis unverändert fort zusetzen. Um einen neuen Schlag gegen die Liberalen Belgiens zu führen, brachte das belgische ultramontane Ministerium m der Kammer ein neues Wahlgesetz zur Vertheilung, welches die Zahl der ländlichen Wähler wesentlich ver mehrt, die dem Einfluß der Geistlichkeit unmittelbar unter worfen sind. Die dagegen in liberalen Kreisen geäußerten ernste» Bedenken veranlaßten aber den belgischen Monarchen, von dem Kabinet einen Aufschub und die Umarbeitung der Vorlage zu verlangen. Anläßlich des am 14. d. M., dem Tage der Erstür mung der Bastille, in Paris gefeierten großen fran zösischen Nationalfestes richtet die „Rvpublique fran<;aise" an alle Freunde der gegenwärtigen Regierung eine ernste Mahnung zur Einigkeit. Nicht daß der Republik von ihren unversöhnlichen Feinden eine ernstliche Gefahr drohe; wenn eine solche bestehe, so könne sie nur von den Republikanern selbst, ihren Spaltungen, nutzlosen und ungerechtfertigten Kämpfen unter einander herrühren. Die Republik habe den Beweis zu liefern, daß sie im Stande ist, alle Hoffnungen zu erfüllen, das Werk der Reform, welches ihre Existenz- Bedingung bildet, fortzusetzen und allen Bürgern volle Freiheit und gänzliche Sicherheit zu schaffen. Leider ist aber das jetzige Ministerium Brisson nicht von dem deutsch freundlichen Geiste beseelt, der dessen Vorgänger Ferry auszeichnete. Das im Uebrigen friedlich und farblos ver laufene Nationalfcst blieb nicht frei von deutschfeindlichen Kundgebungen vor dem Denkmal der Stadt Straßburg und bei der Enthüllung der Statue des Dichters Bvranger. Bei der letzteren Gelegenheit riefen die beiden Redner Spuller und Audebrand die Erinnerung an Elsaß-Lothringen in taktloser Weise wach und die deutschfeindlichen Volksdichter Döroulvde und Sieberer erhitzten mit ihrer Revanche-Poesie die Gemüther nur noch mehr. Das vorige englische Marineministerium des Kabinets Gladstone scheint nicht die beste Wirthschaft geführt zu haben, da der jetzige Schatzkanzler Hicks-Beach Beschuldi gungen gegen den damaligen Lord der Admiralität North- drook richtete, welche diesen zwangen, selbst die Einleitung einer parlamentarischen Untersuchung zu fordern. Im Parlament wurde auch die Einleitung einer gerichtlichen Untersuchung wider die „Pall-Mall-Gazette" angeregt, welche durch die Veröffentlichung der Artikel über den „Jungfrauen-Tribut im modernen Babylon" großes Aergerniß > gegeben hat. Regierungsseitig erklärte man aber eine weitere ! Aufrührung dieser Angelegenheit als nicht rathsam. Im Unterhause hat der Minister für Indien, Lord Churchill, das Gerücht von dem Vormarsch der Russen auf Zulfikar eher bestätigt als bestritten, und seitdem liegen neue tele graphische Meldungen aus Teheran vor, welche sehr be denkliche Truppenbewegungen von russischer wie von afgha nischer Seite signalisiren. Die Stimmung ist deshalb in England eine sehr besorgte. Es steht fest, daß die in Zentralasien stehenden russi schen Truppen das persische Gebiet behandeln, als ob es zu Rußland gehörte und daß die fortwährend vom Hspischen Meere eintreffenden russischen Verstärkungen die Afghanen immer mißtrauischer machen. An der Grenze glaubt man, daß der russische Befehlshaber der Vorhut, Alikharoff, falsche Dinge nach Petersburg berichte und wider Willen des Zaren den Krieg gewaltsam herbeizuführen suche. Die Befestigung von Herat macht aber unter Leitung englischer Osfiziere solche Fortschritte, daß wenn die Russen im Sep tember nach dort vorrücken, sie Herat von 15000 ms 20000 Mann Truppen, mit Hinterladern bewaffnet und mit schwerer Artillerie versehen, wohl vertheidigt finden werden. Tagesschau. Freiberg, den 18. Juli. Bei der Ankunft des deutschen Kaisers in Konstanz wurde derselbe gestern früh am Bahnhofe von dem Groß- herzoglich Badenschen Paare und von den Spitzen der Be hörden empfangen. Vom Bahnhofe bis zum Hafen bildete die gcsammte Schuljugend Spalier und eine vieltausendköpfige Menge begrüßte den Kaiser mit endlosen Hochrufen. Auf dem Oberdeck deS reichbewimpelten Dampfbootes stehend, fuhr der Kaiser unter den abermaligen Ovationen der zahllosen Menschen menge um 8 Uhr 30 Min. nach der Mainau ab, wo bereits um 9 Uhr gelandet wurde. So weit bis jetzt bekannt, ver bleibt der Kaiser dort bis Montag Nachmittag und reist dann nach Gastein weiter. — Der deutsche Reichskanzler fühlt sich jetzt in Varzin, das er im vorigen Jahre wegen baulicher Veränderungen nicht besuchen konnte, sehr wohl und denkt vorläufig nicht daran, diesen Landaufenthalt zu verlassen. Zwischen Varzin und Berlin ist ein regelmäßiger Kourierdienst eingerichtet. Täglich reist ein Bote mit Schriftstücken des Berliner Auswärtigen Amtes nach Varzin. Auch der tele graphische Verkehr zwischen der Reichshauptstadt und dem augenblicklichen Aufenthaltsorte des Reichskanzlers ist ein sehr reger. Mit großer Aufmerksamkeit soll von dem Reichskanzler die Entwickelung der Paderborner Angelegenheit beobachtet werden, weil der Erlaß des Bischofs Drobe jetzt der römischen Kurie zur Prüfung vorliegt. Sowohl das Berliner klerikale Blatt „Germania" wie der „Moniteur de Rome" erwarten eine baldige Entscheidung im Sinne der Zurückziehung des Paderborner Erlasses. In den letzten Tagen soll auch der Bischof von Trier, Korum, über diese Frage mit dem Bischof von Münster lonferirt haben. Der Streik der Berliner Maurer hat nun auch ein Menschen leben gekostet, nachdem er nun seit so vielen Wochen dem Volks wohlstand schon so tiefe Wunden geschlagen hat. Nach und nach sind durch den Streik ungefähr 80 000 Arbeiter außer Brot gesetzt worden, weil die Stockung sich in dem gesammten Baugewerk und seinen Hilsszweigen geltend machte. Bei einem Renkontre, das vorgestern Abend zwischen den streikenden und den weiter arbeitenden Gesellen stattfand, erlitt das Kom missionsmitglied der streikenden Maurer Fasse! so schwere Ver letzungen, daß er nach dem Krankenhause geschafft werden mußte, wo er verstarb. In der Versammlung der Streikenden, die gestern in Kellers großem Saal stattfand, wurde darüber Folgendes mitgetheilt: Auf einem Bau in der Straußberger straße sei bei einem Renkontre zwischen arbeitenden und strei kenden Gesellen der Maurer Fasse! aus Schönerwalde von zwei arbeitenden Gesellen verfolgt und in der Pallisadenstraße zwischen Lichtenberger- und Landsbergerstraße mit solcher Ge walt die Treppe eines Budikerkellers hmabgeworfen worden, daß er im städtischen Krankenhause den Verletzungen erlegen ist Nachdem die Verhandlungen zwischen der österreichischen Regierung und der Direktion der Nordbahn beendet sind, beschloß die letztere, in der zweiten Hälfte des Monats August eine außerordentliche Generalversammlung einzuberufen, welcher der Antrag auf Annahme des vom österreichischen Reichsrath abgeänderten Uebereinkommens vorgelegt wird. — Wiener Blätter melden, daß auch Heuer Ende des Sommers eine Zu sammenkunft zwischen dem österreichischen Minister Grafen Kalnoky und dem deutschen Reichskanzler, Fürsten Bismarck, stattfindcn wird. Der Ort und der Tag der Zusammenkunft sind vorläufig noch nicht vereinbart. Neben den Gegenständen, welche sich aus dem Allianz-Verhältnisse der beiden Reiche ergeben, werden diesmal auch die wirthschaftlicheu Beziehungen Oesterreich-Ungarns und Deutschlands den Gegenstand der Besprechungen bilden. — Die am Donnerstag begonnene Prozeßverhandlung über die Brünner Arbeitsunruhen ist bisher ohne bemerkenswerthen Zwischenfall verlaufen.
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