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Dresdner Nachrichten : 19.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190001190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19000119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-01
- Tag1900-01-19
- Monat1900-01
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- Dresdner Nachrichten : 19.01.1900
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Sakl»rmmtr, t a. «r. »0°, ' psplv-rsbrL-Lrzer kvlsr-Sro-ioluuttUwls Svv LS!">. c.« > p»rt«rr« »«««,»«»«»««» «»««» »^»»rnIlnrHar««!» vr«oU-,Svl»r«N». ».«»»>»>« >» A«I>n>>>»»i»»ur«n, »»»AnSnmpnptnr«, e«av«mt» UN» ^ p»». »«IS«», nnä e»<tt,,»,>>rn« »U,r rorm»t» « »,» NoUsi», «ovis »Ilor io äs» I'aeii »iusciiinusuckor Irtilsl. »«IrxaiUwttspostmi. — SiMznt» k'relLS. — Pri»i>pt«i» L»<U»ilui>x. K MedsrÄ Ililv, siiMrreilliluillliiiiz H Lürgsi str. 44 vre8äSL-kiv80deL Lürxerstr. 44 ^ !» Lnllkdws von Ininvi'atva »nll 4I»annvmvat!, für «iw Z L „VrosÄilvr ^»vl»r!vl>tv»". ÜMll!m1ölirüst (L6vlkL8iLn!vn-Lxti'Lvy 'l ^ r» bissel»« 7S »k. < ZLv»«k1i»8t«upA»8tvr L 50 kL « vol'r^ZUl.de, ruvcrlüssiev -littel rur L-inäenurz uv«1 vo^eitizune äse Lvucd- ^ ^ duüwnij. V'-r-rawlt n^elr »us^vLNs. krvzpe^to j- L. Holktpowsks, kWMllk.!! Mrr^V^rKr^«rri^'«'iVr?rrS8KS»r^.^rr'W»AAM»^MS^-. i vvrsävkLltvr verbosssrtvr lioo^tnilitia» ««8«» >ui»«Ien null «oklvelito , Iivsulläsrs für Ledulkincior uml all», vslclis r-iok eino seklnlls Wrpc-r- Imltuox llllLvirüIint Imbou. ferli§f >>rei8»ortli Varl Vvllä8vkued, 8ttuve8li'288e II. Nr. 17. Kpienel: reußische Etatsberathung. Husnachrichtcn. Landtaüsverlmndlunqen. Apollo - Theater, Gerichtsverhandlungen. „Ter Richter von Zalainea". Liegni«;er Gattcnmordvro;eh. hl. Witterung: Aicdcrschläge. Freitag, IS. Januar 1WS. kür äie HouLts felil'iisr M «irr vsräso Lerv88de8telluoxso aut <lis „vresäoer Hiehrlchteo" für vre»«Ie» uocl cils Vororts VIa»e»l1r, »laaea unä L-öbta» bsl clsr ÜLllpt-VssokSttsstollo, klsrieoslrssse SS, uml allen ^sbsll-Lollstullsstelloll rum krolss von L ^Llr. , für aosvärls bei üon Laiserliodon ?ostsn8taltso im Lsutseben llsiodsMdtot« ru I »It. 84 »kx., ln Oesterrvleb - HoZÄNr ru > 0«I4e» SV »» vmvri> LNLvuowiusm Zur Etatsberathnng im prensrischen Abqeordneten- hause. „Die Gründe der Regierung kenne ich nicht, aber ich muh sie mißbilligen!" Wer allezeit den Ruhm genießen will, ein echter, unentwegter Lvpositionsmann zu bleiben und vor der Gefahr, aus den Gleisen der reinen Negation zu gerathcn, gefeit zu sein, der braucht sich immerdar nur nach diesen, Ausspruch zu richten und nach ihm tseinc Kritik zu gestalten. Kein anderer Politiker in Deutschland kennt besser den Werth dieser Schablone als Eugen Richter: die Unfehlbarkeit und Sicherheit seines politischen Ilrtheils beruhen zum guten Thcile darauf, daß er cs meisterhaft versteht, von dieser Schablone immer wieder Gebrauch zu machen. Getreu jenen Worten, die vor einem halben Jahrhundert in unserer sächsischen Zweiten Kammer gesprochen worden sind, hat der große Fortschrittsmann im preußischen Abgcordnetenhause bei der Generaldebatte über den Etat die beiden neuen preußischen Minister, den Kultusminister und den Minister des Innern, mit der Erklärung willkommen geheißen, daß er sic zwar noch nicht kennt, aber ihnen von vornherein sein volles Mißtraue» bekunden muß. „Wir haben jetzt zwei neue Herren bekommen in zwei Ressorts. Ich bin natürlich weit davon entfernt, ihnen besonderes Vertrauen cntgegenzubringen." Es gereicht den beiden neuen Ministern zur Empfehlung, daß sie dem Abg. Eugen Richter keinen Anlaß gegeben haben, sich in seinem Mißtrauen enttäuscht zu sehen. Ter Kultusminister Dr. Stndt wie sein Kollege Freiherr v. Rheinbabcn haben in ihren parla mentarischen Antrittsreden ihren programmatischen Standpunkt in der Polenpolitik dargelegt und dabei den Beifall der nationalen Mehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses geerntet. Ter Nach folger deS Freiherrn v. d. Recke trug sogar einen oratorischcn Erfolg davon, wie er einem Rcgierungsvertreter in« preußischen Ab geordnetenhause seit Langem nicht mehr beschicken gewesen ist. Freiherr ». Rheinbaben schloß seine Rede mit den Worten: „Wir iverden unsererseits auf der Warte stehen, nn, in den polnischen Laiwestheilen das Deutschthum in seiner Position zu erhalte» und zu stärken, und wir werden nicht zuschauen, wie gewisse Elriiicutc aus den Katakomben geholt werden, um den Thron der Cäsaren zu zertrümmern." Um diese Worte verstehen zu können, und die darin enthaltene kraftvolle Zurückweisung der großpolnischen Macht bestrebungen zu würdigen, muß an die Rede erinnert werden, die etwa vor einem Vierteljahre der Führer der sog. polnischen Hof- vartei, Herr v. Kosciclski, aus einer polnischen Heerschau in Wittkowo gehalten hat. Er schilderte das Unrecht, das die Polen angeblich täglich verfolge, die „Vergewaltigungen", denen sie fort während ausgesetzt sein sollen, und erzählte dann eine rührsame Geschichte, in oer die Polen als Söhne einer unterdrückten Nation dm Deutschen» als ihren Unterdrückern, gegenübergestellt werden. „Vor »n.nem geistigen Auge," sagte v. Koscielski, „erschien das Bild des einst mächtigen Roms und der weltbcherrschcnden Cäsaren und Derjenigen, welche sich winselnd, verfolgt und getreten zu deren Füßen im Staube wurden und ihr Leben in Höhlen und Katakomben fristeten. Dort wahnsinnige Ausbeutung der Macht und innere Verderbniß, während die geknechteten Christen und Märtyrer ihre heiligsten Ideale verbergen und nur im Geheimen kultivlren konnten. Da geschah das große Wunder: Die Cäsaren und ihre Throne fielen und die Bewohner der Katakomben traten die Weltherrschaft an. Auch wir Polen sind gezwungen, in Kata komben zu leben, auch uns wird die Zukunft gehören I" Herr v. KoS- cielSki hat hier daS heutige Preußen-Deutschland und scmc Herricher mit Rom und den Cäsaren und die Polen niit den in Katakomben lebenden christlichen Märtyrern verglichen und damit zugleich der Hoffnung Ausdruck geben wollen, daß Preußen-Deutschland und der Dhwn der Hobenzollem zu Falle kommen und Ms den Trümmern deS Reiche- sich die Zukunft der Polen ausbauen wird. solchen leisten, .... - Innern mit hinreichender Deutlichkeit erkennen. Die unglückselige Zeit des Laprivi-muS ist, so weit wenigstens die Polen dabei in Betracht kommen, ein für allemal vorüber. Erst heute zeigt es sich im ganzen rlmsanae, welche Verblendung dazu gehört hat, den Polen geaenülm eineVersöhnungspolitik elnzuschlagen I Herr v. Koscielski. denen innerster Herzenswunsch die Wiedererrichtung der Polen- __.aft aus den Trümmern des HohenzollernthroneS und des Ischen.Reiches bildet, aalt zu Caprivi's Zelten mit seiner für die festeste Stütze Ler Reglerunaspolifik: seine ver- «Isterung für die Marine trug chm den Beinamen: -a». er gehörte zu den Vertretern des Laprivi'schen Kreil«- und Hielte seM kn Per Berliner Hofgesellschaft eine so einflußreiche Rolle, daß er Aussicht hatte, Obervräsident in Posen zu werden. Herste ist Herr v. Koscielski in seiner wahren Statur erkannt, und Männer wie die neuen preußischen Minister Dr. Stndt und Freiherr v. Nheinbabc». die das großpolnische Demaaogen- thum und die Gefährlichkeit seiner hochverrätherischcn Ziele aus eigener Erfahrung kennen, werden dafür Sorge tragen, daß ein Riicksall in die Aera Caprivi-Koscielski nicht mehr möglich ist, in der cs für eine nationale Errungenschaft gepriesen wurde, daß die Polen in die glückliche Lage gebracht wurden, durch Bewilligung der Marincfordcrungen die Macht des Reiches zu stärken. Für die bevorstehende Flottenvorlage iverden die polnischen Reichs- tagsmitglieder sicherlich nicht stimmen: diese naturgemäße Stclluna- nahnie der Polen wird aber die deutschnationalen Interessen nicht mindern, sondern vielmehr fördern. Eugen Richter erklärte am Dienstag im preußischen Al>- aevrdnetenhansc im Hinblick ans seine zustiinincnde .Haltung zur Kanolvorlage: „Ich bin ja Regierungspartei, aber ich muß sagen, die Rolle wird immer schwerer!" Nach der Antrittsrede des Freiherr» v. Rheinbabcn wird das noch mehr der Fall sein; denn der neue Minister des Innern hat dem Führer der Opposition keine» Zweifel gelassen, daß er die konseguentc und energische Politik, die der Obewrasident v. Köller gegenüber den dänischen Agitationen in Nordschleswig versolgt. billigt und in den Gleisen echt deutschnationaler Politik zu verbleiben gedenkt. Eugen Richter wird cs wohl nach dem Verlaus der Etntsdcbatten wieder nusgeben, sich an der Majoritätsbildung für Regierungsvorlagen noch einmal zu betheiligen. Er kommt dabei nicht aus die Kosten. Vor Allem ist er bitter enttäuscht, daß sich der Kanaltonslilt nicht länger als der Alles beherrschende Fattor der innerpolitischen Lage aufrecht erhalten lassen will. Vergeblich erweisen sich alle seine Bc- Richtcr's. Opposition um jeden Preis und bei jeder Gelegenheit zu treiben, zu befolgen. Die Koinervativen haben bewiese», daß sic den Mnth besitzen, der Regierung mit Entschiedenheit die Wahrheit zu sagen, aber da sic nicht professionelle Oppositions- Politiker ä In Richter sein wollen und sein lvimcn, so lehnen sie vor der Hand ab. die Spannung, die zwischen ihnen und der Re gierung besteht, unnütz zu erweitern. Sw würde» damit ja nur den Absichten Derjenigen Rechnung trage», die den Kniialkoiislikt im eigenen Parteiinteresje auszubcutcn suche» und durch maßloic Hetzereien bemüht gewesen sind, dicicu Konflikt zu einem voll- ständigen Bruch der Regierung mit der Rechten zu erweitern und dadurch einen politischen Smtemwechsel in ihrem Sinne herbei zuführen. Fernschreib- imd Fernsprech-Berichte vom 18 Januar. * Berlin. Nach einem hier eingegangenen amtlichen Tele gramin aus London ist die Freigabe des Dampfers „BundcSrat h" erfolgt. * Paris. Tie Kammer nahm mit M gegen 74 Stimmen eine von dem Ministerpräsidenten Waldeck - Rousseau acccptirtc Tagesordnung an. »1 welcher die Haltung und die Erklärungen der Regierung hinsichtlich des Ausstandes in Saint-Eticnnc ge billigt werden. London. Das Krieg-laust erhielt eine Depesche des Generals Buller aus Spearmanseap bom l8. Januar, welche besagt: Eine Batterie Fcldartillerie. eine.Haubitzenbatterie und Lvttlcton'S Brigade überschreiten den Tugela bei Potgietcrsdriit. während die Stellung des Feindes von uns beschossen wird. Fünf Meilen auf wärts überschritt General Warren den Fluß am einer dä AardS langen Pontonbrücke und HM Abends mit seinen Truppen fünf Meilen vom Flusse vorgerückt zu sein. Vor Warren's rechtem Flügel ist der Feind einig »nt VerschanzungSarbeiten beschäftigt. DaS Kricgsaiist veröffentlicht ferner svlgeudcs heutige Telegramm des Generals Roberts aus Kapstadt: General Gatacre meldet: !M> Munn aller Waffengattungen sind von Bmchmaushoek nach Loverbera und die 7t. Feldbatterie mit einer Kompagnie berittener Infanterie von Sterkstroom nach Buschmcnishoek gegangen. Sonst keine Veränderung. Berlin. Reichstag. Das Haus ist sehr schwach besetzt. Ans der Tagesordnung steht der Etat des Neichs 1 ustizamts. Abg. Bass ermann (ist.) fragt an, wie eS mit einer Abänderung des Strafrechts betreffs der Strafmündigkeit und der Bestrafung von Personen unter 18 Jahren stehe. Man möge mit dieser Revision nicht warten bis zu einer Totalrevision des Strafrechts. Bis zu einem gewissen Aller müsse das Hauptgewicht aus die Er ziehung und nicht auf die Strafe gelegt werden. Weiter bittet er um endliche Einbringung einer Vorlage betreffs Berufung in Strafsachen, und zwar am Besten mit Vernfiingskainmcrn bei den Landgerichten, nicht bei den Oberlandcsgcrichten. Auch empfehle er behufs Beibehaltung eines Fünfrichtcr-Kollegiunls sowohl in erster Linie, als auch in der Berufungsinstanz die Heranziehung von Laien. Wie stehe es ferner »nt den Vorarbeiten für den Schutz der Bauarbeiter ? Endlich plaidirt Redner für selbstständige kaufmännische Schiedsgerichte. Staatssekretär Nieberding er widert, bezüglich der Bestrafung jugendlicher Personen habe das Justizamt schon vorbereitende Arbeiten veranlaßt und Gutachten eingefordert: die Rückäußcrungen seien aber noch ausständig. Jedenfalls sei die Sache so wichtig, daß sie selbstständig gelöst und nicht auf eine Totalrevision des Strafrechts gewartet werden sollte. Was die Berufung anlange, so sei der Reichstag zur Zeit noch mit einem bezüglichen Antrag beschäftigt. Sollte vre Regierung mit den betreffenden Beschlüsse» nicht einverstanden sein, so würde sie sich dem nicht entziehen, selbst wieder an diese Frage heran- )utreten. Betreffs deS «chutzes der Bauhandwcrker liege ein neuer Entwurf bereits vor, doch sei zu diesem noch nicht cndailtig Stellung genommen worden. Was endlich die kaufmännischen Schiedsgerichte anlange. so liege die Leitung dieser Frage in den Händen oer Handels- und Gewerbevcrwaltung. aber nicht bei dem Reichsjustizamt. Abg. Roeren (Centr.) schließt sich den Aus führungen Bassermann's auch hinsichtlich der Entschädigung unschuldig erlittener Untersuchungshaft an und wendet sich gegen einen Artikel eines Leipziger Blattes, in welchem «in dortlgerPro. or die Verhandlungen deS Reichstags über die bedingte Ver heilung äußerst abfällig beurthellt habe. Redner selbst tritt «kn, nicht den, administrativen Verfahren, wie das jetzt eise zugelassen ^ei. sondern dem urtheilenoen Richter d> „Vorwärts", der dem Sachs. OberlandeSgericht zu Dresden nach sagte, daß cs die Sozialdemokraten als Personen minderen Rechts behandle. Aus erhobene Anklage sei der Berliner Redakteur vom Landgericht sreigcivrochen worden. An anderen Orten, wo der Artikel nachgcdruckt worden ist. seien Verurtheilungen erfolgt. Das Berliner Gericht habe den Beweis als geführt angesehen, daß das Dresdner OberlandeSgericht so verfahren sei. wieder „Vorwärts" cs behaupte: habe. Was veranlasse das snr bedenkliche Folgerungen, wenn ein Ge richt so über andere Gerichte urtheile. Redner bestreitet sodann daß die Auffassung des Berliner Landgerichts begründet sei. Prä sident Gras Ballestrem: Ich halte es für das Recht jedes Abgeordneten, richterliche Nrtherle innerhalb gewisser Grenzen zu kritischen. Diese Grenzen finde ich darin, daß erstens diese Kriti! durchaus objektiv bleibt und niemals die bon-c üäss der Richte: anzwcifelt, zweitens darin, daß die Kritik in solchen Ausdrücken sich bewegt, welche der hohen Achtung, die wir den deutschen Richtern und den von ihnen gestillten Erkenntiiissen schuldig sind. (Beifall) nicht zu nahe tritt. Das sind die Grundsätze, nach denen ich eine Kritik gestatten werde. Abg. Fischer-Sachsen (Soz.) hält dem Abg. Ocrtel vor. die Urtheile des Dresdner Obcrlandes- gcrichts gar nicht zu kennen, und sucht an einzelnen Fällen de:- iclben darzulegen, wie in der That jenes Gericht die Sozialdemo kraten als mnidcren Rechts behandle und ihnen als nicht gestattet anrcchne. was Anderen gestattet iei. Die Sozialdemokratie nehme solche Nadelstiche ruhig hin und gehe über diele zur Tagesordnung über, aber ihre Pflicht und die des Reichstags lei cs, die Recht sprechung zu überwachen. Namentlich sei in Sachsen jede Ver breitung einer Flngschrift, selbst zu Wahlzeiten, für die Sozialdemo kraten unmöglich. Er möchte wissen, wie sich dazu der Staats sekretär stelle angesichts seiner früheren Erklärung hierüber. Und was bestrafe man nicht Alles als groben Unfug. Ein Vater lei deshalb bestraft worden, weil er am Grabe des Sohnes gerufen habe „Auf Nimmerwiedersehen!" und so öffentlich die Unsterblich keit der Seele geleugnet babe, ein Anderer, weil er an einem Leichenzug theilnahm ohne schwarzen Rock und Hut. Er frage den Staatssekretär, wie derselbe sich zu so ungerechten Gesctzes- auslcgimgen zu stellen gedenke, um eine Erschütterung des Ansehens der Gerichte zu verhindern. Staatssekretär Nieberding: Vor redner berufe sich ans eine Erklärung von chm vom Jahre 1891. Ich vertrete diese Erklärung noch heute, bleibe also daber, daß die Vertheilnng von Flugblättern und Wahlzetteln an sich nichts Ltraibarcs ist: mir sind auch keine sächsischen Urtheile bekannt, die dazu im Widerspruch stünden. In dem Einzelfalle liegt das Strafbare offenbar stets in konkurrirenden Nebcnumständcn; ich gebe aber zu, daß einzelne Gerichte bei Beurtheiluna dieser kon- tinlirenden Ncbcnumstände über den Rahmen des nach dem Gesetze Strafbaren lnnausgchcn. Auch die Auslegung der Bestimmung über den groben Unfug ist nicht blos in Sachsen, sondern auch sonst in Deutschland nicht überall eine befriedigende. Ich bedaure das. finde es aber erklärlich gegenüber der nicht genügend präzisen Abfassung des Paragraphen. Wir iverden dem Gegenstände unsere ernste Aufmerk samkeit zuwcnde»: jedenfalls erkenne ich das liebet an, und wir werden bemüht fern, bei gegebener Gelegenheit demselben durch Schaffung einer präziseren Fassung abzuhelfen. Abg. Müller- Meiningen lfrcis.) freut sich, daß der Aba. Roeren dem prosrssoralcn Hochmnth in der Frage der bedingten Vcrnrtheilung die verdiente Abfertigung habe zu Theil werden lassen, und bittet dann den Staatssekretär, nicht das Verlcgerrecht mit dem Urheberrecht zu veranickcn, anderensalls würden alle Hoffnungen schwinden, welche die Autoren an das Urheberrecht knüpften. Bei dem BcrlagSrcch bittet er namentlich auch, indem er aus das Komvonistenclcnd hinwcist. die Komponisten gegen widerrechtliches Verlegen zu schützen. Die ganze Materie des Verlagsrechts sei lo schwieria. daß aus Hinzuziehung Sachverständiger rn großem Umfange ge drungcn werden müßte. Redner bemängelt endlich verschiedene Aussührilngsbestiimiunigen zum Bürgerlichen Gcictzbuchc und den Ncbengesetzen (Eivilprvzeßordnung :c.) in Hamburg und namentlich in Mecklenburg, wo Grundbesitzern lediglich auf Grund ihrer Privatrcchtstitcl eine Reihe öffentlicher behördlicher Funktionen übertragen würde. Staatssekretär Niebcrding: Der Entwurf des Urheberrechts werde voraussichtlich noch einmal der öffentlichen Kritik niiterbreitet werden. Eine Verquickung von Urheber- und Verlagsrecht sei nicht beabsichtigt. Es sei auch nicht richtig, dap sich etwa ein mächtiger Einfluß der Verleger geltend gemacht habe Das sei nickt versucht worden, und der Versuch würde auch keine Stätte bei den Verbündeten Regierungen gefunden haben. Dic vom Vorredner bemängelte Bestffnmung über ein AuSführunasgcseff zur Civilvrvzcßordnung. betr. die stenographischen Protokolle bc: den Jnstizämtcrn habe er gekannt, cs habe aber kein Grund vm gelegen, dieselben zu beanstanden. Das Recht der mecklenburgische: Regierung, die in Betracht kommciiden öffentlichen Funttioneu auch anderen als richterlichen Behörden zu übertragen, sei nicht zu bestreiten: cs stehe dies ausdrücklich im Einsuhrungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch. (Hört, hört!) Abg. p. Ezarliuski (Pole) beklagt sich über die Rechtsprechung gegen die Polen Aba. Bcckh Ureis. VolkSp.) beleuchtet Mängel nn Zustellungsweici-. wünscht Einführung der Berufung in Straffachen mit Berufung: tammern bei den Oberlandcsgerichtcn, aber nicht bei den Land acrichten, verlangt weiter für die bedingte Verurthcilung die Zu ständigkeit des Richters und nicht der Verwaltung und fordert cnd unschuldig erlittene Untersuchungshaft > kritisirt die lächsische Rechtsprechung . Sache, sondern »ach der Person urtheile. Als Redner von rechts mehrfach unterbrochen wich, ruft ec den Konservativen zu: „Sie und Gerechtigkeit sind freilich vcrschiedcnc- Dinge!" (Präsident Graf Ballestchm ruft den Abg. Stadthagcn deshalb zur Ordnung^ An Stelle der Klassenjustiz müsse wahre Justiz treten, an stelle der Dirne Gerechtigkeit göttliche Ge rechtigkeit. Ministerialdirektor Dr. Fischer führt aus. es sei nicht Sache des Landgerichts Berlin gewesen, über daS Urtheil des ^Vorwärts" über das sächsische OberlandeSgericht einen förmlichen Wahrheitsbeweis zuzulassen. Der „Vorwärts" Hausire jetzt geradezu mit dem Erkenntniß de- Landgerichts und habe die säch sische Rechtsprechung für bankerott erklärt. Das sei sie nmr frei lich nicht, vielmehr noch recht lebensfähig. Abg. Rettich (kons.) führt aus, die öffentlichen vormundschaftlichen und ähnlichen Junt- tionen der Grundbesitzer in Mecklenburg seien ein altes Recht. Aba. Büsing (ns): Das bedeut« nichts. Mecklenburg müsse endlich seine alte ständische Verfassung loS werden und die kon stitutionelle erhalten. Seit der Zeit, wo er noch ein Knabe war. sei man in Mecklenburg noch nicht einen Schritt Wetter gekommen, er sehe auch nicht, wie man dort weiter kommen könne, wenn nicht das Reich zu Hilfe komme und gesetzgeberisch ciiffchreiw. — , , ' , Haushalt
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