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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188505200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850520
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-20
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.05.1885
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. Z Erscheint jedm Wochentag Abends >/,7 Uhr für den »y 1 I/I andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2S Pf., VI- zweimonatlich 1 M. üv Pf. und einmonatlich 7ü Pf. ——— 38. Jahrgang. > Mittwoch, den 2V. Mai. und TLgeblM. AmtsAatt für die kömglichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. Verantwortlicher Redaltem: Julius Brauu in Freiberg. Inserate werden bis Bormittag l 1 Uhr angenom- LU FUw? men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 LULU^U. oder deren Raum 1b Pf. wu und Spielleuten der sämmtlichen gegenwärtig in Berlin be findlichen Garderegimenter, nahezu 1000 Mann an der Zahl, ein großer Zapfenstreich stattfinden, dem die Herrschaften von den Balkonzimmern des königlichen Palais aus zusehen werden. Vorher schon, am Freitag Vormittag, wird König Leopold in der Uniform seines kurmärkischen Dragoner-Regiments Nr. 14 der Parade über die Berliner und Spandauer Garnison auf dem Tempelhofer Felde beiwohnen und Nachmittags an dem Paradediner im Weißen Saale des königlichen Schlosses theil nehmen. Sonnabend Vormittag begleitet der König der Belgier Friedrich Wilhelm's I., welche im Lustgarten zu Potsdam vollzogen wird und leistet am ersten Pfingstfeiertage einer Einladung der kronprinzlichen Herrschaften zum Galadiner Folge, welches zu Ehren des Geburtstages der Königin Viktoria von England im neuen Palais stattfindet. — Der Erbgroßherzog von Baden ist in Potsdam an den Masern er krankt .und hat sich deshalb die Großherzogin von Baden vor gestern Mittag zu ihrem Sohn begeben. Im Saale der Singakademie inBerlin ehrte am Sonntag eine hochansehnliche Versammlung den am 20. April d. I. in der Vollkraft der Jahre dahingeschiedenen kaiserlichen Ge neralkonsul l)r. Gustav Nachtigal durch eine würdevolle Ge- dächtnißfeier. Die Gesellschaft für Erdkunde unter Vorsitz deS vr. Reiß und die anthropologische Gesellschaft unter Vorsitz des Professor vr. Virchow vereinigten sich zu gemeinsamer Sitzung, welcher als Ehrengäste die Schwester und einige nähere Verwandte Nachtigal's, der Unterstaatssekretär LucanuS, der Ministerialdirektor Greist, der Unterstaatssekretär Herzog, der Geheime Legationsrath v. Kusserow als Vertreter deS Auswärtigen Amtes und der Professor vr. Curtius als stän diger Sekretär der Akademie der Wissenschaften beiwohnten. Der Ausgabe, ein wahrheitstreues Charakterbild Nachtigal's in kurzer, beredter Ausführung zu entwerfen, unterzog sich der Schriftführer der Gesellschaft für Erdkundt, vr. Paul Güßfeldt, in glücklichster Weise. — Der deutsche Schmiedttag des Jnnungsverbandes „Bund deutscher Schmiedeinnungen" ist im großen Saale deS Schützenhauses in Potsdam in Gegen wart des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg, Minister vr. Achenbach und verschiedener anderer Vertreter der königl. Behörden mit einem dreimaligen Hoch auf den Kaiser eröffnet worden. Nach Begrüßung der zahlreich aus allen Gauen Deutschlands eingetroffenen Delegirten durch den Schmiede meister Uhlig-Potsdam ging man zur Feststellung der Ge schäftsordnung und Erstattung des Geschäftsberichts über das Verbandjahr 1884/85 durch den Bundesfekretär, vr. Schulz, über. — In Danzig fand gestern im Beisein des LhefS der Admiralität, v. Caprivi, die Taufe der dort erbauten neuen Kreuzerkorvette durch den Admiral Jachmann statt. Dieselbe erhielt zum Andenken an den Seekamps bei Jasmund im Jahre 1864 den Namen „Arkona". Mit Rücksicht auf die neue deutsche Dampfereinrichtuug ließ der österreichische Handelsminister eine Aufforderung an den österreichischen Lloyd ergehen, ebenfalls regelmäßige Fahrten nach Ostasien, und zwar nach Shanghai, Hongkong und Yokohama einzurichten und möglichst die Fahrgeschwindig keit auf elf Knoten zu erhöhen. Der Lloyd erklärte sich sofort bereit, beiden Aufforderungen nachzukommen. — Der kroatische Landtag in Agram hat sich vorgestern nach Erledigung des Budgets vertagt und tritt erst im Herbst wieder zusammen. — Auf eine Anfrage über die für Ungarn angeblich ungünstige Richtung des deutschen Eisenbahnverbandes, erwiederte gestern im ungarischen Unterhause der Verkehrsminister Kamenyi, daß der gedachte Verein eine solche Tendenz nicht verfolgt, fondern sich lediglich mit Verkehrs- und technischen Fragen beschäftige. Zu einer Verfügung des Inhalts, daß der Verein sich nicht in interne Angelegenheiten Ungarns mische, liege daher keinerlei Nothwendigkeit vor. Auf eine Interpellation wegen Einwanderung von Juden aus Rußland erklärte der Ministerpräsident Tisza, von einer Maffeneinwanderung sei ihm nichts bekannt, er werde aber gegen Diejenigen, die nach Ungarn kommen wollten, nur deshalb, weil dieselbm einer gewissen Konfession oder Raffe angehörten, keinerlei Kordon ziehen lassen. Am Schluffe der Sitzung bemerkte der Ministerpräsident noch, die Regierung beabsichtige, keine neuen Vorlagen mehr zu machen, sondern die Schließung der Session zu beantragen, sobald das Ober haus die vorliegenden Gesetzentwürfe erledigt habe. Die offiziöse „Agenzia Stefani" bestreitet, daß der italienischen Regierung von England aus Vorschläge in Betreff einer Besetzung Suakims durch italienische Truppen gemacht worden seien, und stellt auch entschieden in Abrede, daß der Mmisterrath über einen solchen Fall kürzlich be- rathen habe. Die französische Kammer, welche gestern mit der Be- rathung des Gesetzentwurfes über die Kolonialarmeen begann, setzt dieselbe heute fort. Der Kriegsminister veranschlagt die erforderlichen Kosten auf 8 Millionen Franks. — Wie wir gestern unter Depeschen mittheilten, ist der seit dem 16.d. M. an einem Herzleiden erkrankte berühmte Dichter Viktor Hugo vom Lungenschlage betroffen worden. Bei dem hohen Alter Viktor Hugo's — derselbe ist am 26. Februar 1802 zu Be- ' samM geboren — steht zu befürchten, daß die schwere Krank- > heit, von der er betroffen worden ist, einen verhängnißvollen Tagesschau. Freiberg, den 19. Mai. Am Hofe des deutschen Kaisers trifft am Donnerstag ein seltener Besuch ein, über dessen Zweck die verschiedensten Vermuthungen aufgestellt werden. Es ist dies der König der Belgier, Leopold 11. (der erste Souverän des neuen Kongo staates), der einige Zeit am kaiserlichen Hofe verweilen wird. Ihm zu Ehren soll am Freitag Abend von den Musikkapellen Presse auftauchte, um zu verschwinden, nachdem sie ihre verlockende Wirkung gethan hatte. Die ackerbauenden Ungam würden eine solche Union, wenn sie sich wirklich durchführen ließe, mit großer Freude begrüßen, weil sie nur auf diese Weise von dem industriellen österreichischen Nach barstaate wirthschaftlich unabhängig werden können. Die czechischen Blätter Oesterreichs behaupten jetzt, daß zwischen Berlin und Wien Auseinandersetzungen behufs Auffindung einer Modalität stattfinden, welche ermöglichen würde, daß Oesterreich hinsichtlich der deutschen landwirthschaftlichen Zölle bedeutende Begünstigungen erhalte. Natürlich wäre ihnen das lieber als eine engere wirthschaftliche Vereinigung mit dem Deutschen Reiche, bei welcher die jetzigen polnischen und czechischen Freunde des Kabinets Taaffe kaum die ge eigneten Stützen wären. Das „Deutsche Montags-Blatt" sagt darüber: „Dieser Koterie gilt jede, auch nur zollpolitische Einigung mit Deutschland als eine Gefährdung ihrer eigenen Existenz. So könnte es denn kommen, daß unsere deutschen, so hart bedrängten Stammesgenossen in Oesterreich, welche sich so ost und so herb darüber beklagten, daß Fürst Bismarck sie rücksichtslos in ihrem Ringen um das staatliche Dasein im Stich gelassen, im Verfolg unserer Handelspolitik eine Unter stützung ihrer Bestrebungen gegen die polnisch-czechische Suprematie von Berlin aus zu erfahren hätten, eine Unter stützung, auf die sie kaum mehr gerechnet haben mögen. Muß man der Ungam wirthschaftlichen Zom besänftigen und kann man dies nur durch die Fata Morgana einer Zollunion mit dem Deutschen Reiche, so wird man die jenigen Kreise in Wien zu zerstören wissen, welche die luftige Erscheinung zu verhindem suchen." Pest hmwegzuschwemmen. Wie der „Köln. Zeitung" aus Berlin geschrieben wurde, machte dieser Artikel des früher als Organ des Ministers Tisza angesehenen Pester Blattes in dem Auswärtigen Amte der österreichisch-ungarischen Monarchie keinen angenehmen Eindruck. Dem Grafen Kalnoky ist zwar das wirthschafts- politische Vorgehen des Fürsten Bismark durchaus nicht gleichgiltig, doch mißt er sicher demselben auch nicht an nähernd die Bedeutung bei, welche ihm das ungarische Blatt crtheilt. In den österreichischen Regierungskreiscn bestreitet man auch ganz entschieden, daß dem Artikel irgend eine offiziöse Inspiration zu Grunde liege. Freilich wittert man hinter dem „Pester Lloyd" den Einfluß des Grafen Andrassy — und das dient nicht dazu, um die bereits vor Slierniewicze einaetretene Entfremdung zwischen dem der zeitigen österreichisch-ungarischen Minister des Aeußeren und seinem Vorgänger zu vermindern. Die Wiener Blätter setzen eine süß-saure Miene auf; sie möchten, wenn nicht höhere Rücksichten vorwalteten, einen ähnlichen Ton an- Magen wie der „Pester Lloyd". Einige von ihnen weisen mit Nachdruck darauf hin, daß angesichts der wirthschaft lichen Zustände zwischen Deutschland und Oesterreich ein Zoll-Union zwischen beiden Reichen doppelt erstrebenswerth sei. Die „Wiener Allgem. Ztg." bemerkt ausdrücklich: .Man wird die Gelegenheit ergreifen, in offiziöser Form die Auseinandersetzungen des genannten Blattes als rein private Aeußerunaen zu bezeichnen. An einen halbamtlichen Charakter jener Meinungsäußerungen konnte von vornher ein nicht gedacht werden; man legt in Wien auf das öster reichisch-deutsche Bündniß zu großes Gewicht, als daß man die Absicht haben könnte, aus irgend welchen Gründen einen Zeitungsangriff gegen dasselbe einzuleiten. Die sich inuner mehr zuspitzenden wirthschaftlichen Differenzen sollten aber den Anlaß bieten, daß man der Frage der Zoll-Union offiziell ernstlich näher trete." — Möglich ist es schon, da die Verhandlungen zur Erzielung eines Tarifvertrages, di seinerzeit bekanntlich an dem Entgegenkommen Oesterreichs scheiterten, demnächst wieder ausgenommen werden. Deutsch land hat jetzt unleugbar sehr werthvolle Ausgleichsmitte' ui der Hand. Was die Erhöhung der deutschen Getreidezölle für den Nachbarstaat so empfindlich macht, ist die Ueberzeugung, vc«. vci. daß dadurch die Ausfuhr Oesterreich-Ungarns sich wcsent-j unseren Kaiser zur Parade und Enthüllung des Denkmals ich vermindern muß. Die Lebensmitteleinfuhr Deutsch- ands aus Oesterreich-Ungarn hat in den letzten drei Jahren stetig abgenommen; dieselbe sank von 7,34 Mil- ionen Meter - Zentner in 1882 auf 6,01 Millionen Meter-Zentner in 1883 und 1884 betrug sie nur noch 4,48 Millionen Meter-Zentner. Die größte Abnahme zeigte ich bei der Einfuhr von Weizen (gegen 1882 ergiebt sich nn Minus von 1,8 Millionen Meter-Zentner), dann bei Roggen (Minus 0,56 Millionen Meter-Zentner), Mais und Mehl. Deutschland bezog im Vorjahre nur noch 190000 Meter-Ztr. Roggen aus Oesterreich-Ungarn. In Roggen und Hafer konkurrirte auf den deutschen Märkten zunächst Ruß land; in Gerste vermochte Oesterreich noch bisher zu domi- niren. Was den Mehlhandel anbelangt, so ist die Einfuhr aus Oesterreich auch längst nicht mehr groß. Im Jahre 1883 wurden aus Oesterreich-Ungarn nach Deutschland 394000 Meter-Zentner Mehl eingesührt; im Jahre 1884 nur noch 381000. Immerhin steht in Folge der deutschen Zolltarifirovelle dem Nachbarlande eine sehr bedeutende weitere Abnahme der Getreideausfuhr bevor und die Er bitterung darüber könnte sehr leicht dem freihändlerischen Ministerium Tisza verhängnißvoll werden, weil dasselbe sich bisher zu keinen Repressalien gegen Deutschland entschließen konnte. Um einen allzuheftigen Ausbruch des Unwillens der ungarischen Großgrundbesitzer zu verhindern, der leicht in Berlin politische Nachtheile bringen könnte, wird jetzt von Wien aus die Aussicht auf Wiedereröffnung der Verhand lungen über eine austro-deutsche Zoll-Union eröffnet, wie dieselbe im Herbst des Jahres 1879 zugleich mit der politi schen Allianz in den Spalten der offiziösen beiderseitigen Die wirthschaftlichen Interessen Ungarns. Die überraschende Mittheilung, welche Fürst Bismarck dm nun vertagten deutschen Reichstage bei der dritten Lesung des Zolltarifs machte, daß es ihm nämlich gelungen sä, Spanien gegen kaum nennenswerthe Zugeständnisse zum Verzicht auf die Bindung des Roggenzolles zu be wegen, und dadurch die Ausdehnung der Zollcrhöyung auf die Rogaeneinfuhr aller P rovenienzen auszudehnen, erregt bei den Ungarn eine sehr peinliche Empfindung. Dieselben hatten sich bisher über die neuen deutschen Tarife dadurch getröstet, daß sie sich für ihre Roggenausfuhr vermittelst der Meistbegünstigungsklausel und des spanisch-deutschen Handelsvertrages besser gestellt als Rußland wähnten. Lus diesem Grunde verzichteten sie einstweilen auf die bereits im ungarischen Reichsrathe angekündigten Retorsions vorlagen und so trennen sich die magyarischen Volks vertreter, ohne daß diese Gegenmaßregeln zur parlamen tarischen Verhandlung kamen. Kurz vor der Heimreise erfuhren sie aber, daß die Aufhebung der spanischen Roggenklausel der deutschen Zollpolitik ihre Freiheit zur Erhebung des neuen Roggenzolles auch gegen Ungarn wiedergegeben habe. Die Enttäuschung, welche sich zu Budapest infolgedessen kundgiebt, spottet jeder Beschreibung. Eben noch hatte man sich auf ungarischer Seite in der liebenswürdigsten Zuvorkommenheit gegen die Person des preußischen Landwrrthschaftsministers, Or. Lucius, erschöpft, der zur Eröffnung der Landesausstellung nach der magyari schen Hauptstadt gekommen war; man hatte ihm sogar eine hohe Ordensauszeichnung verliehen und nun wurde es durch den Drei-Mark-Roggenzoll der ungarischen Land- virthschaft vollständig unmöglich gemacht, eines ihrer wichtigsten Erzeugnisse nach Deutschland abzusetzen. Zu nächst gab sich die Erbitterung der ungarischen Großgrund besitzer in einem heftigen Artikel des „Pester Lloyd" kund, in welchem offen herausgesagt wurde, daß ein derartiges rücksichtsloses Vorgehen Deutschlands Ursache werden könnte, die deutsch-freundlichen Staatsmänner in Wien und
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