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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 17.01.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-185701171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18570117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18570117
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1857
- Monat1857-01
- Tag1857-01-17
- Monat1857-01
- Jahr1857
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 17.01.1857
- Autor
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Freiberger Anzeiger und Tageblatt r 1857. Sonnabend, den 17. Januar Ers cheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Inserate wer den bis Nachmittags Z Uhr für die nächst- «scheinende Nummer angenommen. Preis vierteljährlich 1S Ngr. Inserate werden die gespaltene Zelle oder deren Raum mit S k berechnet. Der Menschenhandel in Schweden. Aus Stockholm wird der „Oest. Z." vom 28. Dec. über eine Art Menschenhandel geschrieben, der zur Zeit noch in Schweden getrieben wird, und wie cs scheint, getrieben werden darf. Ich kam kürzlich, sagt der Korrespondent, in einem Wirthshause in H... an und sah, daß viel Volk, dem Bauern stand« angehörig, außen vor der Thüre des Wirthshauses ver sammelt stand. Als ich Las Innere Les Hauses betrat, sah ich viele Kinder und vornehmlich alte Leute mit bleichen, eingefal lenen Gesichtern und zerlumpten Kleidungen hinten in der Stube auf einem Haufen zusammengedrängt. Ich fragte, zu welchem Behufe diese Versammlung anwesend sei, und schnell wurde ich unterrichtet, daß eine öffentliche Auktion stattfinde, diese dem ,Armenwesen" zugehörenden Menschen auf ein Jahr Zeit an den Meistbietenden zu veräußern. Ich beschloß, der Verhand lung, die mich peinlichst überraschte, bcizuwohnen, und will nun mit kurzen Worten das Ergebniß hier wiedergeben. Au einem großen Tische, der mitten in der geräumigen Wirthsstube stand, saßen acht behäbige, wohlgenährte Bauern, ein junger Bauer leiiete, wohl als Jüngster der Versammlung, die öffentliche Auction, den Hammer in der Hand. Die Auction wurde von ihm für eröffnet erklärt und befohlen, die Wittwe Siafsa Olßou den Kauflustigen vorzuführen. Ein stämmiger Mann, der den Executor machte, brachte nun ein altes, aber noch kräftiges Weib zitternd aus dem Haufen hervor, welche sich gerade vor den Auctions-Executor in möglichst aufrecht erhaltener Stellung hinstellte. „Sie hat im vorigen Jahr 60 Reichsthaler gekostet," äußerte der Wortführer, „doch wollen wir sie in diesem Jahr, obgleich gute Zeiten sind, doch nur für 50 Thlr. Neichsgcld (circa 25 fl. C. M.) ausrufen, damit die Kauflust, und Licitatlon lebendiger wird." „Kann ich nicht mit meinem Sohne noch ein Jahr beisammen sein," bat das Weib mit Thränen in den Augen. In diesem Augenblick trat ein verabschiedeter Soldat, der wohl nach seiner Kleidung das „Armenwesen" selbst zu sein schien, vor und nahm das Wort: „Ja, ich bin der Sohn und ich kann nicht läugnen, daß ich arm bin; ich wünschte aber doch meine Mutter bei mir zu haben, und will so wie im vo rigen Jahre bezahlen, obgleich meine Mittel nicht viel zu zah len erlauben." „Halt's Maul, Du Taugenichts!" unterbrach ihn der Wortführer; „die Alte kann spinnen — ist zu Allem tauglich!" Die Auction begann; die Alte weinte und sank ohn mächtig nieder, die Beine konnten sie nicht länger tragen. Statt für 50 Thlr. erhielt sie aber doch ihr zerlumpter Sohn, der verabschiedete Soldat, für 5 Thlr. zugeschlagen. — Nun wurde ein siebenjähriges Mädchen, ganz nett in Dauernkleider gekleidet, vorgeführt. Sie war an der Hand einer Bauersfrau und hock» roth im Gesichte vor Aufregung! „Hier sieht man die Folgen des zu guten Armenwesens", sagte der Wortführer und zeigte aus die gutgekleidete Kleine, „es geschieht zu viel, das Mädchen ist ausgesteuert wie ein ordentliches Bauernkind, und doch ist es nichts Anderes, als ein Racker-Junges!" „Daß sie rein und sauber ist, dafür kann ich nichts!" sagte die Bauersfrau; „die Dirn' ist fleißig, schnell und brav, und ich will sie gern noch rin Jahr, Gott wolle sie behüten, zu mir nehmen!" „Nun wir wollen sehen," sagte der Wortführer und rief sie für 30 Thaler aus. Nun entstand eine zweite rührende Scene. Für jeden Reichsthaler, den Lie Bäuerin dem Angebot zulegte, drückte ihr die Kleine die Hände; mit lächelndem Angesichte und den schwersten Thränen in den Augen, bat das Kind noch eine« Thaler zu geben; immer höher und höher stieg das Angebot - der Kleinen schwindelte ordentlich — und endlich war sie von einem Manne, der ihr ganz fremd war, für 10 Thlr. alS Kindermädchen erstanden. Die Bauersfrau, die die Kleine wie als eine Mutter behandelte, konnte nicht weiter als bis zu 0 Thlr. bieten; dies war ihre ganze Baarschaft. Die dritte Per son zum Verkauf war ein krummer, halb lahmer Mensch, der mehr einer Leiche, als einem Menschen glich. Gr humpelte auf der Krücke mühsam vor und mit leiser weinerlicher Stimme sprach er: „In Jesus Namen ist es mir gleichgiltig, wohin ich im künftigen Jahre komme, nur um Gottes- und Allerhetli- genwillen bitte ich, mich nicht an Pehr Larsson verkaufen zu lassen, bei dem ich dieses Jahr war und so viele Prügel und nichts zu essen bekam!" „Es ist Dir nicht mehr als Recht geschehen!" brüllte der Wortführer. Ohne Umschweife wurdt der beinahe mehr todte als lebendige Mensch verkauft, und zwar wieder an denjenigen Mann, von welchem er befreit zu werden bat! — So ging die Auction ihren Gang ohne Hinderniß, ohne Hemmung! die Thränen, die Klagen, di« Seufzer und heimlich ausgestoßenen Flüche fruchteten nichts — Alles war für die „Armenopfer" vergeblich! — Pehr Thomasson hat nun an den Reichstag wegen dieses Zustandes, der in vielen Thei len des Reiches als gesetzlicher Vorgang stattfindet, Beschwerde cingebrachi und gebeten, Abhilfe solchen Ungerechtigkeiten ange- deihen zu lassen. Noten Mm Text. Es ist eine schöne, herrliche Sache um die Begeisterung eines ganzen Volkes, das sich zur Vertheidigung seiner Unab hängigkeit, seines Rechtes und seiner Einrichtungen einmüthtg erhebt und bereit ist, jedes Opfer zu bringen. Das ist's, was gegenwärtig der Schweiz viele Herzen gewinnt; man freut sich eines Patriotismus, der alle Sonderinsertssen und Parteizän» kereien zurückstellt, wo es gilt, für das Gesammtvaterland ein zustehen, und in manchem Gemüthe regt sich der Wunsch: wär's nur bei uns auch so! — Ueber dem Bewundern vergessen aber Viele die Rechtsfrage. Faßt man diese tn's Auge — und man sollte denken, sie wäre die Hauptsache, so kann man sich Les Bedauerns nicht erwehren, daß die patriotische Begeisterung der Schweiz keiner bessern Sache gilt. Schon mehrfach ist aus gesprochen worden, Laß in den Darlegungen, welche über die Neuenburger Sache vom Schweizer Bundesrathe ausgegangen find, die Entwickelung Les Rcchtspunktes die schwächste Partie sei, und dem ist so. Man kann dreist behaupten, daß der Bun» desrath darin sich selbst das Urtheil gesprochen hat. Hier der Beweis! Er sagt: „Der Bund hat an Neuenburg als über einen ihm zugehörigen Canton bedeutende Anrechte und die Pflicht, im ganzen Gebiete der Eidgenossenschaft für Aufrecht haltung der ungestörten Ordnung zu sorgen, erstreckt sich auf jeden einzelnen Canton, also auch auf Neuenburg." Das ist vollkommen richtig. Die rechtsbeständige Ordnung in Neuenburg ist aber nach der Wiener Congreßacte und nach der Vereiniguugsacte (durch welche Neuenburg mit Zustimmung seines Fürsten Canton der Schweiz geworden ist) keine andere als die, daß Neuenburg im Könige von Preußen seinen Fürsten ! hat. Diese Ordnung ist 1848 gestört resp. gewaltsam umge-
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