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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188507263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850726
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-26
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.07.1885
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,Erscheint jeten Wochentag Abends '/,7 Uhr für den Ug 1/1. andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., vl- zweimonatlich 1 M. 50 Pf. und eimnonatlich 75 Pf. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenorw rate werden brs Vormittag 11 Uhr angmom- FH FH D- und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile H FHFH^H. oder deren Raum 15 Pf. men 38. Jahrgang. ——— Sonntag, den 26. Jnli. mKq-rFl«e^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Brau« in Freiberg. Die Woche. Nichts konnte den großen politischen Umschwung, der sich in Deutschland seit vierzig Jahren vollzogen hat, besser illustriren als der hocherfreuliche, wahrhaft glänzende Verlauf des 6. deutschen Turnfestes in Dresden. Unter den 1026 Fahnen, welche der aus fast 20000 Turnern be stehende Fcstzug am letzten Sonntag mit sich führte, über wog nicht nur die fo lang verpönte schwarzrothgoldene Farbenzusammenstellung, sondern war auch manche darunter, welche nach 1848 mühsam der Vernichtung entzogen wor den ist. Jetzt senkten sie diese Fahnen unter dem begeister ten Jubel einer zahllosen Menge vor dem Balkon des königlichen Schlosses und die sächsische Königsfamilie ließ nicht nur den Festzug an sich vorüberdefiliren, sondern wohnte den Freiübungen auf dem Festplatze stundenlang bei und sprach sich über die Schönheit und den Nutzen der dargebotenen Leistungen mit Anerkennung und hoher Be friedigung aus. Die deutschen Turner aber, die man so lange als Vertreter der oppositionellsten Richtung angesehen hatten, überboten sich an Ovationen für den deutschen Kaiser und unseren allverchrten König und die Inbrunst, mit welcher in der Festhalle in Gegenwart des Königs Albert von allen Anwesenden entblößten Hauptes die Sachsenhymne gesungen wurde, widerlegte glänzend das Vorurtheil, das man so lange gegen die politische Ge sinnung der deutschen Turnerschaft gehegt hatte. Dieselbe dokumentirtc sich bei dem Dresdner Feste als eine wahrhaft nationale, echt deutsche und war uin so schätzenswerther, als sie gleichzeitig einen Sammelpunkt bot für die ver schiedensten politischen Richtungen. Zum Gelingen des schönen Festes boten sich Männer wie Oberbürgermeister Stübel, Geheimer Hofrath Ackermann, Professor Wigard, I)r. Herrmann, Baumeister Hartwig, Rechtsanwalt Lehmann u. A. m. die Hand, welche sonst im politischen Leben mehr oder minder weit auseinander gingen. Sie gaben das Beispiel der Einigkeit in dem einen nationalen Gefühl, in der Anhänglichkeit an die gemeinsame Mutter Germania. Dieses Gefühl war cs aber auch, was ein enges Band schlang um die unter schwarzweißrother Flagge stehenden Deutschen des Deutschen Reiches und um die für das schwarzrothgoldene Banner kämpfenden und theilweise leidenden Deutschen des österreichischen Nachbarstaates. Möge den Ersteren das Fest den Segen hinterlassen, sich auch künftig wie in den letzten Tagen über den politischen Spaltungen hinweg die Hände zu reichen, wo es Deutsch lands Macht und Ehre gilt; möge den biederen Deutsch- Oesterreichern die so offen kundgegebene Sympathie ihrer deutschen Brüder einen starken Schutz verleihen gegen gechische, polnische und magyarische Angriffe auf deutsche Sprache und Sitten! Die echt nationale Politik des deutschen Reichskanzlers hat gerade in neuester Zeit wieder eine sehr feste Gestalt angenommen. Wenn am 23. Juli 1785, also vor genau hundert Jahren, Friedrich der Große den deutschen Fürsten bund mit dem Kurfürsten von Sachsen und anderen deut schen Regenten schloß, um Baiern nicht zu einer öster reichischen Provinz werden zu lassen, fo ist jetzt wieder die Preußische Politik darauf gerichtet, mit den deutschen Bun desfürsten über die Zukunft Braunschweigs und Elsaß- Lothringens Vereinbarungen zu treffen, welche diese Länder vor jedem undeutschen Regiment bewahren. Preußische regierungsfreundliche Blätter wenden sich entschieden gegen den aufgetauchten Vorschlag, „der Herzog von Cumberland solle seine Rechte auf Braunschweig seinem fünfjährigen Sohne übertragen, und dieser bis zu seiner Großjährigkeit unter Aussicht des einzusetzenden Regenten zu Braunschweig in einer Weise erzogen werden, welche dem Reiche die nothwendige Bürgschaft für die reichstreue Gesinnung des jungen Herrn biete". Die „Kölnische Zeitung" schreibt: „Dieser Vorschlag verlängert in Braunschweig für fünfzehn Jahre die Zwischenregierung, schafft zwei Höfe und in ngem Raume einen Tummelplatz für feindliche Parteien; c bietet dem Deutschen Reiche keine wirkliche Lösung der eitlen Frage, sondern verlegt die Entscheidung nur in eine »sichere Zukunft; er dcmüthigt auch den Vater des jungen irinzen in unerhörter Weise, denn er nimmt ihm die väter- che Gewalt über sein Kind und beseitigt ihn bei seinen ebzeiten wie einen Unzurechnungsfähigen. Dieser Plan ermag aber auch nicht die geringste Bürgschaft zu geben, aß der Sohn eines Herrn, welcher sich, so weit seine Nacht reicht, immer noch im Kriegszustände gegen Preußen nd im Gegensätze zu der Ordnung des Deutschen Reiches efindct, aus einem anspruchsvollen Prätendenten in einen reichstreuen Fürsten umgeformt werden wird." Für die Zukunft der Reichslande hat Fürst Bismarck trefflich vorgesorgt, indem er dem Kaiser zum Nachfolger Man teuffels den bisherigen deutschen Botschafter in Paris, Fürst. Chlodwig Hohenlohe-Schillingsfürst, vorschlug, der ich in allen seinen bisherigen Stellungen trefflich bewährte md als Süddeutscher in Elsaß-Lothringen auf große Sympathien rechnen kann. Bei aller Geschmeidigkeit der Umgangsformen wird dieser neue Statthalter mit dem System seines Vorgängers brechen, unter welchem die Widerstrebenden viel zu sehr umworben wurden. Bei dem großen Maurerstreik in Berlin, der nun rasch seinem Ende entgegengeht, zeigte die Negierung deut lich den Wunsch, die Ausnahmegesetze wider die Sozialisten nicht zur Anwendung zu bringen, indem sie vor allen Aus- chreitungen warnte und die bei der Beerdigung des wäh rend des Streiks tödtlich mißhandelten Maurers Fasse! ge- ilanten Demonstrationen wirksam verhinderte. Bei dem Streik selbst zeigte es sich, daß die Macht der Leiter der Arbeitseinstellung nicht groß genug war, den wachsenden Abfall Derer, welche gedrängt von der wachsenden Noth die Arbeit fortsetzen oder wieder aufnehmen wollten, zu verhindern. Die Streikenden sind unterlegen, und es kann nicht ausbleiben, daß dies Resultat auf ähnliche Versuche anderer Arbeitcrkategorien abschreckend wirken wird, während )er Erfolg ohne allen Zweifel den Anstoß zu einer über sie ganze deutsche Arbeiterwclt sich erstreckenden Streik bewegung gegeben hätte. Die Unterstützungen scheinen sehr spärlich geflossen zu sein; auch die sozialdemokratische Partei leitung hat den ohne ihr Zuthun unternommenen Schritt keineswegs gefördert. — Anläßlich der Beerdigung des Sozialdemokraten Hiller ist es aber in diesen Tagen in Frankfurt am Main zu bedauerlichen Ausschreitungen gekommen. Die Polizei verhinderte dort die Abhaltung sozialdemokratischer Grabreden und forderte die zahlreich erschienenen Teilnehmer am Leichenbegängnisse auf, sich zu zerstreuen. Als die Menge sich weigerte, machten die Polizisten von der blanken Waffe Gebrauch, wobei sechs Personen verwundet wurden. Frankfurt dürfte diesen Zwischenfall mit dem kleinen Belagerungszustände büßen, dessen Verhängung man schon nach der Ermordung des Polizeiraths Rumpff gefürchtet hatte. Der Kaiser von Oesterreich wird voraussichtlich auf seiner Reise nach Innsbruck am 7. August in Gastein ein treffen, um dort den Kaiser von Deutschland zu besuchen und dem sich jetzt erst sichtlich erholenden greisen Monarchen die beschwerliche Reise nach Ischl zu ersparen. Was die vielerörterte Begegnung des Kaisers Franz Josef mit dem russischen Zaren betrifft, so ist es — wie das offiziöse Wiener „Fremdenblatt" berichtet — allerdings bekannt, daß die Absicht eines Gegenbesuches Kaiser Alexander III. in Oesterreich besteht, doch ist über den Zeitpunkt und den Ort einer solchen Entrevue noch nichts festgesetzt worden. — Ueber die Stellung der ungarischen Regierung zum Deutschthum verbreitet ein Schreiben Licht, welches der ungarische Unter richtsminister Trefort vor Kurzem an den siebenbürgiscben Superintendenten Teutsch richtete. „Niemand", schreibt der Minister, „bestreite die Nothwendigkeit einer zweisprachigen Bildung, dieses beweise die Aufnahme der deutschen Sprache unter die obligaten Lehrgegenstände derMittelschulen. Anderer seits erfordere das allgemeine Interesse die Verbreitung der Sprache der Gesetzgebung und Staatsverwaltung in allen Schichten der vielsprachigen Bevölkerung; von einer „Aechtung" der deutschen Sprache könne keine Rede sein." Im klebrigen wirft der Minister alle Schuld auf die Sachsen Siebenbürgens, die sich selbst den Untergang be reiten würden, wenn sie sich ferner von dem innigen Ver kehr mit der ungarischen Nation hartnäckig abschlöffen. In Italien ist man in großer Besorgniß um die Truppen der Expedition am Rothen Meere, welche der Ministerpräsident Dcpretis sich beharrlich weigert, zurück zuberufen, um nicht der militärischen Ehre Italiens Eintrag zu thun. Der von Cecchi mit dem Sultan von Zanzibar abgeschlossene, für den italienischen Handel äußerst günstige Vertrag ist in Rom eingetroffen und wird baldigst ratifizirt werden. Auf die jetzigen französischen Minister wirkt die Abberufung des in Paris sehr beliebten Botschafters ^Hohenlohe äußerst niederschlagcnd. Da dieselben fast offen die deutschfeindlichen Patrioten vom Schlage Deroulödes I beschützten, ist es nur natürlich, daß der Personenwechsel auf der deutschen Botschaft Beunruhigung erregt, zumal wenn es sich bestätigen sollte, daß General von Schweinitz Hohenlohes Nachfolger wird. Diese Ernennung würde in Paris gewisse Leute, die gar zu übermüthia geworden sind, zum Nachdenken veranlassen. Es ist in Berlin wohl bemerkt worden, daß das ministerielle Blatt „Temps" sich zum Anwalt der Ansprüche des Herzogs von Cumberland auf Braunschweig machte und überhaupt in neuerer Zeit seine gesammte Haltung Deutschland gegenüber verschärfte. — Aus Ostasien lauten die neuesten Berichte wenig erfreulich, da General de Courcy Anstrengungen machen muß, eine Vereinigung der von Thu-Iet befehligten anamitischen Truppen mit den Schwarzflaggen in Tonkin zu verhindern. Auch über das Schicksal der französischen Kolonie Porto Novo an der westafrikanischen Küste ist man in Sorgen, da die kriegerischen Amazonen des Regenten von Dahome alle umliegenden Dörfer verwüsteten und deren Bevölkerung theils niedermetzelten theils zu Gefangenen machten. Bei der am Donnerstag auf der Insel Wight stattge fundenen Vermählung der englischen Prinzessin Beatrice mit dem Prinzen Heinrich von Battenberg war die zahl reiche englische Königsfamilie ziemlich vollständig vertreten, doch fehlte das deutsche Kronprinzenpaar, das eine Reise nach der Schweiz unternahm. Das neue englische Mi nisterium macht sich durch volksthümliche Maßnahmen, wie die vorgeschlagene Aufhebung der Entziehung des Wahlrechts bei Behandlung durch den Armenarzt, ziemlich beliebt; hat auch durch die Einwilligung aller Mächte zur Ausgabe einer neuen egyptischen Anleihe bereits in der auswärtigen Politik einen namhaften Erfolg aufzuweisen, während die Verhandlungen über die Afghanengrenze zu stocken scheinen. Von unberechenbaren Folgen wäre es, wenn sich die Nachricht vom Tode des Mahdi bestätigte, der nach einem beharrlich auftretenden Gerücht schon im vorigen Monat an den Blattern gestorben sein soll. Die russische Regierung machte in London neue Vorschläge bezüglich des Streitpunktes in der afghanischen Grenzfrage, jedoch erging an den General Komaroff der Befehl, energische Gegenmaßregeln zu ergreifen, falls durch afghanische Unruhen Theile seiner Truppen in eine ähnliche bedenkliche Lage wie vordem am Kuschk gerathen sollten. In den russischen militärischen Kreisen ist man ohnedies wenig davon erbaut, daß abermals englische Offiziere und Agenten bis zur Grenze vorgeschoben werden und daß Herat in drohender Weise befestigt wird. Die nordamerikanische Union bekl'gt in dem nach langen Leiden am 23. d. M. verschiedenen ehemaligen Präsidenten Ulysses Grant einen hervorragenden Feldherrn und Staatsmann, dessen Schwäche der Beamten-Korrup- tion gegenüber durch glänzende Eigenschaften des Geistes ausgeglichen wurden. Tagesschau. Freiberg, den 25. Juli. Die aus Gastein über das Befinden des deutschen Kaisers einlaufenden Berichte konstatiren eine höchst erfreuliche Zunahme der Kräfte des greisen Monarchen, der täglich größere Spaziergänge unternimmt, vorgestern der Gräfin Lehndorff und gestern der Gräfin Grünne einen Besuch abstattete. Trotz dem wird sich nach den neuerdings vorliegenden Nachrichten die Kaiserin Elisabeth dem für die ersten Tage im August an gekündigten Besuch des Kaisers Franz Josef bei unserem Kaiser in Gastein anschließen, um demselben die Fahrt nach Ischl zu ersparen. — Der zum Statthalter von Elsaß-Lothringen aus ersehene Fürst Hohenlohe beabsichtigt nach Gastein zu reisen, um sich dem Kaiser in seiner neuen Eigenschaft vorzustellen. Er soll sich bereits in den letzten Tagen mit dem deutschen Reichskanzler in Varzin über die Einzelfragen der elsaß-loth ringischen Verwaltung verständigt haben. — Das Eintreffen des Fürsten Bismarck in Berlin wird in den nächsten Wochen erwartet, da für denselben noch ein weiterer Kuraufenthalt für diesen Sommer in Aussicht genommen ist. Wahrscheinlich dürfte sich dann auch der Kanzler wieder nach Gastein be geben und dort mit dem Leiter der auswärtigen Politik Oesterreich-Ungarns, dem Grafen Kalnoky, zusammentreffen. — Die preußischen Minister für Handel, Gewerbe und öffent lichen Arbeiten, der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal angelegenheiten, des Innern und für Landwirthschaft, Domänen und Forsten haben in einem gemeinschaftlichen Rundschreiben die Provinzialregierungen aufgesordert, den äußeren Störungen ent-
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