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Der Grenzbote : 25.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190501254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19050125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19050125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-25
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- Der Grenzbote : 25.01.1905
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Drr Grrnzbolr ÄgM M Anzcher Mittwoch, de« 23. Januar 1902 W 30 Jayrg 70 für Mors Md das ödere Vogtland Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Htto Weyer in Adorf. Fernsprecher Nr 14. Hierzu Sonntags die illuftr. Gratisbeiiage „Der Zmtspiegel". Inserate von hier und auS dem VerbreittmgS- beztrk werden mit 10 Pfg-, von auswärts mit 15 Pfa. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamen die Zeile 20 Pfg. Z Der Grenzbote erscheint täglich » mit Ausnahme deS den Sonn- und Feiertagen s folgenden TageS und kostet vierteljährlich, voraus- f bezahlbar, 1 Mk. 2c- Pfg. Bestellungen werden i tn der Geschäftsstelle, von den Austrägern deS s BlatteS, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. Deutscher Reichstag. 125. Sitzung vom 23. Januar 1 Uhr. Ter Reichstag setzte heule die Besprechung der Interpellation über den Bergarbeiterstreik fort. Abg. Breiski (Pole) bat die Regierung, zu Künsten der Bergarbeiter einen Truck auf das Syndikat puszuübeu. Tie Erfüllung der Arbci- terforderuugen chürde dem Bergbau keinen scha den bringen. Abg. Frhr. Heyl zu Herrnheim (nl.) befürwortete eine Revision der Kündig ungsfrist, Beseitigung des Wagennullens und baldige Einführung von Arbeiterkammern. Weichzeitig regte er die Vorladung von Berg arbeitern und Bergwerksbesipern vor den Bei rat für Arbeiterstatistik au, um der Wiederkehr eines ähnlichen Streiks vorzubeugen. Minister Möller erwiderte, die in Aussicht stehende No velle zum Berggesetz werde eine Prüfung der Anregungen des Vorredners ermöglichen. Abg. Tr. Spahn (Zentr.) legte den Ausbruch des Streiks den Unternehmern zur Last und for derte deshalb Einsetzung der gesamten staatlichen Macht, um den Streik möglichst bald zu been digen. Abg. Zimmermann (D. Rfp.) zeigte, wie wenig sich auch hier das Posadowsky'sche Wort bewahrheite, daß in der Assoziation des Kapi tals der gesamte Kulturfortschritt beruhe. Der Streik schädige den Nationalwohlstand und for dere Abwchrmaßregeln gegen das Großkapital geradezu heraus. Nach einer unwesentlichenRede des Abg. Broemclburg (Soz.) betonte Abg. Tr. von Heydebrand (kons.), seine Freunde wollen Gerechtigkeit für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Nicht nur das Kapital, sondern auch die Arbeit lege Pflichten auf. Auf dem Wege, der Arbeit gebern und Arbeitnehmern Gerechtigkeit schiaffe, werde man zum Frieden gelangen. Dienstag l Uhr: Interpellation über Verfassungsfragen in Mecklenburg. Schluß 6 Uhr. Politische Rundschau. Berlin, 23. Januar. Wie die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, sind dir Arbeiten für den deutsch-österreichischen Handelsvertrag soweit gediehen, daß die Unterzeichnung für die nächsten Tage in Aussicht steht. Esse n, 23. Januar. In den 18 Bergrevieren des OberbergamtAbezirks Dortmund fehlten heu te von der gesamten Belegschaft von 240 976 Mann der vom Ausstand getroffenen Zechen 195 071 gegen 193 438 vom 21. d. M.; mithin ist eine Zunahme von 1633 zu verzeichnen. — In der Umgebung Essens ist wegen geringen Verkehrs, aber nicht wegen Kohlenmangels der Betrieb der elektrischen Bahnen beschränkt wor den. ES leiden auch die Hotels unrer den Ver hältnissen, da reisende Kaufleute ausbleiben. Breslau, 23. Januar. Die Genickstarre im oberschlesischeu Jndustriebezirk hat in den letzten Tagen wesentlich zugenommen. Nahe zu die Hälfte der Fälle ist tätlich verlaufen. Tie Behörden treffen umfassende Maßnahmen ge gen eine weitere Ausdehnung der Epidemie. München, 23. Januar. Prinz-Regent Luitpold von Bayern überwies dem Münchner Bürgermeister 10,000 Mark zur Linderung der Not unter den Arbeitslosen und sprach dicHoff- nung aus, daß die ernstlich Arbeitswilligen zur rechten Zeit Gelegenheit zum Verdienst finden würden. — Die Londoner Blätter bringen lange Te legramme über die Ereignisse in Petersburg. Man spricht von 3000 Opfern. Tas Gerücht von der Ermordung des Großfürsten Sergius hält sich mit großer Bestimmtheit aufrecht. Tie Times melden gerüchtweise, der Zar würde niit seiner Familie nach Süden, wahrscheinlich nach Livadia abreisen, um dort die Ereignisse abzu warten. — Au den blutigen Vorgängen in Petersburg am vorgestrigen Sonntag, die die ganze Welt erschütterten, meldete gestern der russische „Re gierungsbote" ganz naiv: „Tie Zahl der Ge töteten bis gestern abend 8 Uhr betrug 76, die der Verwundeten 233. Unter den ersteren be findet sich ein Revieraufseher, unter den letz teren der Gehilfe eines Stadtteilaufsehers, ein Schutzmann und ein Gendarm. Für heute sind die gleichen Schutzmaßnahmen wie gestern ge troffen. Tiefer so schönfärberisch anmutenoen Meldung des „Regierungsboten", schreibt das Berl. Tagebl., stellen wir folgendes Privattele gramm unseres Petersburger Korrespondenten gegenüber: Tie heutige Erklärung der Regie rung über die gestrigen Vorgänge finDei nament lich, was die Zahl der Toten und Verwundeten betrifft, nirgends Glauben. Meine gestrigen An gaben beruhen auf sorgfältig an den einzelnen Punkten der Metzelei eingezogenen Informa tionen und Angaben der Gendarmerie. Ich! glau be sogar, daß meine Angaben eher zu niedrig als zu hoch gegriffen sind.. — Heute begann der Tag ruhig, doch dauert die Militärdiktatur fort, da verlautet, daß die Arbeiter heute mil erneu ter Kraft kämpfen und vor allem das Wasser werk zerstören wollen, um die Stadt in Brand zu stecken. Infolgedessen sind alle Petroleum niederlagen geschlossen und militärisch bewacht. Petroleum darf an die.Bmöikerung nur pfund weise verkauft werden. Tie Petroleumpreise sind mn 150 Prozent gestiegen. Ter Versuch der Regierung, die gestrigen Vorgänge zu verklei nern, entspringt wohl dem Wunsche, den Ein druck im Auslande abzuscbwäckMn. Rußland hat schon wenige Freunde, die gestrigen Vorgänge können ihre Zahl nur noch verkleinern und allgemeinen Absehen erwecken. — Tie Regierung des Zaren ist entschlossen, gegen das Volk heute wie gestern die bewaff nete Macht einzusetzen. Tie Zivilverwaltung ist außer Funktion, und an ihre Stelle sind die Militärbehörden von Petersburg getreten. Nach Meldungen aus Petersburg erhielten Gene ral Wassilischkow, Kommandant der Petersbur ger Marschtruppen, General Sacharow und der Stadt-Präfekt Foulon eine Art Diktatur für die Zeit des Aufruhrs; sie gaben ein durch das Polizeijournal verbreitetes Communique aus, welches die ruhige Bürgerschaft dazu beglück wünschte, daß, sie sich von den Nnrnhen fern- gehalten habe. Das Militär habe im Dienst des Zaren und der Religion, welche durch gott verlassene Priester beleidigt worden sei, schwe ren Herzens seine Pflicht erfüllt. General Sacha row erklärte, daß Konflikte mit auswärtigen Mächten zu befürchten wären. Petit Journal bestätigt, daß gestern halb 9 Uhr eine hochf- stehende Persönlichkeit vor einer Botschaft an- gcspieen worden sei, weil sie sich weigerte, den Schlitten zu verlassen und der Aufforderung, nicderzuknieen und nm Verzeihung zu bitten, Folge zu leisten. Dasselbe Journal meldet, daß die Revolutionäre mehrere hundert dynamit gefüllte Tuben einer Fabrik entnommen hätten. Petersburg, 23. Januar. In der heu tigen Nacht sammelte sich auf dem Newski- Prospekt eine große Volksmenge an. Tas Volk versuchte, die Straßen mit Bänken und Gittern für die Kavallerie zu sperren. In dem 'Stadt teil Wassiliostrow wurde bis nach: Mitternacht geschossen. Trotz des Ausstandes der Arbeiter der Warschauer und Moskauer Bahnen dauert der Personen- uns Frachtverkehr, obwohl unter Schwierigkeiten, fort. Ta der Polizei in einigen Stadtteilen bekannt wurde, daß die Arbeiter beschlossen hätten, in Gruppen von je 20Mann die Häuser zu überfallen, ordnete der Stadt- Hauptmann an, daß d ie Hausknechte und die Po lizei die Nacht über auf ihrem Posten verblieben. — Heute früh durchziehen Arbeiter gruppen weise die Stadt. Tie Arbeiterbewegung erstreckt sich, hauptsächlich, auf die entlegenen Viertel. Auf den Straßen sieht inan Militärpatrouillen. In vielen Läden im Zentrum, in Wassili Ost row und im Petersburger Stadtteil sind die Spiegelscheiben zertrümmert. Auf dem Newski- prvspekt sammelt sich immer mehr Volk an. Auf dein Palaisplatze werden Ansammlungen von der Garde zu Pferd verhindert. Gestern abend gegen 11 tlhr warfen Arbeiter die Fensterscheiben der auf der Strecke von der Tschernigowbrücke bis zur Anitschkowbrücke gelegenen Häuser und des bei der Anitschkowbrücke gelegenen Palais des Großfürsten Sergius ein: auch die Fenster scheiben vieler Häuser am Newski-Prospekt wur den eingeschlagen. Petersburg, 23. Januar. Nach hier ein getroffenen amtlichen Meldungen stehen die gro- : ßen Marinedepvts in Ssewastopol in Brand. ,— Ter Zar ließ fick erst nach längerem Wi derstreben dazu bestimmen, seine Familie nach Peterhof zu begleiten. Ob er dort bleibt oder sich nach Livadia. begibt, hängt von den Ereignis sen ab. Die Kaiserin-Mutter wollte den gegen das Schloß sich bewegenden Volksmassen entge- genfahren, der Zar wollte sie begleiten, da kam aber telephonisch die Nachricht, daß die Mani festanten zersprengt seien. Infolgedessen unter blieb die Fahrt. LertlichcS und Sächsisches. Adorf, 24. Januar. Am vergangenen Sonntage ist nach dem Vormittagsgottesdienst in der Kirche ein hier wohnhaftes Ehepaar von der katholischen zur evangelischen Konfession übergetreten. Tie Frau war früher evangeli schen Glaubens, ist jedoch: vor ihrer Verheiratung zum Katholizismus übergetret-en, um mit ih rem Ehemann eines Glaubens zu sein. Tie Kinder hat das Ehepaar evangelisch! erziehen lassen. Adorf, 24. Januar. Seine Mütze „ver tauscht" hat gestern ein 55jähriger Mann beim Betteln in einem Hause an der Markneukirchner Straße. Da (jedoch der Tausch nur für den Bettler vorteilhaft war und dessen zurückgelas sene Mütze qualitativ nicht an die neu einge tauschte heranreichte, so nahm sich die Polizei der Sache an und ermittelte in dem Dieb einen Einwohner aus Gunzen, der zur Anzeige kam. -— Die Mitglieder von Berufsgenofsenschaf- ten seien daran erinnert, daß die nach § 39 des Gewerbe-Unfallversicherungsgesetzes vorgeschrie benen Lohnnachweisungen für das Jahr 1904 jetzt an die BerufSgenossenschaften einzureichen find. Für diejenigen Betriebsunternehmer, wel che mit der rechtzeitigen Einsendung, der Nach weisung im Rückstände sind oder deren Abgabe überhaupt unterlassen, erfolgt die Aufstellung der Löhne durch den Genossenschaftsvvrstand, und nach Z ll)2 Absatz 3 des Gewerbe-Unfall- versicherungSgesetzes ist eine Reklamation hier gegen sowohl als auch gegen die Höhe des danach, berechneten llmlagebeitrages unzulässig. Aus allen diesen Gründen empfiehlt es sich,, mit der Absendung der Lohnnachweisung an die zustän dige Berufsgenossenschaft nicht länger zu säu men. — Lokomotiven mir roten Streifen um den Schlot werden künftighin auffallen. Tie Strei fen, deuten an, daß d-ese Maschinen mit einer Rauchverbrennungs-Vorrichtung ausgerüstet sind, die jetzt auf verschiedenen Strecken ver sucht wird. Durch die Rauchverbrennungs-Vor- richtung wird nicht nur das lästige Qualmen vermieden, sondern auch an Feuerung gespart. — Sachsen als "Weideplatz von Landstrei chern. Daß das gewerbsmäßige Betteln ein ganz einträgliches Geschäft ist, kann man miss
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