Zschopauer Wochenblatt. Gemeinnützige und angenehm unterhaltende Mittheilungen für den Bürger und Lan-manrr. Mit allergnädisster Rönigl. Sächsischer Loncession. M 17. Sonnabends, den 25. April 1846. Motto: Lachen und Weinen Im Leben sich einen! I. Weinen nnd Lachen. Weine». DaS Weinen ist in diesem Erdcnzclt Des Herzen« nnd deö Menschen cinz'ge Gabe; Begrüßt von Thränen tritt er in die Welt, Und so begleitet, wandert er zum Grabe; Und auch das Kind, das kaum am Licht erscheint, ES ahnt des Lebens langen Schmerz und — weint? Lache n. DaS Lachen ist der Menschheit höchstes Gut, Denn weinen, weinen kann auch die Hyäne; DaS Lachen zeigt von rosenrothem Blut, Von schwarz gestocktem Blute zeigt die Thräne. Die Weiner und die Nießer werden niemals flott, Zu beiden sagt die Menschheit: „Hclf euch Gott!" — Weinen. Kennst du die kleinen Wundcrpcrlcn nicht, Die ans des Herzens Grund nnd Tiefen, AuS unsrer Augen unbegrenztem Licht Die innigsten Gefühle riefen: Kennst du die Wnndcrperlc, Thräne, nicht, So weißt du nicht, wie Herz zum Herzen spricht. Lachen. Dem Weinen ist die Schöpfung nicht geweiht; Die Engel lächelten, als auf daö „Werde!" Zn ihrem roscnvollcn Hochzeitskleid, Dem NichrS entsprang die junge Erde, Und nach des öden ChaoS cw'ger Nacht Hat freundlich ihr der erste Tag gelacht. Weinen. Und als erwachend aus dem ersten Schlaf Die erste Frau nun vor dem Menschen stand, AlS nie gekannte Lieb' sein Wesen traf, Als nie gekannte Glut sein Herz entbrannt, Da brach ans seinem A»g', was ihm der Mund verneint, Die erste Thräne war eS, die der Mensch geweint. Lach e n. Und darum weint noch jetzo mancher Mann, Wenn seine Frau er schauet beim Erwachen; Z» lieben fängt der Mann mit Weinen an, Zu lieben aber hört er auf mit Lachen; Mit Thränen nicht gewinnt man Fraucnherz, Sie reißt ein Einfall hin, ein Witz, ein Scherz. Weinen. DcS Lachen und des Lebens tolle Lust, Sie sind wie Gäste, die vorüber schweben, Der Schmerz allein, das Weh' in unsrer Brust, Sie siedeln an sich für das ganze Leben; Die Menschen sind zur Freude nicht gemacht. Drum weint Las Auge, wenn das Herz uns lacht. Lachen. DaS Weine» kommt nicht stets auS reinem Quell, Und falsche Thränen fließen falschen Schmerzen; DaS Lachen, da« erkennt am Klang man hell. Ob uns das Lachen wirklich geht vom Herzen; Die fühlloS sind, die weinen g'rad recht viel, Auch im Theater bei dem Trauerspiel. W einen. Wenn sich des Abends trennen Tag und Nacht, Und wenn sie sich am Morgen sehen wieder, Dann weinen sie aus süßer Liebe Macht, Die Tropfe» fallen dann zur Erde nieder; Doch Thränen sind'S, vom HimmelSauge blau, Der Mensch nennt diese Tropfen: Morgenthan. Lachen. Dann lacht der Westwind, scherzt die Thräne fort, Küßt sie hinweg von zarten Rosenwangcn; Denn Weinen ist ein wahrer Schönheitsmord/ DaS Thräncnwasser bleicht die Roscnwangen;j Der heitre Himmel sprach: „eS werde Licht!" Da ward ein lachend Frauenangesicht. Weinen. DaS Lachen ist nicht immer edler HcrzcnS Brauch, Gebrauch davon kann auch der Böse machen; Die Bosheit lacht, die Schadenfreude a»ch,