Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188205216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820521
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-21
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.05.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint jeden Wochentag Abends S Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich l M. SO Pf. u. eimnonatl. 7S Pf. 34. Jahrgans Sonntag, den 21. Mai. Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- ! - men und beträgt der Preis für die gcspaltcneZcUe D oder deren Raum 15 Pfennige. ! und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Braun m Freiberg. Die Woche. Trotz blühender Bäume und Sträucher, trotz Lerchen- und Nachtigallcngesang wollte in der vergangenen Woche keine rechte Frühlingsstimmung über die Geister kommen, weil die „Mailühle" in Begleitung eines empfindlich scharfen Nordostwindes eher an den warmen Ofen als in das Freie lockte. Wir würden Unwahrheit sagen, wollten wir behaupten, die innere politische Lage des deut schen Reiches weise eine wärmere Temperatur auf. Auch hier ist die Kühle vorherrschend. Der Reichstag will nicht, wie Fürst Bismarck will und der Reichskanzler wieder will nicht, wie das Rcichsparlament will. Es handelt sich bekanntlich in der Hauptsache um die Monopol-Vor lage. Sic wird abgclchnt — das steht fest! Nach dieser Richtung hin verläuft also die Session kühl und un fruchtbar. Eine Auflösung oes Reichstages und die Vor nahme von Neuwahlen wäre aber sicher kein geeignetes Mittel, eine anders zusammengesetzte Volksvertretung zu erzielen. Somit sind alle Aussichten vorhanden, daß ein recht frostiger Stillstand in unserem öffentlichen Leben eintritt. Denn weder die Reichsregierung noch die Volks vertretung weichen voraussichtlich in nächster Zeit von der eingenommenen Position ab. Fürst Bismarck hat wieder holt erklären lassen, er werde abwarten, bis sich die Noth- wcndigkcit, auf dem von ihm betretenen Wege vorwärts zu schreiten, noch mehr geltend gemacht habe. Jedenfalls hat er da noch sehr lange zu warten, wenn überhaupt dieser Fall cintritt. Daß aber eine solche Periode parla mentarischer Unfruchtbarkeit besonders angenehm und heilsam wäre, wird Niemand behaupten können. Es harren noch zu viel dringende Aufgaben der Erledigung, als daß man nicht wünschen sollte, es möge recht bald möglich werden, durch gemeinsame Arbeit die vielfach vorhandenen Mängel unserer Institutionen zu beseitigen. Auch wird diese Periode der Unfruchtbarkeit vermuthlich nur noch mehr die leiden schaftlichen Kämpfe begünstigen, die zwar manchen Partei führer reizen mögen, bei denen aber für das Volk nichts weiter herauskommt, als eine steigende Verbitterung der Gemüther und ein Entfesseln der Leidenschaften. Aber ob angenehm oder nicht, die nächste Zukunft in unserem öffentlichen Leben wird vermuthlich keinen anderen Charakter tragen und wir thun gut, uns mit dieser Aussicht abzu- findcn und uns auf sie einzurichten. Der Reichstag begann am Dienstage seine Ferien und tritt am 6. Juni wieder in Berlin zusammen. Die dreitägige Debatte über das Tabak-Monopol hat zur Evi denz klar gestellt, daß in diesem Reichstage von einer An nahme der Vorlage niemals die Rede sein kann; ob von einem anderen, das kann erst die Zeit lehren. Der Reichskanzler war durch Krankheit verhindert, an der ersten Lesung theilzunchmen; daß Diejenigen, welche ihn vertraten, auf Rosen gebettet gewesen wären, wird wohl Niemand behaupten. Es waren für die Rcgierungsver- treter rauhe und kalte Tage. Auch in der Kommission von 28 Mitgliedern, die zur Berichterstattung über das Monopol niedergesetzt wurde, fällt ein Paragraph nach dem anderen und unzweifelhaft empfiehlt die überaus große Majorität derselben die Ablehnung des Entwurfes. Das rasche Tempo, womit die Kommission arbeitet, zer stört sicherlich auch den Plan des Herrn Windthorst, die Monopol-Kommission zu einer permanenten zu machen, um die Entscheidung bis zum Herbst hinauszuschieben. Man erinnert sich wohl, daß das neue Kirchengesetz noch immer nicht publizirt worden ist und der Bundesrath sich in Betreff des Jnternirungsgesetzes noch nicht schlüssig ge macht hat. Daß es dem Führer des Zentrums unter diesen Umständen wünschenswerth erscheinen mag, die end- giltige Lösung der Monopolfrage zu verschleppen, liegt auf der Hand. Herr v. Windthorst protestirt zwar immer, als ob das Zentrum zu einem Schachergcschäft zwischen wirthschastlichen und kirchenpolitischen Zugeständnissen fähig sei; allein seine Proteste finden nur gerade so viel Glauben, als sie verdienen. Uebrigens hätte er auch seine gesammte Fraktion in dieser Frage kaum hinter sich; denn schon aus partikularistisch-föderalistischen Gründen würde ein großer Theil gegen ein Gesetz stimmen, dessen beste Eigenschaft darin bestände, daß cs eine neue mächtige Klammer um die nationale Einheit darstcllen und der Reichsgewalt eine bedeutende Machtverstärkung zusühren würde. In Oesterreich suchte man auch die letztvergangene Woche vergeblich nach einer Persönlichkeit, welche das er ledigte Portefeuille des Reichsfinanzministers zu über ¬ nehmen den Muth hätte. Für die Finanzen dieses Staates liegt in diesem ewig erfolglosen Suchen gewiß kein Kom pliment. — Die Erwartung, daß die österreichische Re gierung die Beseitigung der von ihr bekämpften Zolltarif änderungen bei der Position: Getreidezölle durch das Herrenhaus erwirken und dadurch aus einer kritischen Situation werde befreit werden, ist auf dem Punkte, sich zu verwirklichen, denn cs wird gemeldet, daß die Kommission des Herrenhauses den Tarif in der von der Regierung gewünschten Fassung angenommen habe, was gewisser maßen als Präjudiz zu betrachten ist. In nächster Woche wird das Plenum darüber sein Votum abgeben. — Vor Allem war es das Urtheil im Ringthcäter - prozcß, welches die öffentliche Aufmerksamkeit in An spruch nahm. Bon den acht Angeklagten wurden fünf sreigesprochcn und drei verurtheilt. Diese drei Verurthcilten sind der Theaterdirektor Jauner, der Hausinspcktor Geringer und der Maschinist Nitsche — also die Theaterleute selbst, während die übrigen Funktionäre beim Brande, die mitangeklagten vr. Newald, Landsteincr, Wilhelm, Herr und Breithofer freigcsprochen wurden- Wie bekannt, erhielt Jauner einen vicrmonatlichcn, Geringer einen ebenfalls viermonarlichen und Nitsche einen acht monatlichen Arrest, bei letzteren beiden verschärft mit je einem Fasttage pro Monat. Bei den übrigen Angeklagten war der Nachweis nicht zu liefern, daß sie gegen die be stehenden Einrichtungen, Vorschriften und Instruktionen gefehlt hätten. Ohne Zweifel — und das spricht auch die Begründung des Urtheils in den schärfsten Worten aus — haben alle diese Personen nicht das geleistet, was man in solchen Fällen von der Umsicht, der Geistesgegen wart, der Tüchtigkeit, der Kcnntniß, dem Ehrgeize be deutender Menschen zu erwarten gehabt hätte. Aber ein strafgerichtliches Verschulden liegt in einer Nichtlcistung nicht, sofern eben keine besondere Instruktionen, Weisungen, Borschristen und Einrichtungen einen Funktionär zu einer bestimmten Leistung verpflichten. Das ist der Standpunkt des Urthcils gegenüber den Frcigesprochcncn. Die Schuld an der Katastrophe vom 8. Dezember, die Schuld an der Größe, an der Ausdehnung und an der Furchtbarkeit des Unglücks ist also lediglich den Theaterleuten, nicht aber den Angeklagten von der Polizei und von der Feuerwehr zugcsprochcn worden. Die französische Politik wurde vergangene Woche ausschließlich durch die egyptischen Vorgänge in Athem gehalten. Man erblickt in der Aussöhnung des Vizekönigs mit seinen Ministern nur einen Theaterkoup, ist aber im Unklaren hinsichtlich der Garantien, welche gegen die Wiederkehr gleicher Vorgänge in Egypten zu fordern wären, unter denen die Beseitigung Arabi's an der Spitze stehen müßte, sowie hinsichtlich der Art und Weise, wie diese durchzusetzen wäre. Gegen die Intervention der Türkei sträubt man sich in Paris noch immer. Die Mel dung von der Vereinigung der türkischen Eskadre mit der wcstmächtlichcn bei Candia erregt daher Aufsehen und Be unruhigung. Trotzdem wird in politischen Kreisen ge glaubt, daß Frankreich schließlich der eventuellen Inter vention der Türkei, gewissermaßen unter Aussicht der West mächte, zustimmen dürfte, da England dieser Lösung, als der einfachsten, wieder zuneigt. Endlich scheint es der englischen Polizei gelungen zu sein, die Verbrecher zu finden, die an der Blutthat im Phönixpark zu Dublin betheiligt waren. Man versichert, daß die beiden Hauptthäter sich auf einem nach New-Jork bestimmten Dampfer befinden, der am 6. Mai von Liver pool abgelaufen sei und daß die amerikanische Polizei sich von New-Jork aufgemacht habe, um die Mörder noch auf offener See abzufangcn. Ob dies gelungen ist, muß in den nächsten Tagen bekannt werden, denn bereits am 17. Mai sollte der fragliche Dampfer in New-Jork cin- laufen. Inzwischen sind auch noch 10 Spießgesellen der Bösewichter auf einem Dampfer festgenommen worden, der am 17. ebenfalls von Liverpool nach New-Jork ab gehen sollte. Zwei davon scheinen Amerikaner, zwei Ir länder, die übrigen Seeleute oder Pompiers zu sein- Daß die That nicht blos von zwei oder vier, sondern mit Hilse einer größern Anzahl von Mitwissern und Kom plizen vollbracht wurde, steht für die Polizei fest. Nicht diejenigen sollen die Mörder gewesen sein, die in einem Wagen davongaloppirend gesehen > wurden, sondern zwei andere Personen, die sich sofort aus dem Staube machten und, wenn die oben erwähnte Nachricht richtig ist, noch am nämlichen Abend auf dem zum Auslaufen bereit lie- Feuilletou iu der 2. Beilage. genden Dampfer anlangten, auf dem sie sich schon zuvo* Plätze besorgt haben mochten. Der unglückliche Lord Cavendish, dem allein, wie jetzt als feststehend angenom men wird, der Mordanfall galt, hat übrigens theilweise durch eigene Schuld sein Leben eingebüßt, denn er war gewarnt worden, hatte aber dieser Warnung ungeachtet die polizeilichen Sicherhcitsmaßregeln abgelehnt. In Rußland vergeht selten eine Woche, in der man nicht von der Auffindung einer Mine zu melden wüßte. Auch in Jaroslaw will man eine solche entdeckt haben. Der Stollen führte von einem kleinen Eisenladen aus nach der Reichsrentei. Die Bude war von zwei jungen Leuten gemicthet, welche, obwohl sie sich für Bauern aus- gabcn, durch feinere Sprache und Benehmen auffällig wurden. Demzufolge wurde polizeiliche Ueberwachung angcordnct und als man die Wahrnehmung machte, daß nächtlicher Weile Säcke voll Erde transportirt wurden, erfolgte die plötzliche Verhaftung der Miether der Eisen- budc. Die Verhafteten verweigerten die Angabe ihrer Namen, des Zweckes der Erdarbeitcn und die Nennung der verschiedenen Besucher. Die egyptische Frage hat eine säst spaßhafte Wen dung genommen, obgleich sie deshalb noch keineswegs an ihrem Ende angekommen zu sein scheint. Wie überrascht war man nicht zu Anfänge, als der sonst so unent schlossene Vizekönig sich plötzlich entschlossen zeigte, nicht einfach von seinen Ministern sich beseitigen zu lassen. Wie wacker schlug cr sich mit ihnen, indem er erklärte, dieselben nicht mehr bei sich vorzulaffen, nachdem sie ohne seinen Befehl die Notabeln zusammenberufcn, um durch dieselben ein von ihm geändertes iStrafurtheil über zir- kassische Offiziere wieder Herstellen zu lassen. Wie energisch widerstand er den Notabeln, als diese ihm zumutheten, seinen Ministern wieder entgegen zu kommen! Allein er mußte sich bald überzeugen, daß auch im Lande der Pharaonen heute ein ministerloscr Herrscher eine Unmög lichkeit ist. In demselben Augenblicke, in welchem Eng land und Frankreich deu Regierungen von Deutschland, Oesterreich und Rußland ihren unter schweren Sorgen gereiften Entschluß bekannt gaben, eine Flottendemonska- tion gegen Egypten zu dem ausschließlichen Zwecke ins Werk zu setzen, den Khedive bei der Aufrcchth t^ung des Status guo zu unterstützen, in demselben Augenblicke machte Tewfik Pascha die ganze diplomatische Müh: und die ganze Flottendemonstration gegenstandslos. Der Status gno in Egypten ist gerettet ohne europäische oder türkische Hilfe. Das ganze derzeitige Ministerium, den famosen Arabi inbegriffen, ist gerettet und zwar vom Khedive. Und der Khedive selber ist gerettet, indem er seinen Ministern ver zieh und indem seine Minister sich mit ihm versöhnten. Wir glauben gern, daß die Genugthuung über diese Lö sung in Kairo eine allgemeine ist. Ja wir glauben, daß die schlauen Egypter nicht übel Lust haben, über die Europäer zu lachen, die sich für sie die Köpfe zerbrachen und sich um sie fast die Hälse gebrochen hätten. In der That könnte das, was sich da in Kairo zugelragen, den Stoff zu einer lustigen Operette abgeben: Der Khedive schlägt sich, der Khedive verträgt sich. Gewiß mag er es ehrlich gemeint haben, als er seinen Demüthigern verzieh. Aber nachdem er seine Unfähigkeit in so unzweideutiger Weise ins Licht gestellt und gezeigt hat, daß er nur durch fremde Einmischung sich auf dem Throne behaupte« kann, ist es wohl möglich, daß der Gedanke, auf andere Weise als durch offene Gewaltthat sich seiner zu entledigen, bei Denjenigen cingekchrt ist, die ihm heute wieder die Hand küssen. Eine besonders zubereitete Taffe schwarzen Kaffees hat im Orient schon öfters hingereicht, um den Asias guo eines ganzen Reiches umzustürzen. Tagesschau. Freiberg, 20. Mai. Uebcr die Einzelheiten, unter denen in der Monopol- Kommission des Reichstages die Ablehnung des tz 1 erfolgte, berichten Berliner Blätter jetzt Näheres. Danach war es einer der Führer der Konfervativen, der Freiherr v. Hammerstein, welcher den Antrag stellte, die Diskussion des 8 1 zu schließen. Die Kommifi'vn beeilte sich, auf diesen Antrag einzugehen, doch weigere sie sich, dem wei teren Wunsche des Herrn v. Hammerstein Folge zu geben, wonach die Beschlußsassung über den 8 1 der Vorlage ausgesetzt werden sollte, bis die ganze Vorlage durch- berathen sein würde. Das hatte Herr v. Hammerstein nicht vorgesehen, und so kam es, daß die Kommission,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite