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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.10.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-185710031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18571003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18571003
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1857
- Monat1857-10
- Tag1857-10-03
- Monat1857-10
- Jahr1857
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.10.1857
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erscheint Wochentag früh »Uhr. Inserate wer- do bis Nachmittags i Uhr sür die nächst- nschnnmde Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preis viertelMrÜch 15 Ngr. Inserate «erd« di« gespaltene Zeil« od« der« Raum mit 5 berechnet. 230. Sonnabend, den 3. October. 1857. Die Evangelische Allianz. Die officielle „Zeit" sagt über die Verhandlungen der Evan gelischen Allianz: „ Nachdem die auswärtigen Mitglieder der Evangelischen Allianz unsere Stadt wieder verlassen haben und hie Verhandlungen des Bundes beendigt sind, hört man öfter die Frage, was denn nun das Ergebniß aller dieser Debatten, Berichte, Vorschläge und Meinungsäußerungen sei. Diese Frage allein schon beweist eine gewisse Mißstimmung und Enttäuschung, und, was ein seltener Fall ist, Freunde und Gegner der Bundes stimmen in der Antwort überein, daß das Resultat dieser Ver handlungen noch keineswegs als ein bedeutendes bezeichnet wer den könne. Die Gegner des Bundes weissagten noch vor Kur zem vor seinem Zusammentritt in Berlin nichts mehr und nichts mniger als die Auflösung der vaterländischen Kirche, den Fall der Union, den schließlichen Sturz der kirchlichen Bekenntnisse, das siegreiche Eindringen der ausländischen Sekten in das deutsche Kirchenwesen und namentlich die Unterwerfung des letzter» unter alle die Elemente, mit denen die englische Kirche in ihrer eigenen Heimath zu kämpfen hat, und zwar einen ziemlich erfolglosen Kampf führt. Jetzt gestehen aber dieselben Gegner zu ihrer Beschämung ein, daß ihre Besorgniß unbegründet war. Aus diesen dogmatischen Verhandlungen, aus diesen Berichten über die kirchlichen Zustände außerhalb Deutschlands, aus diesen Mit- theilungen über die Noth, mit der die isvlirten Bruchstücke der evangelischen Kirche in manchen Ländern noch ringen, kann dem deutschen Kirchenwesen keine Gefahr erwachsen. Aber auch die Freunde der Allianz sehen sich enttäuscht und gestehen es «in, daß die Erwartungen mit denen sie den Verhandlungen des Bundes entgegensahen, zu hoch gespannt waren. Sie hofften nichts mehr und nichts weniger, als daß das Werk der Union, die den Geist der Ausschließlichkeit aus der Landeskirche verbannt und an seine Stelle den Geist der gegenseitigen Verträglichkeit gesetzt hat, sich zu einer Art von Weltverband erweitern werde, der alle evangelischen Landeskirchen in Einen großen Körper zu- sammenfaßt. Statt dessen müssen sie nun erfahren, daß nicht einmal ernstliche Anträge auf die Stiftung eines solchen Welt- vnbandes gestellt wurden und noch weniger entscheidende Ent schlüsse zustande kommen konnten. Um Gegnern und Freunden des Bundes gerecht zu werden, müssen wir aber darauf auf merksam machen, daß, wenn auch die Stiftung eines großen evangelischen Verbandes zur Abstimmung gebracht und beschlos sen wäre, damit noch nicht das Mindeste entschieden wäre. Die Besorgnisse der Gegner wären damit noch nicht gerechtfertigt, die Hoffnungen der Freunde noch nicht erfüllt. Hätten auch die Mitglieder der jetzigen Versammlung noch einen andern Berns gehabt als denjenigen, den ihnen ihre Ueberzeugung gab, noch «ine andere Berechtigung als diejenige, die sie aus ihrer Begei sterung schöpften; kurz, hätte iht Mandat zur Berathung und Beschlußfassung einen offiziellem Charakter gehabt, als es in der That besaß, so würden ihre parlamentarischen Beschlüsse auf den Bestand und die Zukunft der einzelnen Landeskirchen doch noch nicht den geringsten Einfluß gehabt haben. Das Beispiel aller parlamentarischen Versammlungen in den letztem Jahren, die Haltlosigkeit ihrer Berathungen und die Erfolglosigkeit ihrer Beschlüsse beweist, daß der Schwerpunkt unserer Zeit nicht in ihnen zu suchen und daß eine definitive Entscheidung von ihnen nicht zu erwarten ist. Sie sind nur das Symptom einer all gemeinen Bewegung der Geister, aber haben dieselbe weder in ihre Gewalt bekommen, noch zum Ziele führen können. Sie drücken ein Bedürfniß aus, aber haben es nicht befriedigt. Sie sind die Vorboten einer noch unbekannten Zukunft, aber sie waren unfähig, dieselbe aufzuschließen, zu erhellen und zu ge stalten. Sie sind sogar meist vom Schauplatz abgetreten, ohne die Aufgabe, zu deren Lösung sie berufe« waren, um einen Schritt weiterzuführen, und nach ihrer Auflösung waren Völker und Negierungen sogar genöthigt, sich mit den alten Zustande« als dem besten Provisorium zu begnügen. So können wir auch im Evangelischen Bunde nur einen Versuch sehen, aber noch nicht das geeignete Organ, dem das Gelingen beschieden ist. Er ist das Symptom einer Bewegung, die in den Landeskirchen vorgeht und auf dem Gefühl ihrer Zusammengehörigkeit beruht» aber er wird die Vereinigung derselben schwerlich zu Stande bringen. Er ist das Zeichen, daß der Protestantismus die Nähe einer Zeit fühlt, in der er sich noch einmal mit seinen Gegnern wird messen und mit ihnen über die Theklung des Welteinfluffes sich wird einigen müssen, aber zur Entscheidung dieser Frage gehören noch andere Mittel als das Bewußtsein des guten Willens, der die Glieder des Bundes jährlich zusammenführt, und als die wohlmeinende und schonungsvolle Gesinnung, mit der sie sich gegenseitig über ihren guten Willen aussprechen. Bei alledem müssen wir schon in diesem ersten Versuch manches Bedeutende anerkennen. Vor allem können wir eS nicht als zufällig be trachten, daß die Mehrzahl der Gäste, die sich zu den Sitzungen des Bundes aus dem Auslande vereinigt hatten, England ange- hören. Auf dem Gebiet der Politik sträubt sich zwar England noch gegen das Eingeständniß, daß seine auswärtigen Kämpfe und selbst die allmälige, aber unwiderstehliche Veränderung, die in seinem Innern vor sich geht, ihm die Verpflichtung auflegen, seine bisherige insulare Abgeschlossenheit und seinen Stolz gegen den Continent aufzugeben. Ohne eine mächtige und sichere Allianz auf dem Festlande kann es seine Colonien weder behaupten noch vertheidigen. Die festländische Centralisation und Kunst der mechanischen Verwaltung dringen in sein Inneres ein und rütteln an der bisherigen Allmacht des Parlaments. Der Regierung ist es nicht zu verdenken, wen« sie noch mit ihrem Stolze kämpft und sich scheut, die Gefahren ihrer neuen Lage und die Schwere ' ihrer zunehmenden Verantwortlichkeit offen einzugestehen. Aber das Volk, die Kirche sind ihr zuvorgekommen und gestehen eS ein, daß sie den Beistand ihrer Verwandten und Glaubensgenossen aus dem Festlande brauchen. Die Besorgniß vor dem mächtigen Auftreten, zu dem sich der Katholicismus in der neuern Zeit wieder ermannt hat, hat sie ergriffen, und die Evangelische Allianz ist der Handschlag, den sie den verwandten Kirchen auf dem .Festlande bieten. Es sind.nicht mehr dogmatisch^ Streitigkeiten, um die es sich in diesem Kampf handelt. Der Streit um die; Formeln ist in dem Verlauf der letzten drei Jahrhunderte ab- gethan. Machteinfluß, Beherrschung der Welt, definitive Eröff nung der Welttheile, die sich der europäischen Civilisation bisher noch verschlossen haben, für die christliche Cultur, das ist es, was den jetzigen Wetteifer der Kirchen entzündet hat und waS die einzelnen evangelischen Kirchen zusammenführt. Der letzte; orientalische Krieg hatte nicht nur eine politische Bedeutung, sondern es maßen sich in ihm auch die Kirchensysteme Europas, um vorläufig wenigstens zu sehen, wie weit ihre Kraft reiche, um Asien ihrem Einfluß zu öffnen. Es war nicht zufällig, daß der Streit über die Schlüssel zu einer Kirche in Palästina de» ! Anlaß zu diesem Kriege gab, wenn auch die Frage, die dabei
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