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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188509297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850929
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-29
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.09.1885
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———. Erscheint jedm Wochentag Abend« */,7 Uhr für den Ra andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 2d Pf., t/I» zweimonatUch 1 M. dO Ps. und einmonatlich 7d Ps. V»x»«r »»ot«»' ge, icärrester inlt äe» l eckt« ilttel»« n sied« irton mit cek voll L88vf vieäsr lmsnn dm io b; m :btsrt ilö. I itr, 11 IresLm chtnugt«. -600 Ml, -700 U -650 Ml, 0 Mk. ch-8<Mli- l2 Ml üssetsvm VeE in jeiv Die Expedition des „Freiberger Anzeiger nnd Tageblatt" Hitze und Appetit haben m Apotheke lnd m der d 80 M. Tagesschau. Freiberg, den 28. September. Der deutsche „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgende Note der spanischen Regierung an ihren Gesandten in Berlin: „Ew. Exzellenz haben von den bedauerlichen Vorfällen Keunt- niß erhalten, welche sich in der Hauptstadt in der Nacht vom 4. d. M. ereignet haben. Eine zügellose Volksmasse zog in Benutzung der Aufregung, welche die seitens des General gouverneurs der Philippinen am nämlichen Tage eingegangenen Nachrichten hervorgerufen hatten, in Schaaren nach dem von der deutschen Gesandtschaft bewohnten Hause und riß nach einem heftigen Kampfe mit den zum Schutz dort aufgestellten Polizei-Agenten das Wappen herab, um dann damit einen Theil der Stadt zu durchziehen. Aus den Ew. Exzellenz zu gegangenen Schriftstücken werden Sie entnommen haben, daß die Regierung Sr. Majestät in der Voraussicht, die Ange legenheit der Karolinen-Inseln könnte vielleicht den Vorwand zu Unruhen liefern, sich beeilt hat, die energischsten Maßregeln zu ergreifen, um in der Hauptstadt sowohl als in den Pro vinzen die Gesandtschaft Sr. Majestät des deutschen Kaisers und die Kaiserlichen Konsulate gegen jeden Angriff oder jede Beleidigung seitens Derjenigen zu schützen, die aus besonderen Motiven kein Mittel unversucht lassen würden, um einen internationalen Konflikt von den unheilvollsten Folgen herauf zubeschwören. Zum Unglück hat der Mangel an Energie des mit dem Schutze der deutschen Gesandtschaft in Madrid be trauten Polizei-Chefs und der das deutsche Konsulat in Valencia bewachenden Polizei-Agenten die angeordneten Vor sichtsmaßregeln vereitelt. Die Regierung Sr. Majestät hat, so bald sie von den Vorkommnissen Kenntniß erhielt, den Polizei- Chef, welcher die deutsche Gesandtschaft in Madrid bewacht hat, und die Polizei-Inspektoren, die mit dem Schutze des deutschen Konsulats in Valencia betraut waren, ihres Amtes enthoben, da ihrer Schwäche die Schuld an den begangenen Exzessen beizumessen ist. Gleichzeitig hat sie die Einleitung eines gerichtlichen Verfahrens angeordnet, demgemäß die gedachten Polizeiagenten und ein gewisser Anastasia Albarran Garcia, in dem der Anstifter des in der Straße „^.mor äo Dios" begangenen Exzesses vermuthet wird, sowie 15 zugleich mit Jenem verhaftete Individuen, wegen LHeilnahme an den Ruhestörungen vor Gericht zu stellen sind. Die Regierung Sr. Majestät hat die Ausschreitungen gegen die Vertreter einer Macht, mit welcher Spanien enge Be ziehungen unterhält, lebhaft bedauert; sie verurtheilt dieselben in ausdrücklicher und formeller Weise und beauftragt Ew. Exzellenz, dies zur Kenntniß des Herrn Ministers der aus wärtigen Angelegenheiten zu bringen, indem sie hofft, daß diese offenen und freundschaftlichen Erklärungen von der Re gierung Sr. Majestät des Kaisers in demselben Geiste der Aufrichtigkeit und des Entgegenkommens werden ausgenommen werden, von dem die Regierung Sr. Majestät bei Ueber- 38. Jahrgang. Dienstag, Sen 2A Septvr Einladung zum Abonnement. Indem wir das geehrte Publikum Freibergs sowie der näheren und weiteren Umgebung zum Abonnement auf unser täglich erscheinendes Organ „Ireikerger Anzeiger und Hageblatt" pro viertes Quartal 1885 höflichst einzuladen uns erlauben, bitten wir, besonders die auswärtigen Abonnenten, die Bestellungen auf das blatt rechtzeitig machen zu wollen, damit eine Unterbrechung resp. verspätete Lieferung vermieden wird. Der vierteljährliche Abonnementspreis beträgt 2 Mark 25 Pfg. Inserate, pro gespaltene Zeile 15 Pfennige, finden bei der großen Wage des Blattes die weiteste und zweckentsprechendste Verbreitung. Bestellungen nehmen sämmtliche kaiserliche Postanstalten, sowie die bekannten Ansgabestellen entgegen. e en Magert- erz,Leit« Magew phcln bei n mit ab- Die Versammlungen der Berliner Arbeiterinnen. Eine eigenartige Bewegung giebt sich seit Kurzem in I der deutschen Reichshauptstadt kund und zieht bereits ihre I-reise sehr weit in das ganze Reich hinaus. Es ist die I mit der Frauenfrage zusammenhängende Agitation, deren Bedeutung bis jetzt entschieden unterschätzt worden ist. Die Männer bringen derselben im Allgemeinen wenig Wohl wollen, sehr häufig aber bitteren Spott entgegen, der nicht nur durch den stürmischen und wenig parlamentanschen Verlauf der Berliner Frauenversammlungen, sondern fast noch mehr durch die humoristischen oder gar sachrischen Berichte der Togespresse erweckt und gereizt wird. Trotzdem hat die Sache ihre sehr ernste Seite, denn es ist nur eine logische Folge der Sozialreform, daß die Frauen über die Stellung ihres Geschlechtes im Staate und. über die Mittel nach- denken, dieselbe zu verbessern. Voraussichtlich wird sich für die Frauenfrage ebensowenig eine vollständig befriedigende Lösung finden lassen als für die soziale Frage, von der sie einen Theil bildet, aber als Anregung für gewisse Ver besserungen ist die eine so wenig völlig abzuweisen wre die andere. Es würde ein großer Jrrthum sein, wollte man annehmen, datz die Leiterinnen der gegenwärtigen Bewegung in Berlin dieselbe künstlich erzeugt hätten, oder daß die an das Lächerliche hart streifenden Auswüchse dieser Bewegung im Stande wären, die Frauenfrage wieder Plötzlich von der Tagesordnung verschwinden zu machen. Diese schwierige Frage ist uralt wie die Menschheit; man ist ihr nur stets ans dem Wege gegangen, weil man sie für unlösbar und unbequem hielt und weil Niemand da war, der auf die Lösung zu dringen wagte. Bis in die neueste Zeit galt fast bei allen Völkern der Grundsatz, daß die Frau im öffentlichen Leben keine Stimme habe und daß nur der Mann berufen sei, an der Gesetz gebung mitzuarbeiten, dabei die Interessen der Frau mit Ä wahren und ihre soziale Stellung zeitgemäß zu gestalten, dadurch macht der jetzige Versuch der Frauen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, entweder den Eindruck der Spielerei oder er muß als Beweis dafür angesehen werden, daß die Männer ihre Schuldigkeit als Beschützer des schwächeren Geschlechtes Nicht voll erfüllt haben. Mögen Hun auch einzelne Frauen Berlins die jetzige Agitation als äne Art von Zeitvertreib ansehen, so ist doch die Mehrzahl bon dem tiefen Ernst der Frauenfrage sicher wahrhaft durchdrungen. Je schwerer die Gründung eines Hausstandes ivird, desto größer wird die Zahl der Frauen, die, auf Selbsterwerb angewiesen, oft unter sehr erschwerten Ver hältnissen den Kampf um das Dasein führen. Die sozial demokratischen Versuche der Einschränkung der Frauenarbeit Huben ebenso wie die jetzige Frauenbewegung in Berlin nur dazu gedient, tiefe soziale Schäden bloßzulegen. Nun der Schleier von dem bisher meist tiefverhüllten Elend weg- gezogen ist, kann man sich der Verpflichtung nicht mehr Wehen, eine Linderung desselben zu versuchen. Die Nothlage unzähliger Frauen in den Groß- und Mittelstädten sil eine Thatsache, die auf den neuerdings veranstalteten Versammlungen nur festgestellt, aber nicht hinweageräumt h>nden konnte, die übrigens den einsichtsvollen National- ulonomen längst bekannt war. Ist diese Angelegenheit trotz der zuweilen die Spottlust Eckenden Art der Behandlung eine so ernste, dann läßt sich auch der Gedanke nicht abweisen, daß bisher der Mann siwe Aufgabe als Beschützer des weiblichen Geschlechts nur ungenügend erfüllte. So beschämend dieses Eingeständniß sisi kann diese Erkenntniß nur nützen, indem sie dahin leitet, bosi sich die Männer mehr als bisher mit der Frauenfrage "Rüstigen und dieselbe auf das Maß berechtigter Forde- rMgerAjeitl-t und Tageblatt. " Amtsblatt für dir königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. - Lerantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. rungen beschränken, während jetzt zuweilen auch Ansprüche laut werden, die weder berechtigt noch erfüllbar sind. So wie man sich mit dieser Sache aus Pflichtgefühl beschäftigen wird, kann auch das Ungesunde aus der Bewegung ausge schieden und besonders tue geforderte Vertretung des weib lichen Geschlechtes in den Parlamenten entschieden zurück gewiesen werden. Dagegen wird den Frauen dasselbe Koalitionsrecht zugestanoen werden können, wie den männ lichen Arbeitern, weil damit allein der Zustand, daß gerade die weibliche Arbeit in einzelnen Fabrikationszweigen so spottschlecht bezahlt wird, bekämpft werden kann. Im Ganzen dürfte es das Richtige sein, die Frauen mit Rath und That zu unterstützen, dieselben möglichst aller Wohl- thaten der sozialen Gesetzgebung theilhastig zu machen, sie nach wie vor dem politischen Treiben fern zu halten, aber darüber zu belehren, was sie von den politischen Parteien der Männerwelt zu erwarten haben. Bis jetzt haben nur die Ultramontanen und die Sozial demokraten in vollster Erkenntniß des weiblichen Einflusses sich als die Anwälte der Frauen hingestellt und davon nicht geringen Nutzen gezogen. In katholischen Ländern sehen die Frauen, gleichviel ob mit Recht oder mit Unrecht, in den Priestern ihre wärmsten Fürsprecher, in anderen Gegenden neigen sie mehr als gut ist den Sozialdemokraten zu, deren Schlagworte ihnen irrthümlicher Weise äußerst günstig erscheinen. Es ist durchaus nicht überflüssig, die Frauen darüber aufzuklären, welche unerfreuliche Stellung ihnen nach den utopischen Plänen der sozialdemokratischen Führer in dem erträumten sozialistischen Zwangsstaat an gewiesen werden, wie ferner die Erfüllung der Forderung der sogenannten Arbeiterpartei auf Einschränkung der Frauenarbeit dem weiblichen Geschlecht nur die traurige Wahl ließe zwischen einer Ehe ohne Neigung oder dem bittersten Mangel. Diese Einschränkung soll und kann dazu dienen, den Lohnsatz der männlichen Arbeiter zu erhöhen, aber es fehlt alle und jede Garantie dafür, daß diese Mehrbezahlung dazu verwendet würde, Frau und Kinder zu ernähren oder bedürftige Mütter und Schwestern zu unter stützen. Leider sind die Fälle gar nicht so selten, wo der Arbeitslohn der Frau allein die Wirthschaft erhält, während der Mehrverdienst des Mannes außer dem Hause ver zehrt wird. Auf dem in den letzten Tagen in Nürnberg statt gefundenen Volkswirthschaftlichen Kongreß sagte der Referent I)r. Baumbach sehr richtig, „er sei mit den Humanitäts bestrebungen für den Arbeiterschutz im Allgemeinen ein verstanden, er billige nur nicht die Wege der sozialistischen Gegner und halte Den für den besseren Freund des Arbeiters, der das Mögliche zu erreichen suche, aber nicht ideale Luft gebäude aufbaue, die niemals verwirklicht werden. Aber bei diesen Bestrebungen heiße es auch: „Summa llumamtas, summa atrooitas"; „Die Humanität, auf die Spitze ge trieben, wird zur Grausamkeit." Das wäre zum Beispiel ein völliges Verbot der Frauenarbeit oder eine absolute Beschränkung derselben etwa auf sechs Stunden, ohne für den entgangenen Verdienst Ersatz zu gewähren. Ebenso sei es mit der Kinderarbeit; ihr Verbot wäre ein Unglück. Manche Familien in gewissen Jndustriebezirken sind auf die Kinderarbeit angewiesen; z. B- bei der Griffel-Fabrikation spitzen die Kinder die Griffel und wickeln sie in Papier ein. Welchen Sinn hätte es nun, solche Kinder einfach der öffentlichen Armen-Unterstützung zu überweisen? Er ver wahre sich feierlich dagegen, als ob er gegen jede Ein schränkung der Kinderarbeit wäre; im Gegcntheile, er sei für gewisse Einschränkungen, wie ja eine solche bereits in der Schulpflicht bestehe, aber die Kinderarbeit ganz zu ver bieten, hielte er für eine unerhörte Grausamkeit." Mit ähnlichen Beweisgründen muß man jetzt die Leiterinnen der Berliner Frauenbewegung verhindern, sich in das sozial» demokratische Lager zu begeben. Wie nahe diese Gefahr ist, zeigt der jetzt aufgestellte und vertheidigte Satz, daß nur die weiblichen Mitglieder des Arbeiterstandes zur Lohn arbeit berechtigt sein sollen. Leider haben auch andere Stände ein nicht minder empfindliches Proletariat aufzu weisen und gerathen zuweilen in Lebenslagen, wo der Er trag der weiblichen Arbeit dazu helfen muß, Noth und Schande zu bannen. Offenbar hat die Frauenfrage so viele Gesichtspunkte, daß die Beschäftigung mit derselben keine leichte ist; der sozialen und politischen Pflicht, sich mit derselben eingehend zu beschäftigen, können sich aber die Ordnungsparteien nicht länger entziehen, wenn sich diese Unterlassungssünde nicht später an ihnen empfindlich rächen soll. eke Mt. 11. F. 1'8 »x und sicher atisWlS, schwäche, d Zah» lasche 60 L Freitag. Inserate werden bis Bonnittag 11 Uhr angenom- FH FH D? mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile , FH FH LH oder deren Raum 1d Pf.
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