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Leipziger Monatsschrift für Textil-Industrie : 05.11.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-11-05
- Sprache
- Deutsch
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- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
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Leipzig, 5. November 1919. Nr. 45. XXXIV. Jahrgang. Herausgegeben von Theodor Martins Textilverlag in Leipzig. Adresse für sämtliche Zuschriften und Geldsendungen: Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie, Leipzig, Dörrlenstr. 9. Organ der Norddeutschen Textil- BerufsgrenoMsenschaft. Organ der Sächsischen Textil - Berufsgenossenschaft. Fernsprech-AnsohluB* Nr. 1058. Telegramm-Adresse: Textilschrift Leipzig. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. deutschen Pos t-Zei tu n gs p re is I iste sind die Monatschrift nebst Beiblättern (auf Seite 808) unter „Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“, die Wochenberichte (auf Seite 369) unter dem Titel „Wochenberichte der Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“ eingetragen. Die Bezugs-Gebühr ist im voraus zahlbar. Wenn ein Bezug späteste ns einen Monat vor SchluE des Halbjahres nicht gekündigt wird, gilt derselbe als fortbestehend. Anzeigen- Gebühr: Petitzeile (3 mm hoch und 43 mm breit) oder deren Baum 1,—, Stellen ¬ gesuche 70 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt nach Tarif. Beilagen nach feststehendem Tarif. [Nachdruck verboten.] ‘ stundentages behaupten ja, infolge der größeren körperlichen Frische des Arbeiters während der Arbeit hätte der Achtstundentag keine Pro duktionsverminderung zur Folge. Eher läßt sich der Einwand hören, daß die Garne zum Teil gegen früher erheblich schlechter sind, viel häufiger reißen und somit die Produktion vermindern. Wo aber nur gute Garne verarbeitet werden und trotzdem die Produktion bei dem Einstuhlsystem nicht mehr als den vierten Teil der Leistung bei dem Vierstuhlsystem beträgt, da bleibt nur ein Grund übrig und dieser ist Arbeite Un lust und verringerte Aufmerksamkeit bei der Arbeit. Es mögen Einzelerscheinungen sein, aber mehrere Arbeitgeber berichten unabhängig voneinander, daß die verminderte Inanspruchnahme der Ar beitskraft und Aufmerksamkeit des Webers bei Bedienung nur eines Stuhles viele verleitet, ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen zuzuwen den, mit den Arbeitskollegen zu schwatzen, gröbere Verfehlungen sollen ganz unerwähnt bleiben. Und dabei kann man ein solches Verhalten dem Weber nicht einmal sehr verargen, denn einem denkenden Menschen muß es ein Greuel sein, einem gut arbeiten den Webstuhl mit verschränkten Ar men zuzusehen und zweidrittel bis dreiviertel seiner körperlichen und geistigen Arbeitskraft brach liegen zu lassen. Selbst verständlich beziehen sich vorstehende Ausführungen nur auf die Be dienung Schmaler, mit leichter Arbeit belegter Stühle, nicht zum Beispiel auf Jaequardstrfihle, deren Bedienung die Arbeitskraft eines Webers voll in Anspruch nehmen dürfte. i ?i c Tatsache, daß der tüchtige und vollwertige Weber bei dem Kinstuhlsystem seine Arbeitskraft nur zum Teil ausnutzen kann, hat ferner zur Folge, daß die Entlohnung sich nicht mehr nach dem Grundsatz „gleiche Leistung, gleicher Lohn“ aufbauen läßt, sondern in die Zwangsjacke eines nach Altersklassen und nach Geschlecht abgestuf ten Lohnsystems gepreßt werden muß, demzufolge die älteren Weber einen höheren Lohn erhalten als die jüngeren Weber. Die Unmöglichkeit für den jungen Weber, trotz derselben und vielleicht noch höheren 1 Leistung denselben Lohn zu verdienen, wie der neben ihm arbeitende ältere Kollege, schafft zunächst Erbitterung und hält schließlich das Streben und die Freude, die eigene Arbeitsleistung zu steigern, mit Naturnotwendigkeit zurück. Alle diese mit dem Einzelstuhlsystem verbundenen Schäden auf materiellem und geistigem Gebiet mußten zur Verhütung übergroßer Arbeitslosigkeit unter den Webern hingenommen werden, solange wegen der geringen zur Verfügung stehenden Rohstoffe eine erhöhte Gesamtproduktion für Deutschland doch nicht erreicht werden konnte und der Unternehmer infolge des Feh lens auswärtiger Konkurrenz dieUnwirtschaftlichkeit des Einstuhlsystems durch entsprechende Preise zum Teil ausgleichen konnte. Jetzt aber ist der Friede da, die Einfuhr von Rohstoff en hat wieder eingesetzt, die Aus landsware konkurriert wieder auf dem deutschen Markt und damit sind die eben erwähnten Umstände, die das Einstuhlsystem erträglich erschei nen ließen, gefallen. Die Bedeutung der ausländischen, nach dem Mehr stuhlsystem arbeitenden Konkurrenz erhellt ohne weiteres aus folgender Tatsache: Am 15. September bot eine Züricher Firma 60 000 m Nessel 87 cm breit zu 1,10 Fr. gleich 4,26 J6 nach damaligem Kurs franko Schweizer Grenze an. Zur gleichen Zeit kostete in Deutsch land das Garn pro Meter geschlichtete Kette bereits 4,19 M; bis zum Absatz der Ware kam auf diesen Selbstkostenpreis außer dem Weblohn Hoch 'die Betriebskosten. Provision für Vertreter us'w., sodaß leicht ein zusehen ist, daß eine Konkurrenz mit ausländischer Ware überhaupt nur in Frage kommt, wenn durch das Mehr stuhlsystem die Webkosten möglichst niedrig gehal ten werden können. Erwähnt muß allerdings werden, daß vor stehende Rechnung nur für die im freien H,a ndel befindlichen Wa r e n zutrifft. Die von .der Reichsstelle zugeteilten und noch nicht verarbeiteten Garne kommen schon deshalb nicht in Frage, weil sie teil- Fort mit dem Einstuhlsystem! Von Dr. jur. Steinhaus, Geschäftsführer des Verbandes Gronauer Textil-Industrieller. Nachdem die Textilindustrie in einer kurzen Hochkonjunktur- Periode im Jahre 1915 den größten Teil der in Deutschland vorhandenen Rohstoffe verarbeitet hatte, mußte ein großer Teil der deutschen Webe reien ihren Betrieb still legen, wesentlich einschränken oder zur Ver arbeitung von Ersatzstoffen vornehmlich Papiergarnen übergehen. Die Weber, die nicht zum Heeresdienst eingezogen waren und durch die Stillegung oder Betriebseinschränkung arbeitslos wurden, wanderten zu anderen^ Industrien ab, wo großer Arbeitermangel herrschte. Als aber der Waffenstillstand und mit ihm die plötzliche Demobilmachung eintrat und die zum Heeresdienst eingezogenen Weber zurückkehrten, ferner auch die Kriegsindustrie ihren Betrieb still legte oder beschränkte und die Herstellung von Ersatzwebstoffen in den Webereien herab gemindert wurde, da drohte den Webern eine Zeit der Arbeitslosigkeit, nie nicht vorausgesehen und zu deren Anwendung keine vorbeugende Maßregel getroffen war. Um dieser plötzlich eintretenden Arbeitslosigkeit unter den Webern zu steuern, griff die Revolutionsregierung zu einem Mittel, an dessen" Anwendung in normalen Zeiten, selbst bei noch so geringer Beschäfti gung, wohl niemand gedacht hätte; zu dem VerbotderBedienung mehrerer Webstühle durch einen Weber, was gleichbedeu tend ist mit einer Verminderung der Produktion unter gleichzeitiger Ver mehrung Der Durch dieses Verbot wurden also die Hauptbedingungen der Wirtschaft- iichkeit der Textilindustrie, möglichst hohe Produktion bei möglichst geringen Herstellungskosten, geradezu in ihr Gegenteil verwandelt. Dieses Verbot ist bis vor kurzer Zeit in Kraft gewesen, und heute wird zwischen den Arbeitgebern und einem Teil der Arbeiterschaft ein leb hafter Kampf um die Wiedereinführung des Mehrstuhlsystems geführt. Die nachteiligen Folgen des Einstuhlsystems und die dringende Not wendigkeit seiner Beseitigung sollen Gegenstand der nachfolgenden Er örterung bilden. Die Bedienung nur eines Stuhles durch einen Weber hat zur Folge, Gaß der nach dem bestehenden Tarifverträge zu zah lende Weblohn pro Meter 18 mal so groß ist als früher bei dem Mchrstuhlsystem; sobald man heute zu dem Zwei- Ktuhlsystem übergehen würde, würde der Weblohn auf das lOfache, bei dem Dreistuhlsystem auf das 7fache, bei dem Vierstuhlsystem auf das 5 fache des früheren Weblohnes herabgemindert werden. Wie diese erhöhten Weblohnunkosten auf den Preis der Ware wirken, zeigt fol gendes Beispiel: Wenn eine bestimmte Marke Hemdentuch anstatt im Einstuhl system im Zweistuhlsystem gewebt würde, so würde sie pro Meter um 1 M, bei Anwendung des Vierstuhlsysiems um_l,50 M billiger verkauft werden können; das würde bei den heutigen Preisen eine Verbilligung ■von 20—25 % bedeuten. Die durch das Einstuhlsystem verursachte Herabminderung d roduktion erhellt aus folgendem Sachverhalt: Früher bei dem X lerstuhlsystem lieferte der einzelne Weber in einer Bohweberei wöchent lich mindestens 16 Stück ä 60 Meter ab; heute werden bei dem Einstuhl- ßystem in derselben Weberei von einem Weber wöchentlich nur 3—4 Stücke iabgeliefert Daß dabei der Wochenlohn gegen früher um mehr als ■Aas Dreifache gestiegen ist, sei nur nebenbei erwähnt. Gerade vorstehendes Beispiel lenkt über zu einer anderen bösen Folge, die das Einstuhlsystem gezeitigt hat. Infolge der größeren Auf merksamkeit. die der Weber einem Stuhl — statt früher'vier Stühlen — Widmen kann, wäre eigentlich zu erwarten, daß bei der Bedienung eines (Stuhles mehr als der vierte Teil der Produktion, die früher bei de'm Vierstuhlsystem erreicht ist, geleistet würde; wie obiges Beispiel zeigt, ist das jedoch nicht der Fall. Der Einwand, bei den früheren Verhält nissen hätte der Weber auch wöchentlich länger als 46 Stunden gear beitet, darf hier nicht gemacht werden, denn die Verfechter des Acht- Wochenberichte Handelsteil der Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie A d Zugleich: Wochenschrift für Spinnerei und Weberei. Handelsblatt Allgemeine Zeitschrift für die Textil-Industrie Begründet 1884 in leipzio. für die gesamte Textil-Branche. vormals „Die Textil-Zeitung“. Fachzeitschrift für die Woll-, Baurawoll-, Seiden-, Leinen-, Hanf- und Jute-Industrie, für den Garn- und Manufakturwarenhandel, sowie die Tuch- und Ronfektionsbranche. Nachdruck, soweit nicht untersagt, nur mit genauer Quellenangabe gestattet. Sohrlftleltung, Geschäftsstelle u. Verlag: LEIPZIO, Dörrienstraße 9. Diese Wochenberichte erscheinen jeden Mittwoch und bilden den Handelsteil der „Leipziger Monat- echrift für Textil-Industrie“. — Der Preis für die „Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“ mit den vierteljährl. erscheinenden ,,Sonder-Nummern“ und den Beiblättern: Muster-Zeitung und Mit teilungen aus und für Textll-Berufsgenossenschaften beträgt für Deutschland, Österreich, Ungarn u. Tschechoslowakei pro Halbjahr Jt 8,—, übrige Länder pro Halbjahr Jl 25.—. Die .Wochen berichte“ können zum halbjährl. Preise von Jt 7,— für Deutschland, Österreich, Ungarn and Tschechoslowakei, übrige Länder zum halbjährl. Preise von Jt 2ü.— bezogen werden. In der
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