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Der sächsische Erzähler : 07.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-188307079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18830707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18830707
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1883
- Monat1883-07
- Tag1883-07-07
- Monat1883-07
- Jahr1883
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 07.07.1883
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/tzgs 27. Sonnabend, den 7. Juli. 1883. AeMrrstische Aeilage zum sächsischen Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Das „Rauhe Haus" zu Horn bei Hamburg. Auf Anordnung des hohen LandeSconsistoriumS soll nächsten Sonntag, den 7. nach Trin., eine Collecte für das „Rauhe Haus" zu Horn bei Hamburg gesammelt werden. ES dürfte vielen Lesern dieses Blattes wohl erwünscht sein, etwas Näheres über dieses „Rauhe Haus" zu erfahren. Das „Rauhe HauS" heißt die von Wichern, dem eigentlichen Schöpfer der Innern Mission am 1. November 1833 begründete große Anstalt, die theils eine Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder, IheilS ein Pensionat zu wissenschaftlicher und sittlicher Ausbildung von sittlich gefährdeten Knaben auch aus den höheren Ständen, theils eine Bildungsanstalt für Solche ist, die dem Schulamte oder einem Amte in CorrectionS- und Strafhäusern, in Kranken- häusetn u. s. w. im Sinne der Innern Mission sich widmen wollen. Wichern, geb. 21. April 1808 in Hamburg, wo sein Vater als Notar und beeidigter Ucbersetzer lebte, wendete sich, nachdem er seine theologischen Studien in Göttingen und Berlin im Jahre 1831 vollendet und mit glänzendem Erfolge in Hamburg seine Prüfung bestanden, ganz der practischcn Wirksamkeit zu, besuchte die Armuth und das Elend in den Höfen und Gängen der großen Stadt und übernahm die Leitung einer Sonntagsfreischule für arme Kinder, in welcher er bald 4—500 Zöglinge, von 40 frei willigen Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet, um sich vereinigte. Die in dieser Zeit an ihn ergangenen Einladungen zur Uebernahme eines geistlichen Amtes lehnte er ab, weil ihn schon bald nach Beginn jener Thätig- keit der Gedanke zu einer solchen Anstalt, wie er sie 1833 im „Rauhen Hause" eröffnete, beschäftigt hatte. Den ersten Grund zu dieser großen, bereits vielfach auch im Ausland als Muster geltenden Anstalt legte ein reicher Privatmann in Hamburg, indem er das erste Grundstück zu derselben schenkte. Dieses be stand in einem kleinen Gärtnerhause (nach seinem Erbauer ein Jahrhundert lang Ruge's Haus genannt, woraus der Name „Rauhes Haus" nur verhoch deutscht ist), in welchem die Anstalt am 1. Novem ber 1833, also vor 50 Jahren, mit 12 sittlich ver wahrlosten Knaben eröffnet wurde. Jetzt besitzt das Institut über 50 Scheffel Land und es gehören zu ihm an 20 größere und kleinere auf einem Areal von 16 Scheffel zerstreut liegende Gebäude. DaS Ganze umfaßt fünf verschiedene Zweige: 1) die Kinderaustalt al« Rettungsanstalt, welche die Er ziehung solcher Kinder bezweckt, die ihr von den Eltern oder deren rechtlichen Vertreter anvertraut werden. Die Zahl derselben beträgt durchschnittlich 100 (zwei Drittel Knaben) die Kinder wohnen je 12 (in sog- Familien) beisammen und werden mit häuslichen Arbeiten in Garten und Feld, sowie in verschiedenen Werkstätten beschäftigt. Im Pensionat für Knaben (24 Zöglinge) schließt sich der Unter richt wesentlich an den Gymnasialunterricht an. 2) Die Brüderanstalt, welche' die zahlreichen Gehilfen umfaßt, die theils zur unmittelbaren Lei tung der Kinder in ven Familien, theils zur Leitung der vielen ArbeitS- und Unterrichtsgruppen nöthig sind. Die „Brüder" bilden eine Genossenschaft, die aus jungen 20 - 29jährigen Männern besteht, welche irgend einen ordentlichen Lebensberus, der sie an ständig ernährt, erlernt haben. Sie sind bei ihrem Eintritt meist Handwerker, Landleute, Kaufleute, Lehrer u. s. w. Nachdem sie einen dreijährigen theoretischen Cursus durchgemacht haben, treten sie in verschiedene, je nach ihren Fähigkeiten bemessene Arbeitsfelder der Innern Mission ein, als Hausväter in Erziehungsanstalten, in Armenhäuser, in Geselleo- herbergen („Herbergen zur Heimath") u- s. w., auch als Lehrer in der Heimath, wie in Amerika, be sonders unter den zerstreut lebenden Evangelischen in und außer Deutschland. Ebenso wirken sie als Armenpfleger, als Stadtmissionärc, als Gefangenen- und Krankenpfleger und haben selbst ein weites Arbeitsfeld als Colonisten in fremden Ländern ge funden. Die in der Anstalt gebildeten und wieder entlassenen Brüder leben, ihrem Berufe obliegend, durch ganz Deutschland, in Rußland, im Orient, in Amerika, in Australien. In der Anstalt wohnen 6—7 Brüder in einem sogenannten Convicle bei sammen. Außerdem befinden sich im „Rauhen Hause" noch 3) eine Buchdruckerei, 4) eine Buchhandlung und 5) eine Buchbinderei. Die Anstalt ist aber noch heute Privatanstalt und wird von dem Sohne des Gründers in der Kraft und im Geiste des Vaters geleitet. Sie er hält sich nur durch sich selbst, theils durch Liebes gaben, theils durch gezahlte Pensionen. Sie ist darum trotz ihres großen Besitzes bei den immer größer werdenden Anforderungen, die an sie gestellt werden, arm und auf die Liebeshilfe der christlichen Gemeinde angewiesen. Aus diesem Grunde ist auch der Anstalt zu ihrem 50jährigen Jubiläum wie anderwärts, so auch für das Königreich Sachsen von den in Evangelicis beauftragten Herren Staats ministern io Rücksicht auf den großen Segen, der au» der Wirksamkeit derselben auch für unser engeres
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