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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188207087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820708
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-08
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.07.1882
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Inserate werden bis BormittagS 11 Uhr angenom- mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zelle 1 oder derm Raum 1d Pfennige. I fapattsche Araberthum Egyptens sich auf seine und einen Glaubens- und Rassenkampf geger länder und Franzosen kämpft. Jedenfalls Seite stellt ist. zu Bor längerer Zeit war einmal die Rede von einem! Projekt, nach welchem die Abstimmung seitens der einzelnen Abgeordneten mittelst eines elektrischen Apparates erfolgen sollte. Wir sind der Meinung, gerade jetzt, wo ein neues Reichstagsgebäude in Angriff genommen ist, sollte dieser Idee volle Beachtung geschenkt werden. Man hat aller dings den Einwand erhoben, daß für wichtige Ab stimmungen die feierliche Form, welche in dem persönlichen Auftreten des einzelnen Abgeordneten mit Ja oder Nein liege, nicht entbehrt werden könne. Aber aus der Praxis weiß man sehr wohl, wie wenig feierlich eine namentliche Abstimmung sich vollzieht. In dem Gewirr und Gebrause der Privatunterhaltungen geht der einzelne Abstimmungs- Es handelt sich jedenfalls nur darum, die Techniker seiner Lösung aufzumuntcrn. ruf fast verloren. Jeden Augenblick muß der Präsident zur Ruhe ermahnen und dieselbe zeitweilig mit der Glocke Herstellen. Nicht selten ereignet sich der Fall, daß einzelne Stimmen falsch verstanden und falsch gebucht werden. Gelänge es, einen Apparat herzustellen, der es ermög lichte, in wenigen Minuten nicht nur die Gesammtzaht der Stimmen für und wider, sondern auch die Ab stimmung jedes einzelnen Abgeordneten zweifellos fest zustellen, und zwar derart fcstzustellen, daß das Ganze alsbald zu Jedermanns Einsicht auf den Tisch des Hauses niedergelegt werden könnte, so^wört dadurch für die Ab kürzung der parlamentarischen Verhandlungen ein Bedeuten des erreicht. Wir glauben nicht, daß das Problem unlösbar impf gegen die Eng- Jedenfalls stehen m Die Abkürzung parlamentarischer Ver handlungen. Wenn der Gedanke zweijähriger Budget-Perioden für das deutsche Reich trotz der Ablehnung durch den Reichs tag hin und wieder immer noch auf eine gewisse Sympathie stößt, so liegt dies an der allerdings nicht wegzu leugnenden Thatsache, daß in Deutschland eine unvcrhält- nißmäßig lange Zeit auf parlamentarische Verhandlungen verwendet wird. Es ist dies in der Hauptsache eine noth- wendige Folge des Parallelismus von Reichstags- und Landtags-Sessionen, wie er durch die bundesstaatliche Ver fassung bedingt ist. Eine wirkliche durchgreifende Zeit- crsparniß könnte also nur erreicht werden, wenn entweder an die Stelle von Reichstag und Einzcllandtagen eine einzige Volksvertretung gesetzt, oder aber Reichstag und Einzellandtage nur alle zwei Jahre alternirend berufen würden. Das Eine wie das Andere widerspricht funda mentalen Bestimmungen einzelner Landesverfassungen wie der Reichsverfassung selbst und ist deshalb zu weiterer Erörterung überhaupt nicht geeignet. Um so berechtigter aber ist die Frage, ob durch die geschäftliche Einrichtung unserer parlamentarischen Ar beiten der Forderung eines möglichst knappen^ Zeitauf wandes nicht noch besser als bisher entsprochen werden könnte. Im Reiche hat man soeben, indem man die Session des Reichstags vertagte statt sie zu schließen, einen Weg zur Vereinfachung der Geschäfte eingeschlagen, der allerdings den Stempel des Außergewöhnlichen an der Stirn trägt, aber doch einen beachtenswerthen Fingerzeig für die Möglichkeit einer dauernden Verbesserung enthält. Wir haben im Reiche — auch in Sachsen und anderen deutschen Staaten — die Einrichtung, daß alle Vorlagen mit dem jedesmaligen Sessionsschlusse, einerlei in welchem Stadium der parlamentarischen Behandlung sie sich be finden, als abgethan gelten. Daraus ergiebt sich der Uebelstand, daß Vieles, was unerledigt geblieben, in der nächsten Session unverändert wiederkehrt und nun einer abermaligen Berathung nach allen Regeln der Geschäfts ordnung unterzogen werden muß. Der Zeitverlust, welcher dadurch entsteht, liegt auf der Hand. Würde es nicht zweckmäßiger sein, für jede Legislaturperiode die volle Ungetrcnntheit der Geschäfte einzuführen? Man würde damit allerdings auf den nicht selten beliebten Modus, Vorlagen in Kommissionen zu „begraben", verzichten müssen. Allein die Vortrefflichkeit dieses letzteren Auskunftsmittels ist schon an sich sehr fraglich; außerdem ist der mit demselben erlangte Vortheil kaum mit dem Nachtheil zu vergleichen, welcher auf der anderen Seite nicht nur durch eine ganz nutzlose Zeit verschwendung, sondern auch durch eine thatsächliche Ver kümmerung des Petitionsrechts entsteht. Denn es ist hinlänglich bekannt, daß in jeder Session zahlreiche Peti tionen wegen Sessionsschlusses überhaupt nicht zur Bera thung gelangen. Jedenfalls würde es der Mühe verlohnen, die hier angeregte Frage einmal einer ernsten Prüfung zu unterziehen. Ein anderer Punkt betrifft die Zeit, welche auf den Namensaufruf verwendet werden muß. In dieser Be ziehung ist vor Jahren durch Einführung eines Auszäh- lunosmodus, den der Parlamentswitz mit dem wenig respektvollen Namen „Hammelsprung" belegt hat, eine wesentliche Erleichterung geschaffen. Immerhin bleiben in wei' zahlreiche Fälle — namentliche Abstimmung, Fest land n nz der Präsenz — in denen der Namensaufruf er- h"'hunger n muß. Derselbe nimmt im Reichstage Alles in N?n etwa eine Stunde in Anspruch. Und bei Gcsctz- cni ^ürfen voll prinzipieller Kontroversen gehören zwei, selbst drei namentliche Abstimmungen in einer Sitzung durchaus nicht zu den unerhörten Vorkommnissen. 34. J«hra<u,, SounMlld, den 8. Juli. und Tageblatt. AmtMM für dir königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur Iuliu« Brau» « Freiberg. Egypten im Hinblick auf die englisch-französische Expedition ganz gewaltige Katastrophen in Aussicht. Aber fast alle Europäer sind schon aus Egypten verjagt worden, Anar chie und Elend herrschen bereits im ganzen Lande, und wenn England und Frankreich, ja ganz Europa nicht allen Kredit, alles Ansehen und sein dort angelegtes Geld verlieren will, so bleibt eben nur die englisch-französische Intervention mit Waffengewalt übrig. Alle Welt wird nun wohl fragen, was denn die europäische K onferenz zu diesem Vorgehen Englands und Frankreichs sage. Die Konferenz hat ihr Möglichstes gethan, um die Türkei zu veranlassen, dem Wirrwarr in Egypten ein Ende zu machen. Aber friedliche Vorschläge scheinen beim Sultan nichts zu helfen. Zwar hat derselbe die ihm angetragene Intervention noch nicht ablehnend beantwortet, aber die Sache wird nach orientalischer Diplomatenart zu ver schleppen gesucht, bis irgend ein Umstand die Kugel ins Rollen bringt. So kann es denn leicht geschehen, daß die Sprache der Kanonen die der Konferenz übertönt und die Pforte auf die nunmehr an sie ergangene Aufforderung zur Intervention sich die Antwort ersparen darf. Selbst von jenen Seiten, auf welchen bisher noch die optimistische Auffassung der Lage bestand, wird jetzt zugegeben, daß die Verhältnisse unaufhaltsam einer Krise zudrängen. Arabi denkt vorläufig nicht daran, nach Konstantinopel zu gehen, sondern ist mir dem gesummten Ministerium wieder nach Alexandria gereist, wo er mit fieberhafter Eile die Vollendung der Defensivvorbereitungen betreiben läßt. Sein Auftreten verräth nichts von dem Gedanken an ein Zurückwcichen. Er versichert, er werde nicht nach Kon stantinopel gehen, sondern der Türkei, England, ja selbst ganz Europa Widerstand leisten. Trotz einer Aufforderung des Sultans, die Befestigungsarbeiten in Alexandria ein- zustcllen, weil sonst ein Bombardement der englischen Flotte zu befürchten sei, setzt das egyptische Ministerium diese Fortifikationsarbeiten ruhig fort. Der Bundesrath des deutschen Reiches hielt am Mittwoch seine letzte Plenar-Sitzung vor der Vertagung. Gemäß den Anträgen der Ausschüsse fanden die nachstehen den Vorlagen die Zustimmung der Versammlung, betr. die Begriffsbestimmung für Spielkarten, die Versteigerung von Konfiskaten aus Zollprozessen und von Niedcrlage- gütcrn unbekannter Eigenthümer, die Zollbehandlung des Posteingangsverkehrs, die Erweiterung der Zollabfertigungs- befugniß der Zollabfertigungsstelle am Entenwärder in Hamburg, die Auslegung und Anwendung des Reichs- Stempelabgabengesetzes vom 1. Juli 1881, der Entwurf eines Abkommens mit Oesterreich-Ungarn wegen gegen seitiger Zulassung von Medizinalpcrsonen zur Ausübung der Praxis im Grenzbezirk und endlich die neue Ausgabe der kbarmavoxosa Aorwauie». Das Gesuch eines Gemeinde- Vorstandes um Versetzung der Gemeinde in eine höhere Servisklasse wurde bis zur nächsten gesetzlichen allgemeinen Revision des Servistarifs und der Klasseneintheilung zu rückgelegt; die Eingabe eines pensionirten Briefträgers wegen Anrechnung einer längeren, als der gesetzlich pensions- fähigen Dienstzeit wurde zurückgewiesen. Die Versamm lung beschloß ferner, dem von dem Reichstage in der Sitzung vom 18. Januar dieses Jahres angenommenen Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Aufhebung des Ge setzes über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern vom 4. Mai 1874, die verfassungs mäßige Zustimmung nicht zu ertheilen. Nachdem mehrere Eingaben den zuständigen Ausschüssen zur Bor- berathung überwiesen worden waren, theilte der Vorsitzende mit, daß der Kaiser die Vertagung des Bundesraths vom 5. Juli bis zum 15. Oktober d. I. genehmigt habe. — Herr v. Schlözer, der preußische Gesandte beim Vatikan, hat einen dreiwöchigen Urlaub angetreten und ist zunächst nach Deutschland abgercist. — Der „Reichsanzeigcr" publi- zirt einen Erlaß über die Ausnahme einer Anleihe von 29674405 M. für die Verwaltung des Reichsheeres, der Marine und die Reichseisenbahnen. — Gehcimrath Friedrich, Professor der Medizin an der Universität Heidel berg, ist gestern Mittag nach längeren Leiden gestorben. In der französischen Dcputirtenkammcr fragte gestern Lockroy den Minister Freycinet betreffs der Gerüchte über militärische Vorbereitungen und verlangte Aus kunft, ob die Regierung eine Intervention Frankreichs in Egypten auf Grund des Mandates der Konferenz voraus- sehc, oder ob Frankreich eine isolirte Aktion vornehmen Tagesschau. Freiberg, den 7. Juli. Die egyptische Krage spitzt sich zu einer jähen, stür mischen Lösung zusammen. England und Frankreich, welche Lebcnsinteressen an den Ufern des Nil, in Alexan drien und Kairo zu Vertheidigen haben, sind zu dgr Uebcrzeugung gelangt, daß, so lange Arabi Pascha seine maßgebende Stellung in Egypten behält, nie und nimmer die alte Ruhe in das Pharaonenland zurückkehren und niemals England und Frankreich ihre alte Stellung da selbst wieder einnehmen können. Beide Großmächte, zu mal England, erklären Arabi Pascha als den Führer einer Revolutwnspartei, die durch Handlungen des Ungehor sams die Autorität der vizeköniglichen Regierung unter graben habe und sicher auch zukünftig bei passenden Gelegenheiten auf's Neue seinen Ungehorsam wiederholen und die staatliche Ordnung in Egypten ständig gefährden werde. „Arabi Pascha muß entfernt, muß unschädlich gemacht werden," dies ist daher jetzt die Parole Englands und Frankreichs in der egyptische» Frage geworden. Der Sultan, der Oberlehnsherr Egyptens, ist allerdings noch anderer Meinung, er will Arabi Pascha entweder erhalten sehen, oder ihn durch ein passendes Jntriguenstückchen ohne Krieg und ohne Schwertstreich beseitigen- Damit sind aber England und Frankreich nicht einverstanden, sie verlangen im Hinblick auf ihre gefährdeten Interessen eine sofortige Beseitigung Arabi Pascha's und weil der Sultan dies ablehnt, der Vizekönig von Egypten aber ganz macht los ist, um sich des über das egyptische Heer und die Flotte verfügenden Arabi Pascha zu entledigen, so sind England und Frankreich entschlossen, durch einen gemein schaftlichen Feldzug in Egypten dort selbst Arabi Pascha zu beseitigen und die Autorität des Vizekönigs wieder herzustellcn. Nachrichten aus London, Paris und Alexan drien lassen über diesen Plan keinen Zweifel, denn in den Kriegshäfen Englands und Frankreichs wird in aller Eile ein Expeditionskorps ausgerüstet, alle beurlaubten Marinesoldaten cinberufen, große Transportschiffe ge- miethet u. s. w. Auch haben die Befehlshaber der eng lischen und französischen Flotte vor Alexandrien strenge Befehle erhalten, die Armirung der Hafcnbefestigungen durch Arabi Pascha zu verhindern. Im Ucbrigen glaubt man überhaupt nicht, daß Arabi Pascha mit seinem Heere dem englisch-französischen Expeditionskorps große Hinder nisse entgegenzusetzen im Stande ist, denn das nur 20 000 Mann zählende egyptische Heer steht nicht im Rufe einer besonderen Kricgstüchtigkeit. Schwieriger würde Arabi Pascha allerdings zu besiegen sein, wenn das gesammte
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