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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188203056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820305
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-05
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.03.1882
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Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr für den autxnm Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 2ü Pf., zweimonatlich 1 M. 50 Pf. u. einmonatl. 7b Pf. und kräftig genug erscheint. Man wird sich zu diesem Ende an die äußerst riedlichen Erklärungen Freycinet'- halten, die, wie der Premier vielleicht nicht ohne eine verständliche Nebenbedeutung betonte, von jeglicher Sucht nach Abenteuern sich frei halten werde. Gambetta fühlt den Stich und läßt Herrn v. Frcycinct dafür gehörig deu Text lesen, indem er ihn der Lässigkeit anklagt und die Vorlegung der diplomatischen Schriftstücke verlangt, welche über Egypten gewechselt worden sind. In England hält die Spannung noch immer an, welche zwischen den beiden Häusern des Parlaments wegen der irischen Angelegenheit ausgebrochcn ist. Die Ursache derselben liegt darin, daß das Oberhaus eine Kommission zur Untersuchung der Wirksamkeit der irischen Landakte einsetztc, obwohl die Regierung sich entschieden gegen diese Maßregel erklärte, durch welche nach ihrer Meinung die Pazifizirung Irlands verzögert werde. Namentlich der Premier Gladstone hat den Standpunkt der Regierung in dieser Angelegenheit im Parlamente energisch vertreten, und das Unterhaus befindet sich hierbei zum größten Theil auf seiner Seite. Auch scheint das Oberhaus einzulenken, um den Konflikt nicht auf die Spitze zu treiben. — Vorigen Donnerstag Abend beging ein herabgckommencr Handlungs- kommis auf die Königin Viktoria am Bahnhöfe zu Windsor ein Attentat mittelst Pistolenschusses, welches glücklicher weise sein Ziel verfehlte. In Dänemark ist auch in der diesjährigen Session des Folkethings der alte Konflikt zwischen Regierung und Volksvertretung ausgebrochcn. Am Dienstag verweigerte das Folkething mit 54 gegen 17 Stimmen die im Zulage- bewilligunqsgcsetz aufgeführten 11 Millionen Kronen. Der Führer der Linken, Berg, erklärte hierbei, das Haus werde sich sein Bcwilligungs- und Vcrweigcrungsrecht nicht fort- deutcln lassen und wenn das Haus aufgelöst werden sollte, würde wohl tue Hilfe wo andersher kommen. In Rußland fand in der vergangenen Woche der große Prozeß gegen Trigonja und Genossen seinen Ab schluß, indem zehn Angeklagte zum Tode, die übrigen zu Zwangsarbeit verurtheilt wurden. An derartige Urthcile ist man dort gewöhnt, aber bisher haben sie nicht ver mocht, das unheimliche Getriebe des Nihilismus irgend wie zu stören oder aufzuhalten. Je mehr man in Ruß land Köpfe abschlägt, desto mehr wachsen aus dem ver gossenen Blute neue Verbrecher hervor. — In aller Stille ist Skobeleff in seine Heimath zurückgckchrt. Wenn es wahr ist, was Pariser Blätter über den Eindruck erzählen, welchen der Befehl des Czarcn wegen seiner Rückkehr auf ihn gemacht, dann ist der vielgerühmte Hcldcnmuth dieses Panslavisten nicht sehr groß. Als Fürst Orlow, erzählt man, dem General mittheiltc, er überbringe ihm den Befehl zur Heimreise, erblaßte Skobeleff und ein nervöses Zittern überkam ihn. „Von wem ist der Befehl unterzeichnet, vom Czaren oder von Jgnutieff?" fragte endlich sich fassend Skobeleff. Auf die Antwort, daß der Czar selbst den Befehl unterzeichnet habe, verfiel er in einen solchen Zustand der Niedergeschlagenheit, daß Fürst Orlow, dem die Sache peinlich wurde, Skobeleff die schriftliche Orde überreichte und sich empfahl. Was den General in Gatschina erwartet, kann ja nicht lange Gcheimniß bleiben. Man glaubt, er werde einen Verweis und gleichzeitig den Befehl erhalten, sich für sechs Monate auf seine Güter zurückzuziehen. Mag das Eine oder Andere, schließlich auch Beides sich bewahrheiten, darauf kommt blutwenig an. Viel wichtiger ist, daß zwischen den Panslavisten und der friedliebenden Partei großer Zwiespalt herrscht. Es handelt sich nämlich darum, Jgnatieff zum Minister des Auswärtigen zu machen, Giers gänzlich zu stürzen und der aggressiven Politik zum Siege zu verhelfen. Man er wartet allgemein eine Entscheidung in den ersten März tagen nach russischem Kalender. Daß Herr Giers seines Amtes überdrüssig ist, weil er fühlt, er habe keinen sichern Boden mehr unter den Füßen, wird von verschiedenen Seiten gemeldet. Es heißt sogar, er hätte seine Demission eingcrcicht, dieselbe ober wieder zurückgenommen, nachdem der Czar den ernsten Willen bekundet, Skobeleff zur Rechenschaft zu ziehen. So lange Giers am Ruder bleibt, ist für den Frieden nichts zu besorgen; wird aber Jgna- ticff Minister des Aeußern, dann blüht der Weizen der Panslavisten. Die Woche. In der heute zu Ende gehenden Woche war die öffent liche Diskussion viel weniger lebhaft, als acht Tage zuvor, wo die Skobcleff-Affaire allgemeine Sensation erregte. Dieser russische General ist für uns heute ein abgethaner Mann. Den Brennpunkt in der inneren deutschen Politik bildet gegenwärtig und wohl auch noch für längere Zeit die Tabaksmonopolfragc, nachdem der betref fende Gesetzentwurf dem preußischen Volkswirthschaftsrathe vorgelegt worden ist. Wir zweifeln nicht, daß diese Körper schaft ein den Wünschen der Reichsregierung entsprechendes Gutachten abgiebt, aber der Reichstag wird dies keines falls thun.' Denn cs ist nicht zu verkennen, daß in der Bevölkerung von ganz Deutschland dieses Licblingsprojckt Bismarcks auf den entschiedensten Widerstand stößt. Die schweren finanziellen und sonstigen Bedenken, die sich gegen das Tabaksmonopol geltend machen, rechtfertigen diese ab lehnende Haltung. Der Reichskanzler weiß auch sehr gut, daß die Mehrheit der jetzigen deutschen Volksvertretung den Entwurf entschieden verwirft. Wenn die Regierung trctzdcm mit diesem Projekt vor den Reichstag tritt, so kann dies nichts anderes bedeuten, als die Vorbereitung zur Auflösung und zur Neuwahl des Reichstages. In diesem Bewußtsein haben wir unterlassen, den Wortlaut des Entwurfs unseren Lesern mitzutheilen und beschränken uns auch hier nur auf einige allgemeine Angaben. Im Großen und Ganzen stimmt der Inhalt mit den Grund zügen überein, welche in der bekannten Enquete-Kommission 1878 ausgcarbcitet worden waren. Denjenigen Tabaks pflanzern, welche sich von der Einführung des Monopols goldene Berge versprochen haben, wird er wohl eine Ent täuschung bereiten. Der einzige Vortheil wäre die prompte Auszahlung des Verkaufspreiscs. Für die Abhängigkeit vom Händler aber, den bekannten Hauptgegenstand ihrer Klagen, würden sie eine Abhängigkeit von der Monopol- Verwaltung eintauschcn, welche das bisherige Ungemach noch sehr viel vergrößern würde. Es kommt hinzu, daß der Entwurf das sogenannte Prinzip der Kontingentirung d. h. der Beschränkung des Tabaksbaues auf ganz be stimmte Gegenden und damit das Verbot des Tabaksbaues für das ganze übrige Deutschland, auch für Gebiete, in denen er bisher betrieben worden, angenommen hat. Frei lich können nach tz 68 den bisherigen Tabakspflanzern, welche unter dies Verbot fallen, „aus besonderen Billig- keitsgründen" Unterstützungen mit Rücksicht auf den entzo genen Erwerb gewährt werden; aber ob m dem einzelnen Falle solche „besondereBilligkeitsgründe- anerkannt werden, ist immer sehr fraglich. Das Schicksal der Tabaksfabri lauten und Tabakshändlcr ist durch den Begriff des Reichs- monopols vorgezeichnet: sie müssen beseitigt werden. Nur Handel mit Rohtabak in das Ausland kann zuver lässigen Personen auf Widerruf und unter strenger amt licher Kontrole gestattet werden. Daß unter diesen Be dingungen nur ein sehr geringfügiger Bruchtheil der bis herigen Rohtabaks-Firmen fortbestehen könnte, bedarf nicht erst der Erwähnung. Für alle übrigen Händler, Fabri kanten und Tabaksarbeitcr, soweit sie nicht in den Mono- polbetneb hinübergenommen werden würden, dreht sich Alles um die Entschädigungsfrage. Der Entwurf enthält in diesem Punkte wesentliche Abweichungen voll den Grund zügen der Enquete-Kommission. Nach dm letzteren sollten Fabrikanten und Händler eine Entschädigung im acht- bis zwölffachcn Betrage ihres jährlichen Reingewinnes erhalten- Der Entwurf stellt dagegen für die Tabaks fabrikanten das Fünfache, für die Rohtabakshändler das Zweifache ihres durchschnittlichen Reingewinnes während der Jahre 1880, 1881 und 1882 in Aussicht, jedoch mit der Maßgabe, daß für die Geschäfte, welche noch nicht zehn Jahre betrieben worden sind, nur die Hälfte der be zeichneten Sätze gewährt werden soll. Die Arbeiter scheinen m dem Entwürfe besser berücksichtigt worden zu sein, da den früher gar nicht bedachten Handlangern „aus Billig- leitsgründen" Unterstützung gewährt werden kann, und die Monopolverwaltung Tabaksfabrikate auch außerhalb der Fabriken anfertigen lassen darf. Jndeß wird cs sich bei der Natur des Monopols wohl trotzdem als eine Unmög lichkeit erweisen, die heutige Hausindustrie auch nur in annäherndem Umfange aufrecht zu erhalten. In beiden Reichshälsten der östcrr eichisch-un garis chen Monarchie tobten in der vergangenen Woche lebhafte »arlamentarische Kämpfe. Während im ungarischen Unter laufe die Opposition ihre schärfsten Pfeile gegen die Dkkupationspolitik des Grafen Andrassy und seiner Nach- olacr richtete, weil den Ungarn dabei ein erheblicher Lastenantheil ohne sonstige Vortheile zugewälzt wurde, zog die österreichische Opposition gelegentlich der Budget- wrathung gegen die antideutsche Politik des Ministeriums zu Felde. In beiden Häusern hat jedoch die Regierung einen vollständigen Sieg davon getragen: die Budgct- wsten wurden bewilligt. Auf die Details der Dc- mttcn cinzugehen, verbietet der Raum unseres Blattes. — Die Oesterrcicher haben auf dem südslavischcn Jnsur- rektionsgebicte durch die Besetzung der Platcaux von Zagorje und Krcbljina einen großen Erfolg von weit- cragender Bedeutung errungen. Erstlich ist hierdurch die Möglichkeit erwiesen, die Jnfurgenten bis in ihre sichersten Schlupfwinkel zu verfolgen, denn wenn es gelang, die fast uneinnehmbare Fclscnfcstung Zagorje, wenn auch nach mehrtägigen Kämpfen, zu besetzen, so ist es auch möglich, sie Insurgenten auf allen andern Punkten zurückzudrängcn. Dann aber ist die Wegnahme der Stellungen der Aus ländischen in der Zagorje und Krcbljina auch dadurch von scsondcrer Wichtigkeit, daß nunmehr das aggressive Vor gehen derselben gegen Bosnien verhindert ist. Denn von hier aus gedachten die Insurgenten in Bosnien einzubrechcn und dergestalt die Fahne des Ausstandes auch in Bosnien aufzupflanzcn, welche Absicht durch das energische Vorgehen der österreichischen Truppen glücklich vereitelt worden ist. In Italien vollzieht sich ein politischer Umbildungs- prozcß, welcher für die ganze Gestaltung der zukünftigen italienischen Politik von höchster Bedeutung ist und daher die allgemeine Aufmerksamkeit verdient. Bekanntlich ist vor wenigen Wochen die Wahlgcsetzresorm zu Stande ge bracht und dadurch die mittelbare Kethciligung an der Verwaltung der Staatsangelegenheiten einem wesentlich erweiterten Kreise von Staatsangehörigen zugänglich ge macht worden. Während das bisherige Wählerkontingcnt auf etwa 600000 Berechtigte geschätzt werden konnte, dürften in Zukunft 2*/» Millionen Wähler des Wahlrechts ihcilhaftig werden, vorausgesetzt, daß sic die im Gesetze vorgeschriebene Bedingung erfüllen und sich notariell in die Wahllisten aufnehmen lasten. Die Einzcichnung hat nun allerdings ergeben, daß ungefähr 1*/» Millionen von dem ihnen freigestelltcn Wahlrecht Besitz genommen; aber unter diesen zeichneten sich die klerikalen und radikalen Gruppen ganz besonders aus. Auch verdient hervorgchoben zu werden, daß die klerikalen Elemente ihre bisherige Haltung dem Staate gegenüber vollständig geändert haben. Während sie bisher durch strenge Enthaltung von allen Staatsangelegenheiten dem jungen Königreiche ihre Nicht anerkennung auszudrücken pflegten, rechnen sic jetzt mit der neuen Ordnung der Dinge und werden sowohl als Wähler wie als Gewählte am Staatsleben thätigen Antheil nehmen- Es bedarf keiner weiteren Ausführung, welche tiefeingreifenden Acnderungcn hieraus sich für die Ge staltung der Regierungsverhältnisse und der gcsammten Politik Italiens ergeben müssen. In der französischen Deputirtenkammer legte Finanz minister Say das neu ausgearbcitcte Budget vor, da der unter dem Ministerium Gambetta ausgearbeitete Entwurf zurückgezogen worden ist. Man fürchtet, daß sich an die Budgetdebatten unerquickliche Erörterungen knüpfen werden, welche der Eintracht des Kabinets zum Nachtheilc gereichen dürften. Daß eine tiefer gehende Meinungsverschiedenheit zwischen dem Premier Herrn v. Freycinet und dem Finanz- minister Leon Say obwaltet, die sich auf prinzipielle Gegensätze gründet, ist längst ein offenes Gehcimniß, das nur schlecht verhüllt werden konnte. Herr von Freycinet wünscht großartige Bauten ins Werk zu setzen und die Eisenbahnen für den Staat zu erwerben, während Say dagegen ist, weil er meint, Frankreich besitze dazu nicht die nöthigen Mittel. Es fragt sich nun, wie es möglich sein wird, diesen tiefgehenden Zwiespalt der Ansichten zu überbrücken. Gleichzeitig fürchtet man auch, daß die Parteigänger Gambctta's ihren lang verhaltenen Groll, der bislang nur unvollkommen in den ihnen zur Ver fügung stehenden Blättern zu Worte zu kommen vermochte, in den Budgetdebatten gegen Freycinet auslasten und be sonders dessen auswärtige Politik angreisen werden, die Herrn Gambetta und seinen Genossen nicht energievoll und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur Julius Brau« i« Freiberg. 34. Jahrg«»s ————— g Inserate werden bis Bormittags I I Uhr angenom- ! Sonntag, deu 5. Mrz. s ! 1882.
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