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Sächsische Staatszeitung : 07.09.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191709073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19170907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19170907
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1917
- Monat1917-09
- Tag1917-09-07
- Monat1917-09
- Jahr1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 07.09.1917
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. Nr. 94. Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat Doenges in Dresden. 1917. Landtagsverhandlungen. I. Kammer. 50. öffentliche Sitzung am 6. September 1917. Präsident Oberstmarschall vr. Graf Vitzthum v. Eckstädt, Exzellenz, eröffnet die Sitzung, der auch Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, beiwohnt, um 12 Uhr 5 Min. mittags. Die Kammer tritt sofort in die Tagesordnung ein. 1. Den Bortrag aus der Registrande übernimmt Hr. Oberbürgermeister vr. Kaeubler-Bautzen. Am Regierungstische Ihre Exzellenzen die Staats- Minister Graf Vitzthum v. Eckstädt und v. Sehdewitz, sowie die Regiernngskommissare Ministerialdirektoren Wirkt. Geh. Räte vr. Schroeder, vr. Roscher, Exzellenzen, und Geh. Rat Elterich, ferner Geh. Räte Kohlschütter, vr. Otto, Vr.-Inz. Krüger, Geh. Finanzrat Friedrich, Geh. Bauräte Toller und Krantz, Geh. Regierungsräte Vr. Junck und vr. Morgenstern, Oberbaurat Dressel. Punkt 2 der Tagesordnung: Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Deputation über den Antrag des Abg. Göpfert und Gen., die Ergrei- fung von Maßnahmen zur Stärkung der wirt schaftspolitischen Stellung Sachsen- im Reiche und zur Vorbereitung des nach dem Kriege zu erwartenden Aufschwunges der Volkswirtschaft betreffend, sowie über die hierzu eingegangenen Peti- tionen. (Drucksache Nr. 317.) Berichterstatter Wirkt. Geh. Rat vr. Mehnert, Exzellenz: Am 21. Dezember 1915 sei von dem Abg. G opfert (nl.) und Gen. ein Ant ag in der Zweiten Kammer eingcbracht worden, der folgenden Wortlaut habe: „I. Die Königl. Staatsregierung um Erwägung darüber zu ersuchen, welche Maßnahmen zur Stärkung der wirtschafts politischen Stellung Sachsens in» Reiche nnd zur Borbereitung des nach dem Kriege zu erwartenden Aufschwunges unserer Volkswirtschaft getroffen werden können, insbesondere ob diese Ziele dadu ch err icht werden können, 1. daß der Verkehr Sachsens nach den für sein Wirtschafts leben wichtigen Gebieten verbessert wird a) durch beschleunigten Ausbau des Straßen« und Eisen bahnnetzes, d) durch Anschluß der sächsischen Industriegebiete au das Reichswasserstraßennctz, o) durch erhöhten Anteil Sachsens am Durchgangs verkehr im Deutschen Reich und nach Österreich- Ungarn sowie nach den neuen Jntercssegcbieten; 2. daß der Wirkungskreis des Reichseisenbahnamtes er weitert wird, sowie 3. daß Einrichtungen getroffen werden, die dem Handels verkehr rnck dem-^lusland sachverständige Information und Vertretung dauernd sichern, II. Tie Erste Kammer zu diesem Beschlusse cinzuladen." Am 14. Juni habe die Zweite Kammer den ausführlichen Bericht über diesen Antrag beraten und sei zur einstimmigen An nahme der gestellten Anträge gelangt. Tie bcrichtcrstattendc Deputation der Zweiten Kammer sei bei ihren unter I gestellten Anträgen (s. unten) davon ausgcgangen, daß nach dem Kriege möglicherweise ein starker Arbeiterüberschuß vorhanden sei und daß cs deshalb notwendig wäre, für Notstandsarbcitcn zu sorgen. Solche Nolstandsarbeitcn habe die Zweite Kammer in der Vcr- bel'crung ungünstiger Steigungsverhältnisse an Staatsstraßen wie an Gcmeiudewegcn gesehen und habe daher eine Verbesserung der Veckchrsverhältniffe besonders durch Verlegung von Talstraßen wie durch Ausbau von Straßen überhaupt der Staatsrcgierung in der Übergangszeit nach dein .Kriege empfohlen. Die zweite Deputation der Ersten Kammer habe sich bei Be ratung des Antrages Göpfert zunächst im allgemeinen mit der Frage beschäftigt, welche Arbeiten nach dem Kriege in der so genannten Übergangszeit wohl die dringendsten seien, und weiter Erwägungen darüber angestellt, soweit es gegenwärtig natur gemäß überhaupt möglich sei, wie die Arbeitskräfte zu diesen dringendsten Arbeiten beschafft lvcrden konnten. Die Deputation sei einmütig der Ausfassung, daß die erste und allcrdringendste Aufgabe dcS Staates wie des Reiches darin zu finden sein werde, die Ernährung der Bevölkerung in ausgiebigstem Maße sicher zustellen. Der Krieg habe unserem Volke auf dem Ernährnngs- gebiete unendlich viele Opfer auferlegt; mit oft recht knappen Mitteln müsse durchgehalten werden, und es werde allezeit der höchste Ruhmestitel für das deutsche Volk sein, daß es diese so unendlich schwere Zeit trotz der Ernährungsschwierigkeiten, wenn auch ost mit zusammengcbissenen Zähnen, durchzuhalten ver standen habe. Insonderheit Hütten auf der Bevölkerung unseres Sachsenlandes schwere Prüfungen gelastet. Sachsen habe sich von einen» ehemaligen Agrarstaot zn einem Jndustriclandc aus gewachsen. Sachsen sei der dichtbevölkertste Staat Deutschlands und könne seine zahlreiche Bevölkeiung von der »hin zur Ver fügung stehenden Anbaufläche nicht selbst ernähren. Sachsen sei daher auf die Zufuhr von anderen deutschen Staaten zu einem beträchtlichen Teile angewiesen. Daß ein solches Land schwerer unter den Ernährungsschwierigleiten des Krieges zn leiden habe als ein Land, in dein die znwachsenden Nahrungsmittel reicher seien, als die Bevölkerung des Landes sie selbst benötige, b auche nicht weiter dargclegt zu werden, auch wenn man dankbar anerkennen wolle, daß andere mit RahrungSmittcln reicher ge segnete Staaten nach den bestehenden Rationicrungsvor- schriften und, soweit sie vermocht Hütten, auSgcholfcn hätten. Aber nicht nur Nahrungsmittel für die Menschen, sondern auch Futtermittel für das Vieh seien auf das allcrdringendste zu beschaffen, wenn die Ernährung der Bevölkerung wieder in rich tige Bahnen gelenkt werden solle. Hierzu bedürfe es in allererster Linie der Wiederherstellung eines vollen landwirtschaftlichen Be triebes mit intensivster Wirtschaft sührung in» ganzen Lande, im ganzen Reiche. Tie Kricgsvcrhältnissc hätten cs mit sich gebracht, daß Zehntausende von Leitern landwirtschaftlicher Betriebe ins Feld gezogen seien, nm das Vaterland zn schützen. Mit ihnen seien die als Schirrmeister, Knechte oder sonst als Hilsskräste in der Landwirtschaft in Diensten Stehendei» ins Feld gezogen. Die Dörfer seien der in den tatkräftigsten Lebensjahren stehend.» Männer geradezu beraubt. An ihrer Stelle Hütten oft nur Frauen nnd Kinder oder Auszügler, die sich schon zur Ruhe gefeit hätten, die Betriebe aufrcHtcrhaltcn. Mit Ausbietung aller Kräfte Hütten sie da- Höchste geleistet, was von ihnen überhaupt geleistet werden können. Er lwbe sich herzlich gefreut, daß in einer vom General kommando X1l vor einigen Tagen veranstalteten großen Ver sammlung in» hiesigen Verein-Hause der neue Nnterstaat-selretär vr. Müller vom Kricgöernahrungsamte, der früher ein Führer i» der sozialdemokratischen Bewegung gewesen sei, mit voller Überzeugung da» höchste Lob über die deutsche Landwirtschaft ausgesprochen habe, die mit ost völlig ungenügenden Kräften so Außergewöhnliches und niemals hoch genug zu Rühmendes während der krieg-zeit bisher geleistet habe. Und doch »nüsse man anerkennen, daß die landwirtschaftliche Erzeugung Lause der drei Kriegsjahre habe zurückgehen müssen. Es fehlten eben diejenigen, die mit der landw rtschastlichen Han tierung von Jngend auf vertraut seien, die jedes kleine Stück ihres Besitzes genau kennten und daher auch am besten wüßten, wie die Bestellung vorzunehmen sei und wie die Behandlung statt- zusinden habe. ES ergebe sich von selbst hieraus, daß die Be- stellungSarbcitcn manche ungenügende Ausführung ausweisen müßten. Dazu komme ost da- unvollkommene Wirtschastszeug nnd Betrieb-material. Der Handwerker, der Schmied, der Stell macher, die im Torfe sonst so schnell zur Hand geivesei» seien, um Schäden auszubessern, seien eben auch im Felde. Der reparaturbedürftige Pflug, die Egge, der WirtschastSwagen, wie vor alle»» auch die vielfach benutzten landwirtschaftlichen Ma schinen könnten oft nur notdürftig zufammengcflickt werden, um Bestellung und Ernte zu ermöglichen. Der künstliche Dünger, der sonst gerade von unseren sächsischen Landwirten in besonders reichem Maße zur Anreicherung des Grund und Bodens benutzt worden sei, sei völlig auSgeblieben oder nur in g ringen Tosci» zur Verfügung gestellt worden. Chile, das Land, das nach Deutschland für viele Millionen Wert Salpeter geschickt habe, sei »ns verschlossen gewesen. Auch der Salpeter, der aus den nordischen Länden» zu uns komme, sii bald genug nicht mehr für die Landwirtschaft zu haben gewesen Ten von auswärts nicht mehr zugestthrten Stickstoff zu ersetzen, sei nur zn einein Bruchteil möglich gewesen. Erst nach dem Kriege, wenn die so glänzend geförderte Munitionserzcugung ihre Anforderungen eingestellt und ihre Pflicht ehrlich getan habe, würden die großen, neuen Fabrikationsstättcn in der Lage sein, der Landwirtschaft mehr Stickstoff znzuführen, als sie jemals zn- vor vom Auslande bezogen habe, und damit eine Unabhängigkeit von ausländischer Zufuhr schaffen, wie man sie früher überhaupt nicht für möglich gehalten habe. Wenn man, wie es sich von selbst verstehe, die Ernährung des Volkes als die erste Aufgabe ansche, die nach dem Kriege zu lösen sei, so werde man vor allen Dingen danach trachten müssen, ihre Arbeitskräfte und in erster Linie ihre Betriebsleiter mit der allergrößten Be- schlennigung wieder zurückzuführen. Hunderttausende von neuen Hilfskräften seien ferner zu denen herbcizuschaffen, die noch in» Vollbesitz ihrer Kräfte von der Front und aus den Etappen wie der heimkehrten. Wie ernst man schon jetzt diesen Dingen ins Auge sehe, gehe z. B. daraus herbor, daß man jetzt schon die früher für geradezu unmöglich gehaltene Frage nach Einführung chinesischer Kulis »ach dem Kriege lebhaft ventiliere. Tabci dürfe inan sich nicht genügen lassen, die Landwirtschaft nur in den vorigen Stand vor den» Kriege zu setzen, sondern cs sei viel mehr der höchsten Anstrengung wert, die Intcnsivität der Land wirtschaft noch zu steigern und die Anbaufläche zu erweitern und zu erhöhen. Noch sei vielfach der Grund und Boden nicht zum landwirtschaftlichen Anbau hcrangezogcn; er erinnere daran, daß im Deutschen Reiche von den 2,3 Mill, k» stickstofsreicher Moore bei Beginn des Krieges erst 10 Proz. mehr oder weniger wirt schaftlich nutzbar gemacht worden seien und daß die nichtkultiviertc Odlandsfläche an Heiduboden mindestens ebenso groß sei. Nnd ebenso werde vielfach noch nach einer veralteten Wirtschaftsweise mit recht spärlichen Ertrag»men gerechnet. Alles müsse darangeletz- werden, um die Erzeugung so zu steigern, daß auf keinen, Gebiete unfrr deutsches Volk in seiner Ernährung künftig vom Auslände abhängig sein dürfe. (Sehr richtig!) Wcnn es etwa jemanden gebe, welcher der Meinung sei, daß nach den» Kriege, wcnn die Grenzsperren wieder aufgehoben seien, uns die noch notwendigen Nahrungs mittel vom Auslande in verstärktem Maße bald kämen, der habe keine Empfindung für die Imponderabilien, die der Völkerkrieg und die maßlose Verhetzung unserer Feinde gegen Deutschland im Gefolge habe (Sehr richtig!), der wisse aber auch nicht, daß das im Auslande für die Ernährung des Menschen in dcr Haupt sache in Frage kcmmendc Brotgetreide dort wesentlich teurer sei — cr erinnere daran, daß dcr Weltmarktpreis für Wciren min destens doppelt so hock' stelle, wie dcr deutsche, vielfach schon an gefochtene WeizeuhöchstpreiS, und daß die Schiffsfrachten heute zu einer Höhe angestiegen seien, die man früher für ganz un möglich gehalten habe —, der wisse nicht, sage cr, daß sich Deutschland nach dem Kriege in weitgehendem Maße davor ivcrde schützen müssen, daß nicht etwa im Inland erzeugte Nahrungs mittel nach den» Auslände abflössen. In» übrigen werde die Zu fuhr von Ubersee auch vielfach durch mangelnde»» Schiffsraum, für dessen Verminderung ja unsere Unterseeboote täglich in höchst erfreulicher Weise sorgten, für das nächste Jahrzehnt stark unter bunden sein. Neben der Landwirtschaft habe sich das höchste Lob in diesem Kriege unsere Industrie verdient, die in nimmermüdem Schaffen von früh bis abends und, damit nicht genug, auch die Nächte hindurch daS ausgezeichnete Rüstung-material vorbereitet und ge schaffen habe, mit dem unsere Feldgrauen den Feind von den Grenzen unseres Vaterlandes nicht nur zurückgehalten hätten, sondern weit hinein in die feindlichen Gebiete siegreich hmein- gcdrängt Hütten. Der Ruhm, dei» unsere Industrie auf diesem Gebiete während de- Krieges errungen habe, werde alle Zeiten überdauern. WaS je erfinderischer Geist ersonnen, in diesem Kriege sei eS überholt worden, und unsere Jndunrie habe cS ver stand n, diesen höchsten Anforderungen, auch denjenigen, die durch plötzliche Uniänderungen und Umgestaltungen der Betriebe gestellt seien, anzupassen. WaS habe »licht alle- insonderheit der Maschinen bau leisten müssen, nnd welche Leistungen würden — darauf nehme man gegenwärtig immer noch viel zu »venig Bedacht — erst nach dem Kriege von dem Maschinenbau crlvartet werden! Es brauche hier nicht besonders ausgcsührt zu werden, welche Ersatzmoschinen auf den verschiedensten Gebieten neu zu beschaffen seien. Im Kriege habe cS oft keine Zeit gegeben, die Ersatz- Maschinen rechtzeitig fertigz,»stellen, die alten Hilfsmaschinen seien bis zum höchsten auSgenntzt »vorden, nnd man »nüsse mit Stolz bekennen, daß die Fabrikate unserer dcntschen Maschinenbau- iudustrie unübertroffen sich bewährt hätten. Aber nach dem Kr» ge, da würden von allen Seiten die dringendsten Bestellungen cii lausen, und nicht nur von da, wo man neu S Material ein- stelle an Stelle des Verbrauchten, sonder»» vor allen» auch von da wo man die bisher benutzten Maschinen wieder in vollbrauchbaren und euSnutzbaren Zustand zn setze»» gewillt sei. Viele Industrie betriebe se cn außerdem für RüstungSzn»ecke umgestcllt worden, ihre Rückbildung werde ausgiebige maschinelle und menschliche Hilfe ve langen. Infolge des Mangel- an Spannvich und dessen jahrelanger schlechter Ernährung werde die Beschaffung von völlig neuen Maschinen für die Landwirtschast, für die Säarbeit, für da- Pflanzen und Ernten ein unbedingte- Er« sordcrni- werden. Und wcnn bisher viele Zclmtauscnde von Maschine»» zn diesen» Zwecke von England nnd Amerika geholt worden seien, so werde man künftig, dessen sei er gewiß, nicht nur aus patriotischem Sinn, sonder» au- sehr praktischen Gründen, die insonderheit mit der Regulierung »inserer Valuta zusammen- hingen, dci» Bedarf, soweit nnr irgend angängig, im Inlands decken, mehr wie bisher. Die im Kriege bewährten TrocknungS- anlaaen werde man »m Friede« voraussichtlich in großem Um fange weiter bauen, die Strohaufschließung-anlagen, die zur Er nährung unsercr Tiere Hervorragende- beitrügen, würden maschi nelle Anforderungen stellen, die das im Kriege auf diesem Ge biete Geleistete noch weit überragten. Voi» den hierbei in Frage komnienden Jndustricstütten würde» täglich die dringendste,» An forderungen ai» mcnschlichcn Arbeitskräften sich häufe»» und eine außergewöhnliche Höhe erreichen. Auch in diesen Betrieben seien wie in der Landwirtschaft vielfach jetzt sogcnaunte Sachjcngänger beschäftigt gewesen nnd Tausende von kriegsgefangene» ein gestellt worden. Der künftige Wegfall dieser Hilfskräfte erfordere menschlichen Ersatz, der so schnell und so reichlich wie nur irgend möglich beschafft werden müsse. Vielfach würden einzelne In dustrien infolge deS noch längere Zeit andauernde,» Mangels an Rohstoffen nicht in der Lage sein, ihre Tätigkeit wieder so ent falten z»» können, wie sie es Wohl möchten und wie sie eS in» Interesse der gesamten Volkswirtschaft sollten. An- diesen In dustrien heraus müßten inzwischen Hilfskräfte für diejenigen Be triebe gcnomm n werden, die sich dcr dringendstcn Arbeit nicht erwehren könnten und neue Hunderttausende brauchten. Uno doch »nüsse selbstverständlich alles getan werden, auch Rohstoffe aus dem Auslande hcrbeizuschaffen für diejenigen Industrie»», die der Expvrttät.gkeit sich bisher in dcr Hauptsache gewidmet hätten. Er habe oben schon darauf hingewiesen, welche überaus wichtige Bedeutung die Regelung unserer Valuta habe. Mit dem Hcrcinholcn von Nahrungs- und Futter mitteln und Rohstoffen aus dein Auslände allein sei cS deshalb nicht getan, selbst wenn es auch möglich wäre. Man müsse ror allem auch dafür sorgen, daß nran auch dem Auslände wieder etwas von unseren Fabrikaten zu biete», vermöge und damit einen Ausgleich schaffe gegenüber den Forderungen dcS Auslandes für alles das, was man von dort bezieh'. Wie der Orient, ins besondere die Türkei und Bulgarien, in die denkbar engste Freund- zchast mit uns während deS Krieges getreten sei, so würden diese nahen Beziehungen auch in Zukunft aufrecbterhaltcn werde»» müssen. Man erwarte dort die (Hisck ließung von reichen Quellen, nicht plötzlich, aber nach und nach im Lause dcr Jahre sür die Zufuhr von Rohstoffen wie für die Schaffung von Absatzgebieten sür unsere Exportindustrie. Daß nach und nach die letztere, unsere Exportiudustric, mit dcr Zeit auch ihre alten Ubcrscebcziehungcn, wenn auch zunächst mit großen Schw erigkeiten wiederherstcllen werde, unterliege ihm bei der geschäftlichen großen Tüchtigkeit dcr Exportindustrie keinen» Zweifel. Unserer Valutaregelung werde nach dem Kriege besondere Aufmerksamkeit zu schenken sein, damit die aus natürlichen Gründen während des Krieges cingerissene Entwertung nnscrcS deutschen Geldes gegenüber dcm- jenigcn der Auslandsstaaten beseitigt und das WcrtvcrhältniS der deutsche»» Mark zürn Nu-landSgelde wieder auf den Stand, dcr vor den, Kriege üblich gewesen sei, zurückgesührt werde. Auf einem weiteren Gebiete würden noch erhöhte Arbeits kräfte eingenellt und sobald »vie nur irgendmöglich aus dem Heeresdienst cntlassen werden müffen. Er brauche hier nicht des langen sich auSzulaffen »über die große kalamirät, welche die Kvblennot für da- gesamte Wirtschaftsleben, für alle großen nnd kleincn Betriebe, »vie sür den Haushalt eines jeden Einzelnen, des Reichsten wie des Ärmsten, herbeigesührt habe. Und wcnn auch Zehntausende von unseren Feldgrauen aus Osten und Westen, aus Süden und Norden vom Hecresdicnst bfurla:bt seien, um unter Tage und über Tage an Kohlen zu fördern, was ihre Kräfte vermöchten» so genügten die herbeigeichamen Mc-gcn doch »ei »veiten, nicht den Anforderungen, deren Euullnng die Allgemeinheit »vie jeder Einzelne verlange. «Sehr richtig!) Viele aber von denen, die in der schweren Arbeit dc- Bergbanes vor den, Kriege sich betsti t batten, hätten neben ihre , Brüder» aus de» landwirtschaftlichen und Jndustr'e- treisen das Lcbcn gelassen oder Verletzungen daocngetrazcn, welche die Ausübung ihres Berufs nicht mehr zuließ-n. Auch hier gelte es, Ersatz zu schaffen in ausgiebigstem Maße. (Sehr richtig!) Tie Zahl der notwendigen ArbeNs.rinte stn auch auf diesen, Gebiete höher als die Zahl derer, die bisher cm- g stellt gc wcscn seien. Viele, die in den Kohlenbergbau tünftig erst cinträten, müßten lange Zeit lernen, ehe sic ihre Arbeit? kraft voll im Betriebe auszunutzcn verständen. Überall würden die Lücken ein Mehr von Mcn'chenmaterial verlangen, als vor dem Kriege vorhanden gewesen sei. In Berücksichtigung aller dieser Umstände sei es dcr Tcvu- tation als das Notwendigste erschienen, an die Königl. Staatsregicrung das dringende Ersuchen zu stellen, mit aller Krast dafür en, zu treten: 1. daß d e zum Heeresdienste cingczogccn Betriebsleiter, Beamten und Arbeiter von land wirtschaftlichen Betrieben, von Kohlenberg werken und Gruben, sowie von metallindu- strieklen Unternehmungen und der E«port- industrie vor den Angehörige», anderer Berufs zweige mit größter Beschleunig,» ug nach den» Friedensschlüsse aus den, Hceresvecband cntlassen und ihrer berufsmäßigen Beschäftigung wieder zu geführt »vcrden, 2. daß dem Maschinenbau und der Erport- indnstrie weitere Hilfskräfte aus denjenigen In dustrien, die wegen des voranssichtlich längere Zeit andauernden Mangels an Rohstoffen oder au- anderen Ursachen in der Übergangszeit zunächst nur nngenügende Beschäftigung gewähren, zur Ver fügung gestellt »verden, 3. daß an Stelle der Kriegsgefangenen und der anderen voraussichtlich auf längere Zeit nicht wieder zur Verwendung kommenden außcrdent« fchen Hilfskräfte Ersatzärbeitskrüste mit mög lichster Befchleunigung beschafft werden, 4. daß auch die zur Wiederherstellung von land wirtschaftlichen Geräten und Hilsswcrlzcugen er forderlichen sachkundigen Handwerker ebenfalls baldmöglichst aus dem Heere entlassen werden. Er bitte, diesen Antrag anzunchmen. Einen besonderen Gegenstand der Beratung innerhalb dcr Deputation hätten die Verhältnisse unseres staatlichen Eisenbahn netzes gebildet. Wcnn einerseits die Eisenbahnen, »vie von Aller höchster Stelle in, Reich nnd im Lande wiederholt bestätigt worden sei, an dem Aufmarsch unserer Truppen, wie au dcr ge- samten, über alle- Lob crbabencn Kriegführung bis zum heutigen Tage, insonderheit auch an der Verpflegung des Heeres, an der Zuführung dcr Munition, an der Verschiebung der einzelnen Lrnppcnkontingcntc vom Westen „ach den» Osten oder weit hinab nach Süden ein nicht hoch genug anznerkennendes Ver dienst hätten, so müsse doch anderseits auch zngestandeir »vcrden, daß die drei Kricgsjahcc, die bi-hcr voll hinter uns lägen, An- forderungcn an die Substanz dcr Eisenbahnen gestellt hätten, die man in friedlichen Zeiten wohl nicht für möglich geholten Hütte. Die Transporte, die in Hunderttansenden von Zügen unsere Eisenbahnen b lasteten, müßten naturgemäß c ie Sch cnci st üngc, die Betr cbsmaschinc i, das ges:mte rollende Material und alles, was drum und dran hänge, in höchstem Maße angrcuen nnd verbrauchen. Und wcnn in fr c Uchen Zeit.:, d r Abnutzung cntiprc end Lie Wiederh rstcllu'gS- arbeiten gleichen Schritt hielten, so iei etwa- D rartigeS im Krieg seldstv rstäns ich nicht i özlich. Wenn vielleicht auch da» Materil zur Wieser Herstellung zu besüasfen wäre, ss fehle es
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