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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188206135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820613
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-13
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.06.1882
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und Tageblatt. Amtsblatt fik die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher RedÄteur Iuliu» Brau» d» Freiberg. : ——, 34. Jahrsao» . , . -- -A x, « Erscheint jeden Wochentag Abends S Uhr für den , t Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- Drenstag, den 13. Ium. j 1882. Tagesschau. Freiberg, 12. Juni. Gestern Mittag wurde am Urenkel unseres Kaisers die heilige Taufhandlung vollzogen. Um 12'/- Uhr waren von Berlin aus per Extrazug der Kaiser und die Kaiserin, etwas später der Kronprinz von Oesterreich-Ungarn nach der Wildparkstation und von da nach dem Neuen Palais gefahren. Die übrigen hohen Herrschaften versammelten sich um 2 Uhr, ebenso auch alle Taufgäste und nahmen dann ihren Eintritt in die Jaspisgallerie. Diese war zu einer Tauskapellc eingerichtet; an der einen Schmalseite erhob sich in einem Blüthenhaine der Taufaltar mit dem goldenen Taufgefäß der königlichen Familie. Ihre Maje stäten und die fürstlichen Pathen oder deren Vertreter um standen den Taufaltar. Der hohe Täufling wurde mit dem Geleite in die Tauskapellc gebracht und hier der Prinzessin Viktoria übergeben, die mit ihm in den Kreis der hohen Pathcnschaft trat. Die Gesänge des Domchors eröffneten die gottesdienstliche Handlung, Ober-Hofprediger Schloß-Pfarrer vr. Kögel hatte zu seiner Taufrede den selben Text gewählt, wie zu der Predigr beider Feier der goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten: »Und so bleiben denn Glaube, Liebe, Hoffnung". Die Kaiserin wurde ge führt vom König von Sachsen und dem Prinzen Wilhelm, die Kronprinzessin vom Kaiser, die Herzogin Adelheid von Schleswig-Holstein vom Kronprinzen. Während des Tauf aktes hielt Sc. Majestät der Kaiser den Urenkel auf den Armen, der die Namen Friedrich Wilhelm Viktor August Ernst erhielt. Die Frau Prinzessin Wilhelm wohnte dem Taufakte sitzend an der Seite des Altars bei. Die hohe Frau zog sich dann in das nächste Gemach zu rück, und auf einem Sopha sitzend, den getauften Prinzen neben sich, nahm sie eine Beglückwünschungs-Kur der Tauf- gästc an, die vor Mutter und Kind defilirten. Um 3 Uhr bega ben sich die hohen Herrschaften und sämmtliche Gäste zur Gala- tafcl. Der Hof kehrte Nachmittags 5^ Uhr mit seinen Gästen von Potsdam nach Berlin zurück und wohnte Abends mit denselben der Balletvorstellung im Opernhause bei, woselbst auch der Thee eingenommen wurde. Der Kaiser ernannte den russischen Großfürsten Sergius zum Chef des dritten Ulanen-Regimcnts, dessen Chef auch sein Vater gewesen. Großfürst Sergius benachrichtigte hiervon sofort telegraphisch den Kaiser Alexander. — Mit Recht bemerkt eln Berliner Blatt: Es ist ein er hebender Zug in dem Gemüthslcben des deutschen Volkes, daß es ohne Ansehung der trennenden Parteigestaltungen und unbeeinflußt von den heftigen, die menschlichen Leiden schaften aufwühlenden politischen und sozialen Kämpfen stets den starken monarchischen Sinn, die herzliche Hin gebung und Treue für seine angestammten Fürsten, die begeisterte und unwandelbare Verehrung für sein erlauchtes Kaiserhaus einmüthig bethätigt hat. So oft ein frohes oder ein betrübendes Ereigniß sich in der Familie des letzteren vollzog, fehlte es niemals dafür an der auf richtigen Theilnahme des gesummten deutschen Volkes, das sich mit den Mitgliedern des kaiserlichen Hauses gewisser maßen eins fühlt, wie die Glieder einer Familie unter einander. Weder die Zeiten sozialer Mißstände noch auch die Verbitterung leidenschaftlichen Streites haben hieran etwas zu ändern vermocht. Die pietätvolle Hingebung der Nation an ihr monarchisches Gefühl war ihr ein sich stets gleichbleibendes Herzensbedürfniß. Und dies wird es auch in Zukunft sein. Von solchen antheilvollen Em pfindungen erfüllt, umstand jüngst die Nation im Geiste die Wiege des jungen Kaisersprosscs, um dem theuren Kinde die innigsten Wünsche für sein Gedeihen als Angebinde unter das Kissen zu legen, und mit gleicher Liebe und Freude übernahm sie gestern bei ihm das Pathenamt, für das Wohl des künftigen Kaisers heilige Gelübde ablegend. Mögen dieselben in reichstem Maße in Erfüllung gehen und möge es dem Reiche dereinst ein Hort werden, der würdig ist, ein Nachkomme Kaiser Wilhelm's I. zu heißen! Se. Majestät der König von Sachsen ist am Sonn abend Mittag 1 Uhr, der Herzog von Aosta ^z1 Uhr in Berlin eingetroffen. Die hohen Gäste wurden von Sr. Majestät dem Kaiser, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm, weiter von dem Stadtkommandanten, der Generalität und dem Polizeipräsidenten empfangen. Auf dem Bahnhof war eine Ehrenkompagnie aufgestellt. Der Kaiser geleitete den König von Sachsen, welcher den Empfang durch die Ehrenkompagnie dankend abgelehnt hatte, in's Schloß und empfing darauf im Palais dessen Besuch, sowie den Besuch des Großfürsten Sergius und des Herzogs von Aosta. Der Kronprinz Rudolf traf Abends 8 Uhr ein. Derselbe wurde vom Kaiser, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm am Bahnhof em pfangen und auf das Herzlichste begrüßt. Als Ehren wache war die 1. Kompagnie des Kaiser Franz-Garde- grenadicrrcgiments auf dem Bahnhofe. — Der lockerste Theil des Risikopfcs bei Elm ist Sonnabend Nachmittag 3'/- Uhr heruntcrgestürzt; Alles fiel auf das alte Trüm merfeld. — Prinzessin Luise ist MM Besuche ihres Vaters, des Prinzen Karl, aus Wiesbaden in Kassel cingetroffcn. Das Befinden des Prinzen ist unverändert. In der Sonnabcndsitzung des Reichstages stand die erste Bcrathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Fürsorge für die Wittwcn und Waisen von Ange hörigen des Reichshceres und der kaiserlichen Marine auf der Tagesordnung. Dieser Entwurf, das sogenannte Militärreliktengesetz, schließt sich in seinen Haupt- bestimmungcn eng an das im vorigen Jahre ergangene, hinsichtlich der unmittelbaren Reichsbeamtcn der Zivil verwaltung dieselben Ziele verfolgende Reichsgesetz an. Es statuirt die Pflicht zur Zahlung von Wittwen-.und Wailengeldbeiträgcn zur Reichskasse für Offiziere, Acrzte im Offizicrsrang und Beamte des Reichshceres und der Marine, welche Dienstcinkommen, Wartegeld oder lebens längliche Pension aus der Reichskasse beziehen (8 1.) Die Beiträge sollen jährlich 3 Prozent des pensionsfähigcn Dicnstcinkommens betragen. §2 befreit von der Bei tragspflicht 1. Offiziere rc., welche vor Ertheilung des Heirathskonsenses ein bestimmtes Privateinkommen oder Vermögen nachzuwcisen haben, wenn und so lange sie weder verheirathet sind, noch unverheirathete, eheliche oder durch nachgefolgte Ehe legitimirte Kinder unter 18 Jahren besitzen; 2. Beamte, welche nur nebenamtlich im Reichs dienst angestcllt sind. — Der Entwurf wurde von den Abgg. v. Bernuth, v. Gerlach und Schneider befürwortet, während der Abg. Richter (Hagen) in diesem Gesetze un gebührliche Bevorzugungen des Offizierstandes fand und als Kompensation die Heranziehung desselben zur Kom munalbesteueruna empfahl. Nachdem auch der Bundes- bevollmächtiqte Kriegsminister v. Kamele sich zur Sache geäußert, ging der Entwurf an eine besondere Kommission von 14 Mitgliedern. — Die Angelegenheit der Verhaftung des Abg. Dietz (Hamburg) im Laufe der vorigen Session hatte bekanntlich zu einem Reichstagsbeschlusse geführt, den Bundesrath um eine aktenmäßige Darlegung des ganzen Verlaufs der Sache zu ersuchen. Der Bundesrath hat diesem Beschluß eine Folge nicht gegeben. Die sozialdemokratischen Abgeordneten sind mit diesem Ab schluß der Angelegenheit nicht zufrieden und haben zu der betreffenden Entschließung des Bundesraths eine Reihe von Bemerkungen cingereicht, welche am Sonnabend der Abgeordnete Kayser dahin vor dem Plenum vertrat, daß das Verfahren gegen den Abg. Dietz ungesetzlich gewesen sei. Der Bundeskommissar Geh. Rath Weymann konnte eine Verpflichtung des Bundes raths nicht anerkennen, dem qu. Reichstagsbeschlussc nachzugeben. Damit wurde die Sache verlassen. — End lich stand noch die kaiserliche Verordnung betreffend das Feilhalten von Petroleum auf der Tagesordnung, mit welcher Abgeordneter vr. Hermes (Westpricgnitz) sich nicht einverstanden erklären konnte. Seinem Anträge auf Außer kraftsetzung der Verordnung wurde indeß die genügende Unterstützung nicht zu Theil, nachdem die Abgg. Meier (Bremen) und Freiherr von Minnigcrode, sowie vom Bundesrathstische der Direktor des Reichsgesundheitsamts vr. Struck und Geh. Rath Köhler widersprochen hatten. Bei der Festsetzung der Tagesordnung für Montag (Tabakmonopol) kam es noch zu einer sehr interessanten Debatte über die Stunde des Beginnes. Der Präsident schlug 1 Uhr vor, die Abg. vr. Lasker und Richter (Hagen) plaidirten für 11 Uhr, indem sie geltend machten, daß gegenüber der Bedeutung der Monopol-Vorlage auch die relativ wichtigsten Kommissions-Berathungen zurückstehen müßten. Dem setzten die Abgeordneten Freiherr zu Franckenstein, Freiherr von Maltzan-Gültz, vr. Windthorst und Freiherr von Schorlemer-Alst entschiedenen Wider stand entgegen, besonders Abg. vr. Windthorst erklärte sehr energisch, daß er die Angelegenheit nicht übers Knie brechen zu lassen gedenke. Während dieser sehr animirtcn Debatte zog über dem Reichstagsgcbäude ein heftiges Gewitter hin, grelle Blitze durchleuchteten wiederholt den Saal und mehrfach gingen im Rollen des Donners die Ausführungen des Redners verloren. Von Bedeutung für den schließlich verworfenen Vorschlag, die Sitzung um 11 Uhr zu beginnen, war die Ausführung des Abgeord neten Richter (Hagen), daß man auch im Interesse der Berichterstattung und der Presse das Ende der Sitzung nicht zu weit in den Nachmittag hinausschiebcn dürfe. Herr Windthorst wollte indeß von d i e f e r Rücksichtnahme nichts wissen, wünschte vielmehr, daß eine Einrichtung da hin getroffen würde, die Berichte im Interesse der Gründ lichkeit erst nach 3 Tagen zu publiziren. Die in Oesterreich wiederholt auftauchende Meldung von einer angeblichen Entsendung österreichisch-ungarischer Kriegsschiffe nach Alexandrien wird von authentischer Seite als vollkommen unbegründet bezeichnet. — Die hochoffiziöse „Montagsrcvue" bespricht die Situation in Egypten und sagt: Ein erneuerter Versuch der Westmächte, die Pforte zum Beitritt einer Konferenz zu bewegen, sei wirkungslos geblieben. Die Pforte hält die Wahrung ihrer eigenen souveränen Autorität für dringender, als die Geltendmachung des Rechtes der europäischen Mächte und die europäische Bcrathung der cgyptischen Angelegenheiten zu fordern. Dadurch hat die Pforte sich zum Bürgen des Erfolges der Mission Derwisch Paschas gemacht. Derwisch habe allerdings eine ähnliche Mission vor Dul- cigno erfolgreich durchgeführt. Das bisherige Vorgehen der Pforte hat bewiesen, daß ihre Machtstellung in der gegenwärtigen Krisis nicht zu umgehen ist; allein Gefahr ist vorhanden, daß die Pforte in ihren alten Fehler ver falle und momentan ihre günstige Situation bis zur Ucbertrcibung fcsthalte. Der gegenwärtige Moment sei gewiß der ungeeignetste, um der Pforte etwas Unbilliges zuzumuthen, aber der Moment sei auch nicht geeigneter, ehrgeizige Pläne zu verwirklichen, welche man vielleicht in Konstantinopel hegt, und eine politische Selbständigkeit der Pforte selbst da zu sanktioniren, wo dieser Selbstän digkeit nicht blos durch Verträge, sondern auch durch ge meinsame Lebens-Interessen Europa's gemessene Schranken gezogen sind. — Die Session des ungarischen Reichs tags ist durch ein königliches Reskript am Sonnabend geschlossen und der Beginn der neuen Session auf den 15. Oktober festgesetzt worden. In Italien wird die Frage lebhaft erörtert, ob Gari- baldi's Leiche verbrannt werden wird oder nicht. Hierüber enthält die „Fr. Pr." ausführliche Nachrichten aus Madda lena, dem Hauptorte der Insel Caprera, woselbst die provisorische Beisetzung der Leiche stattfand. Man hielt Familicnrath, in welchem Crispi, Fazzari und Canzio die Ansicht verfochten, die Leiche müsse einbalsamirt und nach Rom gebracht werden, die Gattin Garibaldi's jedoch wollte das Testament vollstrecken; als jedoch der Testamcnts- ExekutorPrandina ihreBedenkcn zerstreute, beschloß man, den Wünschen der Nation nachzugcben, den Körper auf Caprera nur provisorisch zu beerdigen und später nach Ro)n zH,, überführen. Es wird inzwischen unter einer Akazie « im Garten, wo die Kinder begraben sind, eine Gruft herge- richtct. Die Einbalsamirung der Leiche ist wegen der be reits weit fortgeschrittenen Zersetzung derselben sehr schwer gewesen, jedoch gelungen. Das Antlitz des Verstorbenen hat ein sanftes Aussehen wie im Schlafe. Die Leiche wurde im Sterbezimmer auf das Bett gelegt, angcthan mit dem rothen Puncho und der Sammetniütze, wie sie Garibaldi zeitlebens zu tragen pflegte. Die Äerzte kon- statirlen an der Leiche sieben Schußwunden und als schmerzhaftestes Uebel die vollständige Anchylose (Steifheit) des Halsgelcnks. — In Caprera und Maddalena sollen kleine Ruhestörungen stattgefunden haben. Ein cxaltirter Mensch läutete nämlich Sturm vom Kirchthurm' herab, weil er glaubte, der Dampfer „Cariddi" sei mit der Leiche nach Rom abgedampft. Der Präfekt und die Karabinieri
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