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Der sächsische Erzähler : 16.09.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-187109162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18710916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18710916
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1871
- Monat1871-09
- Tag1871-09-16
- Monat1871-09
- Jahr1871
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 16.09.1871
- Autor
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tnr 16. Lrptnvbrr. Aelletrißische Aeilage zum sächsischen Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Jean Sedaine -er Steinhauer. Eine Erzählung von Mathilde Raven. (Fortsetzung.) Ich weiß es, wiederholte Herr Buron, ohne den letzten Theil der Frage zu beantworten. Ich habe es gestern zufällig erfahren. Und ich muß gestehen, mich hat lange keine Nachricht so unangenehm be rührt. Herr Sedaine, Herr Sedaine, wie war es Möglich, daß Sie so etwas thun konnten! Was würde Ihr ehrenwerther Vater gesagt haben, wenn er das erlebt Hätte in seinem Sohne! Komödienschreiber! Genosse von Schauspielern, von Menschen, die aus der Gesellschaft ausgestoßen, von der Kirche ex- rommuvicirt sind, denen der Priester selbst auf dem Todtenbette das Abendmahl und ein Grab in ge weihter Erde verweigert! Sie fragen nach meinen Damen, Sie, der sich monatelang mit den Aktric'en der komischen Oper umhergetrieben hat! Ich habe es immer gesagt, die Versemacherei würde Ihr Verderben fein, aber daß es so schnell mit Ihnen bergab ginge, daß es so weit mit Ihnen kommen würde, das hätte ich doch nicht erwartet! Sedaine starrte ihn wortlos an. Die Farbe wich aus seinem Gesichte und er konnte erst nach einer Weile fragen: Denken die Damen, denkt Mademoiselle Julie auch so über mich wie Sie? / Nennen Sie den Namen meiner Tochter nicht, entgegnete Herr Buron strenge. Es ist nicht vor- theilhaft für den Ruf eines anständigen jungen Mädchens zugleich mit Mademoiselle Clairon, Le- eouvieur oder ähnlichen Theaterdamen in dem Munde eines Komödienschreibers zu sein. Und was könnte denn Julie denken, als? „Sage mir, mit wem Du verkehrst und ich will Dir sagen, wer Du bist." Das Urtheil einer in Frömmigkeit und guter Sitte auferzogenen Bürgertochter ist auch wohl ganz gleich- giltig für einen lockern, jungen Herrn, der sein ehren- werthes Gewerbe, mit dem er Brod für seine Familie gewinnen sollte, zur Seite wirft, um Späße zü schreiben für jeden Gamin, der zehn Sous für ein Galleriebiüet austreiben kann, Späße, die ihm nicht einmal Geld einbringen. Herr Buron, sagte Sedaine, sobald ihn der ent rüstete alte Herr zu Worte kommen ließ, Sie ver kennen mich rind mein Streben durchaus. Ich will hier nicht «örtern, ob nicht den Schauspielern bittres Unrecht geschieht, wenn man sie so in Bausch und Bogen für sittenlose Menschen erklärt, ob eS nicht unmenschliche und unchristliche Härte ist, wenn ihnen der Priester selbst auf dem Todtenbette die Tröstungen der Religion verweigert. Solche Vorurtheile wird vielleicht schon die nächste Generation allgemein ver^ werfen, wie sie jetzt schon von den Aufgeklärten und Nachdenkenden belächelt werden. Aber ich versichere Ihnen, mein ganzer Verkehr mit den Schauspielern beschränkt sich auf meine Gegenwart bei den Proben und der Aufführung meines Stückes. Ich habe nicht die Zeit, mich mit ihnen umherzutreiben. Arbeit, Arbeit und wieder Arbeit ist die Losung für den, der sein Capital allein in seinem Kopfe und seinem Herzen trägt. Ich habe mein Gewerbe nicht vernachlässigt, ich habe im Gegentheil Tag und Nacht gearbeitet, habe mir jedes, selbst mein größtes Ver gnügen, meine Besuche bei Ihnen versagt, um die Zeit für mein Drama zu erübrigen. Und wenn ich mit allen Kräften, die mir Gott verlieh, gestrebt, wenn ich keine Mühe gescheut habe, vpr keinerst Hinderniß, keiner Unannehmlichkeit zurückgeschreckt bin, was war mein Ziel? Was wollte ich Andere-, als mir einen Ruf und eine Stellung erringen, Hst mich der Hand Mademoiselle Julie'S würdig machte! Sprechen wir nicht von meiner Tochter, fiel ihm Buron in die Rede. Julie ist versagt, sie heirathet den jungen David, den Sohn meines Freundes, das ist seit lange ausgemacht. Aber wenn das aüch nicht so wäre, und wenn ich über den Mangel an Vermögen bei meinem Schwiegersohn wegsehen wollte: ich würde wohl einen tüchtigen Maurermeister wählen, der seine ganze Zeit und Kraft auf seist Gewerbe verwendet, aber nimmermehr einen, der sie theilte zwischen Bauen und Komödienschreiben, „Bei sieben Künsten", sagt das Sprichwort, „kann man verhungern, bei einer wird man reich." Wenn Sie einen guten Rath annehmen wollen, Herr Sedaine, von einem alten Manne, der es immer gut Mit Ihnen gemeint hat, so kehren Sie um von dem Weg, den Sie eingeschlagen haben. Lassen Sie dir Komödienschreiberei. Es ist kein Geld, keine Ehre und kein Vergnügen dabei zu gewinnen, wohl aber die Achtung anständiger Leute, das tägliche Brod und das Heil Ihrer Seele dabei zu verlieren. Umsonst! Welch ein bitteres Wort! Die Mühen und Gefahren eines Weges, und wären sie noch so groß gewesen, sie sind vergessen, wenn man das Ziel erreicht hat, wenst die Anstrengung nicht vergebens war. Aber der Wanderer in der Wüste, den die Fata Morgana mit grünen Oasen
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