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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188207159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820715
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-15
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.07.1882
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und Tageblatt. Amtsblatt für die königliche» und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Berawwortticher Redakteur Iuliu» Bra» k Freiberg. - , 34. Jahrg«-. Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr für den k . . . . - . 162. ! Sonnabeiid, dm 15. Juli. Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile D ML sthl A oder derm Raum 15 Pfennige. Verhandtungen Wischen Fabrikanten und Webern in Meerane. In mehreren Zweigen der sächsischen Webindustrie scheint die Nachfrage nach gewissen Artikeln wieder etwas lebhafter zu werden. Es ist eine Lebensfrage für die hart- geprüsten Weberdistrikte Sachsens, daß die sich vorbereitende günstige Konjunktur im beiderseitigen wohlverstandenen Interesse von Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausgenutzt werde und ihre Vortheile nicht etwa durch Streit und Arbeitseinstellungen verloren gehen. Man darf es als einen Beweis fortschreitender volkswirthschaftlicher Erkennt- niß betrachten, daß die Arbeiter der volkreichen sächsischen Wcberstadt Meerane eine Verbesserung ihrer wirthschaft- lichcn Lage durch eine friedliche Vereinbarung mit ihren Arbeitgebern anstrcben und dementsprechend vor Kurzem eine Aufforderung an den dortigen Fabrikantenverein ge richtet haben. Nachdem die betreffenden Weber von dem Fabrikantenvercin dahin bcschiedcn worden waren, daß man gern bereit sei, die speziellen Wünsche anzuhören und gemeinsam über Mittel und Wege zur Abhilfe thatsäch- licher Uebelstände zu berathen, wurde von beiden Seiten an den Bürgermeister Beutler in Meerane das Ersuchen gerichtet, die Verhandlungen zwischen den Betheiligten zu leiten. Obgleich derselbe das anfänglich von den Webern an ihn gerichtete Ersuchen, sich in einer einzuberufcndcn öffentlichen Volksversammlung an der Diskussion der Lohnfrage zu betheiligen, mit dem Hinweis darauf abge lehnt hatte, daß erfahrungsgemäß bei solchen Debatten absolut nichts herauskommc, zumal voraussichtlich in einer öffentlichen Versammlung nur sozialdemokratische, von allen Betheiligten schon ost zum Ucberdruß gehörte Welt verbesserungsideen vorgetragen werden würden, so nahm derselbe doch den erwähnten Auftrag unter der Bedingung, daß die Verhandlung nur zwischen den Fabrikanten und einer annähernd gleichen Anzahl von Webermeistern statt fände, bereitwillig an, um dadurch eine für die Stadt ver hängnißvolle Arbeitseinstellung zu verhüten. Die Verhandlung hat nun am 7. Juli, Abends, unter Betheiligung von zirka 35 Fabrikanten und 60 bis 70 Webermeistern stattgefunden, und es ist der „Sozial-Korr." über das Resultat derselben Folgendes berichtet worden: „Von den Webern war beantragt worden, über 3 Punkte Beschluß zu fassen, nämlich 1. es möchte künftig der Lohn nicht mehr nach dem in der Länge außerordentlich variirenden Stück bemessen, sondern auf den laufenden Meter reduzirt und in dieser Weise auf dem Lohnzettel ausgeworfen werden; 2. die Fabrikanten werden ersucht, eine Lohn erhöhung um 25 Prozent zu gewähren; 3. es solle eine ständige Kommission ernannt werden zur Berathung der zur Erhöhung des Lohnes in der Webwaarenbranche dienenden Mittel. Die allgemeine Debatte war außerordentlich lebhaft und dauerte gegen 2 Stunden, wurde aber durchaus sachlich und von beiden Seiten entgegenkommend geführt. Zu Punkt 1 beantragten schließlich die anwesenden Weber einstimmig: die Herren Fabrikanten, soweit dieselben zugegen, noch heute, im Uebrigen aber schriftlich zu befragen, ob dieselben gewillt seien, künftig und zwar vom 17. Juli e. den Lohn an Hand- und Fabrikweber nach dem Metermaß auf dem Lohnzettel auszuwerfen. Von den anwesenden Fabrikanten erklärten sich 30, und zwar 27 mit „ja" und 3, welche in der Hauptsache mechanische Weberei besitzen, mit „nein". Die schriftliche Anfrage bei den Uebrigen wird in den nächsten Tagen stattfinden. Zur Frage der Lohnerhöhung wurde von verschiedenen Seiten betont und auch von einzelnen Webern anerkannt, daß eine sofortige Erhöhung des Arbeitslohnes um 25 Prozent mit Rücksicht auf die für die laufende Saison bereits abgeschlossenen Liefcrungsgeschäfte nicht durchführbar sei und wurde schließlich die von Herrn Fabrikant Ludwig Resh beantragte Resolution angenommen: Den Herren Fabrikanten empfiehlt die Versammlung, thunlichst sofort, spätestens aber bei Eintritt der neuen Saison eine wesent liche Erhöhung des Weblohnes zu kalkuliren und den Arbeitern zu gewähren. Zu dem dritten Punkte gelangten noch die beiden fol genden Anträge, nachdem in der Debatte auch aus der Mitte der Fabrikanten Sympathien dafür ausgesprochen worden waren, zur Annahme: 1) Die Versammlung er klärt, daß die Errichtung eines Fachvercins hiesiger Weber, sowie in demselben die Errichtung eines Bureaus zur Ertheilung von Auskunft über Arbeit und Löhne für die Weber von großem Vortheil sein werde und 2) es wird eine Kommission von 12 Mitgliedern, 6 Fabrikanten und 6 Webern gewählt, welche beauftragt ist, gemeinschaftlich zu berathen, wie in Zukunft ein besserer Arbeitslohn in der Webwaarenbranche erzielt werden könne. Die Wahl der bez. Fabrikanten wurde dem Fabrikanten- Verein übertragen, während die Wahl der 6 Weber von denjenigen Webermeistern geleitet werden soll, die die Lohnfragc diesmal zur Anregung gebracht haben." Der Vorgang in Meerane verdient die höchste Beach tung. Die soeben erst auf dem sächsischen Gemeindetage in Freiberg am 3. Juli betonten sozialen Aufgaben der Gemeindebehörden können in Meerane eine für alle deut schen Arbeiter und Fabrikanten hochwichtige praktische Verwirklichung finden, sobald es dem Bürgermeister in Meerane gelingt, einen selbstmörderischen Kampf zwischen Arbeit und Kapital abzuwenden und den sozialen Frieden in seiner Gemeinde aufrecht zu erhalten. Es gehört dazu neben einer taktvollen, rein sachlichen Behandlung vor Allem eine arbeitcrfreundlichc Gesinnung. Tagesschau. Freiberg, den 14. Juli. Hat Alexandrien kapitulirt oder nicht? Leider läßt sich diese Frage noch nicht mit Sicherheit be antworten. Wie es scheint, sind die cgyptischen Heerführer durch die fürchterlichen Verheerungen der englischen Bom ben so mürbe gemacht worden, daß sie den Entschluß zur Nachgiebigkeit faßten; denn als man gestern Morgens die Stadt beobachtete, erkannte man, daß noch eine Anzahl weiterer Parlamentärflaggcn aufgezogen worden waren, die von dem Fort Raß-et-tin, dem Palais des Kriegs ministers Arabi Pascha und dem Leuchtthurme wehten. In Folge dessen begab sich das englische Parlamentär- schtff „Helicon" in Begleitung der Panzerfregalten „Jn- vincible", „Monarch" und „Penelope" in den innern Hafen, während die andern Kriegsschiffe seewärts zurück dampften. Auf dem „Jnvincible" befindet sich der eng lische Admiral Lord Seymour. Derselbe dürfte geneigt sein, nunmehr mit den cgyptischen Machthabern in Unter handlung zu treten. Vcrmuthlich wird, wenn nicht un vorhergesehene Ereignisse eine andere Wendung herbei führen, über die zeitweilige Uebergabe der Befestigungen von Alexandria berathen. Was man über die Wirkung der englischen Beschießung erfährt, ist bis jetzt sehr unzu verlässig, da dieselbe lediglich nach den vermittelst des Fernrohrs von den englischen Kriegsschiffen aus. gemach ten Beobachtungen schätzungsweise bestimmt werden konnte und überdies durch den starken, von brennenden Gebäuden erzeugten Qualm, von dem die Stadt theilweise eingehüllt wird, sehr erschwert wurde. Es scheint fcstzustehen, daß an verschiedenen Punkten der Stadt Feuersbrünste aus- gebrochen sind, die große Dimensionen angenommen haben. Ob dieselben durch englische Granaten oder durch die Ruchlosigkeit des in den menschenleeren Straßen der Stadl herumstreichendcn Gesindels hervorgc- rufen worden sind, ist bis jetzt noch nicht ermittelt worden. Uebrigens haben auch die Engländer die cgyptischen Ge schosse gespürt. So billigen Kaufs, als es die ersten De peschen glauben ließen, sind sie keineswegs davon gekommen. Die egyptischen Kanonen haben zwar anfangs die Distanzen zu kurz berechnet, später aber so gut geschossen, daß mit unter ein ganzer Regen von Mastensplittern auf die Ver decke der englischen Schiffe heruntcrprasselte und eine An zahl von Schüssen als volle Treffer anerkannt werden mußten. Hätten sie noch schwerere Geschütze besessen,? so würden die englischen Verluste und Beschädigungen wohl weit bedeutender geworden sein. Man rühmt dabei die unerwartete Tapferkeit der egyptischen Artilleristen, die mit einem wahren Feuereifer ihre Arbeit verrichteten und mit Todesverachtung nach jedem Schüsse auf die Brüstungen sprangen, um die Wirkung zu beobachten. Sie haben dann auch den Engländern weit mehr zu schaffen gemacht, als diese sich haben träumen lassen mögen. Der „Jnvin cible" richtete seinen Angriff auf das Fort Mex, welches so stark erwiedcrte, daß nach etwa einer halben Stunde das Thurmschiff „Monarch", welches bis dahin eine neu aufgeworfene kleine Uferbatterie bekämpft und zum Schweigen gebracht hatte, dem „Jnvincible" zu Hilfe eilte. Auch diese beiden zusammen konnten mit dem Fort Mex nicht fertig werden, welches noch während des Feuers neue Geschütze, darunter zwei schwere gezogene, demaskirte, die sehr gut schossen, so daß um 11 Uhr auch der „Temeraire" zur Unterstützung des Admirals beordert wurde, mit dessen Hilfe cs endlich gelang, das Fort allmählich zu über wältigen. — Eine Depesche aus London meldet aus Alexandrien von gestern früh 10 Uhr: Die Parlameutärsiagge wurde lediglich anfaehttzt, um deu Truppen zu gestatten, die Stadt za räumen. Die Forts sind verlasse«; die Armee ist demoralisirt nnd im vollen Rückzng in der Richtung nach dem Inner«. In Alexandrien wüthen noch immer Feuersbrünste, die in Freiheit gesetzten Sträflinge legten an mehreren Orten Feuer an nnd beginge« grotze Graasamketteo. Das europäische Quartier ist vollständig zerstört. Etwa 16V Europäer, die sich tu die „Lullguo ottomau«" geflüchtet hatte«, wurde« nach verzweifelter Gegenwehr «tedergemacht, viele andere bahnten sich einen Weg zur Küste, wo sie ans ihnen zu Hilse geschickten Boote« sich eivfchiffe» tonnten. Wo der Khedtve sich gegen wärtig befindet, ist unbekannt. Eine später eingegangcne Depesche bestätigt, daß die Feuersbrünste zu Alexandrien fortwährend im Wachsen sind. Dann heißt es weiter: Die Stadt ist von de« vewohuer« verlaffe« worde«. ES heitzt, Arabi marichtre mit de« Truppe« «ach Kairo. Admiral Seymour soll, wie gerüchtweise verlautet, die Absendung der Truppe« aus Eypera augeordaet habe«. — Eiae amtliche De pesche bezeichnet den gestrigen Gebranch der Parlas mentärflagge der Egypter als mitzbräuchlich. Neber den Khedtve sei nichts bekannt, mau glaubt, derselbe befinde sich fortgesetzt im Palais Ramley. Wie die „Daily News" erfahren, haben sämmtliche Großmächte nunmehr den Vorschlag angenommen, die Türkei aufzufordern, die Herstellung der Autorität des Khedive zu übernehmen. Eine in diesem Sinne abgefaßte Note werde der Pforte im Laufe der Woche überreicht werden. Als wahrscheinlich wird betrachtet, daß die Türkei, ohne diese Aufforderung Europas positiv abzulehnen, ver suchen werde, durch Wiedereröffnung der Unterhandlungen Zeit zu gewinnen. In diesem Falle werde England in der Konferenz geltend machen, daß dies Verfahren der Pforte einer Weigerung gleichkomme. England »erde als dann der Konferenz andere Maßregeln vorschlagen. — Die „Times" erklären, England sei bereit, den Beistand irgend einer Macht zur Durchführung der eventuellen Intervention zu akzeptiren, und würde insbesondere die Mitwirkung Italiens willkommen heißen. Es wäre über haupt wünschenswerth, daß die europäische Intervention von mehr als zwei Mächten oder gar nur einer Macht unternommen werde. — Ein interessantes telephonisches Experiment fand Dienstag während des Bombardements von Alexandrien in Malta statt. Ein Telephon war in Malta an das Kabel von Alexandrien angebracht, ebenso an dessen anderem Ende an Bord des vor Alexandrien liegenden Dampfers „Chiltern". Während es unmöglich war, mündliche Botschaft zu verrichten, wurde das Bom bardement Alexandriens durch das Telephon in Malta deutlich gehört. Die Entfernung beträgt 1000 englische Meilen. Die offiziöse Presse im deutsche« Reiche fährt fort, dem Zentrum recht bittere Wahrheiten zu sagen. Die Drohung, die Fortschrittspartei bei den Wahlen unter stützen zu wollen, könne die Regierung nicht erschrecken,
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