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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 30.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187310302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18731030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18731030
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-30
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't' Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. 18SS M IS« Donnerstag, den 3V. Lctober Großenhain, am 28. October 1873. Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 16 Uhr. Der Stadtrath. Ludwig-Wolf, Brgrmstr. furt a. M., von da nach Regensburg und Prag. Wurde dadurch der regelmäßige Unterricht auch unterbrochen, so blieb doch die Mannigfaltigkeit der Eindrücke, die er durch diesen Wechsel gewann, nicht ohne fördernde Anregung auf die geistige Entwicklung des talentvollen Knaben. Noch zu jung, um nach der Rückkehr Napoleons von Elba an den deutschen Befreiungskämpfen theilzunehmen, hatte er doch in seinen Kenntnissen solche Fortschritte gemacht, daß er bei der Rückkehr der königlichen Familie nach Dresden sich dem ernsten Studium der Rechtskunde und der damit verwandten Disciplinen widmen konnte. Seine geistige Thätigkeit suchte Nahrung und fand sie auf allen Wissenszweigen, so daß Jean Paul über ihn die charakteristische Aeußerung that: „Die Welt muß Einem immer lieber werden, da es darin Prinzen von solchem Geist, solchen Kenntnissen und Ge sinnungen giebt, wie ich heute einen kennen und lieben lernte." Welch ernstes Streben ihn als Jüngling beseelte, das deuten folgende Worte in seinem Trauerspiele „Pertinax" an: „Du weißt es, wie, als kaum die ersten Flaumen Am Kinn mir sproßten, schon der Durst nach Wahrheit Mein ganzes Herz erfüllt'; wie ich hinweg Vom Kampfspiel mich, vom Trinkgelage zog. Um, trotz des Spottes meiner Spielgesellen, Der Philosophen Schriften zu durchblättern." Ueber die Thätigkeit des Prinzen als Mitglied der Ersten Kammer geben die Landtagsacten lautes und beredtes Zeugniß. Nur ein Beispiel davon. Als im Jahre 1833 ein Gesuch der israelitischen Gemeinde Dresdens um bürger liche Gleichstellung zur Berathung gelangte, äußerte er: „So schmerzlich es mir hat sein müssen, daß im Jahre 1833 im gebildeten Sachsen die Petition einer zahlreichen Klasse von Unterthanen um Gleichstellung noch in Umlauf gesetzt werden mußte, um so erfreulicher ist es mir, im Berichte der Depu tation so wahrhaft menschenfreundliche Grundsätze aufgestellt zu sehen und ich schließe mich nicht blos der Schlußfolge an, sondern befürworte überdies, daß man die Frage über die Emancipation der Juden nicht an die Frage über ihre moralische Besserung knüpfen möge. Man kann nicht ver langen, daß sie sich moralisch bessern, bis nicht ihre bürgerliche Stellung verbessert ist. Es ist aber nicht zu leugnen, daß man, indem man den Juden ihr bürgerliches Fortkommen erleichtert, auch für ihre moralische Fortbildung etwas thun muß. Nur glaube ich, daß man dabei nicht nur Alles zu vermeiden hat, was eine Beschränkung der Gewissensfreiheit enthält, sondern auch nicht die Absicht verfolgen darf, durch neue Einrichtungen die Juden für ihren Glauben gleichgültig zu machen." Diese hochherzige Gesinnung, diese Achtung vor anderem Glauben bei eigener Gewissenstreue werden noch übertroffen von der Innigkeit der Gefühle, die in den dichterischen Werken des Prinzen niedergelegt sind. Wir erinnern hier nur an das „Vater unser" im Dante. Als das so plötzlich an den Alpenwänden über seinen Bruder hereingebrochene Unglück Prinz Johann auf den Thron berief, trat er die Regierung am 10. August 1854 mit folgender Proklamation an: „Eine unerwartete schwere Prüfung hat uns der Allerhöchste auferlegt. Trauernd stehen wir gemeinschaftlich an dem Grabe des besten Fürsten. Mit tiefbewegtem Herzen, aber im Vertrauen auf die Hilfe des Allmächtigen, und mit dem festen Vorsatze ergreife ich die Zügel der Regierung in dem Geiste jener Gerechtigkeit und Milde, jener Umsicht und Festigkeit, jener treuen Liebe zu seinem Volke, die Sein Andenken stets in Segen er halten werden. Kommt auch ihr mir mit Vertrauen und Liebe entgegen, so wird das alte Band, das Sachsen und seine Fürsten seit Jahrhunderten umschlingt, auch uns innig vereinen." Und wie herrlich hat sich dieses Band in einer langen Reihe von Jahren um König und Volk fester und fester geknüpft! Wie ist auch hier in Erfüllung gegangen: „Wer Liebe säet, wird Liebe ernten." Nicht immer glänzte über des Edlen Haupte ein heiterer Himmel; des Schicksals Schläge scheuen nicht vor Krone und Scepter zurück. Aber was auch des theuren Königs Herz bewegte — immer und immer fühlte sein Volk mit ihm, theilte seine Freuden und theilte seine Leiden. Und wie nach dem Sturm der gepeitschte Ocean sich glättet, wie nach dem Unwetter doch wieder die Sonne freundlich aus dunklen Wolken hervorbricht, so war auch der Abend seines Lebens ein milder, freundlicher. Die Lorbeeren seiner Heldensöhne auf dem Schlachtfelde und die seltene Gunst der goldenen Hochzeitsfeier verschönten ihn. Trauernd steht Sachsens Volk heute abermals am Grabe eines vortrefflichen Fürsten; trauernd ruft es ihm als letzten Scheidegruß nach: Ruhe sanft, Du lieber, guter König! Dein theures Andenken bleibt unauslöschlich in unserem Herzen, wie unverwelklich Dein Ruhm in den Annalen der Geschichte! Ruhe sanft! Inseratenpreis: Für den Raum einer Spalt zeile 1 Ngr. Tageönachrichten. Großenhain. Von achtbarer Seite geht uns über das in voriger Nummer d. Bl. erwähnte Gerücht, ein Gutsbesitzer in Döschütz habe in Folge Verlustes bei der Pirnaer Bank den Tod gesucht und gefunden, eine Be richtigung zu, wonach dieser Gutsbesitzer weder Grundstücke verkauft, noch Geld in die Pirnaer Bank eingelegt hat, also auch dadurch nicht zum Selbstmord getrieben worden sein kann; derselbe hat schon seit längerer Zeit an Schwer- muth gelitten, der durch den im Frühjahr erfolgten Tod einer fünfjährigen Tochter neue Nahrung gegeben wurde. Sachsen. Der vor Kurzem vom Rath und vom Stadtverordneten - Collegium der Stadt Dresden anläßlich des Papstbriefes beschlossenen Dankadresse an den Kaiser Wilhelm sind die städtischen Collegien zu Schöneck ein stimmig beigetreten. Aus Pirna vom 26. October wird dem „Dr. Journ." geschrieben: „Am 7. Mai l. I. wurde der Generalver sammlung der Actionäre der Pirnaer Bank vom Directorium und Aufsichtsrath ein Geschäftsbericht und Rechnungsabschluß pro 1872 vorgelegt, welcher den Reingewinn der am 1. April 1872 ins Leben getretenen Bank auf 31,113 Thlr. 24 Ngr. und eine 20-procentige Dividende verkündete. Heute vor acht Tagen wurde der Concurs eröffnet. Ein solcher Um schlag muß natürlich befremden und Aller Augen auf die Bankbeamten und deren Geschäftsführung richten. Schon hat sich die Presse bemüht, einiges Licht in die Sache zu bringen, doch erscheint das Material zu gewaltig, um schon jetzt die Folgen vermögens - oder criminalrechtlicher Natur irgend näher bestimmen zu können. So viel scheint indessen sicher, daß die Art und Weise, wie die Directoren, bez. einzelne der Filialbeamten, welche, wie man hört, Unsummen Bekanntmachung. Die Schulgelder von Michaelis bis Weihnachten 1873 sind längstens bis zum IS. November -s. Ihrs. an Stadthauptkaffen - Expedition- - Stelle zu bezahlen. Großenhain, den 11. October 1873. Bekanntmachung. Die am 1. November 1873 fälligen Grundsteuern auf den vierten Termin 1873 sind nach zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit längstens bis zum IS. November 1873 an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Pillnitz, Mittwoch, 29. October 1873, früh 5 Uhr 23 Minuten. Se. Majestät der König sind heute früh 4 Uhr 55 Minuten sanft und ruhig verschieden, vr. Fiedler, vr. Ullrich, vr. Brauer. (Amtliche Meldung des „Dresdner Journals.") Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain König Johann Die Trauerkunde, welche unser Land durcheilt, kam nicht unerwartet. Schon seit Wochen und Monden bangte man 8 um das theure Leben des edlen Monarchen, an dem alle « Herzen mit inniger Verehrung hangen. Und doch, als sein i Auge sich schloß und die Kunde hinaushallte: König Johann todt — wie hart, wie schwer traf dennoch dieser Schlag «jedes fühlende Gemüth! Ist es doch, als sei der Vater I hinweggerufen von seinen Kindern, die mit zärtlicher Liebe zu ihm aufblickten. König Johann todt! Geboren am 12. December 1801 auf Schloß Wesenstein, l genoß der Verblichene seinen ersten Unterricht unter Leitunng I treubewährter Männer. Die kriegerischen Ereignisse jener I Zeit führten ihn mit seiner Familie nach Leipzig und Frank- Großenhainer ::M - UMH MW- im) Anzchedlatt Franke, stellv. Bors. auf Kosten der Bank verspeculirten, mit den ihnen anver trauten Bankmitteln umgegangen sind, der hiesigen Staats anwaltschaft Anlaß geboten hat, einzuschreiten und die Directoren Marx und Birnstein zu verhaften, dem Director Bretschneider aber Hausarrest aufzuerlegen. Inwieweit die Gerüchte, daß mehrere Bankbeamte auf Namen nicht existirender Personen für sich Conten angelegt und diese bis zu Beträgen von 50,000 Thlr. belastet, ohne daß sie der Bank irgend dafür aufkommen konnten; daß bei dem schon seit längerer Zeit erwarteten Zusammenbruche des Unternehmens nicht unbeträchtliche Bankwerthe bei Seite gebracht; daß ver schiedenen, mit Bankbeamten befreundeten Personen ohne alle Bedeckung, zum Börsenspiel bedeutende Credite eröffnet; daß die Bücher trotz eines sehr zahlreichen und gut besoldeten Personals, nicht in Ordnung, bez. erst in letzter Zeit mit Nachträgen versehen worden, weiter, daß die Bankdirectoren förmliche Speculations-Consortien unter ihrer Betheiligung gegründet und noch bis am Tage der Schließung der Bank, trotz Kenntniß von deren verzweifelter Lage Einlagen ange nommen und dazu öffentlich aufgefordert; endlich, daß die Actionäre ganz leer, die Spareinleger aber nur mit etwa 30 o/o ausgehen würden — das Rechte treffen oder über das Ziel hinausschießen, muß abgewartet werden. Sehr erklärlich aber ist, da nach den fortwährenden Anpreisungen des Unternehmens Niemand eine Ahnung von dem wahren Sachstande hatte, die allgemeine Entrüstung fast aller Stände. Diese Stimmung, der man einige Berechtigung nicht ver sagen kann, hat nun zu einigen bedauernswerthen Aus schreitungen geführt. Als nämlich hier ruchbar wurde, daß auf Requisition der Staatsanwaltschaft die beiden Brüder Marx, deren einer Vorstand der Sebnitzer Filiale war, in Leipzig (bei einem Hochzeitsschmauße) verhaftet und deren Anhersührung angeordnet worden, kam ein öffentlicher Aufruf zum Empfange mit „Knütteln" und, als die Genannten in der Nacht zum 22. ds. Mts. auf dem hiesigen Bahnhofe eintrafen, wurden sie verhöhnt und beschimpft und während des Transports nach dem Arresthaus von der wüthenden Menge mit Steinwürfen und Feuerwerkskörpern verfolgt, so daß die Begleitoffizianten nur mit größter Mühe ihrer Pflicht genügen und die Gefangenen bergen konnten. Auch in Sebnitz haben Excesse wegen des Sturzes der Bank, deren Firma mit Feuerhaken heruntergerissen und unter Toben zerschlagen wurde, stattgefunden. Wie man endlich hört, ist außer den Actionären, die sich über Stadt und Land gleichmäßig vertheilen dürften, hinsichtlich der Spar einlagen ganz besonders die Landbevölkerung betheiligt, da die Bank, bei jährlicher Kündigung, 5 o/^ Zinsen zusagte. Die energisch in Angriff genommenen Erörterungen, welche freilich durch die auswärtigen Filialen zu Großenhain, Sebnitz und Meißen, zu welchen noch Döbeln in nächster Zeit hin zutreten sollte, einigermaßen gehemmt werden, dürsten Wohl bald mehr Licht in der Sache geben." In der am 27. October zu Chemnitz stattgefundenen öffentlichen Hauptverhandlung wurde der dortige Postsecretär Berthold wegen Unterschlagung eines Werthpackets mit dem Inhalte von 10,000 Thaler zu drei Jahren Gefängniß ver- urtheilt. — In der Nacht zum 27. October sind in Chem nitz fünf Postbriefkasten gewaltsam erbrochen und aus den selben die Briefbeutel nebst Inhalt entwendet worden. Einige Beutel hat man in leerem Zustande wieder gefunden. Der betreffende Dieb speculirte jedenfalls darauf, undeclarirte Geldbriefe zu finden. Das am Sonntag in Leipzig stattgefundene zweite Aufsteigen des Sivel'schen Riesenballons war von schönem Wetter begünstigt. Diesmal kletterten nicht weniger als acht Personen, außer Herrn Sivel, in die Gondel. Das war aber zu viel und der Ballon kam, als er etwa 2000 Fuß Höhe erreicht, schon bei der Windmühle am Alt schönefelder Wege auf die Erde. Nachdem ein Passagier
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