Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188202163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820216
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-16
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.02.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3S 34. Jahrgana Donnerstag, den 16. Februar. Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich 1 M. SO Pf. u. einmonatl. 7ü Pf. und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen nab städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher RedMeur Julius Braun in Freiberg. Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- i men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile D KL oder deren Raum 1b Pfennige. ! Unsere Stellung M Frankreich. Seit dem Sturze Gambetta's ist unsere Stellung zu Frankreich eine ganz wesentlich bessere geworden. Das deutsche Reich kann mit Beruhigung und Befriedigung auf den dort erfolgten Umschwung der Dinge blicken. Das Ministerium Freycinet-Say-Ferry ist die denkbar günstigste Lösung der Krisis, die mit Sturmcseile über das sranzö- sische Ministerium und Kabinct kam. Der konsrevative Finanzpolitiker Leon Say repräsentirt die soliden Grund sätze französischer Staatswirthschaft, die von dem ge stürzten Ministerium nicht weniger in Frage gekommen waren, wie der besonnene und friedliche Fortschritt, zu welchem Herr von Frcycinet zurückkehren wird. Daß das Reformwerk gleichwohl nicht stagnirt, sondern gerade in der für Frankreich dringlichsten Richtung — jener der Volkscrzichung — fortgesetzt wird, dafür bürgen der Name und die Vergangenheit Jules Ferrys. Auch formell ist die gegenwärtige Regierung ein Protest gegen Gambetta, denn an derselben nehmen zwei von ihm gestürzte Minister präsidenten Theil und L6on Say war Mitglied der ersten jener republikanischen Kabinete, welche dem Sturze der Kampfesrcgicrung gefolgt sind und die der Ncbcnregcnt alle nacheinander aufgcrieben hat. Von Frankreich ist ein Alp genommen: die stete Furcht vor Gewaltigung! Die curop fische Lage macht cs begreiflich, wenn auch das Ausland den Umschwung in den maßgebenden Kreisen der französischen Hauptstadt mit aufrichtiger Befriedigung begrüßt. Unter Gambetta's Herrschaft bestanden zwei Krisen: eine Wirthschaftliche und eine politische. Letztere zog von Osten heran und bedrohte den Frieden der Völker. Die Situation hat sich jetzt mit einem Schlage geändert, nachdem eine Regierung von der Macht Besitz genommen, welche nicht nur Bürgschaften für eine friedliche Politik bietet, sondern auch in eminentem Maße die Unterstützung der großen Finanzmächte genießt. Diese Beruhigung war um so dringlicher geboten, als ein politisches Gespenst im Osten wieder in Sicht trat, welches angesichts der bitteren Erfahrungen geeignet war, Europa nervös zu machen. Die Wicdererhcbung des Panslavismus machte sich in allen Symptomen bemerkbar, welche diesen Friedensstörer anzuzcigcn pflegen. Die Berufung Katkoff's in den russi schen Rcichsrath, die Tischrede Skobeleff's, die Geld sendungen der panslavistischen Vereine an die Rebellen in Oesterreich — das Alles waren Ereignisse von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Und wenn auch gegenwärtig die Beziehungen der Regierungen unter einander noch keine Einbuße erlitten haben, so pflichten wir ganz der Wiener „Montagsrcvue" bei, welche bei Besprechung der Skobeleff'schen Rede sagt: »Da das offizielle Rußland nur ein Scheinleben sührt, und die Eventualität möglich ist, daß Skobelcff neben Katkoff und Aksakoff regiere, so muß eine vorsichtige Regierung zwar mit dem offiziellen Rußland auf freundschaftlichem Fuße stehen, darf aber Skobeleff nicht gering taxiren, sondern vollwichtig als das Haupt der Altrusscn und als den prädcstinirten Führer der russischen Zukunftsparteicn. — Wie in Gatschina die Chancen dieser Aktionspartei standen und vielleicht noch stehen, darüber wird der „Tribüne" von bewährter Seite berichtet: „Alexander III. herrscht, aber er regiert nicht mehr; selbst gegen seinen Willen thut man bereits was bisher ohne sein Wissen geschah. Er wird vor der Katastrophe stehen, ohne schließlich mehr thun zu können, als einen Brief des Bedauerns nach Berlin zu schicken." Es ist notorisch, welche Berechnungen diese unter irdischen russischen Wühler an die Regierung Gambetta's knüpften. Schon die Thatsache springt in die Augen, daß mit seinem Einzuge im Palais am Quai d'Orsay die panslavistische Maschinerie von Neuem zu arbeiten begann. Aeußerlich wurde der Zusammenhang zwischen den fran zösischen und russischen Revanchegedanken durch die Er nennung Chaudordys zum Botschafter in Petersburg hergestcllt. Frankreich hatte Rache zu nehmen für den großen Krieg, Rußland für den Frieden von San Stefano und die Koalition gegen die deutsch-österreichische Entente gewann bereits sichtbare Gestalt. Die Beziehungen zwischen der französischen und der hohen russischen Gesellschaft sollte die von der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung so ungalant behandelte Frau Adam wieder fester knüpfen. Die französisch-russische Entente war mit einem Wort auf dem besten Wege, zur That zu werden. Und da fragen wir denn doch, ob nicht alle Freunde des Friedens den Sturz Gambetta's mit Genugthuung begrüßen müssen! Die französisch-russische Kombination ist vorläufig ge scheitert; die russische Maschinerie arbeitet allerdings zunächst noch fort, denn die Wendung in Frankreich konnte den Agitatoren auf der Balkan-Halbinsel erst nachträglich per Post zur Kenntniß kommen. Unter dem jetzigen Kabinct zieht Frankreich seine Hand von auswärtigen Abenteuer» zurück. Die Rede Frcycinct's in Montauban war ein Protest gegen die Rede von Cherbourg, deren Phrasen von der Herstellung inter nationaler Gerechtigkeit eine bedenkliche Bedeutung in den letzten Tagen Gambetta'scher Rcgierungshcrrlichkcit anzu- nchmcn schienen. Es ist ein hochinteressanter Wendepunkt, daß Frcycinet, der damals von Gambetta Gestürzte, den Vertreter der Revanche in dem Momente von der Herr schaft ablöst, da dieser sein Programm zu verwirklichen im Begriff stand. Und der Nebcnumstand ist gewiß nicht minder seltsam, daß Gambetta, der alle Ministerien vor ihm umgcbracht, zu einem politischen Sclbstniorde vcrur- theilt wurde. Das Schicksal waltet stellenweise doch mit Verstand. Tagesschau. Freiberg, 15. Februar. Kaiser Wilhelm verlieh vorgestern dem Geschichts forscher Leopold von Ranke anläßlich der Feier seiner fünfzigjährigen Mitgliedschaft der Akademie der Wissen schaften das Prädikat „Exzellenz". Daß der Nestor der Geschichtsforschung an diesem Tage mit offiziellen und privaten Glückwünschen von nah und fern überhäuft wurde, ist selbstverständlich. Kurz nachdem Kultusminister v Goßler, welcher dic Kabinctsordre des Kaisers überbrachte, den Jubilar verlassen hatte, traf nachstehendes Glückwunschschreiben des Fürsten Bismarck ein: „Wenn der heutige Tag ein An laß zu Glückwünschen gicbt, so sind dieselben nicht so sehr an Ew. Exzellenz als an Ihre Leser und Freunde zu richten, welche den Vorzug gehabt haben, einen berühmten und verehrten Zeitgenossen bis heute nicht allein zu be sitzen, sondern fort und fort in jugendlicher Rüstigkeit schaffen zu sehen. Mir persönlich gereicht es zur beson deren Freude, mit Ew. Exzellenz seit 40 Jahren in freund schaftlichem Verkehr zu stehen und ich hoffe, daß cs uns vergönnt sein möge, unseren größten Geschichtsforscher noch lange unter uns und in der Vollendung Ihrer Weltge schichte ein weiteres unvergängliches Monument deutscher Geschichte erstehen zu sehen. Zu der Ew. Exzellenz zu Theil gewordenen allerhöchsten Anerkennung wollen Sic meinen herzlichen Glückwunsch cntgegcnnehmen. gcz. v. Bismarck." — Nachdem Ranke dem Kaiser den aller- ehrerbietigsten Dank sür die ihm zu Theil gewordene hohe Auszeichnung in einem Schreiben ausgesprochen hatte, wurde der Jubilar am Abend seines Ehrentages noch durch ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers überrascht, in dem Sc. Majestät dem in der Käbincts-Ordrc bereits ausge drückten offiziellen Glückwünsche noch seinen persönlichen hinzufügtc. Der Gefeierte habe sich, so heißt cs in dem Schreiben, durch sein langes Wirken einen welthistorischen Namen gemacht, der in allen Zeiten Nachklang finden und seinem Träger Dankbarkeit Nachrufen werde. „Mir ist diese Dankbarkeit aber noch aus einem besonderen Grunde ins Herz geschrieben; denn Sie haben sich namentlich um die Geschichte meines königl. Hauses ein unvergeßliches Verdienst erworben." Seine Majestät rühmte dann, wie Ranke noch in seinem Alter mit Zuversicht neue Blätter auf dem Felde der Geschichte gesammelt, und schloß, wie folgt: „Dafür sage ich Ihnen meinen persönlichen könig lichen Dank und füge den Wunsch hinzu, daß Sie diese Thätigkcit noch lange förtsetzen mögen zum Ruhm der Ge schichte. Ihr dankbarer König Wilhelm." Ranke, obwohl im 87. Lebensjahre stehend er wurde am 21. De zember 1795 in Thüringen geboren —, erfreut sich voller Geistcsfrische und fast ungeminderter Arbeitsfreudigkeit. — Dem Bundesrathc ist seitens des Stellvertreters des Reichskanzlers jetzt der Entwurf eines Normal- Jnnungsstatuts auf Grund des Rcichsgesetzes vom 16. Juli 1881 nebst Erläuterungen zur weiteren Beschluß fassung mit dem Bemerken vorgclegt worden, daß derselbe den Bundesregierungen bereits direkt zugefcrtiat worden ist. — Ferner ist ihm unter Bezugnahme auf eine von der oldenburgischen Regierung den Bundesregierungen mitgctheiltc Denkschrift über den Gesetzentwurf betreffend die Rcichs-Kriegshäfen, eine „Denkschrift zu den von der oldenburgischen Regierung erhobenen Einwen dungen gegen den genannten Gesetzentwurf" zur Kennt- nißnahme vorgclegt worden. — Das preußische Ab geordnetenhaus setzte gestern die zweite Etatsberathung fort, erledigte den Domänen-Etat, einen Theil des Forst- Etats, wovon einige Positionen an die Budgetkommission verwiesen wurden und vertagte schließlich nach unerheb licher Debatte die Fortsetzung auf Donnerstag. — Die Kommission für die kirchenpolitischc Vorlage hat gestern zum Artikel III derselben den Antrag des Abg. Brüel mit II gegen 10 Stimmen angenommen. Derselbe lautet: Das für Bekleidung eines geistlichen Amtes im Gesetze vom 11. Mai 1873 tztz 4 und 8 vorgeschriebene Erforderniß der Ablegung einer wissenschaftlichen Staatsprüfung ist aufgehoben. — Der Minister der geistlichen Angelegen heiten ist ermächtigt, von den übrigen Erfordernissen des tz 4 und von dem Erfordernisse des tz II im gedachten Gesetze zu dispensircn, auch ausländischen Geistlichen die Vornahme von geistlichen Amtshandlungen oder die Aus übung eines der im 8 10 erwähnten Acmter zu gestatten. Die Grundsätze, nach welchen dies zu geschehen hat, sind vom Staatsministerium mit königlicher Genehmigung fcst- zustcllen. Wie man verschiedenen Blättern schreibt, ist ein Rcichs-Auswanderungsgcsctz in Sicht. Die kolossale Auswanderungsfluth unserer Tage hat der Reichsregierung gezeigt, daß gewissen geschichtlichen Phänomen gegenüber auch die Gewaltigen dieser Erde machtlos sind. In New- Jork sind bekanntlich in den ersten 11 Monaten des Jahres 1881 über 460000 Auswanderer gelandet. Wie man hört, ist die Rcichsregicrung nun zu der Ucbcr- zcugung gekommen, daß ihre einzige Thätigkcit in Bezug auf diese Erscheinung nur präventiver Natur sein kann. Sie beabsichtigt deshalb, dem Reichstage ein Gesetz zum Schutze der Auswanderer zugehen zu lassen, wie ein solches in Preußen bereits seit 1853 cxistirt. In der Hauptsache würde ein solches Gesetz natürlich auf Bremen und Ham burg gemünzt sein, über deren Auswanderungsbetricb noch keinerlei Kontrole geübt werden kann. Die Bestätigung bleibt indeß noch abzuwartcn. — Mit dem 1. April wird der Oberpräsidcnt der Provinz Ostpreußen v. Horn in den Ruhestand treten. Als vor einigen Wochen gemeldet wurde, daß Herr v. Horn förmlich aufgcfordcrt worden sei, seine Entlassung zu nehmen, wurden all' diese Nach richten für unbegründet erklärt. Jetzt erfährt man über diese Affaire Folgendes: Der Oberpräsidcnt v. Horn empfing von dem Minister v. Puttkamer ein Schreiben, in welchem demselben zwischen den Zeilen zn verstehen gegeben wurde, daß sein Rücktritt, natürlich sein „frei williger" Rücktritt gern gesehen würde. Herr v. Horn wandte sich darauf in einem Schreiben an den Kaiser und den Kronprinzen. Vom Kaiser traf keine Antwort ein, während der Kronprinz Herrn v. Horn mitthciltc, daß er sich niemals in innere Verwaltungsangclcgcnhcitcn hineinmischc, und deshalb auch außer Stande sei, in dieser Sache etwas zu thun. Nach Eintreffen dieser Nachricht reichte Herr v. Horn seine Entlassung ein und erhielt dieselbe umgehend. Das österreichische Abgeordnetenhaus hat die Budget debatte begonnen. Während es der Opposition einerseits
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite