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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 17.05.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-185405170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18540517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18540517
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1854
- Monat1854-05
- Tag1854-05-17
- Monat1854-05
- Jahr1854
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 17.05.1854
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«z Mittwoch, den 17. Mai 1854. X». 112 werb i. m. El n. geb. Erscheint jeden Wochentag früh S Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bi, Nachmittag Z Uhr' für di- nächsterscheinevde Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. L», !l imsch ate Mut >ie verwi H.CH tcbens. Mait blasse der Th jläbniß crs am nsern tii .. Kle origen. Zusxre rgebenst Erbert. ! Nr. ng. Boston. Der Enthusiasmus, mit dem der deutsche Einwanderer den öden Amerikas betritt, hat in der Regel keine längere Dauer, ls die Flitterwochen in der Ehe. Dieser Enthusiasmus ist eine urch übertriebene Nachrichten auf gewaltige Höhe hinaufgcpumpte Begeisterung, eine romantische Faselei. Was den Alten Indien rar, das däucht den deutschen Zeitgenossen Amerika zu sein nd Diejenigen, die eine Interesse dabei haben, daß die Deut en in größtmöglicher Anzahl nach Amerika auswandern, wer- en natürlich nicht nur unterlassen, diesem Wahn zu steuern, andern sich auch bemühen, den Glauben an das wundersame auberland im Westen durch zahlreiche Tractätchen zu vermeh- m. Die speculativen Priester dieses Enthusiasmus lassen die eutschen von einem materiellen Himmel und von einem politi- chen Messiasreich träumen, welche beide angeblich in Amerika irklich existiren sollen. Diese frche Zuversicht im Herzen, das vldene Land vor Augen, sein Vaterland halb vergessend, so estcigt der Deutsche die Planken des Schiffes, das er in seiner hantasic für die Wolke hält, die ihn zum Himmel erhebt, ber die Wafferfahrt ist keine Himmelfahrt; die unpoetische Sec- rankheit, die verdrießliche Länge der Fahrt, die häufigen Un- nnehmlichkciten unter den Passagieren, der Verdruß über die icht gehaltenen Versprechungen hinsichtlich des Comfort's auf em Schiffe stimmen die Phantasie gewaltig^herab und bei Vie- n spürt man eine Seekrankheit des Gemüths. Die Hoffnung egt jedoch und wenn endlich, nach langem Hoffen und Harren, ie Küsten Amerika's am Saum der Wolken erscheinen, ist alles eid verschwunden und stärker denn je, bemächtigt sich der En- usiasmus der glücksuchcndcn Passagiere und steigert sich fast is zu fieberhafter Höhe. Zwar stört der kalte Verstand das geisterte Gemüth zuweilen durch die Frage: was wird der rcmdling nun in dieser weiten Welt beginnen? aber die Be- eisterung ist mit der Antwort bald fertig. Steht cs denn nicht den guten Rathschlägen für Auswanderer geschrieben, daß die merikaner an den Häfen auf Lie Immigranten warten, um sie fort mit einem Wochcngehalt von zwanzig Dollar's zu einer rbeit zu engagiren, die nur acht Stunden des Tags in An ruch nimmt? Oder giebt es nicht freies Land genug, das nur f Ansiedler harret, die den Ueberfluß an Milch und Honig rzehren? Oder giebt es nicht ein Californien, wo so viel Gold Boden liegt, wie Sand in der Uckermark? Und wenn dies igust lauert r rte Z, n Min lühlha sowie i Dien u erfch gesetzlich bestehen des Si kt, um Alles trügen sollte, dann geht man in den Urwald und schießt Bären oder man legt sich an das romantische Ufer eines Flus ses und angelt Fische. Der materielle Himmel ist ganz sicher in Amerika; Heil Columbus dem Entdecker dieses Himmelreichs! Nicht weniger glänzend, als diese Hoffnungen auf materielles Glück, spiegeln sich die politischen Hoffnungen im Gcmüthe vieler deutschen Einwanderer. Mißvergnügt über die dermali- gen politischen Zustände in ihrem Vaterlande steuern sie kn der unerschütterlichsten Zuversicht nach Amerika, das politische Him melreich daselbst zu finden. Hat sich -nicht Amerika frei geschla gen von seinem Gewaltherren? Welch revolutionäres Blut muß in den Adern der Amerikaner rollen! Ist nicht Amerika eint Republik und ist eine Republik nicht die beste Staatsform? Hat nicht Amerika eine Verfassung, in welcher alle politischen Güter, nach denen der Deutsche in den letzten Jahren strebte, garanttrt sinv? Giebt es nicht eine „demokratische" Partei in Amerika, die Millionen zu den Ihrigen zählt? Gewiß und eben deswe gen ist Amerika das politische Messiasreich! . . . Mit solchen Hoffnungen betritt man die neue Welt. Zu dem Enthusiasmus gesellt sich die Ueberraschung und die Mei sten verleben die ersten Wochen, die sie hier zubringen, mehr in bewußtlosem Taumel, Lis endlich der kalte Ernst der amerika nischen Prosa die Poesie vernichtet, wie der Frost die zarten Blüthen. Fragt man die Enthufiasmirten von ehedem einige Monate später um den geträumten Himmel, so antworten sie mit der Bitte, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Haben sie denn kein Glück, haben sie keine Freiheit gefunden? Auf die Periode des Enthusiasmus folgt die Periode der Enttäuschung. Die Träume schwinden, die Ideale schrumpfen zusammen und statt des früher» Himmelreichs mit seinen para diesischen Auen, seinen goldenen Siegeln und seinen göttliche» Institutionen, gestaltet sich eine heraus profane Erdenwelt, mit Urwald, Mangel und sehr menschlichen Einrichtungen reich lich bedacht. Daß die Wirkung einer solchen plötzlichen Trans location von den blühenden Tropen in die Eisregionen keine angenehme sein kann, leuchtet ein. Mißmuth, bei Manchen stille Verzweiflung, sind die Folgen solcher Metamorphosen, die sich bei Jedem mehr oder weniger zeigen, und es sind die natürli chen Folgen des Glaubens, des Wahns, des Enthusiasmus. - Es scheint daher wirklich verdienstvoll zu sein, wenn Dieje nigen , die die Schule der Begeisterung und der Enttäuschung überstanden, Warnsäulen für die Uebrigen errichten, um ihnen Freiberger Allzeiger und Tageblatt. orium. ft Garten Wetter
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