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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 01.12.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190312011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19031201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19031201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1903
- Monat1903-12
- Tag1903-12-01
- Monat1903-12
- Jahr1903
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 01.12.1903
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MikMMWMM Wochen- und RachrichMlatt zugleich ßcWs-DMr für Loftdors, ZS!>U Armdorf, Ä-Sorf Sl LOicn, KeimiHrorl, Wmmu M UWil. Anrtsblcrtt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — - > - — e»z^ahrga«q. » - — Nr. 277. Dienstag, een 1. Dezember 1903. DasÜlatt ercheint täglich nutzer Lon»l- >^>.«,0« >ut oei. svlgen^en X-og. Lw.t^liahrlichei 1 !0<t. 2ü P>^., oucch die Post bezogen 1 Mk. 50 Ps. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in ^tchlenstem, Zwickauerstraße 397, alle Kaiser!. Nostanstallen, Postboten, sowie die Austräger entgegen. In sei - w rt^n dis > nsa>lraOene PokbuszeiU' rder dersn Nanw n-O 0 Pfennigen b-ischne:. - Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtigen Inserenten kostet die Sgesvaltene Zeile IS Pfennige. — UMM sM MeMK. Die jüngsten Dabatten in der französischen Kammer streiften auch die Frage der Abrüstung und der Verminderung der Heeresausgaben. Nach Lage der Parteiverhältnisse konnten solche Wünsche natür lich nur von den Sozialisten ausgehen und da be kamen die führenden Herren Republikaner förmliche Wutanfälle, wie es angesichts einer gewissen Macht konstellation Vertreter des französischen Volkes wagen könnten, von Abrüstungen zu reden. Der Minister des Aeußeren Herr Delcaffs meinte dann aber be schwichtigend, daß Frankreich jetzt etwas weniger Ausgaben für sein Heer mache als früher, daß es also damit einen Beweis seiner Friedensliebe ge geben habe, aber freilich die Abrüstung muffe von anderer Seite kommen. Die „andere Seite" ist na türlich Deutschland. Wenn der französische Minister Delcafft es ehrlich meint, so will also Frankreich dann seine Abrüstung vornehmen, wenn Deutschland zuerst abrüstet. Unserer Meinung nach wird sich das Deutsche Reich aus solche naiven Zumutungen niemals einlaffen. Wenn abgerüstet werden soll, so könnte das nur seitens oller Großmächte zu gleicher Zeit und durch einen allgemeinen Friedens vertrag geschehen, der die Klausel hätte, daß dieje nige Großmacht non allen bekämpft werden müsse, die den Frieden bricht. Aber es nuro so leicht zu einem solchen allgemeinen Friedensoertrage nicht kommen können. Warum? Weil man alle Ursache hat, Frankreichs Friedensliebe nicht für ehrlich zu halten. Zunächst stimmt nämlich des Ministers Delcasse Aeußerung, daß Frankreich seine Heeresaus gaben etwas vermindert habe, gar nicht mit oer Wahrheit überein. Sogar die deutschen Sozialdemo kraten rechnen Herrn Delcaffö vor, daß die Aus gaben für das französische Heer vom Jahre 1897 bis 1902 von 880 Millionen Franks auf 1020 Mil lionen Franks, also über eine Milliarde jährlich an gewachsen sind, und wenn diese Ausgaben jetzt wegen schwieriger Rekruten- und Steuerverhältniffe um 20 oder 30 Millionen Franks vielleicht niedriger geworden sind, so ist Frankreichs Ausgabe für sein Heer doch noch wesentlich höher als diejenige Deutsch lands. Auch hält Frankreich infolge der dort noch allgemein geltenden 3jährigen Militärdienstzeit ein größeres stehendes Heer als Deutschland. Zudem hat in Frankreich noch kein Minister und kein De putierter als für Frankreich bindend erklärt, daß die Friedensliebe Frankreichs den entgiltigen Verzicht auf Elsaß-Lothringen bedeute und aneikenne, wohl aber kann man in französischen Zeitungen jeden Tag von dem Unglück und dem Unrecht lesen, das 1870/71 Frankreich zugestoßen sei und das dereinst wieder gut zu machen der heiße Wunsch jedes Fran zosen sei. Der Revanchegedanke lebt also in Frank reich noch immer mächtig und leidenschaftlich weiter, und so lange dies der Fall ist, sind die Reden der Minister von Frankreichs Friedensliebe leere Phrasen ohne jede Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit. Hat sich der Minister Delcaffs doch auch insofern ver- schnappt, daß er, als er von den Sozialisten aufge fordert wurde, im Interesse des besseren Gedeihens des wirtschaftlichen Lebens adzurüsten und an den großen Heeresausgaben zu sparen, antwortete: Sie scheinen vergessen zu haben, daß nach unserem Un glück und nach dem Siege Deutschlands der große wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands erfolgte. Danach wird also der wirtschaftliche Aufschwung Frankreichs erst dann möglich sein, wenn Deutsch land am Boden liegt, und Frankreich in Europa wieder die bekannte erste Geige spielt. Natürlich diese Rechnung stimmt, nur ist sie ohne den Wirt, ohne Deutschland gemacht, das nicht mehr schwach und ohnmächtig, sondern geeint und mächtig im Herzen Europas steht. Einige recht lehrreiche und famose Worte, die von einer gewissen nüchternen Beurteilung der Revancheidee zeugen, sind übrigens doch in der französischen Kammer gesprochen worden und zwar von mehreren Sozialisten. Diese sagten nämlich, wenn auch nicht wörtlich, so doch dem Sinne nach, daß die ganze Revanche-Idee für die Katze sei. Angenehm haben solche Worte natürlich den offenen und heimlichen Revanchepolitikern Frankreichs nicht in die Ohren geklungen, aber in Bezug auf Frank reichs Politik und Zukunft können diese Worte doch wohl als die bedeutendsten und klügsten angesehen werden, die seit 33 Jahren in der französischen Kammer gesprochen worden sind. „Die Revanche-Idee ist für die Katze!" Welche Erlösung läge nicht in diesen Worten für Frankreich, für Deutschland, für Europa, wenn ihre Wahrheit von den Franzosen endlich ein mal erkannt und befolgt würde. Welch ein Alp würde da nicht von Frankreich und Deutschland ge nommen werden, wenn die Franzosen wirklich ein sehen würden, daß ihre Revanche-Idee für die Katze, nämlich bodenlos töricht sei. Politische Nnndschau Deutsches Reich * Gegenüber neuerdings wieder verbreiteten Nach richten, der sächsische Minister des Innern von Metzsch beabsichtige, am 1. April nächsten Jahres sich von den Staatsgeschäften zurückzuziehen, kann das „Chemn. Tagebl." authentisch versichern, daß der Münster von Metzsch zunächst die gegenwärtige Landtagssession abwarten und zusehen wird, wie sich das Schicksal der Wahlrechtsänderung gestalten wird. Es sei sein lebhafter Wunsch, diese Frage vor seinem Rücktritt gelöst zu sehen, und alle Nachrichten, die einen bestimmten Termin für den Rücktritt des Mi nisters in Aussicht nehmen, entbehren daher dem ge nannten Blatt zufolge der Begründung. Auch den Gerüchten von Rücktrittsabsichten des Finanzministers Rüger tritt das Blatt mit der Mitteilung entgegen, daß Finanzminister Rüger, vorausgesetzt, daß sein Ge sundheitszustand sich nicht wesentlich verschlechtert und daß das Vertrauen des Königs ihm erhalten bleibt, auf seinem Posten auszuharren entschlossen ist, bis es ihm gelungen sein wird, eine völlige Ge sundung der sächsischen Finanzen herbeizuführen. * Die zweite sächsische Kammer nahm am Freitag in kurzer Sitzung die Wahl von zwei Mitgliedern und zwei Stellvertretern in den Landesausschuß für die Verwaltung der Staats schulden vor, und erledigte hierauf eine Petition. * Der postosfiziösen „Deutsch. Verkehrs-Zeitung" zufolge bringt der neue Etat eine Erhöhung des AnfangsgehaltesderLandbriefträger von 700 auf 800 Mark. * In der im Jahre 1749 vom Herzog Friedrich von Hilburghausen gegründeten Sterbefraternität ist ein Fehlbetrag von l 00 000 Mark entdeckt worden. Rußland. * In dem Befinden der Kaiserin von Rußland, die an einer schmerzhaften Mittelohrentzüm düng darniederliegt, ist infolge Entfernung der eitrigen Massen nach Durchbohrung des Trommelfells eine er hebliche Besserung eingetieten, immerhin kann die voll' ständige Heilung noch längere Zeit dauern. Amerika * Der Zar wird nicht stärker bewacht als Präsident Roosevelt. Er mußte dieser Tage einmal nach New- Pork zu einem Begräbnis fahren uud war dabei von 500 Polizisten in Uniform und Zivil Tag und Nacht umgeben. Zwei Irrsinnige, die den Präsident bedrohten, wurden verhaftet. Konzert des Mufikvereius Nach langer Pause trat der hiesige Musik- verein wieder einmal mit einem größeren Konzert vor die Oeffentlichkeit. Trotz Weihnachtsnähe halten sich die Besucher von nah und fern so zahlreich ein gefunden, daß die beiden Säle des Goldnen Helm bis auf den letzten Platz gefüllt waren, ein Beweis dafür, wie gern die Darbietungen genannten Ver eins vom Publikum ausgenommen werden. Zum ersten Male wurde dem Besucher hier eineNeuerung bekannt: Das Orchester in der Versenkung, für das Publikum vollständig unsichtbar. Dieser Versuch war ein entschieden glücklicher zu nennen. Das be wies sich nicht nur bei den Gesangsnummern, bei denen das Orchester begleitend auftrat, sondern auch schon in der Eingangsnummer: „Feierlicher Zug nach dem Münster" aus „Lohengrin" v. R. Wagner. Eine feierliche Tonfülle brauste durch den Saal, und auch das feinste pp. war am entferntesten Platze noch deutlich vernehmbar. — Der Verein führte sich zunächst durch zwei a oapella-Sätze ein: „Abschied" von Kirche und „Heimkehr" Volksmelodie, Tonsatz nach Br. Dost. Beide Lieder, von echtem Volkston getragen, wurden prächtig nüanciert und fein abge tönt zu Gehör gebracht. Und gerade der Vortrag von Volksliedern ist ein Gradmesserfür dieLeistungen einesVereins. Im Anschluß daran folgte „Deutsche s Lied" für Männerchor mit Tenorsolo und Orchester, komponiert vom Dirigenten des Vereins, Herrn Kantor Reuter. Dieses 3strophtge, durchkompo nierte Lied mit seinen herrlichen Schattierungen, seinen markigen Höhepunkten alsKampfes - und Heimatslied im Männerchor sowohl, als auch im Orchester, und seiner einschmeichelnden Weise als Liebeslied (Solo) hinterließ auf alle Hörer einen mächtigen Eindruck. Man sah es allen Sängern an, mit welcher Freude sie sich ihren Auf gaben widmeten, um ihrem Dirigenten in allen Dingen gerecht zu werden. Als Hauptwerk stand auf dem Programm: Bilder vom Erzgebirge aus alter und neuer Zeit für Soli und Choc mit Orchester und verbin dendem Tert. Text und Musik v. Br. Dost. (K ö n i g l. Musikdirektor am Seminar zu Schneeberg.) Schon früher wurde in diesem Blatte über das Werk selbst berichtet. Es ist, wie schon fein Titel sagt, ein Cyklus zwanglos aneinandergereihter musikalischer Bilder, die uns an die verschiedensten Punkte unseres naturschönen Erzgebirges führen. Wenn man oft mit etwas Voreingenommenheit über ein zusammcnhänaendcs Werk mit verbinden» dem Tert urteilt, so trmt dies bei dem vorliegenden in keiner Weise zu. Daö Ganze ist so abwechs- reich und trägt so vielen Gemütsstimmungen Rech nung, daß von Langwnligsein in keiner Weise die Rede sein kann. Der Orchesterpart ist ebenso reiz voll und originell, wie die Chöre und Solis. Wer dächte nicht sofort an die p-ächiche Bergfest musik mit ihren elektrisierenden Melodien, an die hochdramatische Szene am F ü r st e n b r u n n und den tiesergreifenden Auftritt: F r i e d ho f s l i n d e in Annaberg? Männer-, Jungfrauen- und Kinderchor und Orchester taten das Ihre, um unter der tempera mentvollen Leitung des Herrn Kantor Reuter dem Werk zu einem großen Erfolge zu verhelfen. Alle Mitwirkenden lebten in ihrer Aufgabe, und wenngleich allen sehr viel zugemutet war, so doch bis zum Schluffe dieselbe Frische, nirgends eine Er mattung, aber auch nirgends eine Unsicherheit, selbst bei schwierigen Einsätzen, Dank der sorgfältigen Einstudierung, die das Werk erfahren. — Die Solis lagen in den uns schon längst bekannten bewährten Händen. Vertrat im „Deutschen Lied' Herr Richter in bester Weise den lyrischen Part, so waren es im Hauptwerke die Herren Kretschmann und Schramm, die mit ihren kraftvollen und doch äußerst angenehm wirkenden Stimmen den ganzen Beifall des Publikums errangen. Unstreitig war ihr Zwiegespräch und Duett in „Friedhofslinde" ein Höhepunkt der ganzen Aufführung. Die Quartette wurden von denHerren Richter, Vorsprecher, Apel und Küchler in bekannter Güte ausgeführt, Als „gebärsch Madl" sang sich Frl. Kegel in die Herzen der Hörer, und auch die beiden Knaben
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