No. 11 Freitag, den ß. Gerader L84« Ein »ntrrhattrnbes Wnrhenkkatt fiir de« Bürger «nd Landmann. 4 ' Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verleger Heinrich und Walther. — Dieses Wochenblatt kostet nebst dem Beiblatte „Der Dampfwagen" 12z Nar. oder 10 gGr. vierteljährlich. Alle Postämter und Buchhandlungen nehmen Bestellungen darauf an. Vierteljährlich wird eine Lithographie ber- gegeben. Etwaige Beiträge werden unter der Adresse: „An die Expedition der s. Dorfz. in Dresden" erbeten. Inserate, welche in dem Beiblatte die weiteste Verbreitung finden, erbitten wir unter gleicher Adresse oder durch die Buchhandlung von Fr. Fleischer in Leipzig. Jnsertionsgebühren 1 Ngr. für die Aelle oder deren Raum. Politische Weltsrhau. Großbritannien. Der bedauerliche Noth stand, welcher in Irland herrscht, nimmt leider mit jedem Tage zu, und die Berichte von dort werden immer betrübender. An mehreren Orten haben die hungernden Arbeiter Gewalt gebraucht, um sich Lebensmittel zu verschaffen, und man fürchtet, daß sich ähnliche Erscheinungen in der Folge noch öfterer ereignen werden. Dieser bedrohliche Zu stand wird vielleicht die zeitigere Einberufung des Parlaments nöthig machen; wenigstens ist davon mehrfach die Rede. Spanien. Die leidige Heirathsfrage ist trotz aller Jntriguen und Proteste ihrem endlichen Ziele immer näher gerückt. Der englische Gesandte hat der jungen Königin zu ihrer bevorstehenden Vermählung feierlichst gratulirt, nebenbei aber durch Mittheilung einer aus London eingegangenen Note wegen der Heirath der Infantin Protest ein gelegt. Doch dieß Alles hat ihm nichts geholfen. Der französische Gesandte hat am 25. Sept, un ter großen Feierlichkeiten officiell um die Hand der Prinzessin geworben und von der Königin und der Königin-Mutter die Bestätigung der schon früher ausgesprochenen Zustimmung zu dieser Hei rath erhalten. Die Sache ist nun förmlich abge macht, und der Gesandte gab am anderen Lage den spanischen Ministern, dem General Narvaez und allen Beförderern der Doppelheirath ein splen dides Bankett, bei dem es sehr lustig hergegangen sein soll. England wird sich in daS Unvermeidliche fügen und vielleicht durch den Abschluß eines für das britische Interesse günstigen Handelsvertrags für den gehabten Aerger einige Entschädigung suchen. Nach französischen Blättern sollen in Lerida 80 Karlisten gefangen genommen und erschossen worden sein: doch fehlt diesem Gerüchte eben so sehr die Bestätigung als der aus derselben Quelle fließenden Angabe, daß der Graf von Montemolin Achter Iahrg. IV. wuarla!. in Catalonien erschienen sei, um sich an die Spitze einer karlistischen Bewegung zu stellen. Frankreich. Wie dem spanischen, so ist auch dem französischen Cabinet eine Note der eng lischen Regierung zugegangen, worin diese ihre entschiedene Abneigung gegen die Heirath des Her zogs von Montpensier ausspricht und deren Zu standekommen im Voraus als eine Störung des zwischen England und Frankreich zeither obwalt enden herzlichen Einverständnisses bezeichnet. In Paris betrachtet man jedoch ebenso wie in Madrid die Heirath als eine abgemachte Sache und bezeigt keine Lust, auf die englischen Einsprüche zu hören. . In Paris hat ein Tumult stattgefunden. Am 30. Septbr. drängten sich des Abends die zahlreichen Arbeiter der Vorstadt St.-Antoine nach den Bäckerläden, da man erfahren hatte, daß vom 1. Oct. das Brod im Preise steigen werde. Die Bäcker, denen diese Steigerung natürlich auch be kannt war, hatten jedoch einen geringeren Vorrath als gewöhnlich gebacken, und so konnten die nach Brod verlangenden Arbeiter nicht alle befriedigt werden. Dieß gab das Signal zu dem Tumult. Man rottete sich zusammen, begann die Marseillaise zu singen, die Laternen und die Bäckerläden zu zertrümmern und die Polizei zu insultiren. Die heranrückende Municipalgarde wurde mit Stein- 'würfen empfangen, die Straße, auf welcher sich die Tumultuanten versammelt, mit Barricaden versehen, und die Gewaltthätigkeiten der aufgereg ten Menge nahmen sichtlich zu. Da rückte em Bataillon von der Linie vor, beseitigte nach kur zem Widerstande die Barricaden und jagte die Ruhestörer auseinander. Geschossen wurde nicht; um 12 Uhr war die Ruhe vollkommen wieder hergestellt, und die tollsten Schreier wanderten nach dem Gefängnisse. Am nächsten Abende wurde eS versucht, ähnliche Auftritte herbehuführen, doch dießmal gelang eS der Polizei allem, die Rädels führer zu attetiren und die Menge zu zerstreue».