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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-186003314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18600331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18600331
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1860
- Monat1860-03
- Tag1860-03-31
- Monat1860-03
- Jahr1860
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 31.03.1860
- Autor
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und Tageblatt. s Uhr für die nächst- «rscheinende Nummer angenommen. 4 Uhr. Inserate cher« den bi« Nachmittag deren Raum mit 5 sA > berechnet. ^Freiberger Anzeiger-^ 7 UN- ' gespaltene Zeile ob« Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der'Königl. GerichtsLmter Und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 76. Sonnavevd, de» 31. März. 186«. Jur Charakteristik vergangener Zeiten. Der letzte bedeutende Hexenprozetz zu Würzburg. 1749. Die hier zu erzählende .Thatsache, der unser vorhergehender Artikel zur Einleitung diente, ist so beschämender Art, daß mau zu Würzburg unseres Wissens bis jetzt noch Bedenken getragen hat, die Einsicht in die Originalakteu zu gestatten. Jndcß liegt eine Darstellung vor, welche unmittelbar nach dem Vorfälle von dem bei dem Prozesse selbst thätig gewesenen Abte Lo schert*) aus den Akten gezogen und an die Kaiserin Maria Theresia (1740—1780) cingesendet ward; dieser Darstellung unter Benutzung des bereits früher erwähnten klassischen Werkes von Solda u folgen wir hier. „Bereits vor 50 Jahren ist in das Kloster Unterzell, jedoch mehr aus Zwang ihrer Aeltcrn, ja vermnthlich aus Antrieb deS bösen Feinds, als aus eigenem Willen, eingetreten MariaRenata, Sängerin voir Mohan im 19. Jahre ihres Alters, aus München gebürtig, welche ohne Wissen ihrer Aeltern in der Welt das Unglück gehabt, schon im 7., 9., nochmals wieder in dem 11. und 13. Jahre ihres Alters zur Hexerei durch ein altes Weib) nachmals durch einen Reiter und nach und nach durch zwcen Offiziere, die vermuth- Uch verstellte Teufel gewesen, wie auch durch eine Magd und noch durch eine andere Person verführt zu werden, von welchen sie ver schiedene zauberische Kräuter nebst einer Wurzel und einem Zettel mit Ziffern und Buchstabe», nebst diesen ein schwarzes Männlein, so aber bald wieder verschwunden sein soll, bekommen; kraft dessen allen sie die Leute nach Belieben konnte entweder krank machen oder von Sinnen bringen oder ihnen auch einen bösen Geist in den Leib Hineinzaubern; welches denn durch ihr Anhauchen oder durch Stopfen einer Nadel in ein Papier, wozu auch gewisse Worte mußten ausgesprochen werden, oder durch Legung der Kräuter unter die Thürschwelle oder auch durch Gebung einiger Eßwaaren, so zuvor bei der zauberischen Wurzel, in welcher die mehreste zau berische Kraft soll bestanden sein, gelegen, oder auch nur mit blo ßem starren Anschauen nebst Sprechen etwelcher Worte geschehen konnte; ja sie sollte hierdurch sogar wisse», was hie u»d da von ihr heimlich von Andern geredet wurde. — Als nun Renata sol ches in ihren jüngsten Jahren anßer dem Kloster erlernt hatte, ist sie sogleich, wie sie mehrmalig gestanden, bei der Nacht öfters, wie sie dafür hält, leiblicher Weise, gemeiniglich aber auch nur ihrer Einbildung nach, jederzeit jedoch mit ihrer zuvor gegebenen Ein willigung, auf die gewöhnliche» Hexenzusammenkünfte abgeholet worden, allwo sie das erstemal von dem Fürsten der Finsterniß aus genommen, die übliche Abschwörung gegen Gott und die allerseligste Jungfrau, welche,nur her Große und die Große allda gencnnet wurden, ablegte; ihr Name wurde mit Veränderung des Wortes Maria in Ema Renata in ein schwarzes Buch eingeschrieben, sie *) Sein Bericht ist enthalten in Horst'« Zauberbibliothek, Mainz 1821 — 1826. 6 Bde. Diese« Werk bildet eine Sammlung höchst interessanter Aktenstücke zur Geschichte der sogenannten Magie und der Hexenprozeffe. Der Vers, der al« geheimer KircheNrath 18Z8 in Darmstadt starb, hat meh rer« ähnliche Werke geschrieben und überhaupt seine ganze wissenschaftliche Thätigkrit auf dergleichen Studien gerichtet. " ) aber auf dem Rücken als eine Leibeigene deS Teufels gezeichnet, wogegen ihr dieser 70 Jahre ihres Lebens und in demselben Alle-, was sie verlangen würde, zugesagt hat. Inzwischen setzte sie ihre nächtlichen Ausfahrten fort, wozu sie sich auch nach Aussage der bösen Geister und ihrer selbstigen Eingeständniß einer noch ohn- längst vorgefundenen Schmiere sammt eines gelben Lumpen-, den sie von einem Altärlein heruntergenommen, bedient«, weil sie den klösterlichen Habit dazu, nicht anlegen durfte, Welches doch jedesmal also geschähe, daß sie Nachts 12 Uhr in der Mitte jederzeit er schienen, also daß es Niemand im Kloster gewahr wurde." — Lange fiel kein Verdacht aus sie, als aber eine in besonderer Ach tung stehende Nonne auf dem Todtenbette wiederholt versicherte, Renata sei eine Unholdin und habe sie mehrmals in der Nacht sichtbar geplagt, da ging eine große Bewegung im Kloster vor. Verschiedene NonUen fielen in den Zustand der Besessenheit. Die wirkenden Teufel — sie hießen Vatu« Calvo, vusacrns, diatü- 8ckuru8, kllepdatau re. — zeugten laut gegen Renata: sie sei schon vom Mutterleibe an besessen, habe da» Unheil in'» Kloster gebracht, die Nonnen behext, die Klosterkatzen seien ihre dienenden Tenfel, und Renata gestand im Verhöre die» Alles zu. In Folge dessen wurden nun die Lxorcismi (Teufelsbeschwörungen) täglich und fleißig angewendet. Die beschwornen Teufel, deren Sitten sich ziemlich widerwärtig zeigten*), heulten erbärmlich, h<« kannten auf Renata und sagten ihr, als sie mit ihr confrvntirt wurden, so entschiedene Dinge in's Gesicht, daß diese nicht länger leugnete, die Teufel in die Leiber der 6 besessenen Jungfrauen gebannt zn haben. Renata ward mit Genehmigung des Bischofs von Würzburg auf den Marienberg gebracht; eine Commission, aus zwei geistlichen Rathen und zwei Jesuiten zusammengesetzt, Mruirte den Proceß und brachte die Sache bald in'S Reinie. Ä)och gelang eS ihnen nicht, die Auslieferung des Vertrags mit dem Teufel und der Zauberwurzel zu erwirken: Renata behauptete, Beides verbrannt zu haben, obgleich die bösen Geister versicherten, „sie habe diese. Dinge dem Teufel gegeben, könne dieselben jeden Augenblick wieder haben und müsse sie, wenn es ihr mit ihrer Bekehrung Ernst sei, den Geistlichen ausliefern. Wir erhielten aber Nichts von ihr als eine gute Portion Maushaar und Ktäü- ter, welche sie zur Hexerei annoch im Kerker reservirt zu haben eingestunde; ja als sie unter dem Vorwande, mehrere dergleichen Sachen zu suchen, ein paar Strohhalmen in den Händen zusam mendrückte, machte sie eine Versessene auf der Stelle lahm, die aber gleich wieder gerad geworden; die übrigen Tenfel schlugen bei die sem Vorgänge der Renata diese Strohhalme aus der Hand." Re nata ward, da die Plagen zu Unterzell sortdauerten, von der Ober behörde ihrer geistlichen Privilegien für verlustig erklärt und dem weltlichen Gerichte übergeben. Dieses verurtheilte sie zum Feuer tode. Der Bischof, MilderungSgründe anerkennend, änderte das Urtheil dahin, daß der unglücklichen Sünderin auf hem Schlosse zu Würzburg der Kops abgeschlagen, daraus aber der entseelte Körper öffentlich verbrannt werden solle. Die Vollstreckung geschah am 21. Jan. 1749. Der Jesuiten-Pater Gaar hielt an. ihrem *) So sagte einer zu dem geistlichen Herrn, der ihn zu bannen suchte: „Du verfluchter weißer Hund, du vermaledeieter Norberts-Quack, wie plagst «nd quälst dn mich." Gemeinere« müssen wir hier unterdrücke«!
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