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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188510119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18851011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18851011
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-11
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.10.1885
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HO. zu Pöktl- c freundlichst »vt«. üolle. ikränzch«, 11. d. R. statt und »er unseni n geladen. D.B. >robe, M »aussaale. L. sm. V»4Uhr, lu»,. orstaod. kliche Geburt r hocherfreut d Ara». 8ekalr, kuppi». Liebe und fen Blumm- eres theureu ten Dank -leischer. iter, fang 7 Uhr, a Panitt. 14 Auszügen. Weber. Direktor. »igs. ober a- e. Zasie, le, »altim-« reit' erger md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu- Braun in Freiberg. leben Wochentag Abend»'/,? Uhr für den Jahrgang. L WLNLLLLM Sonntag, den 11. Oktober. Inserate werden bi» Vormittag 11 Uhr angenom- FHM men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 XAHLH oder deren Raum 1b Pf. § W« Die Woche. Dem deutschen Vundesrathe liegen zur Zeit mehrere Wäge auf Abänderung unseres Gerichtsverfahrens vor, Mu welches gerade in den letzten Tagen wieder recht miste Bedenken laut geworden sind. Die in Berlin, Dresden und Chemnitz mit der Freisprechung sämmtlicher Sngellagten zum Abschluß gelangten drei sensationellen Prozesse dürften der Reichsregierung hinreichendes Material fir jene Gesetzes-Abänderungen liefern, die jetzt in immer veileren Kreisen gewünscht werden. Bei dem in Berlin me ganze Woche hindurch verhandelten Prozeß Graef ist Kin anderes Resultat erzielt worden, als daß ein berühmter Wnsller in allen seinen menschlichen Fehlern und Schwächen oller Welt gezeigt, dessen geachtete Familie schonungslos bloßgestellt wurde, ohne daß die schließlich erfolgte Frei sprechung dem moralischen Gefühle volle Befriedigung ge währt hätte. Daß das Urtheil der Geschworenen ein völlig gerechtes war und von der öffentlichen Meinung durchaus ge billigt wurde, stellt dem bedauernswerthen alten Künstler, der sür die Jdcalgestalt seines „Märchens" ein sittlich so tiesslehendes Weib wählte, dasselbe nicht nur mit Gold überhäufte, sondern auch m überschwänglichen Versen besang, km Moralitätszeuaniß aus. Ob aber der öffentlichen Moralität damit gedient worden ist, daß eine sensations lüsterne Menge von einem Theil der Presse wochenlang mt den Einzelheiten der Malerateliers, gewisser Boudoirs, mit der Verschmitztheit nichtsnutziger und gewissenloser Wer und Mütter und mit der sinnlich-eitlen Ucberschwäng- lichkeit alternder Künstler auf das Pikanteste unterhalten worden ist, erscheint noch viel zweifelhafter. Die Gegner der Gejchwornen-Gerichte könnten aus dem Ausgang dieses Nemeidsprozcsses Kapital schlagen, wenn nicht das nega tive Resultat des Chemnitzer Sozialistcnprozesses bewiese, baß auch die berufsmäßigen Richter, vor denen dort die Mögende Behörde beweisfällig wurde, zu einem freisprcchen- den Urtheil gelangen mußten. Da schon die Beweisauf nahme in diesem Prozesse nichts ergab, was zur Unter stützung der Anklage geeignet war, ist cs unverständlich, warum die Anklage nicht fallen gelassen wurde. So wenig ks das Vertrauen auf die Rechtspflege stärken kann, wenn sich nachträglich die Verurthcilung Unschuldiger herausstellt, so wenig können dazu sensationelle Prozesse beitragen, die einen gewaltigen Aufwand an Arbeit, Zeit und Kosten er fordern, mit vollständiger Freisprechung, also mit dem Er- gebniß enden, daß kein Grund zur Anklage vorlag. Der Zweck des Chemnitzer Prozesses, die trotz des Sozialisten gesetzes fortbestehende sozialdemokratische Organisation zu brechen, ist nicht erreicht, und damit nur in bedauerlicher Weise der Beweis geführt worden, daß derselben ebensowenig durch den Strafrichter beizukommen ist, wie ihrer im Ge heimen fortwirkenden Agitation. Das freisprcchende Er- kemtniß in dem zu Dresden verhandelten Prozeß Schanz A ebenfalls durch die einschlagenden Verhältnisse zur Nothwendigkeit geworden, aber auch hier dürsten die an die Lrffemlichkeit gelangten verwickelten finanziellen Trans aktionen auf das große Publikum kaum einen vortheilhaften Odrmk erzielt haben und der ganze Gang der Verhand- lunzen in den maßgebenden Kreisen nur die Ueberzeugung krästiam, daß eine Reform des Gerichtsverfahrens eine zeit- gemäße Forderung ist. Dem deutschen Reichskanzler hat der leitende russische Staatsmann, von Giers, in Friedrichsruhe einen zweiten Mch abgestattet, woraus sich schließen läßt, daß in der jetzt Weltbewegenden Orientfrage neue Momente hervorgetrcten !<"d. Angeblich sollen die Kaisermächte der Pforte den Nath ertheilt haben, die Vereinigung von Nord- und Süd- Bulgarien anzuerkennen und ihre ganze Aufmerksamkeit auf kerbten und Griechenland zu richten. Demgemäß soll jetzt ein türkisches Armeekorps an der griechischen, serbischen "Hb bulgarischen Grenze aufgestellt, auch in Mazedonien b>e Einführung der Reformen, welche im Berliner Vertrage Wißen werden, angekündigt werden. Wenn die „Nordd. M Zta." wirklich die Ansichten des Reichskanzlers treu medergiebt, sieht derselbe in dem für die Monarchisten so Mrraschend günstigen Ausfall der französischen Wahlen noch «nie Gefahr für die dortige republikanische Regicrungsform, sofern eher den Anstoß zu einem Ausgleich zwischen den Mortunisten und Radikalen. Nicht minder beschäftigt man « Friedrichsruhe ""t der bevorstehenden Ernennung Ms Regenten für das verwaiste Herzogthum Braunschweig mt den Vorbereitungen zu den Preußischen Landtngs- Men. In Bezug auf die Erstere, welche am 19. d. M. "loigen soll, ist zu bemerken, daß die Kandidatur des Prinzen Reuß nicht mehr in Frage steht und Prinz Albrecht von Preußen die meiste Aussicht haben dürfte, an Stelle des Herzogs von Cumberland in Braunschweig zu herrschen. Die schroffe Haltung, welche die Konservativen in Hannover bei der Agitation für die preußischen Landtagswahlen den Nationalliberalen gegenüber einnehmen, wird vielfach nur als die letzte verzweifelte Anstrengung angesehen, den vor aussichtlichen und unvermeidlichen Bruch der „Krcuzzeitungs- lcute" mit der preußischen R-gierung aufzuhalten oder aber sich für den Fall desselben als Macht zu zeigen. Auch in Oesterreich fühlt das Ministerium das Be- dürfniß einer regierungsfreundlichen Mittelpartci und be grüßt deshalb den neuen deutsch-österreichischen Klub und dessen gemäßigt-liberales Programm auffallend freundlich. Die offiziösen Kommentare, mit welchen die Thronrede be gleitet worden, lassen keinen Zweifel darüber zu, daß die österreichische Regierung kein Ministerium der Rechten sein will und mehr und mehr der czechischen Ansprüche über drüssig wird. Eine Klärung dieser Verhältnisse steht jetzt um so mehr zu erwarten, als sowohl von der Linken wie von dem Czechenführer I)r. Rieger im österreichischen Abgeordnetenhause Interpellationen über die künftige Haltung der Regierung gegenüber den nationalen Kämpfen in Böhmen eingebracht worden sind. Eine ebenso schwierige Stellung nimmt die ungarische Regierung den Kroaten gegenüber ein, die ebensogut wie die Czechen Rechte bean spruchen, welche mit der Staatscmheit-in Widerspruch stehen. Daß dieselben gerade jetzt durch die Wegführung der kroa tischen Kameralakten nach Pest und durch eine im Landtag zu Agram von dem Banus Grafen Khuen versuchte unglück selige Rechtfertigung dieser Maßregel auf'S Aeußerstc gereizt wurden, dürfte nachträglich bedauert werden. Die Oppo sition des kroatischen Landtags beantragt nun, in einer Adresse an die Krone die Enthebung des Banus zu verlangen, da durch die freilich von ihr selbst provozirten skandalösen Vorgänge im Landtage dessen und des Hauses Würde so tief verletzt worden sei, daß derselbe nicht mehr an der Spitze der Regierung bleiben könne. Gerade jetzt muß die ungarische Regierung Unruhen in Kroatien möglichst vermeiden, weil dadurch die bereits in Waffen stehenden Serben in gefährlicher Weise ermuthigt werden könnten. Angeblich soll neuesdings die österreichisch- ungarische Negierung sich geneigt gezeigt haben, einer Vereinigung Altserluens und Mazedoniens mit Serbien unter der Bedingung zuzustimmen, daß Serbien mit Oesterreich-Ungarn eine Handels- und Militärkonvention abschließt. Das italienische Portefeuille des Auswärtigen ist an den Grafen Robilant, den bisherigen Vertreter am österreichischen Hofe und Gemahl der österreichischen Prinzessin Clary übergegangen, was in Wien sehr angenehm berührte. Trotzdem Graf Robilant in der Schlacht bei Novara am 23. März 1849 die linke Hand verlor und sich in ver schiedenen Feldzügen auszeichnete, hat sich derselbe seit dem Jahre 1870 auf seinem Botschasterposten in Wien als ein nützlicher Beförderer der guten Beziehungen Italiens zu Oesterreich und Deutschland erwiesen. Obgleich das genaue Ergebniß der Wahlen in Frank reich noch nicht ziffermäßig feststeht, ist an der Niederlage der Republikaner nicht zu zweifeln. Das Ministerium muß mit der Möglichkeit rechnen, nach Beendigung der Stich wahlen 230—240 Monarchisten (Royalisten und Bona- partisten) in der Kammer zu sehen. Selbst dieser verblüffende Mißerfolg vermochte bis jetzt die Republikaner nicht zu einigen. Die Gemäßigten unter denselben sehen in der Annäherung des Ministeriums Brisson und der Oppor tunisten an die Radikalen den Hauptgrund der Niederlage. Bis auf verschiedene Straßenkrawalle vor der allzu sieges- rohcn Redaktion des Pariser „Gaulois" sind die franzö- ischen Wahlen in großer Ordnung vor sich gegangen. Es cheint, daß nur vier Minister Mandate erlangten und die ibrigen durchgcfallen sind, doch hat deshalb noch kein Mitglied des Kabinets seine Entlassung eingereicht. Es verlautet, daß die Regierung die Kammer früher einberusen werde, als ursprünglich beabsichtigt war, um dann erst weitere Entscheidungen zu treffen. Die Auflösung des englischen Parlaments soll für den ersten November in Aussicht genommen sein. In zwischen reisen die Parteiführer im Lande umher und geben in öffentlichen Versammlungen ihr Programm kund. In wr am vorigen Sonntag in Wicklow stattgefundcnen irischen Versammlung, in welcher Parnell prästdlrte, zeigte sich, wie fest organisirt die national-irische Partei ist und wie schwer es sein wird, derselben beizukommen. Der eng lische Premierminister Salisbury bezeichnete deshalb in der von den Konservativen in Newport berufenen Versammlung die Grenzen der Irland zu gewährenden Konzessionen schärfer als bisher, äußerte sich aber weit eingehender über die Vorgänge in Bulgarien. Die „Times" meint, daß die bezüglichen Erklärungen Salisbury's zwar nicht mit seinen früheren Anschauungen bezüglich des Berliner Vertrages übereinstimmen, heißt dieselben aber freudig willkommen als einen Beweis, daß das englische Kabinet vollbrachte That- sachen vernünftig ansieht. Es sei befriedigend, zu sehen, daß Lord Salisbury dies anerkenne und nicht mit Jenen gehe, welche dort wieder Schranken aufrichten wollen, wo sie sich als unmöglich und erkünstelt erwiesen haben. Der „Standard" beschränkt sich fast ausschließlich auf ein Referat ohne Kommentar. Die „Daily News" finden Salisbury's Bemerkungen bezüglich Rumeliens und des türkischen Reiches beruhigend. Gladstone könnte fast ebenso gesprochen haben. Der russische Ncichsrath will noch im Laufe dieses Monats an die Prüfung eines Gesetzentwurfes schreiten, welcher den Behörden der Ostseeprovinzen die Anwendung der russischen Sprache bei allen Amtshandlungen und im Verkehre mit den russischen Behörden als obligatorisch vor schreibt. Ebenso wie die deutsche Sprache und die Ein richtungen der Ostseeprovinzen ist aber dort auch die lutherische Religion der Gegenstand heftiger Anfeindungen geworden. — Daß der Zar die ostrumelische Deputation in Kopenhagen besonders huldvoll empfangen habe, wirb von den russischen Regierungsblättern entschieden in Ab rede gestellt. Trotz der angeblichen Verständigung mit Bulgarien konzentrirt die Türkei eine starke Truppenmacht an der rumelischen Grenze und ist die Mobilisirung von 80 Bataillonen von Redifs (Reserve erster Klasse) im Zuge. Man scheint sich auf der Pforte noch nicht klar, ob eine militärische Aktion nothwendig werden wird, oder nicht, glaubt aber Maßregeln für alle Fälle treffen zu müssen. Tagesschau. Freiberg, den 10. Oktober. Die deutsche Rcichsregierung scheint ihr Hauptbestreben dahin zu richten, Serbien ernstlich vor einem unklugen Schritt zu warnen, der die bulgarisch-ostrumelische Angelegenheit außer ordentlich verschlimmern würde. Ueber die jetzige Lage der Dinge auf der Balkanhalbinsel wird der Berliner National- Zeitung von wohlunterrichteter Seite Folgendes geschrieben: „In diplomatischen Kreisen bezeichnet man die Situation der firpten Tage mit dem Schlagworte „Rückzug". Dies gilt insbesondere von der durch die kleineren Balkanstaaten ange regten Kompensationsfrage. Der kalte Wasserstrahl ist von Berlin abgesandt worden. Begreiflicherweise ist man hiervon in Belgrad wenig erbaut. Serbien ist darauf hingewiesen worden, daß es den Kleinen nicht zieme, sich auf eine Groß macht hinauszuspielen. Der Grund dieses Rückzugs liegt wahrscheinlich darin, daß der Versuchsballon, betreffend eine Vergrößerung Serbiens durch bulgarisches Grenzgebiet, auf den allcrentschiedcnsten Widerstand von russischer Seite gestoßen ist, was Herr v. Giers in Berlin und Friedrichsruhe nach drücklichst betont haben soll. Von diesem Augenblicke schreibt sich auch die immer deutlicher zu Tage tretende Tendenz der Mächte her, die Dinge so viel als möglich in dem von dem Berliner Vertrage abgcgrenzten Rahmen zu belassen. Wenn sich daher der Sultan heute geneigt zeigt, den Fürsten von Bulgarien als Generalgouverncur in Ostrumclien anzuerkennen, so mag einer solchen Entschließung der Einfluß der Mächte und des kürzlich im Palais von Jildiz-Kiosk zu Rathe gezo genen deutschen Botschafters Hrn. v. Radowitz nicht fremd sein." Die deutsche Kaiserin überwies durch die Admiralität dem Komitee für die Hinterbliebenen der Besatzung der Korvette „Augusta" 1000 Mk. mit der Bestimmung „für besonders hilfsbedürftige Hinterbliebene". — Der Herzog von Edinburg begiebt sich nach Koburg zu dem Herzog von Sachscn-Koburg- Gotha, so daß das Zerwürfniß zwischen Onkel und Neffe ausgeglichen zu sein scheint. Von der in Aussicht gestellten reichsgesetzlichen Regelung der Frage, ob der Angehörige eines nichtdeutschen Fürstenhauses einen deutschen Thron besteigen könne, welche anläßlich der Ansprüche des Herzogs von
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