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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188504057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850405
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-05
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.04.1885
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und Tageblatt 38. Jahrgang- — s Sonntag, den S. April. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zu Freiberg nnd Brand. Berantwortlichcr Redakteur: Julius Braun in Freiberg. -—g Erscheint jeden Wochentag Abends'/,7 Uhr für den j »L s andern Tag. Preis vieneljährlich 2 Mark 25 Pf., ! u ziveimonatlich 1 M. 5V Pf. und einmonatlich 75 Ps. i Inserate werden bis Bormittag l l Uhr angenom-! men und beträgt der Preis sür die gespaltene Zeile 1 oder deren Raum 15 Ps. W Ach habe den Kerrn gesehn. Poi Hermann Barth. Maria Magdalena steht au dem heil'geu Grab, Es rollt ihr Heist die Thräue von bleicher Wange ab , Die Gruft ist leer — mit Schmerzen sucht ste deu Seeleusrenud, Dem sie iu daugem Sehuen der Liebe Thriiuen meint: Da weckt sie eine Stimme aus ihrem tiefen Schmerz — „Maria"! diese Stimme dringt mächtig ihr ins Herz, „Nabbuni, lieber Meister", rnst sie iu felgen Wehn, Verkündet froh den Jüngern: „ich habe den Herrn geseh n." Dn gehst am Gstermorgeu hiuaus zum stille» Hain, Wo nus're Todteu ruhen iu langen Eräderreih n; In ihrer Mitte suchst du auch dein begrab'ues Glück Nud rufst deu theureu Schläfer mit trübem Lhräueublick: Da töueu Osterglocken, ausläutend uah nud fern Die frohe Osterkuude vom auferstand'nru Herrn, Sie läuten „Wiedersehen", sie läuten „^userstrhn", Iu deinem Herzen läntet's „ich habe den Herrn gesehu." Mühselig und beladen, das Herz vou Sorgen schwer, Des Lebens satt und müde, die Srnft so freudenleer, Klagst dn dein Leid dem Himmel, den Sternen deine Roth And flehst in Lummeroächteu um Ostermorgeuroth: Da hörst du eine Stimme „mein Freund, was weinest du? Rach Heiken Ärdeitstageu kommt süße Sabbathruh', Den Kelch mukt du erst trinken, soll dich dem Gott erhöh n!" Ls geht dir durch die Seele „ich habe den Herrn gesehn." vom Herrn bik du gewicheu, verachtend seine Huld, Du trägst ans dem Gewisteu der Sünden schwere Schuld, verirrt in Nacht uud Grauen, in Noth und Mißgeschick Sehnst du dich nach der Heerde, zu deiuem Herrn zurück: Da geht dir aus im Oste« das schöne Osterlicht, Das dir iu Christi Wuudru von -er Versöhnung spricht, von Saade uud Vergebung für alles deiu vergeh'» — D« athmrst neues Leben „ich habe den Herr« gesehv." Es geht mit dir zum Sterben, es muß geschieden sein, Zurück läßt du die Demen aus Erden nun allein, „Gott," ist dein letztes Selen, „nimm dich der Meinen au. Ich bet' in Christi Namen, führ ste aus ebner Saho!" Da klingt s wie Osterlänteu und Zionsharfeuklang. „Ls sei um deine Lieben, mein Freund, dir nicht mehr bang, Es soll — geh' hin in Frieden — wie dn geglaubt, geschehu!" Dein sterbend Äuge leuchtet „ich habe den Herrn gesehn." Die Woche. Die stille Woche mit ihren Vorbereitungen für das Osterfest ist wenigstens in Deutschland durch keine poli tischen Ereignisse gestört worden, wenn auch der in den letzten Tagen in Paris erfolgte Sturz des seit der Londoner cgyptischen Konferenz mit der Politik des Fürsten Bismarck «ngverbundencn Ministeriums Ferry wohl geeignet war, auch im deutschen Reiche eine peinliche Ueberraschung her vorzurufen. Indessen verstummt doch immer vor dem er habenen Feste jede Besorgniß und verschwindet die politische Kampflust, weil an solchen Tagen Herzen und Geister gern höheren Regungen folgen. Im Ganzen steht auch, wenn man die Aufregung in Paris, den Krieg m Tonkin, den afghanischen Konflikt zwischen England und Rußland, die Wirren im Sudan und die Kämpfe in Zentralamerika ab- rechnct, die allgemeine politische Lage nicht gerade in grellem Widerspruche mit der friedlichen Osterfeier. Wenn auch nicht gerade das Denken und Streben aller Nationen ein allzu friedliches ist, so hat doch der noch immer wachsende Einfluß der deutschen Neichspolitik auf alle Nachbarstaaten eine so versöhnende Wirkung, daß sich wenigstens eine fried liche Feier des Osterfestes bei allen Kulturvölkern mit Sicherheit erwarten läßt. Trotzdem eine ganze Reihe von brennenden Fragen zur Entscheidung stehen, herrscht ein momentaner Stillstand auf dem Gebiete der großen Politik. Der Umstand, daß Frankreich in Ostasien, England im Sudan, Rußland in Zentralasien, Italien aber am Rothen Meere engagirt ist, schließt wenigstens europäische Ver wickelungen zunächst vollständig aus. Das Doppel-Jubelfest des deutschen Reichskanzlers brachte diesmal ein reges Leben in die stille Woche. Kein Geburts tagskind der ganzen Welt, wenn es nicht gerade ein ge kröntes Haupt ist, kann sich rühmen, ein solches Wiegenfest gefeiert zu haben, wie es dem Fürsten Bismarck am Mittwoch beschieden war. Der Reichskanzler mußte nach den voraus gegangenen Ankündigungen darauf gefaßt sein, an seinem 70. Geburtsfeste reich beschenkt zu werden, aber alle seine Erwartungen sind weit übertroffen worden. „Hundertmal mehr habe ich heute bekommen, als an meinen vorigen Geburtstagen," sagte der Kanzler am Mittwoch. Und zur Deputation der Bismarckspende sich wendend, fügte er hinzu: „Eine solche Last der Dankbarkeit ist heute auf mich gelegt worden, ich kann das noch gar nicht bewältigen, ich muß es nach und nach in mich aufnehmen." Wie Fürst Bismarck dies sagte, war es ihm noch feucht in den Augen, er kam eben von der Begrüßung des Kaisers — einer der rührend sten Augenblicke, die man erleben konnte. Daß Fürst Bismarck beflissen war, sein Jubelfest zugleich zu einem all gemeinen Frieoensfeste zu machen, das haben seine innigen und milden Ansprachen an die verschiedenen ihn beglück wünschenden Deputationen deutlich genug bewiesen. Möge ihm von den erlebten großen und schönen Stunden Mur Freundliches im Gedächtniß haften, möge er in dem Jubel, der ihn umrauschte, der auf Drahtesschwingen aus allen Weltgegenden an ihn herantrat, neue Stärkung rind frischen Lcbensmuth für die unermeßliche Aufgabe finden, die er sich selbst gestellt hat und deren Lösung er allein gerecht werden kann Aber auch für die ganze deutsche Nation waren diese Tage ehrerivoll, denn in ihrem großen Staatsmann haben sich die Deutschen selbst geehrt. Noch liegt keine Gewißheit darüber vor, ob das öfter - reichische Abgeordnetenhaus nach Ostern wieder zu einer Nachsession berufen wird. Der Präsident I)r. Smolka hat bei seiner Abreise von Wien nur den Bescheid erhalten, er werde von weiteren Schritten der Regierung rechtzeitig verständigt werden. Bis zur Stunde ist ihm aber keine bezügliche Entschließung kund geworden. Käme es zu keiner Nachsession, so bliebe der Regierung nichts weiter übrig, als die Zollnovelle und noch mehrere andere Angelegen heiten, vor Allem die der galizischen Flußreaulirung und die Garantieerhöhung der Nordwestbahn im Verordnungs wege zu erledigen. Die Vorbereitungen für die Wahlen sind bereits im Zuge und nach Allem, was man hört, dürfte die Ausschreibung derselben und zwar mit einem kurzen Wahltermine, früher erfolgen als bisher verlautete. — Am Tage nach dem Osterfeste beaiebt sich das erst in den letzten Tagen von seiner Orientreise nach Wien zurück gekehrte österreichische Kronprinzenpaar zu einem mehr tägigen Besuche nach Brüssel, um an der 50jährigen Geburtstagsfeier des Königs Leopold 1l. von Belgien theil zunehmen. Anfangs Mai gedenkt sich das hohe Paar zum Besucke der Landesausstellung nach Pest zu begeben und dort einen mehrtägigen Aufenthalt zu nehmen. In der Schweiz scheint man doch der in letzter Zeit oftgehörten Behauptung zu mißtrauen, daß nur die Agenten auswärtiger Regierungen anarchistische Gefahren ersonnen hätten, um dasAsylrecht des schweizerischen Freistaates zu schmälern. Neuerdings sind wieder in Zürich und Winter thur Verhaftungen vorgenommen worden, da die Unter suchung neue Anhaltepunkte gegen die Anarchisten heraus stellte. Die italienische Regierung verfolgt mit großer Wachsamkeit die unverkennbare republikanische Propaganda in der Armee und ist neuerdings einem römischen Buch drucker auf die Spur gekommen, welcher die in die Kasernen gestreuten aufrührerischen Proklamationen anfertigte. In dem sudanischen Abenteuer scheint Italien ein Haar ge funden zu haben, da die Phrase, Tripolis müsse im Sudan erobert werden, aus den italienischen Blättern vollständig verschwunden ist. Noch vor wenigen Tagen der populärste Mann Frankreichs, ist Jules Ferry durch das Eintreffen schlimmer Botschaften aus dem Tonkingebiete von der Höhe des Ruhmes heruntergeworfen und der Gegenstand der heftigsten Verurthcilung geworden. Der von der Deputirtenkammer zum Rücktritt gezwungene französische Ministerpräsident reiste schleunigst mit seiner Familie nach Italien, um dm fortwährenden Beschimpfungen der verrohten Presse und des Pariser Pöbels zu entgehen. Der Vorwurf ist Ferry freilich nicht zu ersparen, daß er die Wahrheit über den mißlichen Stand der Dinge in Ostasien lange absichtlich verschwiegen hat. Dadurch traf die Franzosen die Nachricht von der Räumung Langsons und von der Gefährdung des Deltas des Rothen Flusses wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Vom militärischen Standpunkte aus kann man die über den Zwischenfall bei Langson in Paris herrschende entsetzliche Aufregung nicht gerechtfertigt finden. Niemand wird es
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