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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188509123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850912
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-09
- Tag1885-09-12
- Monat1885-09
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.09.1885
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WWW zu alle Nit. dm WÄA. 38. Jahrgang. ostassistent. 6,0 ' K. ge. 1885. rrlafieim. klaffem«. !r 1885. welche uns cbten Tochter n ist, sag« looLton vielt suto ^bsoä st. 1885. : und Krau. Ache Theil- He» Mutter^ chmitzt hier, S«st. -er, Abevdi gs. äie trkuuiz» !v 8odn Inserate werden bi» Vormittag 11 men und beträgt der Preis für die oder deren Raum 1S l -fnudel«, 1ra«l und Tagesschau. Freiberg, den 11. September. Der deutsche Kaiser ist mit den ihn begleitenden Prinzen gestern Mittag 12 Uhr in sichtlich bestem Wohlsein in Karlsruhe eingetroffen und auf dem dortigen Bahnhofe von dem Großherzog, der Großherzogin und dem Prinzen von Baden, sowie von der badischen Generalität, den Mi- Herzog von Baden. An dem zu Ehren des Kaisers errichteten Triumphbogen richtete der Oberbürgermeister eine Ansprache an den greisen Monarchen. Die Stadt war auf daS Festlichste geschmückt. Während der ganzen Fahrt zum Schlöffe wurden dem Kaiser, den Prinzen und dem Feldmarschall Grafen Moltke unausgesetzt begeisterte Ovationen dargebracht. — Nicht minder großartig dürfte sich der Empfang des Kaiser- in Stuttgart gestalten, wo nach seiner Ankunft am Abend des 18. d. M. ein Fackelzug stattfindet, an welchem zahlreiche Korporationen und Vereine jener Stadt ihre Theilnahme zu gesagt haben. Außerdem bereitet man zu Ehren des Kaisers ein prächtiges Fest im Saale des »Stadtgartens" vor. DaS württembergische Königspaar kommt zur Begrüßung seine- kaiserlichen Gastes aus Friedrichshafen. König Karl'- Gesund heit ist leider noch recht wenig gefestigt und namentlich die Lunge nicht ganz hergestellt. Die Aerzte haben bei heran nahender rauher Witterung bereits wieder die Nothwendigkeit der Uebersiedeluug in ein wärmeres Klima ausgesprochen. An dem Untergang des deutschen Kriegsschiffe- „Augusta" ist nicht länger zu zweifeln und ist man deshalb im Marine ministerium bereits damit beschäftigt, die nolhwmdig werden den Unterstützungen sestzustellen und zur Auszahlung bereit zu stellen. Ueberaus schwer wird u. A. auch eine Wittwe heimgesucht, die mit der „Augusta" ihren dritten und letzten Sohn im Dienste deS Vaterlandes verliert. Zwei ältere Söhne haben in Frankreich ihren frühzeitigen Tod gefunden und der dritte, Unterlieutenant z. S. v. R., würde mit der „Augusta" den Brüdern gefolgt sein. Die in Berlin forttagende Internationale Telegraphen- Konferenz beendete gestern die erste Lesung des Reglements. Indien, Japan und Brasilien gaben definitive Erklärungen be züglich der Herabsetzung der Gebühren für die überseeische Korresondenz ab. Die Anträge Deutschlands betreffs deS Fernsprechwesens wurden mit geringen Abänderungen ange nommen. Lie letzte Lesung erfolgt voraussichtlich am Montag. Heute findet eine Separatsitzung zur Berathung der endgültigen Erklärungen der Kabelgesellschaften über die Tarisermäßigung im transozeanischen Verkehr statt. Nachdem in Eisenach der Vorsitzende bei dem am Mittwoch stattgesundenen Festmahle des „Gustav-Adolf-VeremS", an welchem etwa 600 Personen theilnahmen, einen begeistert aufgenommenen Trinkspruch auf den Kaiser und den Groß herzog von Sachsen ausgebracht hatte, beschloß die Versamm lung die Absendung deS nachstehenden Telegramms: „Die am Fuße der Wartburg in der Lutherstadt Eisenach auf heiligem, durch reformatorische Erinnerungen geweihten Boden vereinte 39. Hauptversammlung des evangelischen Vereins der Gustav- Adolf-Stiftung hat soeben in begeisterter Einmüthigkeit ihrer Verehrung und Liebe, wie für den erlauchten Fürsten diese- Landes, so für ihre» allgeliebten, von Gottes Gnade uns be wahrten Kaiser, den huldvollen Protektor unseres Vereins, Ausdruck gegeben und hat ihr Gebet vor Gott gebracht, daß er Ew. Majestät noch lange uns wahre und stärke zum Segen unseres ganzen, durch Ew. Majestät geeinten und groß ge wordenen Vaterlandes." Auch an den Großherzog wurde ein telegraphischer Gruß gesandt. In der gestrigen zweiten öffent lichen Hauptversammlung des Gustav-Adols-Vereins legte der Ober-Auditeur Eigenbrodt von Darmstadt in eingehendem Vortrage die Bedürfnisse der Diaspora im Großherzogthum Hessen dar. Der Superintendent Or. Teutsch berichtete über die drei für das große Liebeswcrk vorgeschlagenen Gemeinden Ciele-Zielonce in Posen, Mittelsbach in Rheinbaiern und NippeS bei Köln. Die Wahl der Versammlung fiel mit 94 Stimmen auf Ciele-Zielonce. Die Liebesgabe betrug circa 18 000 M. Gestern Nachmittag fand eine Wartburgfeier statt. In Oesterreich-Ungarn beschäftigt man sich lebhaft mit den Vorarbeiten zur Umgestaltung der in der letzten Session des Reichsrathes vorgelegten aber unerledigt gebliebenen Zolltarifnovelle. Die gemeinsame Zollkonserenz soll zur Fest stellung des Tarifs Ende dieses oder Anfangs kommenden Monats zusammentreten, um, wie offiziös bekannt gegeben wird, diejenigen Abänderungen, welche den deutschen Zollsätzen entsprechen, in die Zolltarifvorlage aufzunehmen. Ausdrücklich verneint wird die Absicht auf Kampfzölle. Alle Vermuthungrn über das Budget pro 1886 bezeichnet das ministerielle „Fremdenblatt" als voreilig und willkürlich, da dieses Budget noch gar nicht abgeschlossen sei. — Am 9., 10. und 11. d. M. haben in Anwesenheit des Kaisers Franz Josef zwischen Klagen furt und Völkermarkt die Schlußmanöver der dem 3. Korps« kommando in Graz unterstehenden Truppen des Gebietes von Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görtz, Gradisca und Triest unter Oberleitung des Korpskommandanten FZM. Frei- Herrn v. Kuhn und dessen Generalstabschef Oberst v. Probszt stattgefunden. — In den nächsten Tagen nehmen die Manöver »d Wega, -ersamäusg -ngsgehils«. ise der Theil- aseres gut« rs RÜO, l Worte M mi Kamemd- nnung, sowie ngeschieda« und ihn« n, sage» »r Energie ist die erste Tugend!" uist 8 Uhr Mg. ». V. «II. der iss;, orsta«? Ler Verfall des Staates durch den Staat. Der Luxus der Begüterten ist für die Industrie und lei einer veredelten Richtung auch für die Kunst so nützlich, ja so unentbehrlich, daß man die Erweiterung desselben herzlich wünschen und die gerade in wohlhabenden Kreisen ost heimische Sparsamkeit beklagen muß. Es ist zudem eine feststehende Thatfache, daß der Geiz weit schlimmere Folgen hat, als die Verschwendungssucht. Trotzdem läßt sich die wirthschaftliche Gefahr nicht leugnen, in welche das niehr und mehr in den Mittelklassen überhandnehmende Streben nach glänzendem Schein uns zu stürzen droht. Die gerade unter den Unbegüterten sehr verbreitete Putz sucht ist zudem häufig mit einer Geschmacklosigkeit gepaart, welche neben den wirthschaftlichen auch künstlerische und ästhetische Bedenken wachruft. Um so erfreulicher ist es, daß eine Frau in einer bei Karl Fr. Pfau in Leipzig erschienenen Streitschrift „Der Verfall des Staates durch den Staat" von Klara Schott gegen den falschen Luxus scharf zu Felde zieht und damit einen nicht un wichtigen Beitrag zur Lösung der sozialen Frage zu liefern «ersucht. In ziemlich schneidiger Weise zeigt die Ver- sojserin, wie viele oft schmerzliche Opfer von unbegüterten sirauen gebracht werden, um der äußeren Ehre zu genügen und wie selbst das hochentwickelte Vereinsleben dazu bei- lrägt, das Uebel noch zu vermehren. Wenn Modezeitungen berichten, daß jetzt einfache Bauemröcke und glatte Taillen in Aufnahme kommen, so ist damit noch keineswegs gesagt, daß die Damentoiletten sich wirklich dem Einfachen wieder zuwenden, da auch dabei eine wahre Stoffoerwüstung stattfindet. Trotz der billig «beitenden Industrie, welche Spitzen, Bänder, Tülls, Atlas und Stoffe jeder Art zu wahren Spottpreisen liefert, sind jetzt die Damenroben kostspieliger als je, weil von diesen billigen Stoffen das Zehnfache verbraucht wird und die Rode immer schneller wechselt. Mit dem Bestreben, modisch iumuttrten, ruiniren sich zahlreiche Familien, die nur ein uchiges Einkommen haben und das rst, wie Klara Schott Wz richtig behauptet, für den Staat ein sehr beachtens- werlhn Nachtheil. Von römischer und persischer Prunk sucht nicht zu reden, hat es im Mittelalter in Florenz erst da Pelt bedurft, um die Frauen zu veranlassen, ihren überflüssigen Schmuck in die Hände des Bußpredigers Savonarola zu legen und erst der dreißigjährige Krieg steuerte in Deutschland dem wahnsinnigsten Kleiderluxus. Der zunehmende Wohlstand brachte in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts die Frauen wieder auf jene abschüssige Bahn zurück und das einfache Leben der alten Zeit, von dem unsere Großmütter erzählen, hat bereits etwas Legendenartiges gewonnen. Klara Schott übertreibt kaum, wenn sie sagt, daß in jedem Winkel des Deutschen Reiches, w dem verstecktesten Dorfe, der Modeteufel wieder sein kiest aufgeschlagen, so daß selbst die Viehmagd ängstlich flogt, was er Neues geschaffen hat und den letzten Pfennig, oftmals noch mehr opfert, „um Schritt zu halten". Wer Kid hat, mag sich jede Laune befriedigen, obgleich es besier wäre, wenn auch unter den Begüterten die Art des «ldausgebens mehr in Kunst und sonstigem Schönen sich äußerte. Die Verfasserin der erwähnten Schrift spricht nicht zu solchen reichen Frauen, auch nicht zu solchen, die Sitte wd Anstand mit Füßen treten, nur um sich schmücken zu öunm, sondern zu denen, die gezwungener Weise mit in d«u Stmoel gezogen werden, zu denen, die sich in einem Hut oder einer Robe bewundern lassen, die sie blutige Dhränen gekostet hat und die noch nicht wissen, wovon der 'ne Putz bezahlt werden soll. In gewissen Mittelkreisen muhtet ja der Gatte der Gattin bei, daß sie modern er- Mnen und, so zu sagen, seine Fahne stolz tragen, daß «selbe durch ein mit Sorgen errungenes glänzendes Aus- Al den Neid Anderer erwecken soll. Oft arbeiten Mann, Mi und Kind monatelang, um an einem einzigen Sonn- „sein" ausgehen zu können. Wenn Dienstmädchen Fabrikarbeiterinnen in Hut und Handschuhen gehen zu Mn glauben, so geben manche Bürgertöchter für vier- Mfiae Handschuhe, trotz der gedrückten Fabrikpreise, dafür ft viel Geld aus, wie früher für einen Kleiderstoff. Es «ide zu weit führen, der Verfasserin auf ihrem Feldzuge stm die theueren Negligee's, die Atlaskorsets, die kost- M Toilettentische mit theueren Seifen und Parfums, ? Schreibtisch-Luxus u. s. w. zu folgen. Gerade unsere scheint jeden Wochentag Abend» '/,7 Uhr für den , Sonnabend, den 12. September. mä krau. r 1885. geliebten Fra» BergerM^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg and Brand Benmtwortlicher Redakteur: Iuliu» Braun iu Freiberg. idaß auch ferner der Sinn für Wirthschaftlichkeit und Ge diegenheit unseren Mittelklassen erhalten bleibe Die Nähe der großen Städte und der erleichterte Verkehr mit den selben läßt aber eine Warnung vor Putzsucht und dem Streben nach täuschendem Schein durchaus nicht über flüssig erscheinen. Wo aber bereits das Uebel tiefer ein- gerissen ist, wird es sich auch durch den von Klara Schott empfohlenen „Verein gegen Putzsucht" nicht verbannen lassen, wenn auch der Gedanke richtig ist, daß das Einfach werden von oben herab kommen und den breiten Volks schichten durch gute Beispiele gelehrt werden muß. Bei dem Ueberfluß an Vereinen sind wir prinzipiell gegen Begründung neuer Vereine, zumal sich alles Wün- schenswcrthe stets innerhalb der schon bestehenden Ber einigungen erzielen läßt. Wie jede Verbindung ihre Ab zeichen hat, könnten sehr wohl einzelne Frauenvereine durch gewisse Toilette-Vorschriften zur Vereinfachung der Klei dung beitragen und, von besonderen Festlichkeiten abgesehen, ihren Mitgliedern das Tragen von Luxusstoffen verbieten, ferner es denselben zur Pflicht machen, nur solche Dienst boten zu miethen, die im Sommer ein einfaches Kattun kleid, im Winter ein einfaches ungarnirtes Wollkleid tragen. Sehr viel können aber auch die Männer dazu beitragen, die Modenarrheiten zu bannen, wenn sie nicht mehr so sehr sich für Modepuppen mit Wespentaillen begeisterten, die sich nach dem Muster der Badegäste von Böiesbaden und Hamburg herausputzen, sondern auch für Frauen freundliche Worte hätten, die sich ft^tsam in Leinwand oder Kattun kleiden. Wie viele heirathsfähige Jungfrauen schmücken sich mit bunten Farben und rauschen in Seide und Sammet umher, nur um die Blicke der Männer auf sich zu ziehen. Sie würden sich als glückliche Frauen so gern einfach kleiden, aber diejenigen Männer, deren Ge fallen an allem Auffälligen erst die Zahl der Modedamen vermehrt, sind oft dieselben, welche sich am meisten fürchten, dieselben kleiden zu müssen. Wenn der theuere und meist so geschmacklose Putz, welcher der Kasse und den Augen gleichen Verdruß bereitet und dessen sklavische Nachahmung so manches Familienglück zerstört, nachließe, so würde das für die Industrie sicher kein Unglück sein. Würden dadurch zahlreiche Luxus branchen auch eine Beschränkung erleiden, so dürften die selben Hände, welche bisher in Spitzen, wohlriechenden Seifen und andern derartigen Dingen gearbeitet haben, bald auf anderen Gebieten beschäftigt werden. Der Geist unserer erfindungsreichen Zeit ist nicht zum Geizen ange legt und in demselben Augenblick, wo die Mittelklassen sich von den bitter empfundenen Ausgaben befreit sehen, wird ihr gesunder Sinn sie sofort von selbst dahin bringen, mehr als bisher auf die Pflege ihres Körpers und ihres Geistes zu verwenden. Wenn es jetzt nur zu oft heißt: „Man sieht auf den Kragen, aber nicht auf den Magen", so mag das schon früher so gewesen sein, denn der Klassiker, der Elektra sagen läßt: „In unpassendem Kleid stehe ich und sehe hin zu leeren Tischen", spricht auch erst von der Kleidung und dann erst vom Essen. Wenn wir aber künftig die Mittel, welche der hohle und abgeschmackte Putz ver schlingt, zur Beschaffung besserer Nahrung, gesünderer Wohnung und guter Bucher (statt der Kolportage- und Leihbibliothek-Literatur) verwendeten, so würoe ein glück licheres, gesünderes, arbeits- und leistungsfähigeres Geschlecht die Stunde segnen, in welcher man sich von der Sucht nach falschem Schein und Flitterkram energisch lossagte. Gegen das Uebel der Putzsucht kann das weibliche Ge- . schlecht allein nichts ausrichten; gegen den unnützen Staat ' müssen alle Wohlgesinnten im Staate Zusammenwirken und : am besten mit der Devise WUHelm von Humboldt's: u nistcrn und den Spitzen der Behörden empfangen worden. Auf dem Wege zum Schloß war eine unabsehbare Menschen menge angesammelt, die den Kaiser stürmisch begrüßte. Die Einfahrt in Karlsruhe erfolgte trotz des Regens im offenen u. ,u. zu ,vrgru. vz-cruve unjerc Wagen. Der Kaiser fuhr mit seiner Tochter, der Groß- Mpabt ist von solcher Verschwendungssucht noch so Herzogin, der deutsche Kronprinz mit dem Großherzog von i««l'ch unberührt geblieben und ist es nur zu wünschen, I Baden und Prinz Wilhelm von Preußen mit dem Erbgroß-
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