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Der sächsische Erzähler : 01.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-188312011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18831201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18831201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-01
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 01.12.1883
- Autor
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48. Sonnabend, den 1 December. j883. Aeü'etrißische Aeilage zum sächsischen Lrzühler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Die Preisbewerbung. Novell« von Ludwig Sicmssen. (Fortsetzung.) Der junge Bildhauer wollte etwas erwidern, da erschien Evitha zwischen den blühenden Gesträuch gruppen, vorsichtiger Haltung, halb lächelnd, halb ängstlich, eia Plateau mit der Kaffeemaschine tragend, unter welcher die Weiageistlampe in blauer Flamme aufzüngelte, während eine hochgeschürzte junge Dienstmagd ein Präseatirbrett mit Taffen und Tellern und sonstigem wirthschasllichen Zubehör trug. Kaum sah Haldingen die liebe Gestalt daher kommen, als er ihr hastig entgegeneilte und erhobener Hand bat, ihm da« Plateau zur Weiterbeförderung zu überlassen. Aber die junge Dame schüttelte energisch den reizenden Kopf, und die Augen starr auf die schwankende Kaffeemaschine gerichtet, bat sie, vorsichtig weiterschreiteod: .Um Gotteswillen, gehen Sie mir au» dem Wege und lassen Sie mich zum Tische oder diese uoselige Maschine gleitet mir vom Brett herab, und unser Kaffee fließt in den Sand." Der junge Künstler trat nun eileodS bei Seite und Evitha langte mit ihrer Last glücklich am Gartentische an, wo unter Assistenz der jungen Magd alsbald der Kaffee servirt wurde und die kleine Gesellschaft unter allgemeiner Heiterkeit Platz nahm. ES war eia trauliches Plauderstündchen, da« nun anhob — voll munterer Wechselnde und mannigfacher Anregung, allen drei Theilnehmern die liebste Stunde de« Tages. Hier erging sich Professor Wilberg, 'im Leben sonst ziemlich schroff und unnahbar, gern in Erinnerungen an längst verflossene Zeiten und schloß der geliebten Tochter, dem wackeren Schüler sein ganze» Herz auf; hier hörte Evitha von den Mädchentagen ihrer unver geßlichen Mutter, von ihrem jungen Ehestande und dessen Freuden und Leiden; hier erfuhr Haldingen von de» Meister» schwerer, entbehrungsreicher Jugend, von seinem Kampf mit dem Leben und dem Glück, Bewegende« und Wisseoswerthestes. Und nicht blo» die Vergangenheit bot reichen und interessanten UnterhaltuagSstoff; auch Gegenwart und Zukunft ließen die drei so eng verbundenen Menschen an ihrem Geistesauge vorüberziehen, und an den Versuchen, die eine zu deuten, die andere zu «rrathea, betheiligten sich die beiden jüngeren Gesellschafter leidenschaftlich, so daß die angeregte Unterhaltung die für dieselbe bestimmte Zeitgreoze ost wett überschritt und den Professor zu dem cm Edith« gerichtete», drohende» und doch so zärtlichen Vorwurf bewog: ihre Kaffeestunde sei im Grunde nicht» al» eia heimtückische» Attentat auf seinen Fleiß. Er habe heute wieder Stunden der besten Arbeitszeit mit Plaudern, Trinken und Rauchen vergeudet! Wie glücklich war Ediths dann! Wie froh und stolz blickte sie auf den stattlichen Vater, der hier so ganz seiner starren Haltung, seine» berühmten Namen» vergaß! Wie innig umarmte sie den Scheidenden und rief ihm noch im Dahinschreiten zärtliche Liebesworte nach, bi» die GlaSthür de« Atelier« sich hinter ihm schloß. Fürwahr, e« blieb vom ganzen Tage die schönst^ inhaltreichste! köstlichste Stunde für sie — und seltsam, auch Haldingen erschien sie so! Wie ein Träumender, still lächelnd oder in abgerissenen Worten mit sich selber sprechend, verließ er, wenn die schöne Stunde schloß, die Villa de« Meisters, und ost konnten ihn Spazierende im Park noch lange nachher schwebenden Schrittes unter den hohen Bäumen dahin wandeln sehen, die Blicke nicht selten starr zur Billa hinausgerichtet, wo an rebeoumsponnenem Giebelfenster dann und wann eine weibliche Gestalt erschien und in den sinkenden Tag und die verglühende Sonne hinaus träumte! Solche Folgen hatten diese traulichen Plauder stunden — war c« zu verwundern, wenn Professor Wilberg dieselben schalt? Er würde noch mehr gescholten haben, hätte er wissen können, wie sehr auch Haldingen« Fleiß darunter litt. Heute erlitt übrigens die Kaffeestunde eine Unterbrechung, durch die sie auf ein sehr bescheidenes Maß beschränkt wurde. Eben lauschten Editha und Haldingen einer sehr angeregten Schilderung der Feierlichkeiten, die der Hausherr in Pari«, gelegentlich der Aufrichtung der Republik vom Jahre 1848, miterlebt hatte, als der alte Akademiediener dem auch die Sorge für das Privatatelier de- Dircctor« oblag, den Kiesweg vom Hause dahergeschritteu kam und dem Professor meldete, daß Herr von Howitz, Geheimer CabinetSrath Sr. Hoheit de« Herzog«, soeben vorgefahren sei und anfragen lasse, ob der Herr Director Besuch annehme. .Geheimer Rath v. Howitz", wiederholte der Professor etwa« verwundert, .und zu so ungewohnter Stunde? — Da« ist seltsam! — Doch wir werden ja sehen. Ich lasse bitten! — Verzeihen Sie, lieber Haldingen; möglicherweise ein Auftrag Sr. Hoheit! — Liebe Editha, wenn Herr von Howitz nach der Unterredung noch Lust zeigen sollte, zu verweilen, so würde ich ihn Dir hierherbringen. Du weißt ja" fügte er lächelnd hinzu — ,rr ist eia alter Verehrer mm
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