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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188210204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821020
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-20
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.10.1882
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UN- TM Malt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg and Brand. BerantwoMcher Redakteur Julius Brauu in Freiberg. Erscheint jeden Wochentag Abend» ö Uhr für den -U/S andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich 1 M. SO Pf. u. einmonatl. 7b Pf. 34. Jahrgang. Freitag, dm 20 Oktoder. Inserate werden bi» Vormittag» 11 Uhr angenom men und beträgt der Brei» für die gespaltene Zeil» oder deren Raum 1b Pfennige. 1883. Die Volksschullast der Gemeinden. Nach Inhalt des bestehenden Vcrfassungs- und Vcr- waltungsrechtes haben für die Kosten des Volksschul- Unterrichts überall in Deutschland die Gemeinden aus den Kommunalsteuereinnahmen, dagegen für die Raten der höheren Unterrichtsanstalten in Wissenschaft und Kunst, der Staat aus dem allgemeinen Stcuersäckcl aufzukommcn, in soweit das Eine und Andere überhaupt gesetzlich ge fordert wird Warum nun dieser Unterschied? Wohl nur weil das Elementar-Unterrichtswesen sich historisch als eine Gemeiiidcangelegenheit entwickelt hat, und der Staat bei seiner ohnedies stets vorhandenen Geldnoth natürlich nicht darnach strebte, die Kosten einer Einrichtung auf sich zu nehmen, welche bis jetzt immer von den Gemeinden bereitwillig bestritten wurden. Man sagte zwar, es ent spreche dies der Natur der Dinge, die Wirkungen der Volksschule kommen der Einzelgemeindc zu Gute, es sei daher auch nur natürlich, daß sie die Kosten derselben be streite, während es Sache der Gemeinschaft sei, daß die dem Dienste des Staates, der Kirche, der Wissenschaft und Kunst nothwendigen Kräfte herangebildet werden, weil die Gemeinschaft auch den Nutzen dieser Einrichtungen habe. Allein wie stände es mit dem Staatswesen, und wie steht cs thatsächlich mit demselben dort, wo das Volk und speziell die niederen, arbeitenden Klassen auf dem Lande und in den Städten ohne alle Schulbildung bleiben? Die Antwort, damit aber das Einbekenntniß, daß die Volks schule und ihre ausreichende Wirksamkeit für den Staat von größtem Werthe und Nutzen ist, dürfte klar liegen. Wodurch rechtfertigt der Staat seine Forderung, daß alle Kinder bestimmten Alters in die Volksschule zum Unter richt geschickt werden müssen? Unseres Wissens nicht aus dem Nutzen, welcher der Einzelgemeinde, sondern aus Jenem, welcher der Gemeinschaft, dem Staate dadurch zu geht, daß die Jugend in der Volksschule nicht blos die nöthigsten Kenntnisse zu ihrem Fortkommen im Erwerbs leben sich aneignet, sondern auch daß dieselbe zur Sitt lichkeit und Pflichttreue, zu Gemeinsinn und Vaterlands liebe herangebildct wird. Wäre es blos der Nutzen für das Alltagsleben des Einzelnen in der Gemeinde, so ließe sich der staatliche Schulzwang wohl kaum rechtfertigen, und noch viel weniger das dem Staate heute allgemein zuerkannte Recht, für das Vorhandensein eines ausreichen den Volksschulwesens zu sorgen und die Einrichtung des selben dem Staatsbedürfnisse folgend zu ordnen. Wenn es nun so ist, wie nicht bestritten werden kann, daß die Volksschule für den Staat von größtem Werthe und von entscheidender Bedeutung ist, und wenn in dieser Erkcnntniß heute der Staat das Vorhandensein und die Einrichtung des gesummten Volksschulwesens nach seinem Bedürfnisse ordnet und die Eltern zwingt, ihre Kinder in diese Schulen zu schicken, so ist es doch gewiß eine Ano malie, die Kosten der Volksschule heute noch den Einzel gemeinden aufzubürden, wie zu einer früheren Zeit, wo der Staat sich um den Volksschulunterricht so viel wie nichts kümmerte, die Gründung und Erhaltung von Schulen überhaupt von den Gemeinden nicht gefordert wurde sondern denselben in Allem und Jedem freistand, so daß die Last der Schulkosten die Mittel der Gemeinde auch niemals überstieg. Heute ist die Schulkostenlast für die Gemeinden und insbesondere für die Landgemeinden eine geradezu erdrückende, und sie ist dies nur durch die von Seiten des Staates diesbezüglich gestellten Anforderungen geworden, denen die Gemeinde Folge leisten muß. Zwar wird der letztere Mißstand jetzt, nachdem es nicht mehr möglich erscheint, die Stcuerzuschläge zur Be streitung der Gemeindesteuern weiter zu steigern, auch von der Regierung cingcsehen, und man ist daran, den Ge- mcindebudgets mit den Mitteln der Gemeinschaft durch Ucbcrweisung eines Theiles der Staatssteucrn für die Bestreitung der Gemeinde-Ausgaben zu Hilfe zu kommen. Allein dabei würden die Gemeinden die ihnen vom Staate aufgebürdeten Schulkosten noch immer aus ihren speziellen Gcmeindemitteln zu bestreiten haben. Es wären nur diese letzteren vermehrt worden, und zwar nicht zum Zwecke der Bezahlung der Volksschullast aus dem allgemeinen Stcuer säckcl, sondern um die durch ihre abnorme Höhe so sehr ungerecht drückende Last der Steuerzuschläge den Gemein den zu erleichtern, zum mindesten einer weiteren Steige rung derselben auszuwcichen. Auch ist es evident genug, daß durch eine nach gleichem Maßstabe folgende Zuweisung von Staatssteucrn an die Einzclgemeinden an dem Miß verhältnisse nichts gebessert sein würde, in welchem heute die Schulkostenlast zu der sonstigen Steuerfähigkeit der verpflichteten Gemeinde steht. Diese Gemeinden würden die Schullast allerdings leichter tragen, die Armen dagegen würden von derselben noch immer schwer gedrückt bleiben. Allen diesen Mißständen, sowohl der Anomalie, daß die Gemeinden aus ihren Gemeindemitteln die Kosten für eine Einrichtung aufzubringen haben, welche im allgemeinen Staatsinteresse besteht, und eben aus diesem Titel auch vom Staate geordnet wird, als auch dem übergroßen Drucke der Gemeindesteuern, dürfte sich in richtiger Weise nur allein dadurch abhclfcn lassen, daß der Staat die Schulkostcn den Gemeinden ganz abnimmt und auf sein Budget stellt, wohin dieselben auch gehören, da die Existenz und Wirksamkeit der Volksschulen eine der ersten und wichtigsten Angelegenheiten des Staates ausmacht. Es ist eine Ungerechtigkeit, die Kosten dieser Einrichtung den Einzelgemeinden überhaupt aufzubürden, und bleibt eine Ungerechtigkeit auch dann noch, wenn diese Belastung in indirekter Weise durch Ucbcrweisung eines Betrages von Staatssteucrn an die Gemeinden nach gleichem Maßstabe erleichtert würde, wie es derzeit beantragt ist. Tagesschau. Freiberg, den 19. Oktober In unserer Zeit, wo man in Folge der vervollkomm neten Verkehrsmittel Länder und Völker immer näher ge rückt sieht und die Interessen der kultivirten Menschheit immer mehr zusammenwachsen, ist es gewiß wichtig, daß das Mutterland sich dann und wann einmal nach der Stellung erkundigt, welche die Millionen ausgewanderten Deutschen jenseits des Atlantischen Ozeans einnchmen. Wie nun drüben in Amerika Alles in fliegender Hast vor sich geht und in Folge des ungestümen Vorwärtsdrängens, die ungeheueren Länderflächen zu kultiviren, neben glanz vollen Blütheperioden auch Jahre schweren Niederganges sich finden, so ist es auch mit dem Deulschlhum in Amerika ergangen. Lange galt der Deutsche als Vertreter des Dcutschthums nichts in Amerika, obwohl bereits einige Staaten, wie Pennsylvanien, Jllionois und Michigan viele unter sich zusammcnhaltende deutsche Einwohner besaßen. Eine tiefgreifende Aenderunq trat in dieser Beziehung erst ein, als in den Jahren 1848—1854 viele freisinnige und gebildete deutsche Männer nach Amerika gingen und dort das geistige und politische Leben beeinflußten. So wurde denn in den Jahren 1855—1865 das Deutschthum in Amerika, zumal in den Vereinigten Staaten eine Macht, die ganz wesentlich zur Hebung dieser großen Staatcnrcpublik beitrug und zumal in dem großen Sezessionskriege den Nordstaaten zum Siege verhalf. Indessen einen wirklichen politischen Preis hatten sich die damals schon acht Mil lionen zählenden Deutschen in den Vereinigten Staaten noch nicht erwerben können, das Dcutschthum zählte sogar einen Niedergang und die politische Macht blieb in den Händen der Amerikaner englischen Ursprungs, der Anglo- Amerikaner und Ncucngländer oder Iankees. Einen ge waltigen Anstoß erhielt dann wieder das nationale Dcutsch thum in Amerika durch die glorreichen Siege Alt-Deutsch lands über Frankreich und die Epoche machende Wiedcr- aufrichtung des deutschen Reiches. Diese Ereignisse riefen auch in den Deutschamerikanern Begeisterung für ihre Nationalität hervor und veranlaßten sie, energischer für dieselbe einzutreten. Deutsche Sprache, deutsche Sitte und deutsches Leben wurde von jener Zeit ab mehr denn je in Amerika gepflegt, es entstanden in allen bedeutenden Städten der Vereinigten Staaten deutsche Zeitungen, deutsche Vereine, deutsche Lesekreise, deutsche Turnvereine und vor allen Dingen mehr deutsche Schulen, die in dem deutschamerikanischen Lehrerbunde eine ganz ausgezeichnete Stütze haben. Rechnete man nun den jährlichen Zu wachs an deutschen Einwanderern hinzu, so hätte man wohl annehmen können, daß die in den Bereinigten Staa ten lebenden Deutschen, deren Anzahl sich auf mindestens zehn Millionen beläuft, nun doch einen in vieler Be ziehung maßgebenden politischen Einfluß gewinnen würden. Leider iil dies aber immer noch nicht in der für die Inte ressen des Dcutschthums in Amerika wünschenswerthen Weise der Fall und zwar augenscheinlich deshalb, weil die große Mehrzahl der in den letzten zehn Jahren nach Amerika ausgewanderten Deutschen drüben nur Farmer in entlegenen Ländern oder Handwerker und Tagelöhner in den östlichen Industriestaaten geworden sind und es nur einem sehr kleinen Theile der deutschen Einwanderer gelungen ist, während der Periode der letzten zehn Jahre eine einflußreichere Stellung zu erringen. Bei der stetig fortdauernden Einwanderung der Deutschen in die Ber einigten Staaten und der einflußreichen Stellung, welche die Deutschamerikaner dort bereits einnehmen, ist indessen wohl zu hoffen, daß in Amerika noch einmal ein Neu- dcutschland mit seinen für das Mutterland günstigen wirth- schaftlichen Konsequenzen entstehen wird. Unterm gestrigen Datum wird aus Baden gemeldet: Der Kaiser hütet seit Dienstag das Zimmer, aber nicht das Bett. Die Aerzte hegen keine ernsteren Bedenken und die Reiscdispositionen, wonach der Kaiser zwischen dem 20. und 22. Oktober seine Rückreise nach Berlin antritt, werden aufrecht erhalten. Das Unwohlsein des Kaisers besteht in einem Anfall von Nierenkolik, ein Leiden, das im November vorigen Jahres in ganz ähnlicher Weise aufgetreten war. Das Leiden ist bekanntlich recht schmerz haft und pflegt in einer leichteren Wiederholung des ersten Anfalls auszuklingen. Was die Gesundheit der Kaiserin betrifft, so ist die hohe Frau im Stande, regelmäßige Aus- sahrtcn zu machen, eine entschiedene Besserung des Leidens, welches auf den Fall in Babelsberg zurückzuführen ist, konnte indessen bis jetzt leider noch nicht konstatirt werden. — Anläßlich des gestrigen Geburtstayes des Kronprinzen hatten sämmtliche öffentliche und Regierungsgebäude und auch einzelne Privatgebäude in Berlin geflaggt. — Der sächsische Kriegsminister v. Fabrice, welcher am Dienstag Abend von seiner Reise nach Hamburg nach Berlin zurückkehrte, ist gestern früh nach dem Harz gereist. — Es bestätigt sich, daß die Reichsregierung damit um geht, die lange vermißten Ausführungsbestimmungen zum Nahrungsmittelgesetz jedenfalls noch vor Ablauf dieses Jahres festzustellen. Im künftigen Monat werden dis Konferenzen von sachverständigen Delegirten der einzelnen Bundesstaaten über diese Angelegenheit ihren Anfang nehmen. Auch diese Frage wird den Bundesrath noch eingehend zu beschäftigen haben. — Wie aus Straßburg gemeldet wird, ist der beurlaubte Direktor der dortigen Tabaksmanufaktur, vr. Roller, an die Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern als Rcgierungsrath versetzt worden, mit dem Auftrage, das bisherige Decernat des Regierungsraths Stahl, der zur Zeit die frühere Stellung des vr. Roller in der Administration der Tabaksmanu faktur einnimmt, zu übernehmen. Herr vr. Roller war bereits vor Ernennung zum administrativen Direktor der Tabaksmanufaktur in der Generaldirektion der Zölle uud indirekten Steuern als Rcgierungsrath thätig Bestätigt sich die obige Nachricht, so wäre er also einfach in seine frühere amtliche Stellung zurückgctreten. — Bon gut unterrrichteter Seite wird der „Fr. Ztg." gemeldet, daß die Engländer ihren Wcrbebezirk für die egyptische Gen darmerie auch auf das Elsaß ausgedehnt haben. Die durch englische Werber engagirten Leute, meist frühere Unteroffiziere, mußten sich jedoch persönlich bei dem Bureau in Genf einfindcn, wo sie sich definitiv zum Eintritt in die egyptische Gendarmerie verpflichteten und mit dem nöchigen Reisegeld ausgcstattet wurden. Das Verbot dxs Schweizer Bundesrathcs ist gerade in dem Momente er lassen worden, wo die Werbungen abgeschlossen waren. Einiges Aufsehen erregt in Oesterreich ein Artikel des „Pester Lloyd" über die Vorgeschichte der bosnisch-herze gowinischen Okkupation, der sich über die seinerzeitigen Vorschläge des Baron Philippovics verbreitet und den Beweis zu liefern bestrebt ist, daß der Einmarsch nach
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