Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000704027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900070402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000704
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900070402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-04
- Monat1900-07
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
LerugsgebW: ««teljübrli» 2 M. « LI».: dunb die Boft 2 Mt. » «s«. Dre -Dn-tmrr Nwbrichten' Eeinen >i»«ch die ««jeder in Dresden und der niichslm Umseduna. wo die Sntraamia durch eiaenc Boicn oder LvnnmMonäre erfolgt, erlialten da- Blau an Wochentaac». die nicht aut Sonn- oder Feiertage iolaen. in zwei Tbeilau-aaden «den»« und viarient znaeilelll. Für Rückgabe eingeiandier Schritt- «icke «eine Verbindltchlcit. Serntvrechanichlnd: »Nlt IDr.Uu.Lr. L0VS. Tele-ramm-Sdrette? »«etzrtchtr« Drnudr«. Dienstclg-Abendcrusgclbe für Dresden und Umgebung. 185V Uevlag von Kiepsch L Reichavdt. Knreigen-cE Die Annadme von rntündiamlse» ertolat «der bauvtartchüktSsieile und den Nebenannadmeiteüm in Dresden bis NachmittaaS 2 Udr. Sonn- und KeicrlaaS imr Marieuürake ss von u disV.tlldr. Die livaMaeGrmw- zeile <ca. s Silben» rs Pig,, Äu- liindiaunacn aut der Privatieite Seile 20 Pia.; die 2 wattige Zeile als .Eiiiseiaudt' oder aus Tertieite so Dta, An Nummern nach Soun- und Feier tagen »- bez. givaltige Grundzeilen M, so bez, 00 und so Big. »ach besonderem Tarif. Auswärtige Aufträge nur gegen Vorausbezakluug. Belegblätter werden «rrtt n» Nig. berechnet. Lobvrl SökMv Zu». DvlävrSloÜS in Müer Lnmnlil. kv0r§AlLl2 IS. on». -» 01 Lmoaos' Der Kaiser über die Mordthat in Peking. Krieg in Chine. Neueste Drahlbenchte. Hofnachrichten, Gesammtraths- AAH.» Iptt-sibt. sitzung, Bundes schiene», Gcschworencnlisle. Die Katastrophe in Neiv-Aork. Mittwoch, 4. Juli Liw«. Der Kaiser über die Mordthat i»t Peking. Das Kaiserpaar hat am Montag Nachmittag von den beiden kür Ostasien bestimmten Seebataillonen auf dem Exerzierplatz der Torpedodivision in Wilhelmshaven Abichied genommen. Ans dem Platze hatten die Mannschaften der beiden für Ostasien bestimmte» Seebatnillone, sowie der ihnen attachirten Artillerie-, Pionier- und Sanitäts-Detachements mit ihren Offizieren in ihren Tropen- nniformen in Bataillonsfront Aufstellung genommen. Das Wetter war trübe und feucht. Die Hofwagcn brachten das Kaiserpaar, den Herzog und den Bayernprinzen, sowie ihr Gefolge. Während der Vräsentirmarlch erscholl, wird dem „Berl. Lok.-Änz." berichtet, und der Kaiser, der sehr ernst aussah, die Front abschritt, näherte sich die schwarz gekleidete Kaiserin den Damen der Ossiziere, welche auf der weiten Reife einem ungewisscil Schicksal entgegenzugehen bestimmt sind. Die hohe Frau weinte und schluchzte, als sie diesen, einer wie der anderen, dle Hand reichte und ihrem Schmerz, das; es so habe kommen müssen, Ausdruck gab. Es war eine für alle Betheiligten höchst ergreifende Scene, welche die Damen wohl so bald nicht vergessen werden. Der Kaiser war unterdessen vor die Front getreten und hielt an die Mannschaften der beiden Sec- bataillone die nachstehende Ansprache: .Mitten in den tiefsten Frieden hinein, für Mich leider nicht un erwartet, ist die Brandfackel des Krieges geschleudert worden. Ein Verbrechen, unerhört in seiner Frechheit, schauder erregend durch seine Grausamkeit, hat Meinen be währten Vertreter getroffen und dahingerafft. Die Gesandten anderer Mächte schweben in Lebensgefahr, niit ihnen die Kamera den, die zu ihrem Schutze entsandt waren. Vielleicht haben sie schon heute ihren letzten Kampf gekämpft. Die deutsche Fahne ist beleidigt und dem Deutschen Reiche Hohn gesprochen worden. Das verlangt excm- plarischeBcstrosnngund Rache. Die Verhältnisse haben sich mit einer furchtbaren Geschwindigkeit zu tiefem Ernst gestaltet und, seitdem Ich Euch unter die Waffen zur Mobilmachung berufen, noch ernster. Was Ich hoffen konnte, mit Hilfe der Marine- Infanterie wieder herzustelleii, wird jetzt eine schwere Aufgabe, die nur durch geschloffene Truppenkörper aller civilisirtcn Staaten ge löst werden kann. Schon heute bat der Chef des Kreuzergeschwaders Mich gebeten, die Entsendung einer Division in Erwägung zu nehmen. Ihr werdet einem Feinde gegenüber stehen, der nicht minder todesmuthig ist, wie Ihr. Von europäischen Offizieren ausgebildet, habe» die Chinesen die europäischen Waffen brauchen gelernt. Gott sei Dank haben Eure Kameraden von der Marine- Infanterie mid Meiner Marine, wo sie mit ihnen zusammen gekommen sind, den alten deutschen Waffenrus bekräftigt und bewährt und mit Ruhm und Sieg sich vcrtheidigt und ihre Aufgaben ge löst. So sende Ich Euch nun hinaus, um das Unrecht zu rächen, und Ich werde nicht eher ruhen, als bis die deutschen Fahnen ver eint mit denen der anderen Mächte siegreich über den chinesischen wehen, und auf den Mauern Pekings aufgepslanzt, den Chinesen den Frieden diktiren. Ihr habt gute Kameradschaft zu halten mit allen Truppen, mit denen Ihr dort zusammenkommt. Russen. Engländer, Franzosen, wer es auch sei, sie fechten Alle für die eine Sache, für die Cibilisation. Wir denken auch noch an etwas Höheres, an unsere Religion und die Vcrthcidignng und den Schutz unserer Brüder da draußen, welche zum Thcil mit ihrem Leben für ihren Heiland eingetrctcn sind. Denkt auch an unsere Waffenehre, denkt an Diejenigen, die vor Euch gejochten haben, und zieht hinaus mit dem alten brandenbnrgischcn Fahnen spruch: .Vertrau' ans Gott, Dich tapfer wehr', darauf besteht Dein' ganze Ehr'! Denn wer's auf Gott herzhaftig wagt, wird nimmer aus der Welt gejagt." Die Fahnen, die hier über Euch wehen, gehen zum ersten Mal in's Jener, daß Ihr mir dieselben rein und fleckenlos und ohne Makel znrkckbringt. Mein Dank und Mein Interesse, Meine Gebete und Meine Fürsorge werden Euch nicht verlassen, mit ihnen werde Ich Euch begleiten." Der Kaiser sprach, wie der „Lok.-Anz." berichtet, noch kräftiger im Ton und mit noch größerem Nachdruck, als man dies ja an und für sich von ihm gewohnt ist. Zu Begum der Rede, als er die Scheuß lichkeit des an Baron Ketteler begangenen Verbrechens schilderte, bevte seine Stimme vor Zorn, es war unverkennbar, in wie hohem Grade erregt er war. T;e Rede machte, wie erklärlich, gewaltigen Eindruck, und nicht weniger ergreifend war es. als nun der Führer der Hinansziehcndeu, Generalmaior v. Hopfner, eine martia lische Erscheinung, in markigen Worten im Namen seiner Truppe beim Abschied von dem geliebten Vaterlande dreiHurrahs aus den über Alles geliebten obersten Kriegsherrn ansbrachte und ihm Treue und Ergebenheit bis znm Tode gelobte. Im Publikum fand der Jubelruf der Trubpcn brausendes, begeistertes Echo. Den ganzen Nachmittag über bis zu dem Augenblick, wo spät Abends ein Regenguß niederging, umwogte eine ausgeregtc, theilnahms volle Menge die Quais. Tie Kunde von der Kauerrede hatte sich verbreitet, und der Ernst der Sachlage drückte der Stimmung seinen Stempel auf. Aeruschreib- und Fernsprech-Berichte vom 3. Juli. Berlin. Die Abreise des Kaisers nach Nor wegen ist verschoben worden. Wilhelmshaven. In Rücksicht auf den Ernst der Lage in Ostasien wird ein aus Freiwilligen der Armee besteh en des Expeditionskorps in Stärke einer gemischten Brigade aufgestellt. Recklinghausen. Gestern Abend gegen 8 Uhr ging eine Windhose über die Gegend und richtete große Berheerungen an. Zahlreiche Häuser wurden abgedeckt, Jucke Bäume geknickt. Das anläßlich des Schützenfestes errichtete Schützenzelt wurde vollstän dig niedergelcgt und die Insassen unter den Trümmern begraben. Zahlreiche Personen wurden verletzt. Der größte Theil der Ver unglückten wurde in's Krankenhaus gebracht, wo bereits einer ge storben ist. Die Ortschaft Oer hat ebenfalls sehr gelitten: viele Menschen wurden verletzt. Friedrichshofen. Bei dem gestrigen erster; Aufstieg dcS Luftschiffes des Grafen Zeppelin, der, wie bereits aemeldct, voll ständig gelang, ging der Auf- und Abstieg glatt und einfach von Statten. Tie Fahrt wurde bei einer Windgeschwindigkeit von 8 Metern in der Sekunde ailsgefiihrt. Es gelang, direkt gegen den Wind aufzukommen. Zurückgelegt wurde in einer Höhe von -100 Metern eine Strecke von 0 Kilometern in 17>/s Minuten. Die Höhen- und Seitenstcuerung bewährte sich vollständig. In Folge der Verschlingung der Zugseile des Laufgewichtes und der Seiten- stcucrung verargte nach längerer erfolgreicher Manövcrirnna »Väter die Seitcnstcnemna. Da cs dunkel wurde, wurde die Fahrt ein gestellt. Das Schiff wurde auf seinem Ponton verankert und in die Halle geschleppt. London. Dem Neuter'schen Bnrean wird aus Tanger von heute aemeldct, daß in Fez in Folge des Vorgehens Frankreichs in Tuat große Erregung herrsche. Ter englische Konsul habe die Hilfe der Behörden zum schütze seines Hauses erbeten. Kopenhaacn. DemRitzanschenBureau wird ansHclsing- sors gemeldet: Die Senatoren Charpenti »Finanzen', Gripenberg (Handel und Industrie), Schnumann iMilitärwesen), Baron v. Trvil, (Ackerbau) und 7 Mitglieder des Departements der Justiz und des höchsten Gerichtshofes haben Demissionsgesuche einaereicht. Hclsiiigfors. Der sinläirdiiche Senat sandte eine Eingabe an den Kaiser von Rußland, in welcher er erklärt, daß er das kaiser lichc Reskript, betreffend die Einführung der russischen Sprache in Finland, betreffend die Eiiischränknng der Versammlunasfreiheit und betreffend die Erlaubnis; für die Russen, gewisse Arier; von Handel, welche den Finen verboten seien, zu betreiben, nicht ver öffentliche» könne. T s ch i f u. Die hiesige Telegrapherrstation war gestern Abend mit 200 Telegrammen rückständig. Konstar, tinove!. In Milas (Vilaict Aidin) ist eine pest verdächtige Erkrankung vorgekommen. In Smyrna ereignete sich gestern ein neuer Pestsall. Tanger. Der Ehef der Fezcr Filiale eines französischen Handelshauses, Marcos Essagi», ein amerikanischer Staats angehöriger, stieß bei einem Ritt durch eine enge Gasse mit einem Imam zusammen und streifte dessen Maulthier. Es entspann sich ein Wortwechsel, wobei eine Schaar von Fanatikern gegen Marcos Effaain Partei nahm. Da dieser sein Leben bedroht sah, feuerte er einen Revolvcrschuß ab, wodurch ein Eingeborener getvdtet wurde. Sofort stürzte sich die Menge ans ihn. hieb ihn in Stücke und verbrannte diese. Der französische Gesandte machte sogleich, nachdem ihm die Thalsact,e gemeldet worden war, dem amerika nischen Generalkonsul Mitthcrlung davon und Beidethaten Schritte beim Ministerium des Auswärtigen, um gegensolche Vorkommnisse Verwahrung einzulcgcn. , Oertlichcs und Sächsisches. Dresden, 8. Juli. —* lieber das Besirrden Sr. Majestät des Königs ver lautet heute Folgendes: Sc. Majestät der König hatte eine ruhige Nacht. Der Appetit ist gut. Ter Monarch empfing beute Vormittag Se. Excellcirz den Herrn Staatsminister Dr. Schnrig zum Vortrag. —* Mittheilunacn aus der Gcsammtraths - S i h n ri g. An Stelle des am Besuche der Pariser Weltausstell ung behinderten Stadtbaurnths Bräter wird der Stadtbaumeister Möbius abgeordnet. — Dem Betnebsinspcktvr der Neustädter Gassabrik Hössirer wurde der Titel „Ober'mgenienr" verliehen. — Nach der Ordnung für die Deutsche Städtc-Ausstellung 1903 in Dresden setzt sich der Vorstand dieser Ausstellung zusammen aus drei Vertretern der Stadl Dresden und vier von dem Ausschüsse gewählten Mitgliedern. Als Vertreter der Stadt Dresden ordnete der Rath neben dein Oberbürgermeister die Stadträthe Fischer und Weigandt ab. — Der Rath wählte znm wissenschaftlichen Lehrer an der l. städischen Realschule Dr. Roienmüller ans Planen, zum ständigen Lehrer der Mathematik an der 2. städtischen Realschule Dr. Meiqeu aus Witten, zum zweiten Assistenten mr der Haupt» Markthalle den bisheriaen ersten Aufseher Herrlich, zum zweiten Werkmeister für die Oberlcitnrigsanlagcn der Straßenbahnen den LcitnnaSaufscher Hänig. — Die Stadtverordneten haben der Vorlage des Rathes. welche die Neuregelung der Gehalts- und Anstcll ungsbestimmungen für die Nadelarbcitslchrcrinnerr an den städtischen höheren Töchterschulen und Volksschulen zum Gegenstand hat, zugestimmt, hierbei aber den Rath um Beitritt zu folgenden Beschlüssen ersucht: 1. „In Gemäßheit des Antrags des Schul- ausschusseS wird die Pflichtstmidcnzahl der Nadelarbeitslchrerinnen mit festem Jahrcsgchalte ermäßigt nach 2l Dienstjahren auf 24 Wocherrstunden, nach 21 Dienrtiahreu aus 22 Wvchenstunden und nach 27 Dienstiahrcn auf 20 Wvchcilstnnde». Hierbei wird die Dienstzeit vom Ablanse des Kalender-Halbjahres ab gerechnet, in dem die Anstellung erfolgt ist. Die Ermäßigung tritt jedes Mal erst nach dem Ablanse des betreffenden Schuljahres. das erste Mal nicht vor Ostern 1901, ein." 2. „Insoweit die städtischen Nadel- arbcitslehreriniien die Pensionsberechtigung nach dem Gesetze vom 28. Februar 1900 nicht besitzen, bleiben für sie die „Bestimm ungen, die Gewährung von Niihestandsilnterstntznngcn an nicht- penswnsbcrechtigte Bedienstete bei dem städtischen Volksschulwesen zu Dresden betr., vom 2-1. August 1880" in Kraft. 3. „Hei den bereits vor dem 1. Januar 1900 angcstellten städtischen Nadcl- arbcitslehrerinncii ist im Falle der künftigen Pcnsionirring, dafem die Dienstzeit nach 8 4 des Gesetzes vom 28. Februar 1900 erst von der Zutheiliing von wöchentlich mindestens 20 Lehrstunden ab ;u berechnen, dagegen nach den erwähnten Bestimmungen vom 24. August 188H auch die vorher bei einer geringeren Lchrstimdcn- znhl verbrachte Dienstzeit niit zu berücksichtigen ist. die nach den letzten Bestimmungen sich ergebende Dienstzeit bei Festsetzung der Pensionshöhe in Anrechnung zu bringen." Der Rath strmmte diesen Beschlüssen allenthalben zu. — -stich 8 7 des König!. säch sischen Gesetzes vom 2. Juni 1898, die staatliche Schlachtvieh- versi ch er»'» g betr.. hat die Abschätzung des der Versicherung unter liegenden Schadens durch einen OrtsschätzungsuuSichnß zu erfolgen, dessen Zusammensetzung von den Gemeinden ortSstatntarisch geregelt Die Katastrophe in New-Pork. „Die schlimmste Katastrophe, die die Geschichte New-Norks kennt", nennt der New-Uorker Korrespondent der „Franks. Ztg." den Brand der Lloyddocks in Hobokc». Nach den vorliegenden eingehenden Kabel- und anderen Depeschen ist nun leider nicht daran zu »Weiseln, daß ein fürchterliches Unglück geschehen ist. Riesig ist der Materialschaden, nach Hunderten zählen die zu Grunde gegangenen Menschenleben. Das Feuer brach Sonnabend Nachmittag um 4 Uhr, nach hiesiger Zeitrechnung also um 10 Uhr Abends aus. Das Unglück hätte gewiß nicht w große Dimen sionen angenommen, soweit die Menschenleben in Betracht kommen, wenn es nicht gerade an einen; Sonnabend erfolgt wäre. Aber an diesem Tage werden die Geschäfte New-Norks sehr früh ge schlossen, damit die Angestellten der Erholung riachgclicn können, Vielen dazu benützt, die und diese freie Zeit ivird von Schiffe. Zeit Dockarbeiten uns das interessante Leben, das dort herrscht, zu be sichtigen. So kam es, daß eine Menge Unbetheiligter auf den Docks und Schiffen anwesend war. als das Feuer ausbrach. Da cs dann mit rasender Schnelligkeit um sich griff, und zwar derart, daß die Leute vom Land abgeschnitten wurden, mußten so Viele elend zu Grunde gehen. Schrecklich müssen die Leiden Der jenigen gewesen sein, die im Innern der rn Brand gerathenen Schiffe waren und verzweifelte Anstrengungen machten, durch die Luken nach Außen zu gelangen, was eben nickt möglich ist, da diese Luken zu klein sind. Es ist ein eigenthümliches Vcrhängnrß, daß die Flotte des „Norddeutschen Lloyd", dessen Dampfer trotz der modernen Fahrgeschwindigkeit alle Gefahren der See mit be wunderungswürdiger Sicherheit überwinden, in aller Ruhe im sicheren Hafen durch ein anderes Element, durch Feuer hcimgesucht wird. Erwähnt sei hier noch, daß das „Ausdocken" der Schiffe in New-Aork zeitweise mit Schwrerigkesten verknüpft ist. Die Dampfer haben nährend ihres mehrtägigen Aufenthalts am Pier gewöhnlich keinen Dampf auf, weil Maschinen und KGel nach- gesehen werden müssen; dazu kommt, daß die mächtigen Schiffe bei niedrigem Wasserstande nicht selten in, Dock an Grund festsitzen. Wenn dann, wie jetzt in der Höhe der Saison, die Docks, mit kleineren und größeren Schiffen dicht besetzt sind, haben Schlepp dampfer in der Stunde der Noth, wenn Alles auf Schnelligkeit ankommt» unvorhergesehene Hindernisse zu überwinden; außerdem wird durch die Fluthverhältnisse das Herausschlevpcir der Schiffe in den Strom zu gewissen Zeiten stark beeinträchtigt. Es wird ferner Manchen überraschen, daß die drei Llvydschrsfe so rasch Feuer fingen und die Leute nicht mehr nach oben kommen konnten. Daran ist aber siir den Kundigen nichts Ausfallendes. Die Schisse haben zwar einen metallenen Körper, aber das Deck be steht ganz überwiegend aus Holz, svdaß bei einem unmittelbar nahen Großfeucr das Verdeck in kürzester Zeit brennen kann, und da so der Brand von oben nach unten sich zieht, kann den unter Dock Befindlichen der Ansivea alsbald abgeschnitten sein. So war es ja auch leider bei dem Unglück in Hodokcn. Viel weniger verständlich ist es. daß die Lloyd-Docks selbst gänzlich zerstört wurden. Dafür, daß Schiffe nicdcrbrenncu, hat man Beispiele, und gewöhnlich ahnt man gar nicht, wie schwer cs ist. ein Schiff zu retten, das einmal tüchtig Feuer gefangen hat. Man muß sich vergegenwärtige», daß der Aktions-Raum ans dem Deck eines Schiffes ein sehr beschränkter ist. daß bei einem rasch um sich greifenden Feuer leicht die nöthigcn Apparate, Pumpen, Spritzen, der Verfügung der Mannschaft entzogen werden, und daß die ent stehende kolossale Hitze die Rertungsthätiakeit um so mehr lahmt, je weniger man ihr ausweichen kann. Daß aber Docks in so kurzer Zeit abbreniren, Docks in der Ausdehnung einer viertel englischen Meile, das war unseres Wissens noch nicht da. Zwar bieten auch Docks einem Feuer viel Nahrung, wozu noch als erschwerender Umstand das Vorhandensein von Baumwolle und einer goßen Anzahl Fässer Whisky kam, welch' letztere explodirten. Aber auf einem Dock ist doch Raum zu den allsgedehntesten Rcttungs- arbeiteii. und cs ist daher wohl die Frage gestattet, ob die Lösch vorrichtungen re. in ausreichendem Maße und in richtiger Form vorhanden waren und ob die Bedienungsmannschaften prompt und zweckmäßig arbeiteten. Wenn diese Frage zu bejahen ist, dann bleibt allerdings nichts übrig als Resignation. Unter allen Umständen aber wird man mit Ttaoer Derer ge denken, die in so tragischer Weise um s Leben kamen. Zahlreiche Arbeiter aller Grade haben einen Tod erlitten, wie er ans dem Schlachifelde nicht schrecklicher lein kan». Ein wirkliches „Schlacht feld der Arbeit". Und zahlreiche Besucher, die das Interesse an Schiffsbau und Hafcnlcbcn hingesührt hatte, haben ihr trauriges Schicksal aetheilt. Es ist ein betrübendes, aber immerhin ein Zeugniß für die großen Fortschritte des deutlchen SchiffsbaueS, daß gerade das Interesse an diesem die Hobokener Katastrophe verschärft hat. Und >v muß sich schließlich aufrichtiges Beileid und Sympathie der deutschen Schisffalirts-Gesellschast zuwenden. der die Hobokener Werke und drei Schiffe zu Grunde gingen, Ter Lloyd hat. obwohl er erst 43 Jahre besteht, für den deutschen Handel und Verkehr eine anerkannt große Bedeutung gewonnen, svdaß, was ihm widerfährt, mehr oder weniger auch die Allgemein heit berührt. Aber auch abgesehen davon, muß schon das mensch liche Mitgefühl sprechen, wenn man vor einer solchen Katastcovhe steht. Materiell wird der Lloyd daran zu tragen haben, da er, seine Schiffe „in sich", das heißt selbst versichert. Nichtsdesto weniger ist zu erwarten, daß die Thatkrast seiner Leiter ihn »oi leicht, als es die Umstände nur gestatten, darüber hinwegbringen! wird, und die allgemeine Theilnahme, deren der Lloyd versichert sein kann, muß dabei ein kräftiger Ansporn sein. Es ist noch ein Glück im Ungülck, daß es wenigstens gelang, den Dampfer „Kaisers Wilhelm der Große" so weit den Flammen zu entziehen, daß er verhältirißmäßig nur geringen Schaden nahm. Die Rettung dieses! Schiffes mar eine schöne Leistung und zeugt für die Tüchtigkeit! seines Personals. Uebrigens haben auch die anderen Mannschaften des Lloyd, sowie der Hamburger Linie sich ausgezeichnet gehalten, wie gemeldet wird: nur die Kapitäne kleiner .vahizcnge, wohl' kaum Deutsche, sollen eine unrühmliche Rolle bei dem Unglück gespielt haben. Vollständig läßt sich die Größe des Unglücks, namentlich was s den Verlust an Menschenleben betrifft, nicht genau übersehen.! Hoffentlich geht die Hoffnung in Erfüllung, daß die ersten Zahlen- angabcn übertrieben sind. Wie dem „Renter'schcn Bureau" am Montag aus New-Iork gemeldet wurde, sind aus dem Dampfer des Norddeutsche» Lloyd „Saale" 17 Leichen, nicht wie zuerst gemeldet wurde, 50 herausgehoit worden. In der „Bremen", deren Brands als gelöscht anznsehen ist. wurden bisher keine Leichen gefunden. Im „Main" wurden 6 gefunden; aus dem Flusse wurden 40 Tobte gezogen. 3 Mann von der Besatzung „Kaiser Wilhelm-" werden: vermrßt. Der Kapitän der Bergnnasgesellschaft, der die Unter suchung leitet, ist der Meinung, daß die „Bremen" gerettet werden kann, da ihr Untertheil fast unbeschädigt ist und die Maschinen auch in guter Ordnung zu sein scheinen. Der Vertreter des Nord deutschen Lloyd Schwab erklärte, bei dem Brande seien 135 bi» 150 Personen um's Leben gekommen. Die Verluste an Eigenthum
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite