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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.10.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001013022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900101302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19001013
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900101302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-10
- Tag1900-10-13
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verugzgeMr: »«teliLbrlA, r ML « DI,.: dimS die Dolt 2 Mi. 7S Pt,. Di« .DrkStmerNockrilblen" rrlchkln« »L,ach M-rgra»; die Bttieder in Dresden und der näcktien U macdun,, wo die Zutraaung durch eigene Boten oder Kommlttionäre crtolat. crtialtcn daS Blatt a» Wochentagen, di« nickt aut Sonn - oder fteiertage kolgen. in zwei Tbeitausgaden Adend« und Margen« mgeilelll. Kür Rückgabe cingetandter Schritt- itücke leine Bcrbindlichkett. yernivrechanichlntz: »Mt I Lr. tl n. Lr. S0S«. Telearamm-Sidrelic: »»chrirtile« »rr«d»n. ^reitcrg-AbenOcrusgclbe für Dresden und Umgebung. 5sn2esgen-canf. Di« Smwbme von SlEudiguugea erlolat in dertöauvtaelchätlatietle und Len lttcbcnminabmctiellen in Dresden dis Nachmittag» L Ulir. Sonn, und feiertags nur Marieichrajik S8 do» II biLUUUKr. Die livalliac Grnnd- »eUc tca. « Süden) tb Big . An- »ünoiaungen aut derPrivatieite Leite i» Ltg.: die sivalüge Zeile als ..Eingeimidl' oder mit Tertleite «> Ptg. In Nummern nach Sonn- und Feier tagen t- bet. Llpaltigo VrlUldzcilen so. «o der. « wid « P,g. nach betonterem Tarif. LuZWLrtiae Autträge nur gegen Voransbetakilirn,. - BelegblLNer werden mit w Dt» bcrechner. II. I-. Ivttl ». VeiiiMWlläiitllWx. Ivi RI«i tt«slrr»«sv I, k«ri>8pr. Ho^«Iv»ALX-, Ulivin- mcl AI«s,vIv»vinv, Ilvx^vrt^vvruv, lailtörv, «IvRLtbivIiv ml Nr. 282. Spienel: Neueste Drahtberichte. Hosnachrichten. Hirtstiilnng, Stadtverordnetensitzung, Amtsgericht. Berliner Leben. Tonnalrend, 13. Oktober 1900. Aernschreib- und ^enisprech-Berichte vom 12. Oktober. Der Krieg in vckiina. Berlin. Noch Mittbeilung des Kriegsininisterinms über die Fahrt der Truppentransportichlssc ist „Palatin" am 1l. Okto ber in Shanaba! angekommen. Petersburg. Nach einem vom „Regierungsboten" ver öffentlichten Telegramm des BiceadmiralS Alexeiew ans Port Arthur vom 2. d. M. wurde das russische Torpedoboot 9>r. 207, das in Folge eines Defektes an der Maschine Halt gemacht hatte, in der Nähe von Shanhailmau von dem Torpedoboot Nr. 2ttl angerannt und sank. Drei Personen erlitte» leichte Verletzungen. Das Torpedoboot Nr. 201 wurde unbedeutend beschädigt. Petersburg. Wie die Blätter melden, ist der chinesische Gesandte Vniigln nach Valta abgereist. Washington. In der Antwort der Bereinigten Staaten auf die Note Delcassü's Heist cs n. A.. es würde Mae Kinlen anaenehm sein, wenn die Friedensnnterbandlnngen gleich nach Prüsuna der Bollmachten ihren Anfang nähmen. Nach Er öffnung der Verhandlungen könnten die Bertreter der Mächte die van der chinesischen Negierung vorgcschlagene Liste der zn be strafenden Würdenträger »och ergänzen. Es lei der Wunsch aller Mächte, ausreichende Entschädigungen zu erhalten. Russland habe vorgeschlagen. die>e Angelegenheit eventuell dem internationale» Schiedsgericht im Hang zu unterbreiten. DicierPorlchlag verdiene die Aufmerksamkeit der Mächte. Die Regierung tonne ohne Zustimmung des Kongresses nicht die Beipflichtung übernehmen, eine ständige Schnktrilppe in Peking zu belassen: sie sei jedoch entichlosscn, zeit wellig eine genügende Wachmannschaft daselbst zu halten. Das Verbot der Waffeneinfuhr werde ohne Zweifel nicht für immer bestehen bleiben. Für die Besetzung verschiedener Punkte zwilchen Peking und Tientsin gilt, wie die Antwort bemerkt, der gleiche Vorbehalt, wie der dcz. des Haltens einer ständigen Schntztrnppe in Peking gemachte. Der Präsident könne keine Verpflichtung zu einer dauernden Theilnahme an einer solchen Okkupation über nehmen. halte cs jedoch für wünschenswert!), das; die Mächte Zusicherungen erhalten bezüglich ihres Rechtes, ihre Geianbt- schaslen zu beschützen und die Notlügen Vorkehrungen dazu zu treffe», um jederzeit zu den Gesandtschaften gelungen zu können. Washington. Der chinesische Gesandte Wutingfang bat erklärt, die Meldungen von ernsten Boperansständen in Südchina seien unzutreffend und mit der Absicht in Unsinns gesetzt worden, den Eindruck in Amerika hervorzurnfen, es bestände ernste Gcfabr, die ei» militärisches Vorgehen seitens der Verbündeten erfordere. Der Gesandte fugte hinzu, in Südchina gebe es keine Barer. Berlin. Der Bundesralb wird die am Donnerstag wegen der Feier auf der Saalbura ollsgeictzte Plenarsitzung am Sonnabend abhalten. Ans der Tagesordnüiig sieben u. A. die Beratbung des Gesetzentwurfes betr. die freiwillige Gerichtsbarkeit im Heer, die Wahl nichtständiacr Mitglieder zum Reichsversichermigsamt. sowie kleinere Etats. Es Hecht, das; auch die Festsetzung des Termins für die Berufung des Reichstags zur Sprache kommen werde. Bisher ist das Kriegsministerium noch nicht in der Lage gewesen, eine feste Aufstellung über die Koste» der Cbina-Erpeditton an das Rcichsschatzcimt gelangen zu lassen. — Zn Molirc'S 100. Ge burtstag am 26. d. M. giebr der große Generalstab eine Fest schrift heraus. — Während die Meldung, das; Abgeordneter Baller inan» im Reichstage die Erböhung des Tabakzolls von 85 auf k25 Mt. zu beantragen beabsichtige, von der „Nationnltibeialen Korrespondenz" demcntirt wird, erklärt der „Hamburger Kvrre- wondend", daß innerbalb der nationalliberalen Partei eine starke 'Strömung für eine solche Zvllerhöhnng bestelle. Homburg v. d. H- Das Kaiicrvaar. sowie Prinz und Prinzessin Heinrich nntcrnabmen henke Vormittag einen Spazier gang im Kurpark und besuchte» dann das Atelier des Bildhauers Fritz Gerlb. Zur Frnbstückstcsiel bei den Majestäten sollte» Prinz und Prinzessin Adolf von Schanmbnrg Livpe cintrefsen. Kiel. Ans derHowaldtswcrft bei Kiel lies heute der für die Kiautichoutiilie der Rbederei Iebsen erbaute Reicbsposrdamnser "Gonvernenr Jacichke" vom Stapel. Die Tautrcde hielt in Ner trerung des verhinderte» Staatssekretärs ». Podbielst» der Direktor im RcichSpostamt Kraetkc. Ter Dampfer wird nach vollendetem Aushau icine regelmäßigen Fahrten zwischen Shanghai Tsintan-Tschisn machen. Breslau. Wie die „Schicsoche Zeitung" aus Hielt meldet, wurde gestern ans der Bahnstrecke Tost Großstreblitz in der Nähe der Station Bloitwitz ein Fuhrwerk vom Zuge überfahre». Sämmlliche fünf Insassen wurden schwer verletzt; drei sind bereits gestorben. Ei! e» 'Ruhr). Wie der „Rhein.-Wests. Ztg." gemeldet wird, fuhr ei» mit 12 Ausflügler« besetzter Wagen bei Cchvpstetten in der Nabe van Münster einen Abhang hinab gegen ein Hans und zernhellte. Der Kutscher wurde gerodtet, 6 Personen schwer, die übrigen leicht verletzt. M ü »cb c». Hier wurden in ihrer Wohnung in der Bruder- straße Hosrath Tr. med. Cordes und Frau todt nnsgesunden. Tie i hatten sich mit Blausäure vergiftet. Tr. Eordcs war 70 Jahre alt. seine Frau 06. Die Ursache des Toppelselbstniordcs war schweres körperliches Leiden beider Eheleute Wie». Der Kaiier hat dem Präsidenten der Eiicnbahn- direktion Berlin, Allst. Geh. Oberreaiemngslatli Kranoid, pas Großkreu; des Franz Iosepbsordcns verliehen. Pari s. Der Ministcrrath beichäitigtc sich mit dem Arbeits plan des für den 6. November einznhcrnsenden Parlaments. Tie Regierung wünscht, uni einem Mißbrauch des InterpellationSrechtS vorznbengen, die Kammer von vornherein aus ein bestimmtes Programm zu verpflichten. Sie will deshalb Vorschlägen, neben der Beratbung des Budgets regelmäßig einige Sitzungen der Woche Verhandlungen über die wirtbichaitlichen und politischen Nesormgeietze zu widmen. In erster Linie sollen das Vercinsgcsetz und die Schulreform erledigt werden. Pari s. Der „Sieclc" rätl, der Regierung, dein Präsidenten Krüger nicht zu acstgtten, in Marseille zu landen, da „vielleicht" zwilchen dein Gesandten Dr. Lends und den Nationalisten Manöver angezettcll worden seien, die Frankreich nur Verlegenheiten vereiten könnten. Madrid. Tie königliche Familie ist hier wieder cin- aetroffen. — Die Einnahmen von Zöllen in den erste» nenn Monate» kOOO übersteigen diejenigen in der gleichen Zeit des Vor jahres nm 10 Millionen Pesetas. — Im Mai loi'l findet hier eine Ausstellung chemischer Prodncte stntt. London. Bisher sind "70 Ministerielle und litt Liberale Oiiiter dielen Sir Eli. Dille, und 70 iriiche Nationalisten gewählt. Der Gewinn der Ministeriellen beträgt 20 und der der Opposition ebenfalls 20 Sitze. K oPc »l> age n. Der däni'cbe Minister des Aenßeren hat bei der englische» Regierung wegen Ausweisung einiger Dänen aus j Transvaal proteslirt' und Entschädigung für die Auügewiesenen i verlangt. R e w - o r k. Der Führer der ausständigen Kvhicnarbeitcr j erklärte in der Veriammtung der Arbeiter in Lcranton weiter, daß ! die Grubenbesitzer die im Besitz der Geielllchast befindlichen WaarcnvcrtausSIäden cuifgebc» und die bewegliche Lolmstäla cibichasscn müßten und daß sie ihre Leine halbmanalüch ablohnen sollten. Nicht eine einzige Grube ist zur Zeit im vollständigen Betrieb. Im Distrikt von Hazleton, wo alle Gesellschaften und Gmbcn- besitzer, mit Ausnahme einer einzigen, zebnvrazentige Lohn erhöhung angebvtcn haben, beginnt sich schon der Hunger in vielen Familien bemerkbar zu machen. Im Distritt Witkcebarre werden den Farmern Vieh und Fctdfrüchte gestohlen. Lertliches und TüchsrscheS. Dresden, 12 Oktober. —* Das König!. Hoflagcr wird Mittwoch den 17. Oktober von Moritzbnrg nach Billa Strehlen verlegt. —* Ihre Matkstnt die Königin wird sich nächsten Montag mit Sonderzng früh 8>-d Uhr von Easwig ans »ach Schvnheider Hammer begehen, »in der Einweihung der Volksbeilstätte für Lungenkranke „Earalagrün" bciznwobnen. Die Rückreise von dort! wird Nachmittags 2 Uhr 50 Min. erfolgen. In der Begleitung! Ihrer Majestät werden sich befinden: Hofdame Fel v. Rauen- ' dorff. Hoffränlcin v. Abeken und Oberhofmcistcr Wirkt. Geh. Rath v. Male» tie. Te. Majestät der König hat wegen leichten Unwohlseins die Absicht ausgegcben, seine hohe Gemahlin zu bc gleiten. — Hcn Friedrllb Robert Uirt in Dresden rmd seine Gemahlin Marie Lonne geb. Müller haben in diesem Jahre eine Stiftung init 600.000 Mk. errichtet, die den Namen „Müller Hirt'sche Famiüenstistting" führen soll. Sie hat am 01. August die ministerielle Genehmigung erhalten und am 5. Oktober ist die Uebergabc an das städtische Stiftungsamt in Zittau criolgt. Tie Stiittinci wird erst nach dem Tode der Stifter ihre eigentliche Wirksamkeit beginnen: genußberechtigr weiden die legitimen Abkömmlinge der Eltern der beiden Stifter sein und zwar nach der Reihenfolge ihres Alters. Der genannte Herr Hirt. Begründer des jetzt in eine Aktiengesellschaft „Säch sische Leincnindnstrie in Frciberg" nmgewandelten geschäftlichen Unternebmens. war Siadtrnth in Freibcrg und ist ein Sohn des in Zittan längst verstorbenen Kaufmanns Earl Friedrich Hirt und der jüngste Bruder des 1885 gestorbenen Kaujmaims Gustav Friedrich Hirt. - * Die Stadtvcrvrdneten batte» gestern eure ungemein reichhaltige Taae-ordnung ;n erledigen, und ein Punkt derselben hatte überdies eine zablreiche Zuhörerschaft ans Lchrerkrciscn am die Tribüne gelockt, da auch die Ausbesserung der Lehrergehaltc ans der Tagesordnung stand. Tic Geduld der Harrenden wurde jedoch ans eine barte Probe gesrclli, da dieser Punkt erst an zehnter stelle eingereibt war und in Folge dessen die zehnte Stunde bereits angebrochen war. gl-s dieier Gegenstand zur Besprechung kam. Sehr aitthäliig wa> bereits die Negiitrandc. indem eine außerordentlich nntsangreicbe Znckchrift des Inhabers der Firma Unacr n. Hvssmann. Rcisngeritraße. betr. die Beschwerde von An wohner» der Strielener, Reiniger- und Nieolaistraße, sowie des Fürsteiiplatzes über das Geräwch, welches von den in den Fabrik- ränine» der Firma ausgestellten Ventilatoren ansgeht, zur Ver lesung kam. Einige Piintte derselben wurden mit Heiterkeit aus genommen Es wird darin getagt, die Unterstützung der Be schwerde sei nur auf kanfmännisches, agentenbastes Zureden zweier lieber Nachbarn erfolgt, und Herr Dr. Pilling, welcher für die Beschwerde im Kollegium cingetreten ici. habe unter einer bc- stimmten Beeiinütjttmg gestanden. Die Ventilatoren seien übrigens im Innern der Gebäude hinter dicken Mauern angebracht und schon seit 17 Jahren in Thäkigteit. St.-V. Dr. Pilling wies den Dorum» einer Art von Nistgelei Namens der 07 Percnten entschieden zurück und wehrte sich gegen die gegen seine Perlon gerichteten „theilweisa versteckten, tbeilmcisc offenen Angriffe". Zur Sache selbst kon- stamte er. daß er den rnhestörendc» Lärm zu wiederholten Malen scstacstellt habe, auch daß die Ventilatoren die ganze Nacht hin durch in Tbätigkeii waren. Schriftiiihrer Tr. Hackel versichert. Hcn Franz Hosimann. alleiniger Inhaber dieser Firma, lei ihm seit sangen Jahren als ein durchaus conlantcr Herr bekannt. Das Schreiben wird hierauf an den Rath abgegeben. — Ferner wird von einem Schreiben des Rathes Kenntniß genommen, in welchem er mittlieilt, daß da-s Ministerium des Innern, bei welchem die hiesigen Bezirfsschornsteiinegcr gegen die neuen ortsvolizeilichen Bestimmungen über das Schorn'tcinsegerwesen vorstellig geworden seien, diese Widenorüche verworfen und die Bestimmungen allen! - halben gutgehcißen baue. (Beifall!. — Ans der Taczesordnung stand zunächst ein Antrag des Stadtverordneten Ahlhelm. den Rath zu ersuchen, im Hinblick ans das vorliegende dringende Bc dnrfniß dem Kollegium baldigst eine Vorlage wegen Errichtung einer bö bereu U n terricdtSa»sta lt tGmnnasinm. Real gmiiiiasiuno im östlichen Th eile von Dresden-Altstadt zn- aehen zu lassen. Tie vereinigten Ansichüsse schlugen vor. diesen Antrag zum Beschlüsse zu erheben, dabei aber zugleich die Erwartung ansznlvrcchen. daß der Ttaatsfiskns eine erhebliche fiiianzicll'c Berbllie gewähre. Oberbürgermeister Beutler wies in der Debatte auf die Schwierigkeit der Wahl hin zwischen einer Anstalt mit klastischem und mit modernem Unterricht, da gegenwärtig eine eigenartige Uebergang-Szeit in Bezug ans die Anordnung des fremd sprachlichen Unterrichts an den höheren Schulen bestehe. Eine staatliche Beihilfe werde auch an allerhand Bedingungen geknüptt werden, und es sei nicht ausgeschlossen, daß das Kultusministerium a» der bisherigen Organiiation sesthaltc. Wolle man anders, so dürfe man vor einer jährlichen Ausgabe von 60,000 dis 80.000 Mt. 8! Berliner Lebe«. L. Berlin. 11. Oktober. Vor Kurzem wurde eine der neuerdings so beliebien Rrino- fragen: „Wen beneiden Sie?" an einige gekrönte Hürwter und ionstige zeitgenössilrhe Berühmtheiten gerichtet. Ich bin bisher merkwürdiger Weite noch nickt deswegen befragt worden, aber ich habe mir auf alle Fälle die Antwort bereits zurechtgelegl. Wissen Sie. wen ich beneide? Ten bekannten Wetterpropheten Falb. Wenn Unsereiner sich auf's Prophezeie» verlegte und etwa für die nächsten vier Woche» einen frffchc», fröhlichen Weltkrieg an kündigte, während thaffächlich der Weltsriede völlig ungestört bliebe, dann wäre sein Anseken bei den Leiern unwiderbringlich dahin. Selbst Auaust Bebel, der doch durch seine sogenannten Enthüllungen im Reichstage die Mitwelt an starke Flunkereien ewvtuit hat. mußte sich bekanntlich wegen seines irrtbümlich für as Iabr 1898 in Aussicht gestellten „Kladderadatsches" selbst von den Genossen viel Unangenehmes sage» lassen. Falb dagegen kann sich niemals irren. Er hatte uns einen September- und einen Oktober-Anfang prophezeit, wie sie böscnliger nicht zu denken sind. Regen sollte mit Sturm, Kälte mit Gewitter» ab wechseln — anstatt dessen erlebten wir einen Nachsommer, wie er wärmer und sonniger seit Jahrzehnten nicht dagcwesrn ist. Aber Herr Falb läßt sich dadurch nicht verblüffen und beginnt seine Wetterberichte unverdrossen init dem stehenden Satze: „Wie wir richtig voransgeiagt Häven rc." Denn stürmt es nicht bei un«, so doch irgendsviistwo. in Kamtichadka oder in Australien, auch der Regen stellt sich irgendwo ein. Deshalb kann sich Falb niemals irren. Daß er sich diesmal in der Voraussage des Wetters für de» September- und Oktober-Anknng so gründlich geirrt hat, wenigstens für unseren Himmcisstrich. beklagen ani meisten unsere Modewaarcn-Däiidler. Verzweifelnd haben sie zum ewigen Blau des sonnigen Himmels eniporgcblickt, denn ach! die Käufer und. waS noch schlimmer, die Känierinnen wollten sich schlechterdings nicht einstcllcn und ihre reichen Vvrräthe a» Herbstmoden blieben unvermindert. Das bat den Acnnsten nachgerade zu all' den Leiden und Plagen gefehlt, die ihnen der vermehrte Wettbewerb der schrecklichen Waarenhänser ohncbin zuacsügt hat. Seit dem das jüngst eröffnet? Niesen-Ramschgeschäft von Hermann '"'«tick Tied mit niarktschreieliichen Zeitungsanzeigen einen „Gipfel" er klommen hat, der kaum noch zu überbiete» ist, tobe» sich die älteren Waorenbänier aezwnngcn. den neuen gefährlichen Konkur renten wenigstens durch Schleuderpreise zu untelbieten. Unsere „praktischen" Hans'raueii, die keine sogenannte günstige Gelegen heit versäumen mögen, haben setzt vom frühen Morgen bis zum späten Abend alle Hände voll zu ihn», um wenigstens die billigsten Artilel einzubennsen Sie kamen sich oft die über flüssigsten. häßlichsten »na schlechteste» Waaren haufenweise ein. nur wei! sie „w erstaunlich billig" sind. Aber sie haben nicht allein den Schade» davon, sondern ebenso sehr auch die kleineren Geschäste, deren Kundschaft durch dieses unsinnige A»sverka»is- sieber ans lange Zeit hinaus an Kaufkraft erheblich cinbnßt. Inzwischen wiithet der Konlnrrcnzkamvs der Riestudazare nmer einander fort. Den Vogel hat bisher wohl Derjenige obgeichossen, der jeden Kunden bei einem Einkauf von mindestens drei Mark — gratis photographiren läßt. Dagegen kann Tietz. mit seinem Springbrunnen, der verschiedene amerikanische Eisgetränke für 20 Pfa. pro Glas spendet, kaum amkomme». Wie lange noch und wir sind ans diesem Gebiet vollständig aincritanisirt, liniere Waarenhänser stelle» ihre» Kunden Gralisbäder, billiges Mittag essen, vielleicht sogar ärztliche Konsultationen zur freien Verfüg ung. Allzu weit sind wir davon wirklich nickt mehr entfernt, die Reklame, die Tietz Tag für Tag macht, ist bereits vollständig amerikanisch!... „Nein, er gefällt mir nicht, der neue Bürgermeister!" Nämlich unserem kommunalen Freisinn. Monate lang hat er zwischen Hangen und Bangen auf die königliche Bestätigung des zweiten Berliner Bmgermeistcks Brinkmann warten müsse» und hat sich die lange Wartezeit vertrieben, indem er jeden Tag eine neue glänzende Eigenschaft an diesem Manne seiner Wahl ent deckte. Nun ist Herr Brinkmann in sein neues Amt eingcsührt worden, »iid da muß »nserFreisinn diesen Schmerz erlebe»' Der alte, brave Langerhans. der Vorsteher der erlauchten Stadtverord- neteil-Beriammlniig, hatte so schön den richtige» To» angeschlagen und der neue Bürgermeister brauchte ihn nur fortziispinne». indem er „voll und ganz" »»d „unentwegt" auf dem patentirten Boden des allein selig machenden Freisinns stehen zu wollen vcuvrach. Aber Herr Brinkmann hatte den unseligen Einsall. eine kleine Programmrede zn halten, die dem manchcstcrlichen Freisinn ge rade"' aeaen den. Strickt ama. Er stellte seine Fürsorge auch für diejenigen bei der städtischen Verwaltung Angestellten, die nicht ! zn den Beamten gehören, in Aussicht. Als ob man nicht eben einen „Hilfsarbeiter-Krieg" snbrte. durch den einigen armen , Tenseln ihr obnebin recht mageres Einkommen noch mehr gekürzt ^ werden soll. Er versprach, sich mit der WohnungSnvth zu beschick ! tigen, und erklärte deren .Hebung für eine der wichtigsten Ans- ! gaben großer städtischer Berwallnngen. Die zahlreichen Haus ! besitzer in der Stadtverordneten Veriammtung suhlten sich durch diele Ankündigung höchst unangenehm berührt und gaben ihrem Mißfallen einen unzweivcutigen Ausdruck. Damit schaffen sic natürlich die Wohnnugsnoth nicht aus der Welt. Sic besteht hier nnzweifelbait und der diesmalige Oktober-Umzug bat sic für alle Welt sichtbar gemacht. Mußten doch allein 087 Familien mit 1570 Köpfe» im städtischen Aspl für Obdachlose ein Unter kommen suchen. da sie zum 1. Oktober in Berlin keine Wohnung gesunden batten. Da will man die Wobmingsnoth leugnen! Oder die Notbwcndigkeit. ihr möglichst ba!d und gründlich abzuhelsc»? Die Noth ist da! Hunderte wohiinngslowr Famlicii, die in den Amten nicht mehr Obdach finden konnten, sind von mitleidige» Beamten ausgenommen worden oder haben draußen aus freiem Felde i» den sogenannten, nur für vorübergehende» Ausenthall im Sommer berechneten Laubenkolonien ein Unterkommen gefunden. Man schätzt die Zahl der augenblicklich liier Wvbiinngslolcn ans rnnd 1000 Familien mit etwa -1000 Köpfen. DaS ist wohl auch kaum zu hoch gegriffen. Dabei ist hier nicht an sich ei» Wvhiinngsmangcl. Viele Tausende Wohnungen stehen hier beständig leer. Aber cs fehlt nn kleinen, an klcinstcn Wohnungen von einem bis zwei Zimmern nebst Küche, und soweit sie vorhanden sind, stellen sie sich für zahlreiche Familien unerschwinglich theucr. Eine Wohnung mit einem einzigen Zimmer und einem kleinen Küchen- raum kostet i» einer einigermaßen guten Arbeitcrgegcnd jetzt 240 bis 250 Mt. jährlich, sie sind gegen das Vorjahr in diesem Herbst durchschnittlich um 20 Proz. tkcnrer geworden. Aber damit nicht geling. Selbst wen» sich eine Arbeiterfamilie dazu verstehen möchte, diese erhöhte» Preise anzulcge» und mehr als den vierten Thcil ihres Jahreseinkommens für die Wohnung anSzugcben, ent stehen ihr oft unüberwindliche Hindernisse. Bei der gewaltige» Nachstage und dem verbältnißniäßig geringe» Angebot derartiger Ein- oder Zweizimme^Wohmmgen sind die Haiiswirthc in bei-
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