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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188508147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850814
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-14
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.08.1885
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reiöergerIiyeiqer M- TageolM. Amtsblatt für die königlichen nnd städttschen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu» Braun in Freiberg. ' ' - > - . ... Ag Jahrgang. - - —»»» Erscheint jeden Wochentag Abend»'/,7 Uhr für den —. . -. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- UUUH? F187. Freitag, de» 14. August. 1885. Fallisres abgelöst, das aber nur zwanzig Tage im Amte blieb. Allgemein verlangte man eine definitive, feste Re gierung, und diese zu bilden war Jules Ferry die geeig netste Persönlichkeit. Was Niemand erwartet hatte und was selbst Gambetta nicht gelang, das trat ein, als Ferry am 18. Februar 1883 die Leitung der Geschäfte übernahm. Die beiden ge kernten großen Parteien oer Kammer, die „Union dsmo- cratique" und die „Union ropublicaine", einten sich zu einer Regierungspartei. Unterstützt von dieser großen treuergebenen Kammennchrheit, gelang es Ferry, mehrere hochwichtige Fragen der inneren Politik glücklich zu lösen, die Justiz reform, die Wiedereinführung der Ehescheidung, die Gesetze wider die Rückfälligen, gegen die Zusammenrottungen auf der Straße, gegen aufrührerische Plakate, das Rekrutirungs- gesetz und eine Reihe von Heeresreformen. Nannte man die Kammer bis 1881 die „befreiende", so wurde sie durch Ferch's Thatkraft zu einer „resormirenden". In seinem Programme von Menilmontant hatte Gambetta eine Reihe von Reformen als Aufgabe für diese Gesetzgebungsperiode bezeichnet. Eine große Anzahl jener Reformen wurde unter Ferry, wenn auch nicht ganz in dem Sinne ihres Urhebers, aber doch in der Hauptsache durchgeführt. So geschah dies bei der Hauptarbeit Ferry's, der Verfassungsrevision, die nach wüsten Zankszenen im August vorigen Jahres durch dm Kongreß in Bersailles durchgeführt wurde. Diese Ab- i >erung der Verfassung, durch welche u. A. auch ausge- Iprochen,. wurde, daß die Prinzen jener Familien, welche jemals über Frankreich geherrscht haben, nicht zu Präsi denten der Republik gewählt werden dürften, ermöglichte Tagesschau. Freiberg, den 13. August. Das sehr ansehnliche deutsche Geschwader, welches jetzt vor Zanzibar ankert, um dem dortigen Sultan Said Bar gasch den nöthigen Respekt vor der auf den Besitzungen der ostafrikanischen Gesellschaft aufgehißten deutschen Flagge beizu bringen, besteht aus den beiden mittelgroßen Kreuzerfregatten „Stosch" und „Gneisenau" mit je 16 Geschützen, 2856 Tonnen Deplacement, 2500 o. und 404 Mann Beiatzung, der etwas größeren Kreuzerfregatte „Prinz Adalbert" mit 12 Geschützen, 3925 Tonnen Deplacement, 4800 s. und 432 Mann Besatzung, und der kleinsten Kreuzerfregatte „Elisa beth" mit 19 Geschützen, 2508 Tonnen Deplacement, 2400 6. und 386 Mann. Der Chef des Geschwaders, Kommodore Paschen, verfügt also über 63 Geschütze und 1626 Mann; er hat seine Flagge an Bord der Kreuzerfregatte „Stosch" gehißt, die schon als Flaggschiff auf der asiatischen und später auf der australischen Station gedient hat. Die Kreuzersregatte „Elisabeth" ist Seekadetten- und Schulschiff; ihr Kommandant, Kapt. z. S. Schering, war provisorisch mit dem Kommando aus der ostasiatischen Station betraut; die Kreuzerfregatte „Gneisenau" hat nach einigen Kreuzfahrten an der ostafrika- nischcn Küste die Reise nach Sidney und dann sofort nach Mauritius bezw. Zanzibar zurückgelegt. Die Kreuzerfregatte „Prinz Adalbert" ist ebensalls, wie die „Elisabeth", See- kadetten-Schulschiff, doch sind die Kadetten von Montevideo in die Heimath geschickt worden. Ueber die Anwesenheit deS deutschen Geschwaders vor Zanzibar äußert sich die englische Presse mit bemerkbarer Unsicherheit: „Es scheint," so schreibt die „St. James-Gazette" daß wir uns in einem sehr unan genehmen Dilemma befinden und nur die Wahl haben, ent weder das Ersuchen einer Macht, die wir am allerwenigsten zu beleidigen wünschen, mit „Nein" zu beantworten, oder unsern Bundesgenossen unter einem anscheinend ungerechtfertigten Angriff leiden zu lassen. Im Ganzen genommen, ist dies eine unbehagliche Stellung, die vielleicht eine Kleinigkeit weniger unbehaglich durch die Kenntniß wird, daß wir in England ein Kabinet am Ruder haben, dem Fürst Bismarck nicht un nöthigerweise Verlegenheiten bereiten würde." Die „Times" bemerkt, England könne nicht wünschen, die Unabhängigkeit Zanzibars bedroht oder die Zivilisation dieses Landes vernichtet zu sehen. Es liege aber andererseits weder im Interesse Englands, noch auch in dessen Wünschen, neue Zivilisations projekte zu hindern oder gar den Sultan von Zanzibar auf zuwiegeln und unsichere Ansprüche desselben auf fernliegende Theile seiner angeblichen Besitzungen aufrecht zu erhalten. Nach alledem darf man annehmen, daß der englische Einfluß nicht weiter gegen die Ansprüche Deutschlands in Zanzibar geltend gemacht wird. Den Mitgliedern des in Berlin tagenden „Internatio nalen Telegraphen-Kongresses" wird von allen Seiten die größte Aufmerksamkeit erwiesen. Dem zu Ehren des Kongresses gestern im Hotel Kaiserhof veranstalteten Diner wohnten 152 Personen bei, darunter die Minister Maybach, Lucius, Bankpräsident v. Dechend, Polizeipräsident v. Madai, die Generäle Graf Waldersee und v. Sternberg, Unterstaats sekretär Lucanus, einige Mitglieder des diplomatischen Korps, Vertreter der Universität und der städtischen Behörden, sowie mehrere Mitglieder des deutschen Reichstages und des preußi schen Landtages. Der Staatssekretär des Neichspostamtes, Wirklicher Geh. Rath vr. v. Stephan, welcher zwischen dem österreichischen Bevollmächtigten und dem Minister Maybach Platz genommen hatte, hieß sämmtliche Delegirte willkommen und brachte einen Toast auf sämmtliche Souveräne und Chefs der vertretenen Staaten aus; alsdann toastete der österreichische Bevollmächtigte Brunner auf Se. Maj. den Kaiser Wilhelm. Der Saal war mit Fahnen aller Konfcrenzstaaten auss Reichste geschmückt. Der Berliner Magistrat will zu Ehren des Kongresses Ende dieses Monats eine Vergnügungsfahrt nach Wannsee und Potsdam und im September eine Abendsestlichkeit in den Sälen des Rathhauses veranstalten. Von weiteren inS Auge gefaßten Festlichkeiten ist noch ein Ausflug zu nennen, der vier Tage dauern soll und Bremen, Helgoland, Kiel und Hamburg berühren wird. Die Stadt Hamburg bereitet em großartiges Fest vor. Unser Kaiser reiste gestern Nachmittag 4 Uhr 30 Min. von Salzburg ab und traf Abends wohlbehalten auf Schloß Babelsberg ein, wo derselbe zunächst residiren wird. Die deutsche Kaiserin verläßt Homburg am Sonnabend, den 1b. d. M., Vormittags halb 10 Uhr und kehrt über Gießen und Kreiensen, Magdeburg rc. nach Berlin bezw. Potsdam zurück. An demselben Tage wird der deutsche Kron- jprinz aus Andermatt zurück erwartet. sehen hat. Trotz der vielen Stürme aber, welche in der französischen Deputirtenkammer in den letzten vier Jahren getobt haben, war die Session doch eine erfolgreiche und soweit zufrieden- > jetzt nichts Besseres erwartet, vielmehr Resultat der nächsten Wahlen in Frank- Die verflossene französische Kammer session. Mit dem vergangenen Donnerstag endigte in Paris die Tätigkeit der am 21. August 1881 auf vier Jahre ge wählten französischen Kummer, die am 14. Oktober 1881 zusammentrat :nd durch ein Dekret des Präsidenten der Republik um 6. August d. I. geschlossen wurde. Für eine Kammer, welche eine der bewegtesten und wechselvollsten Perioden in der ercignißrcichen Zeit der dritten französischen Republik umfaßt, hat sie sich gut genug behauptet. Bei ihrem Beginn wählte diese Kammer, in welcher 440 Repu blikanern nur 90 Monarchisten entgegenstanden, Gambetta zum Präsidenten, der nach einer mit der tunesischen Ex pedition zusammenhängenden Niederlage des damaligen Ministerpräsidenten Ferry am Ende des Jahres 1881 sich widerwillig hcrbeiließ, die Neubildung des Kabinets zu übernehmen Unzufrieden mit der Unzuverlässigkeit und den inneren Zwisten der republikanischen Kammermehrheit, wagte es Gambetta bald darauf an der Spitze des so genannten „großen Ministeriums" eine neue Wahlordnung vorzuschlagen, durch deren Annahme die Kammer selbst be kannt gatte, durch eine fehlerhafte Wahlart entstanden zu sein. Die Deputieren, welche kaum erst die Herrlichkeit des Mandats gekostet hatten, trauten aber Gambetta die Ent schlossenheit zu, nach Annahme des Lisienskrutimums zu einer Kammcrauflösung zu schreiten und auf Grund der neuen Wahlgesetze eine andere ihm völlig ergebene Volks vertretung wühlen zu lassen. Sie lehnten deshalb am 26. Januar 1882 den Verfassungsrevisionsantrag mit 305 vor dem Kammerschluß sich zu einer Rede herbeiließ, die darauf angelegt schien, die Stimmen der sogenannten Patrioten für ihn zu gewinnen, zunächst aber die „Nordd. Allg. Ztg." veranlaßte, den bekannten kalten Wasserstrahl nach Paris zu richten. In der großen Fabrikstadt Lyon, wohin sich Ferry begab, um sich für die bevorstehenden Wahlen neue Freunde zu erwerben, war die Aufnahme eine so wenig ermuthigende, daß er auf die geplante Fortsetzung seiner Agitationsreise zunächst verzichtete. Aber nicht nur sein Stern ist im Erbleichen, auch andere politische Größen Frankreichs befinden sich im entschiedenen Niedergange. Der radikale Führer Clemenceau, welcher dem Ferry'schen Regimente so viele Schwierigkeiten bereitete und auch das von dem Vorgänger nur wenig abweichende System des jetzigen Ministeriums Brisson unversöhnlich bekämpfte, ist selbst der Massen nicht mehr sicher. Hinter ihm drängen Rochefort, Felix Pyat und andere Heißsporne, deren Radikalismus ihn weit überbietet. Die der französischen Republik aus der wachsenden Zerklüftung drohende Gefahr ist so groß, daß sie eigentlich allen wohlmeinenden Bürgern Frankreichs bei den bevorstehenden Wahlen als Warnung dienen müßte. Die Dinge liegen so ungünstig, daß man es schon als gutes Resultat ansehen muß, wenn die nächste französische Deputirtenkammer nicht wesentlich mehr mit anarchistischen und deutschfeindlichen Elementen durchsetzt sein wird, als es die Volksvertretung Frankreichs in der nun verflossenen vierjährigen Gesetzgebungsperiode war. auch die Abänderung des Senats-Wahlgesetzes und die Ab-1 schaffung der lebenslänglichen Senatoren, sowie die Wieder einführung des Listen-Skrutiniums für die Deputirten- wahlen. Diese Revision ging aber lange nicht so weit, als sie von Gambetta geplant war und seine Projekte über die Einkommensteuer, die Heeresreformen und über die Tren nung der Kirche vom Staate blieben ganz oder theilweise unausgeführt. Mit Hilfe der nun verflossenen Kammer bewirkte aber Ferry auch einen sehr günstigen Umschwung der auswärtigen Politik Frankreichs. Tonkin wurde erobert und Anam dem französischen Protektorate unterworfen. Wohl führte der erste Vertrag von Tientsin vom 13. März 1884 den Frieden mit China nicht herbei, da der Ueberfall von Bac- Ls die Franzosen zu neuen Kämpfen nöthigte; aber durch den zweiten Vertrag von Tientsin gelang cs, den Frieden in Ost-Asien herzustellen. Das Fundament für den Auf bau seiner auswärtigen Politik legte Fern, durch die Her stellung eines freundschaftlichen Verhältnisses zu Deutsch land, welches in der gemeinsamen Berufung der Kongo- Konferenz ihren offenkundigsten Ausdruck fand. Die Beredsamkeit des französischen Staatsmannes bewältigte dm nach dem Anarchistenkongreß von Monceau les-mines unternommenen Angriff der Radikalen und Intransi genten, welche aber von da ab die Stellung Ferry's rasllos unterminirten. Als Ende März dieses Jahres die Nachricht von der Räumung von Langfon und von der Verwundung des Generals Nögrier in Paris ein traf, gelang es der Agitation der Führer der extremen Partei, eine solche Stimmung in der Pariser Bevölkerung gegen das Ministerium Ferry hervorzurufen, daß dessen treueste Anhänger gerade in dem Augenblicke fahnenflüchtig wurden, wo derselbe die Friedensbotschaft bringen konnte und sich eben zu den Wahlvorbereitungen anschickte. Nach langem Zögern ließ sich nun Henry Brisson, der Präsident der Deputirtenkammer, bewegen, dem Rufe des Präsidenten der Republick Folge zu leisten und die Ministerschaft im Vereine mit Freycinet zu übernehmen. Auch dieser Re gierung ist die Verbindung der beiden großen Parteien, wiewohl widerwillig, treu geblieben, und so konnte Brisson in Frieden die Kammer schließen, welche nicht weniger als acht Ministerpräsidenten im Laufe von vier Jahren ge- gegen 111 Stimmen ab und Gambetta verließ nach nur scchswöchentlicher Thätigkeit das Ministerhotel, indem er über die Kammer ein sehr hartes Urtheil aussprach. All gemein war man nun darauf gespannt, wer es wagen werde, eine Regierung zu bilden, welche fürchten mußte, die noch immer von Gambetta geleitete Fraktion der „republi kanischen Union" zum Gegner zu haben. Im Vereine mit Loon Say und Jules Ferry bestand Freycinet dies Wag- niß und quälte sich sechs Monate hindurch ab, die ge mäßigten Parteien mit den Radikalen auszusöhnen. Durch eine Frage der auswärtigen Politik endlich unmöglich ge macht, trat Freycinet am 8. August 1882 die Minister präsidentschaft, eigentlich nur proviforisch, an den greisen Duclerc ab, der nach Abwickelung einiger ministerieller Geschäfte wieder Gambetta Platz machen sollte, welchen letzteren man damals allseitig als den Retter in der Noth, ansah. Da trat aber ein tragisches Ercigniß ein, welches! stellende, daß man -> auf alle Parteien einen mächtigen Eindruck ausübte, mit Bangen dem Resultat Gambetta verwundete sich, einen Revolver versuchend, und! reich entgegensieht. Die Uneinigkeit der französischen Re- vcrschwand urplötzlich von dem politischen Schauplatz in-publikaner ist wieder so hoch gestiegen, daß sich trotz der dem Moment, wo°sich seine kühnsten Hoffnungen zu erfüllen f vielgepriesenen Wahlreform für den französischen Freistaat schienen. Nach Duclercs Mißliebigkeit durch den Wider-s von den Neuwahlen nichts sonderlich Gutes erhoffen läßt, stand gegen die Ausweisung der Prinzen von Orleans! Es ist bezeichnend, daß Jules Ferry, der Träger des Ein wurde üessen Kabinet durch das Interims-Ministerium-Verständnisses zwischen Frankreich und Deutfchland, kurz
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