Preis: 15 Lgr. oieneljäbrlich. ^ Jahrgang. Begründet und fortgesetzt von Louise E^tto. Inserate: 2> . Sgr. die Zeile. 1. .Quartal. Redigier unter Verantwortlichkeit der Verlags-Handlung. Motto: Dem Ueich der Freiheit wert,' ich Nürgcriniien. ^r. 6. Lmmta.i, den 7. März. 1(^52. Das Duell. Eine Erzählung reu Fricdcricke von Koschuetzki, geb. von Seyne. .(Fertsetzuuz aus Vir. ä.) Madame Nuh lebte in ihrer Jugend an dem kleinen Fürstcnhose zu wo ihr Pater als Forst- deamker angestellk war; die Fürstin, eine sonst gü tige Frau, war Mutter von drei Töchtern, von fast gleichem Alter wie Nclli'S Mutter, diese lei stete den kleinen Prinzessinnen osk Gesellschaft und mußte sogar, um dieselben mehr auszumuntern, Thci! an ihrem Schulunterricht nehmen, daher ihre ausgezeichnete wissenschaftliche Bildung, und da sie ein besseres Gcdächtniß und auch wahrschein lich mehr Fleiß und Talent besaß, als die kleinen Prinzessinnen, so zeichnete sie sich bald so vortheilha't aus, daß die'Fürstin eine gewisse Vorliebe für sic faßte, da sich die Fürstin a!S Urheberin ihrer so vorrheilbasten Ausbildung ansah, waS zwar eini germaßen alS richtig anerkannt werden muß, aber bei weniger natürlichen Fähigkeiten nicht diesen Erfolg gehabt hätte. Die kleinen Gespielinnen wurden groß, aber ihre gegenseitige Anhänglichkeit dauerte fort. Nellt's Mutter lernte schon in ih rer Jugend den äußeren Schein von dem wahren Werth der Dinge unterscheiden, aber sie sah auch pst die Mißgriffe, die hierin gemacht wurden, sie sah Dinge hochachten, die sie verachtete, und da sie sich selbst als untergeordnet ansehen mußte, so suchte sie durch Ausbildung deS Geistes eine ge wisse Achtung zu erringen, die ihrer Umgebung imponirte, dadurch gewann sie auch in ihrer Stel lung, denn jetzt war sie nicht mehr daS Spielzeug, nur die Gesellschafterin der Prinzessinnen, die durch Selbstständigkeit sich unabhängig und unent behrlich zugleich z» machen wußte, die in ihrer Lage schwer zu behaupten war, doch Erfahrung machte sic klug, sie beobachtete scharf und'wußte genau die Grenzen zu Hallen, um nicht tiefer her- abzusallen, als sie hochgestiegen war. Ter Geist deS Fürsten war der leerste Boden von der Welk; die Beamten konnten daraus pflan zen waS sie wollten, wenn sie nur das Erdreich lobten. Es gab dort Günstlinge, Neider und Nar ren wie an vielen andern Höfen. Die Fürstin und Prinzessinnen lebten ohne Ahnung der inneren Perfassung und wußten nicht wie viel zerschlagene Herzen im Lande zertreten wurden. Aber Nelli'S Mutter gewann durch die Umsicht ihres Paters, Wahrheit und Menschcnkennlniß, denn sie sah mit klaren Augen die Mißgriffe ihrer Umgebung, die sie aber nicht ahnden konnte und noch weniger ab schaffen, denn eS waren ihr nur leichte Schritte zu Fürbitten bei der Fürstin erlaubt. Als sie sich nun später vermählte, wurde sie eine meisterhafte Erzieherin ihre einzigen Tochter, an die sie den so früh gesauuuelten Schatz von Menschenkenntniß und Erfahrung verwendete, eS ist daS schönste Ver- mächkniß, was die Mntter in dem Herzen ihrer Tochter niederlegen konnte. Frau Ruh ist eine starke Frau, kein Unglüffssall konnte sie ganz beu gen, oder sie will wenigstens der Welt so scheinen, denn vielleicht ist ihre äußere Festigkeit Schein, womit sie das Gehcimniß ihres drückenden Unglücks verdecken will." „Aber mir scheint auch, ich werde langweilig!" „Nun," sagte Alphons, „willst Du denn vor anderen Verliebte» etwas voraus haben? Jetzt 6