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Sächsische Dorfzeitung : 11.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188808114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18880811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18880811
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-11
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 11.08.1888
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Exped. ». Rchattikn rrcs-cu-Ntustadl v. Meißner Gasse 4 Die Zntung erschein! rtcnslag, Donncrsta« und Sonnadend früh. Abonnement»- Preis: viertchLhrl.Mk.1,S0 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «mstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung tnS Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von Sb Psg. iiichsische Vachnllmg. <Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadl, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Nedakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. Inserate werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspalt.Zeile löPfg. Unter Eingesandt: 30 Psg. Jnseraten- AnnahmcstcSen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvaiidcndank, HaascnsteinL Bögler, Rudolf Mosse, G. L. Daube « Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Sonnabend, den 11. August 1888. 5V. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Gelegentlich einer Be sprechung der Arbeiterunruhen in Frankreich schreibt man von officiöser Seite aus Berlin: Der Ansturm der socialrevolutionairen Massen gegen die Autorität des Staates nimmt in Frankreich von Tag zu Tage an Gehässigkeit zu. Schon ist das Einschreiten der bewaffneten Macht nothwendig geworden und nur das Aufgebot siarker Truppenmaffen hält den Anarchismus bis jetzt noch nothdürftig in Schranken. Zu den seitherigen Brennpunkten der Revolte — Paris und Amiens — hat sich nunmehr auch Lyon hinzugesellt. Alle Anzeichen scheinen dafür zu sprechen, daß man es hier mit einem seitens der internationalen Umsturzpartei seit langer Zeit geplanten und vorbereiteten Anschläge zu thun hat. Die Thatkraft und Standhaftigkeit des französischen Kabinettes wird auf eine entscheidende Probe gestellt; besteht das Ministerium dieselbe nicht, so besiegelt es damit seinen eigenen Untergang. Wir thaten bereits des Konfliktes Erwähnung, zu dem es in Massowah zwischen dem französischen Konsul und den italienischen Behörden anläßlich der Eintreibung der von den letzteren ausgeschriebenen Steuern gekommen ist. Die „Nordd. Allg. Ztg." be spricht nun diesen Zwischenfall in einem längeren Artikel und gelangt zu dem Schluffe, daß einzig und allein die Franzosen für das bedauerliche Vorkommniß verantwortlich zu machen sind. „Der überzeugendste Beweis für die Richtigkeit dieser unserer Behauptung" — so fährt das Organ des Fürsten Bismarck wörtlich fort — „liegt in dem Umstande, daß Frankreich im Grunde genommen nicht die geringste Ursache hatte, einen eigenen Konsul in Massowah einzusetzen und durch diesen Protest gegen das Vorgehen Italiens er heben zu lassen. Frankreich besitzt nemlich in Massowah so gut wie gar keine Handelsinteressen; es leben dort nur zwei Franzosen, für die allein unter gewöhnlichen Verhältnissen sicherlich kein Konsul ernannt worden wäre. Wenn Frankreich also trotzdem gegen das Ver fahren der römischen Regierung protestirte, so ist dafür kein anderer Grund zu finden, als der Wunsch, sich an Italien zu reiben. Dieser neueste Vorgang beweist einmal wieder, daß Frankreich als derjenige Staat gelten darf, der den geringsten Werth auf die Er haltung des europäischen Friedeus legt." In der „Nordd. Allg. Zig." lesen wir ferner an hervorragender Stelle: Nachdem die Frage, ob der von der „Nouvelle Revue" veröffentlichte angebliche Bericht des Fürsten Bismarck echt oder unecht sei, als erledigt betrachtet werden kann, da jenes Schriftstück als eine Fälschung konstatirt worden ist, bietet es noch einiges Interesse, festzustellen, wen man als den Ur heber jenes Falsifikates zu betrachten hat. Behufs Lösung dieser Frage möchten wir auf den Satz des Schriftstückes aufmerksam machen, in welchem gesagt wird, daß Kaiser Wilhelm I. durch das persönliche Ver halten des Ezaren, welcher auf die ihm von dem ersteren zugegangene Einladung mit Geringschätzung geantwortet habe, auf das Peinlichste berührt worden sei. Es ist notorisch, daß eine solche Einladung nie mals erfolgt ist und es konnte deshalb auch von einer unhöflichen Ablehnung seitens des Kaisers Alexander keine Rede sein. Wenn dies gleichwohl in der „Nou velle Revue" behauptet wird, so ist damit der Beweis geliefert, daß bei der Fälschung keine russischen Hände im Spiele sind, denn in Rußland ist der wahre Sachverhalt ebenso bekannt, wie in Deutschland. — D-r Verfasser des gefälschten Schriftstückes dürfte somit wohl in Frankreich zu suchen sein. Der hochselige Kaiser Friedrich hat, wie neuer dings verlautet, kurz vor seinem Tode mittelst eines eigenhändig geschriebenen Dokumentes die von ihm hinterlassenen Memoiren seiner Gemahlin als Privat- eigenthum überwiesen. Die Schristen, welche in der That eine Zeit lang in England deponirt waren, befinden sich jetzt wieder in den Händen der Kaiserin Friedrich, welche jedoch einige Bände, die rein militärische Auf zeichnungen enthalten, dem Staatsarchive zu überweisen gedenkt. Der „Berliner Börsen-Ztg." wird von einem an geblich gutunterrichteten Korrespondenten geschrieben: „Heute darf man es sagen, daß thatsächlich Meinungs verschiedenheiten zwischen dem Kaiser Wilhelm II. und der Kaiserin Friedrich bestanden haben; jetzt sind dieselben jedoch vollständig ausgeglichen und es herrscht die innigste Harmonie zwischen Mutter und Sohn. Der tiefe, nachhaltige Schmerz der Kaiserin Friedrich über den Vcrlust ihres Gatten, ihre völlige Resignation bei Fragen internationaler Art haben das Herz des Sohnes erweicht und über so Manches ist der Schleier des Vergessens gebreitet. Kaiserin Friedrich hat in ihrem Schmerze nur einen Trost: die Liebe der Bevöl kerung zu ihrem Sohne, der in jungen Jahren zu so hoher Aufgabe berufen ist. Die zweideutige Politik Englands Deutschland gegenüber, wie sie namentlich in Kolonialfragen zu Tage tritt, ist oft die Ursache be rechtigter Unzufriedenheit seitens unserer maaßgebenden Kreise gewesen und dies mag ein Grund mehr für die Kaiserin-Wittwe sein, sich jeder politischen Thätigkeit zu enthalten. Auch dürfte Vieles der Kaiserin Friedrich, deren Herz sür des Sohnes Glück zum Himmel fleht, gegenwärtig bereits in anderem Lichle erscheinen, als früher. Der durchlebte Schmerz war eine unverdiente Prüfung, aber auch eine Läuterung, wie es jeder Schmerz ist und so werden die künftigen Tage der kaiserlichen Wittwe mit Werken der Wohlthätigkeit aus- gesüllt sein, die sie ihrem Adoptiv-Vaterlande zu wid men gedenkt." Der preußische Minister des Innern, Herrfurth, hat sich nach Schlesien beyeben, um das dortige Ueber- schwemmungsgebiet persönlich in Augenschein zu nehmen. Nach Berlin zurückgekehrt, wird der Minister dem Kaiser eingehenden Bericht über die Nothlage der vom Hochwasser betroffenen Bevölkerung erstatten. An maaßgebender Stelle plant man einen weiteren Ausbau des Eisenbahn- und Kanalnetzes in den Reichslanden. Die erforderlichen Vorarbeiten sind be reits im Gange und dürfte dem Reichstage schon in der nächsten Session ein diesbezüglicher Gesetzentwurf zugehen. In den wissenschaftlichen Kreisen Deutschlands macht sich zur Zeit eine Bewegung bemerkbar, welche die theilweise Umgestaltung unseres höheren Schul wesens, namentlich was die Gymnasien betrifft, zum Zwecke hat. Die Professoren der Universität zu Heidel berg erlassen nun mit Bezug hierauf eine beachtens- werthe Erklärung, in der es u. A. heißt: „Die fort gesetzten Angriffe, welche seit einiger Zeit gegen das Gymnasialwesen in Deutschland gerichtet werden und mit denen der Ruf nach einer Umgestaltung desselben verbunden ist, veranlassen die Unterzeichneten zu folgen der Erklärung: Wir behaupten nicht die Vollkommen heit der gymnasialen Einrichtungen in unserem Vater, lande. Das traurige Gesammtbild aber, welches man von dem Unterrichte und von der Erziehung an den huma nistischen Lehranstalten, von der Verstandesentwickelung, der Gemüthsverfassung und dem Körperzustande der Schüler zu entwerfen beliebt, entspricht nach unserer Beobachtung der Wirklichkeit nicht und steht in starkem Widerspruche auch mit den Erfahrungen, welche hin sichtlich der Zöglinge dieser Schulen auf Universitäten und Polytechnikums in den verschiedensten Studienzweiaen gemacht werden. Wir glauben, daß die deutsche Nation allen Grund hat, für das, was durch die deutschen Gymnasien erreicht wurde und noch heute erreicht wird, dankbar zu sein und bedauern lebhaft, daß die alte deutsche Unsitte, den eigenen Besitz gering zu schätzen, in diesem Falle wieder einmal recht deutlich zu Tage tritt. Mag die Organisation der geistigen und körperlichen Ausbildung unserer Gymnasiasten, mag ferner das Verfahren in den verschiedenen Lehr fächern (auch auf dem Gebiete des altklaisischen Unter richtes) noch vielfach der Verbesseruna bedürfen, so müssen wir andererseits doch die Forderung erheben, daß an den Grundzügen deS Lehrpläne- der Gym Feuilleton. Erna. Novelle von L. Haidheim. (7. ftoryetzuaa.) „Aber man darf auch nicht zu sehr geneigt sein, jedem Argwöhne Raum zu geben!" erwiederte er bittend. Sie verstand ihn, sah mit Hellem Lächeln zu ihm auf und nickte. „Ich habe Sie vorhin schon lange beobachtet", sagte sie dann „und wunderte mich, wie ein Mensch heute so gar verschieden von dem gestrigen sein kann." „Nennen Sie das lieber: wie die MaSke, die er vor der Welt trägt, ihn so geschickt verhülle!" erwiederte er mit Bitterkeit. Sie schüttelte den Kopf und lachte. „Wenn man nur glauben könnte, daß Sie das verständen. Mich dünkt, Sie sind auch zu stolz dazu." „vielleicht zu stolz, die Leute sehen zu lassen, daß ich leide!" Sie schwieg. In ihrem Blicke lag die Frage: Leidest du denn? oder: Was fehlt dir? Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Lasten wir daS! sagte diese Bewegung. Sic bemerkte aber, daß der düstere Ausdruck in seinen Augen und ein heimlicher leidvoller Zug nicht a»S seinen Mienen wich, die jetzt wieder lächelten. Die Kinder hatten inzwffchen fortwährend in ihr Hespräch hineingeplaudert. Um einen anderen Unterhaltungsgegenstand bemüht, nahm er ein Buch, welche- neben ihrem Arbeitskörbchen lag und schlug das Titelblatt auf: „Sie treiben Philosophie?" fragte er scherzend. „Kennen Sie daS Buch von Emile Souvestre?" Er verneinte. „Es ist das liebenswürdigste, welches ich lange gelesen, — voll Gedanken, voll warmer Empfindung. ES schildert daS Glück deS Armen, — nicht weil er arm ist, sondern trotzdem er arm ist — und wie reich manchmal durch sich selbst." „An idealen Gütern natürlich!" warf Erich Herz- lich ein. „Ja, an den Schätzen, welche weder Rost noch Motten fressen", erwiederte sie überzeugt. „Und glauben Sie wirklich an diese idealen Güter?" Ihre schönen braunen Augen sahen ihn er- staunt an. „Sie nicht?" klang eS fast vorwurfsvoll von ihren Lippen. „Ich kenne sie nicht, ich weiß nur, daß Geld die Welt regiert." „O!" Tin tiefschmerzlicher Ton lag in dem Ausrufe; sie fuhr mit der Hand nach dem Herzen, aber sie bezwang sich. Die Kinder riefen in diesem Augenblicke: „Da kommt Aja! Aja kommt!" und liefen einer Frau ent- gegen, die, in der Tracht der Spreewälderinnen, ein reizende Kinderwägclchen führte, vor welches zwei große weiße Ziegen gespannt waren. „DaS ist die Wärterin!" rief daS junge Mädchen und sprang auf, der Frau entgegen, der auch die Kinder zuliefen. Erich blieb zurück. Sie mußte ja wiederkommen, ihre Arbeit lag noch da, ihr Buch hielt er in der Hand. Inzwischen blätterte er in dem geöffneten Buche. — In der That, — schon in den hier und da ge lesenen einzelnen Sätzen lag etwas Anziehende-, ei» liebevolles Beobachten deS Menschlichen. Da war sie wieder. „Die Kinder haben Ihnen Adieu zugerufen, Sie hörten eS nicht, Herr von Willwart! Ah, Sie lesen?" „Wollen Sie mir da- Buch leihen, wenn Sie eS beendet haben?" fragte er und sah ihr an, daß sein Interesse sie freute. „Rehmen Sie eS mit, ich habe nur darin ge blättert, denn gelesen habe ich e- bei meiner Gouver nante und seitdem schon öfter, — ich erquicke mich daran wie an einem Beruhigung-mittel." Er wurde immer neugieriger und steckte das kleine Buch in seine Brusttasche. Armes Ding! Sic suchte die Philosophie deS Armen zu erlernen? Sie brauchte Beruhigung ? Im Sprechen legte sie ihre Arbeit zusammen. Er hätte sie so gern festgehalten. „Was wird denn diese Tüllgeschichte da?" fragte er. „Tüllgeschichte? Respekt, mein Herr, da- ist kein Tüll, sondern Spitze und daß Sie eS nur wissen, jede- noch so kleine Loch mit feinster Nadelarbeit hergestellt, jeder Zoll Hunderte von Stichen", rief sie und zeigte ihm mit sichtbarem Stolze eine breite Spitzenstickerei, deren Werth an Fleiß und Kunst er natürlich gar l
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