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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188503069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850306
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-06
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.03.1885
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DA" Wegen des Bußtages erscheint die nächste Nummer Sonnabend Nachmittag. "UW reitierger und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg m>d Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. J°54. Erscheint jeden Wochentag Abends '/,7 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich 1 M. bO Pf. und cinmonatlich 7b Pf. 37. Jahrgang. Freitag, den 6. März. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile oder deren Raum 1b Pf. 1885. Die Erneuerung der Münzkonferenz. Der entschiedene Erfolg, welchen die sogenannte „freie wirthschaftliche Vereinigung" des deutschen Reichstages bei der Berathung der Getreidezoll-Erhöhungen errang, bat die dieser Vereinigung angehörenden Anhänger der Doppel währungs-Theorie ermuthigt, ihre bisherige abwartende Haltung aufzugeben und mit einem Antrag vorzugehen. Dieser von den Abgg. von Schorlemer Alst, von Kardorff, vr. Frege und Leuschner gestellte und von 40 konservativen und klerikalen Abgeordneten unterstützte Antrag geht dahin, den Reichskanzler zu ersuchen, eine Vereinbarung mit dem lateinischen Münzbunde und den Vereinigten Staaten be hufs Wiederaufnahme der Prägung vollwerthiger Silber münzen anzubahnen. Wir haben schon früher wiederholt ausgeführt, daß von einer reinen Goldwährung in Deutsch land nicht mehr gesprochen werden kann, seitdem die Ein ziehung der Thalerstückc sistirt worden ist, daß aber die Wiedereinführung der Silberwährung, bei dem voraussicht lichen massenhaften Herbeiströmen des Silbermctalls aus benachbarten Staaten, die an der Goldwährung festhalten, unsere Währungsverhältnisse nicht bessern und den Silber preis nicht erhöhen würde. Der erwähnte Antrag zielt deshalb sehr richtig auf Anregung einer neuen internationalen Münzkonserenz ab. Die im Jahre 188 l auf der damals in Paris abgehaltenen und erfolglos gebliebenen Münz- konfcrenz gemachten Erfahrungen sind freilich nicht sehr ermuthigend. Dennoch scheint es, als ob die Agitation der Bimetallisten nicht ganz aussichtslos sei und als ob die letzteren sich in einer sehr hoffnungsreichen Stimmung be fänden. Vor Allem kommt es jetzt darauf an, ob der wärmste Freund der deutschen Landwirthe, der deutsche Reichskanzler, ihre Ueberzcugung theilt. Daß Fürst Bismarck neuerdings der Währungsfrage sein besonderes Interesse zuwcndet, ist unzweifelhaft. Die gewöhnlichen Zeichen, daß sich auf diesem Gebiete etwas Wichtiges vorbereitet, lassen sich be reits deutlich wahrnehmen. Wiederholt brachte die „Nordd. Aüg. Ztg." an hervorragender Stelle Mittheilungen über Petitionen und Zuschriften aus landwirthschaftlichen Kreisen, in welchen das Gesuch an den deutschen Reichskanzler ge richtet wird, der reinen Goldwährung ein Ende zu machen. Ein derartiges Gesuch ist mit dem Hinweis, daß noch 125 weitere ähnliche Petitionen von landwirthschaftlichen Ver einen vorliegen, dem deutfchen Bundesrathe dieser Tage „zur Kenntnißnahme" überwiesen worden, ganz analog dem bei der Erhöhung der Getreidezölle beobachteten Verfahren. Die „Kreuzzeitung" theilt sogar mit, daß die Zahl der Petitionen landwirthschaftlicher Vereine gegen die Gold währung bereits auf 430 gestiegen sei und von Tag zu Tag weiter anwachse. Die Generalversammlung der Steuer- und Wirthschafts Reformer, welche bekanntlich einstimmig dem Reichskanzler den Dank für die Erhöhung der Getreldezölle ausgesprochen hat, bat ebenfalls zugleich düngend um Einführung der internationalen Doppelwäh rung und der Verein für deutsche Volkswirthschaft faßte einen gleichen Beschluß. Ebenso hat der Kongreß deutscher Landwirthe ohne Debatte und einstimmig den Beschluß ge faßt, der Petition gegen die Goldwährung beizutreten. „Es ist unmöglich," schreibt das genannte Blatt, „daß solche einmüthige Kundgebungen der Landwirthschaft zu Gunsten des Bimetallismus an maßgebender Stelle ohne Einfluß bleiben werden." Ganz wie bei der Frage dec Getreidezoll-Erhöhung stehen sich auch bei der Währungsfrage die Ansichten der Landwirthe und der Industriellen schroff entgegen. Die Annahme, daß sich im gegenwärtigen Reichstage eine Mehr heit für die Aenderung unseres Münzsystems finden könnte, hat auch die industriellen Kreise aus ihrer bisherigen Lethargie wachgerüttelt und zu Kundgebungen für die Bei behaltung der jetzigen Währungsverhältnisse wachgerufen. Der bekannte Vcrtheidiger der Goldwährung, der Nbg. Bamberger, hat zwar in dieser Session des Reichstages noch keine Gelegenheit gehabt, das fast in jeder Session stattgefundene Währungsduell mit dem Abg. von Kardorff auszufechten, aber dafür hat das Aeltesten-Kollegium der Berliner Kaufmannschaft die deutschen Handelskammern zum Kampfe Wider die Doppelwährungs-Männer aufgerufen. Von dieser Seite wird besonders die Behauptung des Abg. Leuschner angefochten, „daß die Goldwährung den Geld umlauf in Deutschland verhindert habe", auf Grund welcher Behauptung erst in der freien wirthschaftlichen Vereinigung der erwähnte Antrag auf Wiedcreinberufung der Pariser Münzkonferenz beschlossen wurde. Ein Vergleich zwischen )em heutigen Münzumlaufe im Deutschen Reiche und dem in der Zeit vor Einführung der Goldwährung führt aber, wie der Herausgeber der „Währungs-Korrespondenz", Or. Hans Kiefer, im Gegensatz zu dem Äbg. Leuschner behauptet, zu folgendem Resultate: „Im Jahre 1870 liefen in Deutschland (nach des Bimetallisten Haupt Zusammen stellung) zwischen 1600 und 1750 Millionen Mark Geld um. Heute nach Einführung der Goldwährung (d. h. im Jahre 1884) kreisen in Deutschland 3150 Millionen (nach )er Schätzung Haupl's, nach anderweitiger 3720 Millionen). Das bedeutet eine Zunahme von annähernd anderthalb Milliarden Mark oder eine Verdoppelung des Geldumlaufs in zehn Jahren." Der Reichstag wird nicht umhin können, sich über den Stand einer fo hochwichtigen Frage zu insormiren, bei der die Meinungen in der angedeuteten Weise fo weit aus- einandergehen. Eine ernstliche Erörterung der Wäh rungsfrage wird aber auch die Reichsregierung jetzt schon deshalb nicht mehr avweisen können, als die von dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten geäußerten Ansichten über die Währungs - Angelegenheit 'das weitere Sinken der Silberprcife befürchten lassen. Welche Kalamität für unseren sonst so einträglichen Frei berger Bergbau ein weiteres Sinken des jetzt schon so niedrigen Silberprcises bedeuten würde, bedarf nicht der weiteren Ausführung. Wenn wirklich die Vereinigten Staaten nach dem Wunsche des neuen Prä sidenten Cleveland die Ausprägung der Silberdollars cin- stellen, ist bei der Unerschöpflichkeit der amerikanischen Metallschätze eine Massenaussuhr von Silber nach Europa bestimmt zu erwarten. Ein Abfluß nach Frankreich scheint unmöglich, da die unbequemen silbernen Fünffranks-Stücke immer wieder massenhaft in die Keller der Nationalbank zurückströmen und England, dessen Handel mit China und Indien jetzt durch den Krieg in Ostasien auf ein sehr ge ringes Maß reduzirt worden ist, hat damit seine besten Abnehmer für Silbermünzen eingebüßt. "Glücklicherweise sind in Amerika selbst die einflußreichen Minenbesitzer rastlos thätig, die auch für sie verderbliche Maßregel der Ein stellung der Silberdollar-Prägung zu verhindern. Im Re präsentantenhause stimmten in voriger Woche nur 54 De mokraten für die Suspension, während 116 Demokraten die Anschauungen des neuen Präsidenten bekämpften. Die Führer dieser Sektion drohen in Gemeinschaft mit der Silberpartei unter den Republikanern mit offener persön licher Feindseligkeit gegen Cleveland, der, wie sie sagen, den Bankiers m Wallstreet und der Goldpartei erlaubte, ihn zu beherrschen. Besonders hat sie ein an die Mitglieder der Silbcrpartei im Kongreß gerichteter Brief Clevelands erregt, welcher die Uebel hervorhebt, die aus der fortgesetzten Prägung von L-ilber entstehen dürften und behauptet, es würde dadurch Gold auS dem Lande getrieben werden und die arbeitende Bevölkerung insbesondere unter der verrin gerten Kaufkraft des Silbers leiden. Der Brief fährt fort: „Die Arbeiter von den bevorstehenden Kalamitäten, die eine Folge der fortgesetzten Prägung von Silber sein würden, zu befreien, ist sicherlich die patriotische und dank bare Pflicht der Vertreter des Volkes." Der Senat hat cs trotz dieser Behauptung Clevelands abgelehnt, die Frage betreffs der Einstellung der Prägung von Silberdollars m Berathun^ zu ziehen. Diese Entscheidung setzt zwar allen weiteren schritten in dieser Richtung während der gegen wärtigen Kongrcßsefsivn ein Ende, bietet aber doch nur schwache Garantien für die Zukunft. Darüber sind sich wohl die Gelehrten beider Hemisphären einig, daß eine von einem einzelnen Staat vorgenommene Wiedereinführung der Doppelwährung nur die wenig er wünschte Folge hätte, daß dort alles Silber zusammen- strömen und das Gold in das Ausland entweichen würde. So bleibt denn nur eine internctionale Verständigung übrig, die schwierig sein mag, aber im Interesse aller Kulturstaaten ist und deshalb nicht unmöglick sein kann. Die bisherigen einseitigen Maßregeln wirkten nur als Palliativmittel, ohne das Uebel des weiteren Sinkers der Silberpreise zu ver hindern. Vielleicht ist es dem Genie des deutschen Reichs kanzlers Vorbehalten, durch jenen Einfluß auf die konkur- rirenden Mächte eine neue Aünzkonferenz zu Stande zu bringen und auf dieser eine olückliche Lösung der schweren Währungsfrage zu ermögliche». Tagesschau. Freiberg, den 5. März. In der gestrigen Sitzung des deutschen Reichstages versuchten die Gegner der Kolonialpolitik des Fürsten Bismarck nochmals gegen dieselbe anzukämpfen, doch sand sich abermals unter der mächtigen Nachwirkung der letzten Rede des Kanzlers eme regierungsfreundliche Mehrheit zusammen, welche auch den am 15. Dezember v. I. begangenen Mißgriff wieder gut machte. Bei der Generaldebatte über den Etat kritisirte zu nächst der sozialdemokratische Abg. Liebknecht die Wirth- chastsrefvrm, z« welcher auch die Kolonialpolitik gehöre, durch welche man auch der Ueberproduktion steuern wolle, die nach des Redners Meinung gar nicht vorhanden ist. Deutschland habe nur deshalb nicht genügenden Absatz, weil das Volk nicht kaufen könne, und das liege in den mangelhaften sozialen Zu ständen des Reichs, welche durch die Kolonialpolitik nicht ge bessert würden. Man glaube sich jetzt manchmal zurückversetzt in die Zeit des französischen Südseeschwindels. Wie seien denn die Kolonien erworben'? Man habe die Leute betrunken ge macht. Und stehe nicht in der Südsee die Sklaverei in höchster Blüthe? Auch England habe durch seine Kolonien nicht der Ueberproduktion gesteuert. Dieses Wettrennen nach Kolonien müsse man als den Todtentanz der heutigen bürgerlichen Ge sellschaft bezeichnen. Bezüglich der Sozialresorin bezweifelte der Redner den ehrlichen Willen ihrer Urheber. Was man bezwecke, sei Kurpfuscherei, die den wirthschaftlichen Körper noch kränker mache. Es gehe Alles darauf hinaus, die ein zelnen Stände zu begünstigen, während doch ein richtiger Staatsmann nicht Landwirth rc., sondern vor Allem National ökonom sein müsse. Fürst Bismarck fei eben ein Staatsmann der alten Schule. (Große Heiterkeit.) Dem Fürsten Bismarck imponire der Reichstag nicht; ihm, dem Redner, impvnire die Politik des Reichskanzlers nicht. Durch dessen auswärtige Politik wäre die innere erst möglich geworden; darum seien beide verurtheilenswürdig und kein Unterschied zwischen beiden. Für den Frieden habe Fürst Bismarck gar nichts gethan, auch nicht in Skierniewice. Wenn der Frieden nicht in den ganzen Ver hältnissen liege, dann haben wir ihn nicht. Aus allen diesen Gründen würden die Sozialdemokraten gegen das Budget stimmen. Abgeordneter v. Grand-Ry trat dem Vorredner gegenüber warm für die Kolonialpolitik ein, die allein der Uebervölkerung abhelfen und unsere Exportindustrie heben könne. Das Haus trat sodann in die Spezialdebatte ein und ge nehmigte die Kapitel Bundesrath, Reichstag, Reichskanzler, Reichskanzlei, sowie Auswärtiges Amt des Titels 1 unver ändert. Zu Titel 2, neuer Direktor im Auswärtigen Amt, nahm der deutschfreisinnige Abg. Richter das Wort und führte aus, daß die Abstimmung am 15. Dez. v. I. erfolgt sei ohne Partei-Rücksichten, da es der Fraktion gleichgiltig sei, ob im Auswärtigen Amt zwei oder drei Direktoren fungircn. Die deutschfreisinnige Partei werde ihr Votum aufrecht er halten. Abg. Freiherr von Francken st ein bezeichnete es als eine Pflicht des Zentrums, nach den Schmähungen und Verdächtigungen, die sich an das Votum voin 15. Dezember geknüpft hätten, das letztere in dritter Berathung aufrecht zu erhalten. Abg. Graf Dönhoff empfahl seinen Antrag auf Wiederherstellung der abgelehnten Position. Auch Geheimralh Hunnert befürwortete die Bewilligung und bezog sich auf die in der Budgetkommission abgegebenen Erklärungen der Regierung, in welchen die Bedttrfnißfrage eingehend dargelegt worden sei. Die Organisation des Auswärtigen Amtes beruhe heute noch wesentlich auf einer allerhöchsten Ordre aus dem Jahre 1810. Daß bei den veränderten Verhältnissen nnd der enormen Zunahme der Geschäfte seit jener Zeit diese Organi sation nicht mehr zulange, sei klar. Durch die thatsächliche Geschästsüberbürdung wäre das Personal des Auswärtigen Amtes vielfach erkrankt, so seit fast Jahresfrist der gegenwärtige Direktor. Abg. v. Lenz erklärte die Zustimmung der Nationalliberalen z» der Wiederherstellung der Regierungs forderung. Abg. Rickert bat, die Sache einfach etats- mäßig zu erledigen, zumal allseitig die Meinung herrsche, daß das Auswärtige Amt einer neuen Kraft bedürfe und es sich nur darum handle, ob dafür die Bewilligung provisorisch oder definitiv erfolgen solle. Ein Theil seiner politischen Freunde werde daher schon heute für die Bewilligung stimmen, weil sie glauben, daß in einem Jahr die Dinge nicht anders liegen werden wie heute. Die Bewegung von außen habe gar keinen Einfluß darauf gehabt. Abg. von Wöllwarth griff auf die Entrüstung, die sich an die Abstimmung vom 15. Dezem ber geknüpft, zurück, kritisirte die damalige Haltung des Reichs tags und machte aus die tiefgehende Bewegung in seiner
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