Ein Vrgan für -ic höhrren weiblichen Interelsen. Preis: 15 Sgr. vierteljährlich. 4. Jahrgang. Begründet und fortgesetzt von Louise Z>tto. Inserate: 2',2 Sgr. die Zeile. T. Ounrtnl. Nedigirt unter Verantwortlichkeit der Verlags-Expedition. N^vtto: Dem dicich der Freiheit werk' ich Bürgerinnen. Pr. 21 Sonntag, Vcn iE- Mai. t 852. Proben auS einer für den Druck vorbereiteten „Samm lung von Getickten mit Erläuterungen" von Mar Moltke.'- t Der Preis. Vier Königstöchter sind auf eiucm rings von Wogen Umspülten Lenzeiland von einer Fee erzogen. Und morgen sollten sie zurück zur Heimath zieh», Weil ihnen aller Schmuck der Bildung ist ver lieh'». Da sprach die Fee: „Ich bin mit jeder wohl zu frieden, Doch einer muß zuletzt der Vorzug sein beschieden, Nun geht zur Ruh; und wenn euch weckt des Mor gens Glanz, Ist einer unter euch beschecrt ei» Perlenkranz. Dieselbe findet ihn am Grund des Körbchens liegen, Den soll die Finderin bewahren hold verschwie gen." — Da blickten alle vier einander lächelnd an, Und jede dachte: die wird wohl den Preis em- pfahn! Nicht eine dachte, daß sie selber siegen sollte, Nur, wie sie sich des Sieg's der andern freuen, wollte, So träumten sie die Nacht bis zu des Morgens Glanz, Und an des Körbchens Grund fand jede einen Kranz. " Buchhändler, welche den Berlaa dieser Sammlung zu übernehmen geneigt wäre», wellen sich mit ihre» Ant ä- gen in frank>rten, nach Ksistri» addressirten Briefen an mich selbst wenden. Mar Mellke. Erröthend ließen sie den Kranz im Körbchen liegen, Und jede hätte gern sich selbst den Fund ver schwiegen. Doch als der Abschied kam, verrieth die holde Schaam Von jeder jeder wohl, was jede mit sich nahm. Sie brauchten sich es nicht zu fragen, noch zu sagen, Und fühlten sich beglückt, all' einen Kranz zu tragen. Friedrich Nsickert. Ein wunderzartes, wunderliebliches Gedicht zur Verherrlichung weiblickcr Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit! Als Ideale dieser Tugenden wer den uns vom Dichter vier junge Königstöchter vorgeführt, wie sie in drei aufeinander folgenden Momenten, die ebenso viele Versuchungen sind, so gar keine Spur der verzeihlichsten Eitelkeit, der leisesten Selbstüberhebung zur Schau tragen, daß wir von der holden Seeleurcinhcit, von der sitt liche» Anmulh dieser Wesen wahrhaft gerührt und entzückt werden. Die erste Verlockung „zum Hervortreten deS Selbstgefühls über die Schranken der Bescheiden heit" liegt in dem Ausspruch der Fee, daß sie mit jeder ihrer vier Ziebbefohlenen wohl zufrieden sei, dennoch aber Einer unter ihnen den Preis des Vorzugs zuerkenncn müsse, wie gering lezterer im Vergleich zu jenem auch erscheine; den Preis selbst werde die Empfängerin aus dem Grunde ih res Körbchens ssnden, sollte aber ihren Fund in holder Verschwiegenheit bewahren. — Nach solcher fast gleichen Belobung al ler, und den Wetteifer als Trieb zur Vervollkomm nung zugegeben: dürfte cS uns im mindesten überrasche», wenn jedes der weiblichen Wesen, ob- 21