»/V 45. Sonnabend, den 1V. November. 1888. Meltetrrßische Aeikage zum sächsische» Erzähler. Zur q e m e i n n ü tz r» en Unrerbairuno für alle Stände. Von Thurmes Höhen, in das Thal hernieder Z Aus Teufelsbann und finsterm Aberglauben -Erschallt der Glocken feierlicher Chor, r Führt Luther zu der Freiheit goldnem Licht Und frommer Christen frohe Dankeslieder- Das deutsche Volk, ihm konnte nimmer rauben Ertönen hell zum Himmels-Dom empor. Der welsche Feind die fromme Zuversicht. ^,Ein' feste Burg ist unser Gott" — dass „Nurdem lebendigen Gotte sollt Ihr leben, hohe Lied der Treue, JnDemuth, Treue und imGott-Vertrau'n, Das deutsche Lied, es schwingt sich himmelwärts, Der Wahrheit soll der Mensch die Ehre geben, 'Millionen künden heute es auf's Neue, < Auf Gottes Wort im Glück und Unglück bau'n. Millionen schwören es mit Mund und Herz. < Nicht Formelwerk und nicht des Goldes Und überall in diesen Weihestunden Klingen Wird dieses hehren Liedes Kraft empfunden. ) KannSünden-Ablaß je vorGott erringen!" Und jener Mann, ded einst das Lied ersonnen, So klang des Gottesmannes überzeugend Wort Es war ein Held von deutschem Sinn und Mark, ? Von Stadt zu Stadt durch alle deutschen Lande, Und jenes Werk, das kühn von ihm begonnen, So ward es deutschen Herzen als ein starker Hort, tLr führt' zum End' es, weise, fromm und stark. ! Erlösend aus Gewissenszwanges finsterer Bande! Wohl sind Jahrhunderte seit jener Zeit vergangen, - So trat er kühn ohn' Zaudern und ohn' Wanken, Da er mit kühnem Muth und Heldensinn - Die Wahrheit kündend sonder Furcht und Graus, Als Reformator trat ohn' Zittern und ohn' Vor seines Kaisers Thron, vor des Gerichtes Bangen Schranken, Vor alle Welt mit seiner Lehre hin, Z So ruft er freudig es in alle Welt hinaus: Doch dieser Lehre Wort, von Gottes Geist „Der Geist der Wahrheit preiset Gottes getragen, Namen, Wird freudig heut bekannt und in der Zukunft- Hier stehe ich, Gott helfe mir, ich kann Tagen. nicht anders, Amen!" Wir aber, die wir nach vierhundert Jahren Uns heute schaaren um sein theures Bild, Wir wollen sein Vermächtniß treu bewahren, Als unsres Christenglaubens ehern' Schild. Wie Menschenlieb' und Duldung er gelehrt, So wollen wir des Friedens Ruhe pflegen, Doch wenn man uns des Glaubens Pfade stört, So halten wir sein Wort dem Feind entgegen. Dann rufen wir, als Wehr gen' seinen Wahn: „Das Wort, das Gotteswort sie sollen lassen stahn!" Lum 10 November 1883. Ein festlicher Tag ist heute der gesammten evangelischen Christenheit erschienen, ein Tag, wie er in semer Bedeutung von unserer heutigen Gene ration voll empfunden und festlich gewürdigt wird, ein Tag, der in der deutschen Geschichte als ein Werkstein deutschen Sinnes, deutscher Treue und -Mischer Dankbarkeit verzeichnet zu werden verdient. Mit doch die heutige Feier der Erinnerung an jenen Mann, durch dessen gewaltiges, zielbewußtes Auftreten, durch dessen Lehre die Grundlagen des heutigen evangelischen Christenthums geschaffen wurden, durch dessen kräftiges, machtvolles Wort ein neues frisches Lebes nicht nur in der christ lichen Kirche, sondern auch in dem gesammten Deutschthum einzog. Aber in der Person Luthers, in dem Wirken des Reformators sollen wir am heutigen Tage, wie eS dem deutschen Volke durch des deutschen Kaisers Mund arrs Herz gelegt.