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Dresdner Journal : 14.09.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186209145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-09
- Tag1862-09-14
- Monat1862-09
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 14.09.1862
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Sonntag, den 1L September. 21» 18«S. Idoanement-prelft: TLKrlicb: b DI>1r. 10 Xxr. in 3»oL»«n. »äjlltcrl.: 1 „ 10 „ „ „ »1on»tlick »> 0r«,ä«o: 15 X^e. Xuuxneru: 1 Xxe. Iw tritt t-oit- nuä titsmpel»«- »clliux kiurn. Inftrateuprrist: k'llr ck«n licciim einer xvrz>»I«elien 2ei!e: 1 Xxr. Doter „Linxes»ollt" ckie /eile: 2 X^r. Lrschrinra: TllxUek, mit Xn»n»lime cker 8onn- unck Xeiertsx«, Lvenä» für ckeo kolxenllen 1»8- DresdnerÄurnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Instratenannahmr auswärts: 1-eiprlM: t». üntxoorirri:», Oomrnieviouiir ckeo Oreockner ,7ouro»I»; ebeu>l»»elb»t: tt. UviiKü»; Sltov»: ck Voorr»; LerUn: (inovivi'icke linclck., Kirnnrrni»'» Ilnrenu; vreweo: L. 8cul.orrik; ^«»nkkurt ». H.: »rb« UuvUIi»ii<1Iuiiis; Lola: ltvoi.»' ötnrnri»; kari»: v. Döw»:>ikns (28, rus 6«» bau» eok»nv); kr»x: X». Ln«c.rc:ns UuctcllLncklunx. Herausgeber: Löoigl. Lrpeckition cles Oresäner .tournnlo, Oresllen, 5I«rieni»tritt>ze Xr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 4. September. Seine Majestät der König ' habe» dem König!. Preuß. Kammerherrn Grafen Karl Adolf Emil Finck von Finckenstrin das Comthur- kreuz II. Classe d«S Albrechtordens allergnadigst zu ver leihen geruhet. Dresden, 8. September. Se. König!. Majestät ha ben dem derzeitigen Rector der Universität Leipzig und ordentlichen Professor der Physik Or. Wilhelm Hankel das Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Ucbersicht. Telegraphische -taebrichtrn Tagesgkschichte. Dresden: Die Theilnahnre sächsi scher Beamten am Juristentage. — Wien: Bom Ab geordnetenhaus!. Die siebenbürgische Angelegenheit. — Peslh: Zur Begnadigung Berzenay's. — Triest: Beglückivünjchungsadresse an die Kaiserin. — Ber lin: Kammerverhandlungen über den Militäretat. — Aachen: Generalversammlung der katholischen Ver eine. — Paris: Bankausweis. Zur mericanischen Angelegenheit. — Haag: Rei;e der Königin. — Turin: OfficirUe Rapporte über die Affaire bei As- promonte. Handelsvcrtragsverhandlungen mit Frank reich unterbrochen. Der „Movimento" verurtheilt. Vermischtes. — Neapel: Piedegroltafest. Cialdini abgereist. — St. Petersburg: Der Kaiser zurück. Weitere Truppenreductionen. — Konstantinopel: Osmanie-Ordrn für den Kaiser Napoleon. — Kal kutta und Hongkong: Aus der neuesten Ueberland- post. — New-Bork: Militärcrawall. Lrnennunaen und Bkrsetzungrn. Dresdner Rachrichten. Vrovinzialnachrichten (Leipzig. Löbau. Tharand.) Statisttk u. Lolkswirkhschaft. (Kongreß deutscher Volkswirthe.) Trltgrapyischt Unchrichtcn. Turin, Sonnabend, 13. September. Die gestern an der Pariser Börse verbreiteten Gerüchte find unrichtig. Garibaldi befindet sich besser; da» Kirber ist leicht, die Schmerzen der Wunde haben aufgehört, die Eiterung ist reichlich London, 13. September. Der „Morning-Post" zufolge droht dir mazziuistische Partei mit der Er neuerung von Verschwörungen nach Art der Orsi- ni'schen. Frankreich und England (sagt da» Blatt), die davon Kunde erhalten, würden auf der Hut sein Dir englische Regierung könne nach dem neuen Gesetze (aus Anlaß des Orfini'schen Atten tat- gegebenen) solche Verbrechen nicht blos be strafen, sondern auch ihnen znvorkommen. Rew-Aork, 1. September. Banks' Armee soll sich in einer der Vereinigung mit Pope gün stigen Stellung befinden. Die Bundestruppen find bei Richmond (in Tennessee?) geschlagen, haben ihre Artillerie verloren und sich nach Kentucky zurück- gezogen. Tagesgeschichte. Dresden, 13. September. Die „Berl. B.-Ztg." hat sich wegen der Thrilnahme einiger sächsischer Ber- waltungs- und Polizeibeamteten an den Ver sammlungen des Juristentags in Berlin und Wien zu der Folgerung berechtigt gehalten, daß die sächsische Regierung den Juristentag habe polizeilich beaufsichtigen wollen. — Wir sind in der Lage, zu versichern, daß die in dem gedachten Blatte genannten Beamten ohne irgend welchen Auftrag officiellrr oder officiöser Statur lediglich durch ihr eigenes persönliches Interesse an der Sache nach Berlin und Wien geführt worden sind, und ein Feuilleton. K. Hoftheatrr. Am 13. d. ging Marschner'S roman tische Oper in drei Acten „Hans Heiling" in Scene. In „Heiling" war Marschner am meisten in seiner Sphäre. Das geheimnißvolle Rauschen des Waldes, das Gnomenlrben und auf der andern Seite wieder das harmlose Thun und Treiben eines naturwüchsigen Bauern volkes, die Schilderung einer menschlichen Liebe, — daS waren mächtige Hebel, um Marschner'S Begeisterung an zufachen. Der Komponist hat denn auch in dieser Oper bas Schönste gegeben, was ihm zu Gebote stand. Wir finden hier eine enorme Mrlodienfülle, eine scharfe Cha rakteristik der einzelnen Personen und Scenen der Oper. Einzelne Stummer«, so z. B. die melodramatische Scene des zweiten Actes, sowie das ganze Vorspiel der Oper könnte man vollendet nennen. Die Titelrolle repräsentirte Herr Degele in wür diger Weise. Besonders gelangen ihm die rein lyrischen Stellen seines Parts, welch« mit schönem Portament und Ausdruck der Empfindung wiedergegeben wurden. Auf der andern Seite hätten wir der Wiedergabe des „Heiling" mehr dämonenhaftes Element gewünscht; — der Beifall, welcher der Leistung folgte, war «in reicher und wohl verdienter. Ebenso verdient Fräul. AlvSleben al» Anna lobend« Anerkennung in Betreff ihre- von guter Schule abermals Zeugniß ablegenden, zugleich gut musi kalischen Gesanges und ihres lebendigen, theilnrhmendrn Spieles. Herr Schnorr v. Karol-frld (Konrad) sang besonders sein« Kavatine im Finale des zweiten Acte ganz vortrefflich und zu Herzen sprechend. Stoch sind mit ehrender Anerkennung Fräul. Baldamus als Königin, besonder- im ersten Acte mit ihrer schönen Stimme domi- nirend, Frau Krrb--Michalesi als Gertrud, nament lich günstig in der melodramatischen Scene wirkend, und der auf die Lachmuskeln mit seiner schlagenden Komik Bericht über die dortigen Vorgänge und Verhandlungen von ihnen weder verlangt, noch aus freien Stücken erstattet worden ist. — Daß die Berathungen des Juristentags auf die sächsische Justizgesehgebung bis jetzt noch keinen positiven Einfluß geübt haben, mag als Thatsache rich tig sein. Es ist uns aber auch kein anderes deutsches Land bekannt, wo jene bereits zu bestimmten, legis lativen Ergebnissen verwerthet worden wären. In Sach sen würde es dazu, wie die einfache Berechnung der seit der Wirksamkeit der Juristentage verstrichenen constitu- tionellen Landtagspcrioden an dir Hand giebt, selbst bei der größten Beeilung sogar an Zeit gefehlt haben. Hiervon abgesehen, wird man es übrigens, ohne Werth und Bedeutung jenes Instituts irgendwie zu unterschätzen, gewiß nur in ter Ordnung finden, wenn die Regierungen zur Erwägung der dort angeregten legislativen Fragen und Vorschritte sich etwas mehr Zeit nehmen zu müssen glauben, als dem Juristentage zu Vorbereitung und Fas sung seiner Beschlüsse gegönnt ist. Wien, I I. September. (W. Bl.) Das Haus der Abgeordneten nimmt am nächsten Montag, den 15., seine Sitzungen wieder auf. Auf der Tagesordnung der ersten Sitzung steht die Berathung über das Einführungs gesetz zu dem deutschen Handelsgesehbuche. Von den Ab geordneten sind vorläufig nur sehr wenige in Wien an gelangt. — Dem „P. L." wird aus Wien geschrieben: Mit der Einberufung des siebenbürgischen Land tages hat sich die betreffende Hofkanzlei schon lange nicht beschäftigt, sondern nur mit den Vorbereitungen zu dem Landtage für die Zeit, da es möglich werden sollte, denselben einzuberufen. Es hat sich in ganz neuester Zeit daS Bedürfniß geltend gemacht, Siebenbürgen in Wahlkreise einzutheilen: eine Arbeit, so groß und schwierig, daß sie vor drei bis vier Monaten kaum zum Abschluß gelangen kann. Dagegen konnte die sirbenbür- gische Hofkammer ihre Vorlage bezüglich der Adresse der sächsischen Universität an Se. Majestät gelangen lasten. Nun richteten zu Anfang des vorigen Jahres auch meh rere rumänische Versammlungen Loyalitäts-Adressen an Se. Majestät, in welchen für die Concessionen des 2V. Oktobers gedankt wird. Die siebenbürgische Hoskammrr faßte daher den Beschluß, ihren Antrag dahin zu richten, Se. Majestät möge aussprechen, daß er die Adressen, sowohl der Rumänen als der Sachsen, „mit Befriedigung" rntgegengrnommen habe. Ein sächsischer Hofrath jedoch beantragte in einem Separatvotum, daß Se. Majestät in einem besonder« allerhöchsten Handschreiben auf die sächsische Adresse antworte, und zwar nicht auf dem Wege der Hofkanzlei und des Guberniums. Pesth, II. September. Dem „Korunk" wird aus Bukarest geschrieben, daß Ladislaus Berzenay sich dem k. k. Konsul Bake bedingungslos übergeben habe. Er hatte den nach Italien ausgewandrrten ungarischen Jüng lingen mit Geld ausgeholsen und sich derart in Schul den gestürzt, daß er mur die Wahl hatte, in den Schuld thurm zu wandern oder ein politischer Gefangener zu sein. Das zweite Motiv, das ihn veranlaßte, sich selbst zu stellen, war die Wahrnehmung, daß Alles sich gegen die Emigration wende. Die Konsuln der französischen und italienischen Regierung unterstützen sie gar nicht, die Bukarester Regierung verfolgt sie geradezu. Berzenay wurde nach Wien abgesührt, wo er zwei Monate im Polizeigefängniffe zubrachte, bis ihm einen Tag nach der Rückkehr Ihrer Majestät der Kaiserin die allerhöchste Begnadigung zu Theil wurde, unter der Bedingung, daß er vorläufig in Klagenfurt seinen Aufenthalt nehme. Triest, I I. September. (W. Bl.) Der Landes- ausschuß Istriens in Parenzo richtete eine Beglück- wünschungsadressc an Ihre Majestät die Kaiserin. II Berlin, 12. September. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde die Diskussion über den Militär etat fortgesetzt. Herr v. P atow: Er habe an Dem, was jetzt in dem Hause vielfach Gegenstand der Angriffe sei, Theil genommen und sei sich seiner Veranlwsrllichkeil dafür bewuht. Die Eommission gehe von den Voraussetzungen a»S, daß die Reorganisation gegen das Gesetz vom 3. September 1814 verstoße, und daß sie unter Ver- heftig einwirkende Herr Raed er zu nennen. Chor und Orchester leisteten Tüchtiges. Wünschenswerth wäre es, dem etwas matten Schluß der Oper mehr Natürlichkeit durch schärfere Absonderung des menschlichen und des Gnomen-Elementes angedeihen zu lassen. Das HauS war sehr gut beseht. I.. 8. Au- dem zoologischen Garten. Der Sommer geht zu Rüste, und das schöne Wetter, mit welchem uns ein billig denkender Herbst für den verregneten Sommer entschädigen zu wollen scheint, for dert zu einem Gang in den zoologischen Garten, zu einem Besuch des dortigen Gethieres auf, das bald seine Winterquartiere beziehen und nur noch kurze Zeit der Freiheit auf grünem Plane sich zu erfreuen haben wird. Werfen wir einen Blick auf diese Pläne, die Tummel plätze der Thiere, die Anlagen, so finden wir, daß auch diesen Sommer wieder Manches ins Werk gesetzt worden ist, was zweckentsprechend zugleich dem Garten einen neuen Reiz verleiht, dem Besucher die Thierschau bequemer und angenehmer macht, wie den Bestien zu Nutz und Frommen gereicht. Außer den geräumigen Parks für die Lamas, AriShirsche rc. in der Mitte des nach hr Stadt zu ge legenen baumfrrien, sonnigen Thrils des Gartens, wel cher im vorigen Herbst noch wüst und leer war, ist be sonder- auch noch das dem Krokodil oder besser Kai man (äMgawr) angelegte Sommerlogi» zu erwähnen. Daflelbe, in der Nähe de- Winterhauses gelegen, ist ein kleiner sumpfiger Weiher mit hohem sandigem Ufer, auf dem da- Thier, halb dabei im Wasser liegend, in philo sophischer Ruhe und Beschaulichkeit sich zu sonnen pflegt. Seine sonst ganz seelenlosen Augen funkeln dann zu weilen und e» ist, al» fühle sich Herr Kaiman dabei in seine amerikanisch« Heimath, in die düster« Cypreffen sümpfe versetzt, deren unheimliche Staffage er dort bildet, aus eine Handbarre deS Rio-Grand«, wo, wir Reisend« letzung deS Rechtes des Hauses, Abgaben zu bewilligen, durchge führt sei. Für beide Sünden wolle inan eme Sühne dadurch ein treten lassen, daß man die Reorganisation vollständig ignorire. Selbst wenn die Voraussetzungen richtig wären, möge mau lieber einen andern Weg der Sühne einschlagen, als diesen, der für das Vaterland verhängnihvoll werden könne. Aber die Voraussetzun gen träfen nicht zu. Die Ausdehnung der Rescrvcpflicht sei nach seiner Auffassung mit dem Wehrpflichlsgesctzc sehr wohl vereinbar. Tie Rechte des Hauses seien von der Regierung anerkannt. Dasselbe habe sich mit den Grundzügen der Reorganisation einverstanden erklärt und die Regierung habe ihre Verpflichtung anerkannt, ein Gesetz über die Aenderungen in der Reservepflicht vorzulegen. Die Ereirung neuer Stellen sei eine völlig legale gewesen, da die au ßerordentlichen Eredite spcciell hierzu bewilligt worden seien Er müsse dem KriegSminister gegenüber behaupten, daß die Regie rung jetzt einer Indemnität bedürfe, aber nur in dem Sinne, wie bisher Jahr für Jahr der Regierung eine Indemnität für die Ausgaben des begonnenen Etatsjahres bewilligt worden sei. Eine Heeresorganisaüon sei politisch, militärisch und volkswirthsebastlich eine Nothwendigkeit gewesen. Die Grundzügc des durchgesührten Planes seien anzncrkennen. Er sei zwar ein Verehrer der Land wehr, halte aber eine Wiederherstellung derselben, wie sie '.814 be standen, sür eine Unmöglichkeit. Die Klagen über übermäßigen Steuerdruck seien unbegründet, da das Slenersvstem seil 40 Jah ren nicht wesentlich verändert sei Das insolge des Militärbud gets in Aussicht stehende Deficit sei nur ein scheinbares, eine Folge der großen Vorsicht, mit der die Etats ausgestellt werden. Die Zusainnienstetlung des statistischen Vürcaus ergebe die günstige Finanzlage Preußens, namentlich in Betreff seiner Ausgaben sür Militärzwecke. Wenn mail andere Ausgaben als nolhwendig dar stelle, z. B. die Verbesserung der Beamteugehalte, so möge man nicht vergessen, daß auch die>e eine Schraube ohne Ende sei. Preu ßens Eristenz beruhe aus einer ungemeinen Kraftanstrengung, man möge den stolzen Bau nicht zerstören, de» wieder aufzubauen, man nicht im Stande sein würde. Der Finanzminister dankt Herrn v. Patow für seine über zeugende Darlegung s Murren links. Der Präsident bittet drin gend, derartige unleidliche Unterbrechungen zu unterlassen). Er könne sich nicht davon überzeugen, daß die Negierung die nach trägliche Genehmigung, deren sie allerdings bedürfe, in einer von der bisher üblichen abweichenden Form nachzusuchen habe. Der von v. Earlvwitz gezogene Vergleich unsrer Finanzen mit den öster reichischen sei eine schwere Verdächtigung der preußischen Finanz verwaltung. Die beiden Abgg. Reichensperger haben ein von den Katholiken ausreichend unterstütztes Amendement ein gebracht, welches im Wesentlichen dahin geht, I) auszu sprechen, daß die Regierung durch das Etatsgesetz pro 1861 nicht befugt war, dieselben Ausgaben pro 1862 zu leisten, daher sei vor Bewilligung des Etats die Regie rung aufzufordern, ein Jndemnitätsgesetz nachzusuchen. Da die Amendementssteller auf der ^Rednerliste weit un ten eingetragen sind, genehmigt das Haus, die ausführ liche schriftliche Motivirung zu verlesen. Herr v. Hoverbeck: v. Patow habe pro stomo gesprochen, den» ohne ibn wäre die Reorganisation unmöglich gewesen. Der Redner stellt die historische Entwickelung der Reorganisation dar, und betont stark die im Jahre 1850 ausgesprochene Versicherung des Kriegsministers v. Boni», ohne Zustimmung des Hauses werde an der Landwehr nichts geändert werden; ferner die cm Jahre 1880 ausgesprochene Versicherung, daß das ganze Proviso rium rückgängig gemacht werden könne, endlich den Widerspruch, der im Jahre 1801 gegen die Absicht deS damaligen Finanznuni- sters, das Erlraordinarium auch im Jahre 1882 zu verausgaben, von Vincke, Osterrath und dem Redner selber erhoben sei. Als dann geht der Redner auf verschiedene Aeußerungen der Herren v. Roon, v. d. Hevdt und v. Patow ein. An der geringen Ach tung, die Preußen in Deutschland genieße, sei die Eristenz dieses Ministeriums schuld; was Preußen noch einen Rest von Achtung erhalten, sei der Widerstand des Abgeordnetenhauses gegen das Ministerium. Er würde selbst eine Indemnität nicht bewilligen. Herr v. Vincke (Stargard). Die Principien der Reorgani sation seien 1) Herstellung der allgemeinen Wehrpflicht, 2) Scho nung der älter» Landwehrmänner aus Rücksicht auf ihre Fami lien, auf die Kreise, auf die productive Kraft des Landes, 3> Be schleunigung der Mobilmachungen. Diese drei Grundzüge seien allgemein anerkannt, auch im Berichte der Commission befürwor- wortet. In allen Wahlreden habe man die Grundzüge der Reor ganisation anerkannt, nur unter Bewilligung der zweijährigen Dienstzeit, darin sei der Redner mit den Vertretern dieser Ansicht einig. Die früher» Beschlüsse des Hauses bei Bewilligung eine- solchen Ertraordinariums seien durch die damalige europäische Lage, durch die Sicherheit Preußens geboten gewesen; jedes pa triotischc Abgeordnetenhaus würde ebenso gehanoelt haben und das jetzige gewiß nicht minder. Der Redner und seine Partei verdienten nicht die bittere Kritik Waldeck s; es sei nicht wahr, daß sie zwischen I» und Nein hätten hindurchschlüpjen wollen; deS Redner- Partei habe nach genauer gewissenhafter Prüfung und Erwägung gehandelt, sie hätten allerdings den dringenden Wunsch gehabt, dem Lande das liberale Ministerium zu erhallen, welches leider aus der Regierung herausgclriedcn worden. Diesen Ausgang habe leider der Redner vvrausgeschen. lieber die finanziellen Bedenken sei wenig zu sagen, die Angaben über den Steuerjammer halte er sür übertrieben, auch der Staatsschulden erzählen, oft 90 dieser Thiere, in der Ferne Baum stämmen ähnlich, reihenweise neben einander liegen und ihr Getöse, wenn sie so in Menge vom Ufer in die Fluth sich stürzen, einer Musketensalve gleich durch die Waldrs- stille dröhnt. Dock lassen wir diese Heimwehgefühle eines Krokodils, die eben so unwahrscheinlich sind, wie die „Krokodilsthränen", von denen nur die Mythe zu er zählen weiß. Jedenfalls aber gedeiht das Thier und nimmt zu an Weisheit und Tugend, soweit dies einem solchen Thiere möglich. Während es früher starr und unbeweglich dalag und sich dem Umgänge der Menschen hartnäckig entzog, zeigt es sich jetzt zuweilen sehr aufge weckt, tummelt sich umher und erfüllt seine Pflichten als Pensionär des Instituts gegen das schaulustige Publicum. Besonders aber, ein erfreuliches Zeichen seines Wohlbe findens, entwickelt das Thier jetzt einen sehr gesegneten Appetit. Anfangs fütterte man das Thier nur mit Schleihen, eine ziemlich kostspielige Beköstigung, man ver suchte es daher mit Pferdefleisch und scheint damit seinen Geschmack besser getroffen zu haben, als durch die Fische; denn während eS früher zuweilen wochenlang carirte, frißt es gegenwärtig oft und stets mit einem Appetit, um den ihn mancher Staatshämorrhoidarius in stiller Wehmuth beneiden dürfte. Die Meinung Herodot'S, daß das Krokodil im Wasser nicht höre, wird auch durch daS Jnredestehende glänzend widerlegt. Sobald der Jnspector naht und ihm rin Zeichen giebt, kommt e-, wie wir einige Mal sahen, unter dem Wasser hervor und läuft, etwaige Fleischstück«, die ihm zugeworfen werden, mit seinem Ungeheuern Rachen auffangend, auf ihm zu. Eine Erscheinung, die dafür spricht, daß auch dieses furchtbare und stumpfsinnige Reptil einer gewissen Zähmung fähig sei und un» die Erzählungen einiger Reisenden, unter Anderm von einem Krokodils«« in Beludschistan, über den ein alter Fakir wie rin Magier gebiete, glaubhaft machte. Leider hat das im hiesigen Garten befiltdliche Krokodil Ursache ge- sec denn doch nur oberflächlich gedacht, diese seien aber nur zum geringern Theil aus den Mobilmachungen cMstanden; überhaupt mit den Argumenten, welche bisietzt vom wirthschastlichen Stand punkte erhoben worden, lasse sich gar nicht gegen die Reorgani sation ankämpfen. Der Redner kommt sodann zu einer Eharak- terisirung der Landwehr und bestreitet, daß man dem Bestehen derselben habe den Boden entziehen wollen. Rach der neuen Organisation soll die Landwehr recht eigentlich Das werden, was sie nach ihrer Bestimmung sein soll, eine Wehr, Vertheidigung des Landes im Kriegsfall; zur Abwehr, nicht zum Angriff« sei sie geschaffen; im letzter» würde man mit >üngcrn Reservisten ent schieden weiter kommen, das stehe schon durch die Erfahrung fest. In einer andern Frage stimme der Redner mit der Majorität, nämlich für die zweijährige Dienstzeit, dafür berufe er sich aus die Autoritäten der Herrn Krauseneck, v. Grollinann, v. Müsfling; selbst die vielbesprochene Schrift des Leutnants Hundt v. Hassten sei, wenn auch nicht direkt, für die zweijährige Dienstzeit. Der Redner glaubt daher, es sei gerathen, daß sich die Regierung einmal darüber klar werde, das ganze Land sei dafür, und wenn die Regierung das Land nicht hinter sich habe, dann könne sie die zahlreichsten Armeen zusammen trommeln und dennoch keine europäischen kriege führen; daher sei cs dringend gerathen, die zweijährige Dienstzeit einzusühren. In dieser Beziehung sei die Regierung nicht entgegengekoinmen, es sei sehr zu bedauern, daß die Minister des Krieges und der Finanzen nicht in der Com Mission erschienen seien, um die wichtigsten Angelegenheiten des Landes selbst zu verlheidigen, kein Gruno, der als Entschuldigung angeführt, sei stichhallig. Es sei übertrieben, ja ganz unwahr, daß dies Haus svsteniaiischc Opposition gegen die Minister oder gegen die Regierung mache Der Landivirthschaflsminister sei in der Budgetcommission mit Zuvorkommenheit und Liebenswürdigkeit behandelt worden, das Haus habe sich bei dem Handelsvertrag und den damit zusammenhängenden Fragen wahrhaft patriotisch benommen, es sei also hier kein Grund, sich zurückzuhalten, es komme darauf an, wie mau das Abgeordnetenhaus in wichtigen Fragen behandle (Lebhafte Zustimmung rechts). Die zweijährige Dienstzeit sei sehr wohl ausführbar, man habe ja schon Reduktionen in der Dienstzeit vorgenommen, darum dürfe man noch nicht von „Verfassungslücken" sprechen. Gehe man den Weg weiter, den die „Sternzeilung" vorgezeichnct, so werde die Regierung nicht 5 Mitglieder des Hanfes sur sich haben. Man treibe das Land mit Gewalt zur Opposition und zu Verhältnissen, die denen in Kurhessen gleichen. Das kleine Land Hessen könne solche Zustände tragen, das große Land Preußen nicht (Rechts sehr wahr!), Preußen werde das nicht ein halbes Jahr lang aushalten (All seitige Zustimmung). Wenn die Landesvertretung die Mittel ver weigere, so würden sie eben fehlen; wo sollten denn schließlich die 8 Millionen Herkommen, glaube man etwa, der Herr Finanz Minister solle sic hergeben? (Große Heiterkeit). Für das Jahr 1862 sei man nrchl mehr berechtigt, der Regierung die Mittel zu versagen. Das Geld sei einmal verausgabt und werde durch ern Volum der Majorität nicht wieder beschafft werden. Das Hau babe nichts zu thnn, als seine verfassungsmäßige Befugniß zu erfüllen, die Maioritätsbeschlüsse gingen mindestens über die weise Mäßigung hinaus, welche dringend geboten sei; durch Vertrauen ooer Mißtrauen gegen die Regierung dürfe man sich hier nickt bestimmen lassen, sondern durch das Wohl des Landes; man sei auf dem Wege, das Heer zu desorganlsiren, das Land wehrlos zu machen, und wehrlos bedeute ehrlos (Zustimmung rechts), v. Car lowitz sei in fernen Vorwürfen gegen Preußen zu weit gegangen; nach seiner Zustimmung zur handelspolitischen Richtung habe er kein Recht, von der politischen Selbstverstümmelung zu sprechen; er habe kein Recht, weil er mit der Regierung unzufrieden, dcn preußischen Staat zu schmähen (Beifall rechts). Der Redner wolle sich nicht mit v. Earlvwitz vergleichen, allein wenn Jener gesagt habe, er käme seinen Wählern gegenüber in Verlegenheit, >o könne der Redner dies nicht begleiten. Er (Redner) sei seit W Jahren stets in beralbetide und gesetzgebende Versammlungen gewählt woroen, mit einer einzigen Ausnahme, wo er ein Man dat habe ablebnen müssen; niemals habe er aber Instructionen von seinen Wählern entgegen genommen, sondern nur nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zum Heil und Wohl des Vater landes (Bravo rechts). Herr Gneist constatirr, daß die Regierung einseitig vorge gangen, daß nur der militärische Theil erwogen, der finanzielle, volkswirthschaftliche aber noch nicht gehört sei. Man könne die- thun, ohne eine Bestimmung der Gesetze zu verletzen, bedenklich aber sei es immer — bedenklicher aber noch, daß man das Recht des Landes, die Verfassung des Heeres selbst verletze. Man sei ohne Gesetze vorgegangen, habe sich nur mit der Frage beschäf tigt: „Ist Geld da?" und gemeint, eine solche Frage werd« das patrivtitche Abgeordnetenhaus schon bejahen. Dadurch aber rui- nire man das Heer und die Finanzen (Beifall links). Das Heer liege dem Hause und dem Lande warm am Herzen (Beifall), da rum dürfe man einen solchen Zustand nicht gutheißen, die Mili- tärsachverständigm würden es lchvn so einricklen, daß nie Geld genug da ist. Die blose Frage nach Geld in diesem Hause wür dige das Haus und mit ibm die Armee herab, welche von dem selben Gesetze verlangen könne. Entweder die Regierung betrachte die Reorganisation als vorübergckende Kriegsbereitschaft, nun so müsse sie die einmalige Bewilligung der Mittel beantragen, oder sie halte die Reorganisation sür crne dauernde Nothwendigkeit, nun dann bedürfe sie vor Allem eines Gesetzes, erst dann konnte sie die Reorganisation einführen. Die Absicht, ein Gesetz vorzu legen, genüge noch nicht; ein Entwurf ser noch kein Gesetz, und weil ein solches fehle, entständen die unzähligen Widersprüche, habt, über den Vorwitz seines zweibeinigen Besuches, und zwar des weiblichen Theils des Besuches, ein Auge, im eigentlichen Sinne des Wortes, zudrücken zu müssen, indem einem on äit zufolge eine Schöne, mittelst eines kmlourca,, dem Krokodil tiefer ins Auge geblickt hat, als es, wenn auch nicht für das Herz, doch für das Auge des armen Thieres gut war. Der Vorwitz und die muthwillige Necklust nicht allein des weiblichen Geschlechts, sondern beider Geschlechter, wie aller Alter ist überhaupt den Thieren des zoologischen Gartens gegenüber groß, größer als man glauben sollte. Selbst die Fischotter, deren Munterkeit sie zum Liebling des Publikums machte, scheint darüber zum Misanthropen geworden zu sein und zeigt nur noch selten ihre frühere Liebenswürdigkeit. Im geselligen Umgang der Thiere mit dem menschlichen Ge schlecht büßt letzteres viel von seiner Gottähnlichkeit ein, und wir zweifeln, ob, wenn Thiere wie Orientalen phi- losophirten, sie Thierseelen in Menschen wandern ließen, wie wir umgekehrt. Wenigstens wird kein Thier, da mit und unter Menschen gelebt hat, von den freien seiner Gattung mehr gern gesehen; Naben, Störche, Hasen und Rehböcke machen es ihnen, wie Gellert s Fabel dem Tanz bären. Die in der Nähe d«S Fischotterbassins befindlichen Seehunde erfreuen sich des erwünsckte« Wohlsein», glück licher darin, als die im vorigen Jahre hier befindlichen und bekanntlich mit Tode abgegangenen; der Brunnen, , welcher hinter ihrem Bassin gegraben worden ist und den Thieren dir Wohlthat des frischen Brunnenwassers ver gönnt, dürfte hauptsächlich mit die Ursache ihres dies jährigen Wohlbefindens sein. Von sonstigen neuen An lagen fiel uns besonder» an dem großen, den Garten quer durchschnridrnden Weiher ein hübsches Drathhaus auf; mittelst Gestein und großblättrigen Sumpfpflanzen ist darin in recht gefällig malerischer Weise eine land- schaftlick« Parti« arranqirt, welche mit den sich hier er-
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