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Sächsische Volkszeitung : 11.10.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193510114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19351011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19351011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1935
- Monat1935-10
- Tag1935-10-11
- Monat1935-10
- Jahr1935
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- Sächsische Volkszeitung : 11.10.1935
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Oktober 19ZS Zm galie von höherer ibewal», verbot, einlrelenoer ««Irl«b— störungen hat der Bezieher »der tlierdunglreidend« tein« S» jprüche, sall, die Zeitung in deschränllem Umlange, a«r>»öt«< oder nicht erscheint. — LriiiNungoorl Dresden. — — — Aussprache über bieSanwuen in Sens Oesterreich lehnt Sühnemaßnahmen ab Genf, 10. Olrt. Die Völkerbundsversammlung. die zur Behandlung der Sanktionsfragc im italienisch-abessinischen Kon flikt erneut einberusen worden ist, trat Mittwoch abend kurz nach v Uhr in dein Gebäude des (genfer Generalrales zusam- mcn. Die incisten europäischen Staaten sind wiederum durch ihre Aussenminister vertreten. Das Interesse von Publikum und Presse ist stärker als bei den meisten früheren Plenarsitzungen. Der tschechoslowakische Aussenminister Dr. Bene sch er öffnete die Sitzung mit einer Mitteilung über die Umstände, die die Einberufung der Versammlung notwendig gemacht haben. Nach Eröffnung der Sitzung der Völkcrbundsversammlung verlas Beuesch den Beschluss des Bölkerbundsrates vom Mon tag, in dem Italien als Angreifer und Verletzer des Paktes festgestellt wird. Benesch legte die vom Prä- Baron Aloifi vor -em Völkerbund Genf, IN. Okt. Der Völkerbund fetzte Donnerstag 10.30 Uhr die Aus- fprache über die Frage der Sühnemassnahmen fort. Als erster Redner sprach der italienische Vertreter Baron Alolsi. In einer sehr ausführlichen Rede kritisierte Alolsi zunächst das Verfahren des Völkerbundes, wobei er sich vor allem darüber beschwerte, daß die italienische Denkschrift über die abessinischen überhaupt nicht berücksichtigt worden sei, und dass man dem italienischen Vertreter nach Ausbruch der Feindselig keilen keine Zeit zu einer wohlvorbereiteten Stellungnahme gegeben habe. Wenn man das Vorgehen des Völkerbundes in anderen Fällen mit seinem jetzigen Verhalten vergleiche, so müsse man sagen, dass mit zweierlei Matz gemessen worden sei. Aloist wiederholte, dass Abessinien nicht die Voraussetzungen er fülle, um die Eigenschaft eines Völkerbnndsmitgliedes zu be halten. Er hielt dein Völkerbund vor, dass er trotz des von der italienischen Regierung gelieferten Materials nicht die satzungs mässigen Massnahmen getroffen, d. h den Ausscklutz Abes siniens ausgesprochen habe. Die Nichinnerkcnnung der Gründe Italiens habe das Empfinden des ganzen italienischen Volkes verletzt und Abessinien in seiner nngriffslustiaen Hal tung bestärkt Nachdem Italien nickt mehr auf die Unter stützung des Völkerbundes zur Garnnt'enma seiner Sicherheit und zur Anerkennuna seiner Rechte rechnen konnte, habe es es für notwendig befunden, sich ausschließlich auf seine eigenen Mittel zu verlassen, um einer Immer größer werdenden G-Kaßr enfaeoenzul^eten. Die Mobilmachung von über einer Million Menschen, die in Oer französisch-englische Ganktionsplan SölbstmaS von Wirksamkeit und ein Mindestmaß von Herausforderung sidium beschlossenen Anregungen für das Verfahren der Ver sammlung vor. Hierauf erhielt als erster Redner der österreichische Delegierte, Baron P f l ü g l, das Wart. Seine Rede gipfelte darin, daß Oesterreich sich nicht in der Lage sehe, den Schlußfolgerungen hinsichtlich des Sanktionsproblems zuzustimmen, zu denen an dere Völkerbundsmilglieder bereits gelangt seien. — Der österreichische Delegierte betonte die Sympathie seines Landes für Italien, das er den großen Nachbarn und zuverlässigen Freund Oesterreichs nannte. Oesterreich werde nicht vergessen, daß Italien in einer tragischen Stunde seiner Geschichte im besten Völkerbundsgeist dazu beigetragen habe, „seine Unversehrtheit zu sichern". Diese Freundschaft werde weiterdauern. — Jin gleichen Sinne sprach der ungarische De legierte von Veliitsch. den letzten Tagen von der abessinischen Regierung beschlossen morden sei, habe das Matz dessen, was Italien trotz seiner Zu rückhaltung ertragen konnte, überlaufen lassen, zumal der Neaus bei dieser Gelegenheit die Absicht zur Eroberung von Eritrea und Italienisch-Somaliland ausgesprochen habe. Was die rechtliche und politische Lage betreffe, so könne sich Italien auf die Völkerbundssabuna, näm lich auf Artikel 1 lFähigkeit zur Mitgliedschaft!, Artikel 22 lVehandlung der Eingeborenenbevölkerung! und Artikel 16 Absatz 4 (Ausschluß von Mitgliedern!, berufen. Was die Be rufung auf den Kelloaavakt betreffe, so müsse zunächst aus den Notenwechsel vor Abschluß erinnert werden, aus dem sich er gebe. daß das Reckt zur Verteidigung durch diesen Pakt in keiner Weise eingeschränkt werde. Ferner erinnerte Aloisi an die Vorbehalte der bri tischen Regiciung bei der Unterzeichnung des Voktes, worin sich England in gewissen Gegenden der Welt seine .<äand- lunosfreiheit unter Ausschluß jeden fremden Eingreifens ge wahrt habe. Unter diesen Voraussetzungen habe ich dem Kelloggpakt zugestimmt. Das Recht Italiens werde durch die Verträge zwischen den drei angrenzenden Mächten erwiesen. Diese Ver träge seien durch das englisch-italienische Abkommen von IMü, allo nach der Entstehung des Völkerbundes und nach dem Ein tritt Abessiniens in den Völkerbund bestätigt worden. Daraus ergel» sich, daß das italienische Ucbergewicht in Abessinien iveder durch die Völkcrbundssatzung noch durch die Ausnahme Abessiniens aufgehoben worden sei. London, 10. Okt. Der diplomatische Mitarbeiter des Daily Telegraph meldet aus Genf, daß sich die britischen und fran zösischen Sachverständigen am Mittwochabend über das Aus maß der geplanten Sühnemaßnahmcn gegen Italien geeinigt haben. Wie es scheine, hätten beide Länder anerkannt, daß die Maßnahmen zwar eine Aussicht auf Wirksamkeit bieten müssen, aber trotzdem keinen kriegerischen Charakter haben sollen. Der französisch-englische Plan, der dem Berbindunasans- schuß des Völkerbundes am heutigen Donnerstag vorgelegt werde, umfass« etwa folgend« Vorschlag«: 1. Kein« Gewäh rung von Nuslandskredlten an Italien, S. Be schränkung gewisser Einfuhren aus Italien durch Kontingentierung, 3. Beschränkung gewisser Ausfuhren nach Italien, die zur Massenherstel lung nötig sind, 4. Aufhebung des Waffenausfuhr verbotes nach Abefslnien. Reuter zufolge geht der französisch-englische Man dahin, daß die Sühnemaßnahmen „ein Höchstmaß von Wirksamkeit und ein Mindestmaß von Herausforderung" sein sollen. Verzicht auf Volksentschel- in Griechenland? Athen. 10. Oktober. Am heutigen Donnerstag wird die Nationalversammlung, die zu der Frage der Wiedereinführung der Monar chie in Griechenland Stellung nehmen soll, zusammen treten. Die ursprüngliche Absicht, die Rückkehr der Monarchie durch einen Beschluß der Nationalversammlung herbeizuführen, ist aufgcgeben worden. Dagegen spricht man von der Absicht, dos, die Nationalversammlung der Regierung gegcnül>er den Wunsch zum Ausdruck bringen werde, die Regierung möge ihr« Beschlüsse noch einmal überprüfen und die Monarchie durch einen einfachen Bersanuniungsbeschluß unter Verzicht aus den Volksentscheid wieder «insühien, um auf diese Weise in- ycrpolitische Unruhen zu vermeiden. Außergewöhnliche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ruße und Ordnung sind durch den Kriegsminister für den heutigen Don- nerstaggetroffcn worden. Die Post die Banken und die öffentlichen Gebäude sind von militärischen Posten be wacht. da man mit Kundgebungen der verschiedenen Parteien rechnet. Auch ist der Zuzug von Bauern in die Umgebung von Atl)en verboten morden. Bon den sechs in Halle bestehenden Corps haben die drei ältesten, Borussia, Guestphalia und Palatomarchia, ihre Auslösung beschlossen. Auch das Göttinger Corps Bremens«« hat sich am 124. Jahrestag seines Bestehens ausge löst. All« vier Korps gehörten dem Kösener ST. an. Der Vifchos von Meißen verhaftet Eine Mitteilung der Iustizpressestell« Berlin. Berlin, 10. Okt. Die „Iustizpresse stelle Berlin" teilt mit: Im Laufe der Strafverfahren gegen katholische Geistliche und Ordensangchörige wegen Devisenvcrgchen hat sich drin gender Verdacht dafür ergeben, daß der Bischof von Meißen, Petrus Legge in Bautzen, an dem in seinem Bistum oor- gekommenen Devisenvergehen wesentlich beteiligt ist. Auf Grund des Ergebnisses der Ermittlungen hat der Generalstaats anwalt beim Landgericht Berlin gegen den Bischof wegen zweier fortgesetzter Devisenvergehen Anklage bei der Strafkam mer des Landgerichts erhoben, die wegen dringenden Tatver dachts Haftbefehl erlassen hat. Der Bischof wurde gestern auf Grund des gerichtlichen Haftbefehls festgenommen und in das Untersuchungsgefängnis Moabit überführt. Zwei Ironien An zwei Fronten wird heute um Abessinien gekämpft, in Genf und aus dem eigentlichen Kriegsschauplatz. Es ist nicht leicht zu entscheiden, welcher Kampsabschnitt der wich tigere ist. Würde morgen Abessinien militärisch völlig zu sammenbrechen, jo könnte keine Wirtjchastsjanktion der Welt die vollendeten Tatsachen des Faschismus auslöschen. Würde andererseits der Völkerbund wie im Mandschurei konflikt achselzuckend auseinandergehen und Abessinien kei nem Schicksal überlassen, so würde das Land auch bei dein größten Heroismus in einem, in fünf, in zwanzig Jahren eine Beute Italiens sein. Weder das eine noch das andere wird eintreten. Der Negus hat den Befehl gegeben, von nun ab jeden Fußbreit Boden zäh zu verteidigen, und seine Heerhaufen haben bereits Proben großer Tapferkeit und Zähigkeit abgelegt. Aber auch die Genfer Völkerbunds« maschine, an deren Hebel England sitzt, arbeitet schneller als gewöhnlich und der Artikel 16 wird, wenn auch nicht sofort und ganz, doch zu einem erheblichen Teil in die Tat umgesetzt. Je weiter man die Sankiionsschraube dreht und je länger sie wirken kann, desto fühlbarer werden die Folgen auf dem abessinischen Kriegsschauplatz sein. Die völlige Ingangsetzung des Artikels 16 würde sie sogar voll kommen lahmlcgen. Anlaß genug für Mussolini, Sand in die Maschinen zu streuen und die militärischen Aktionen mit Beschleunigung durchzuführen. Wir stehen vor einem Wettlauf zwischen Divisionen und Sanktionen, zwischen General de Bono und dem Völkerbundsminister Eden. Wer wird der bessere Läufer sein? Die „Theorie von Adua". mit der sich die Franzosen und andere Leute lange Zeit über den Ernst der Lage ge täuscht haben, ist zerplatzt. Italien denkt nicht daran, auf dem Schlachtfeld von Adua haltzumachen, und das „Gior- nale d'Jtalia" sagt ganz unmißverständlich, daß Adua nur eine Etappe zu einem weiter gesteckten Ziel gewesen sei. Gewiß hat die Einnahme der Stadt, welche die Erinnerung an den schwärzesten Tag der italienischen Kolonialgeschichte wachruft, in Italien einen Freudentaumel ausgelöst, auch wenn der Sieg von Adua mehr eins Besetzung als eine Eroberung der Stadt darstellte. Aber von seinem Prestige und seinem Kriegsruhm allein kann auch das faschistische Italien nicht leben, es sucht in Abessinien Rohstoffe und Siedlungsland, und es gehört schon eine gute Portion Naivität dazu, um selbst heute noch auzunehmen. daß Mussolini diesen eigentlichen Sinn der ganzen Aliion außer acht lassen könnte. Es war vielleicht der verhängnis vollste Fehler der saturierten Länder, daß sie den Land- und Rohstoffhunger Italiens weit unterschätzt und der Dy namik des faschistischen Systems eine überwiegende rheto rische Bedeutung beigemcssen haben. Ein Land, das seine ganze Existenz auf eine Karte setzt, wird sich auch durch Kommissionsbeschlüsse und wirtschaftliche Verknappungen nicht von seinem Ziel abbringen lassen, der Durchschnitts italiener ist bedürfnislos genug, um auch schwere persön liche und wirtschaftliche Einschränkungen bereitwillig auf sich zu nehmen. Blutopfer werden zunächst den seit zwölf Jahren gepredigten kriegerischen Willen nur steigern, und jeder Rückschlag an der militärischen oder wirtschaftlichen Front dürfte nur um so stärkere Gegenwirkungen auslösen. Das Problem der Landnot ist für die vielen Millionen italienischer Kleinbauern, Landarbeiter, Wanderarbeiter, Industriearbeiter eine lebensnahe Wirklichkeit, und die Parole des Duce „In Afrika finden alle Ruhm und Raum" kann eines Echos in allen Kreisen gewiß sein. Ebenso wenig darf man sich freilich täuschen über die Uner bittlichkeit des englischen Widerstandes gegen eine italienische Inbesitznahme Abessiniens. Es wäre einfach lächerlich, annehmen zu wollen, daß die kost spieligen militärischen Vorbereitungen im Mittelmeer und Roten Meer lediglich der Vorbereitung und Sicherung wirtschaftlicher Sanktionen dienen sollten. England wird zur Blockade und nötigenfalls zu direkten militärischen Aktionen schreiten, wenn alle anderen Mittel versagen sollten. Die neue völkerrechtliche Lage gibt ihm die Mög lichkeit, nötigenfalls auf eigene Faust vorzugehen. Zunächst bedarf es nach englischer Auffassung dessen nicht, denn die Dinge nehmen den in London gewünschten Verlauf. Die „Staffelung" der Sanktionsmaßnahmen soll sich in der Weise vollziehen, daß man zunächst eine Kredit- sperre verhängt und die Einfuhr von Kriegsmaterial und Kriegsrohstoffen aus den Mitgliedsländern unterbindet. Aber hier beginnen schon die Schwierigkeiten. Die Nicht« Mitgliedsstaaten werden kaum zu einer Beteiligung an diesen Boykottmaßnahmen zu bringen sein, auch Amerika hat seine „Nichteinmischung" vorläufig auf Kriegsmaterial beschränkt. Verschiedene Mitgliedsstaaten werden bei dieser Aktion voraussichtlich eine recht passive Nolle spielen und wenig damit zufrieden sein, daß ihre günstigsten Wirtschaft«;- ckancen durch «inen verordneten Vovfott gestört werden.
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