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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.03.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000330022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900033002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900033002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-03
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Dx »rretdner «ochriqtrn" «»»«inen «tGlla, Morgen«; dl« »e,i«»er in Druden und d«r nächsten Umgebung, wo die Zmroauu, durch eigen, Bote» eder «»mmilftdnäee erzeigt, erhallen da» Blatt an Wochentagen, die nicht auf Senn, oder Aei-rt-a, felge», in i>u« Th«i>au«gad-N »deridä Uli» Morgen« lugefteLr, Für M-g-de eingeiandter Schriftstücke kein« VerbindlichleU. »-.lWVL'L-.'S«».. relearamat-Ldrefl«: VaUzvteht«« L>r«»d,n. Donnerstag-Abendausgabe für Dresden und Umgebung. -izchm-plif. St« XniUtchm« von »nfündiaimzen »I der Hauchaeichäftgstcke und den «edenannadmefklen in Leeäden b--- Nachmittag« it Uhr, Senn, und i^i-r tag, nur Martenstreche « o»n ti d>S > ,l Ukr. Die iidältige Srundzeiie iia, 8 Lildeni t» Pfg,, Lnturrdiguii,,'' auf der Pridatfeite Zell« SV Pfg , d" '--fdastige Zelle ol, „Siogeiandt' oder auf TexiteNe äv Pfg In Nummern nach Loxu. und Heier- t«e» l - de,, '.'loaiuge Srurrd.e>le-i lill. tü be», « und « «g, nach befoilderem Tarif. »utwärtigeSusträg- nur gegenBer««. iieiLhlung. «elegblLtter verdm mit iSstfgchertchuch. «o dort Vodmv j lM. «mMdit NolÜorotOÜo in xrSWter I Vvorep! lL tri 6. ssA»» tßtlisaos' Neueste Drahtnachrichten. Hofiiochrichten. Landtag, Körner-Museum, Feuerbestattung, Gastwirthe, Oberlandesgericht. I AA», O*» Fplvsivk. „Biel Lärm um Nichts", Conservatorium-Schlußcoiicett. „Die Jahreszeiten". I Freitag, LV. März 1900. Aernfchreib- und Fernsprech-Berichle vom 29. März. Berlin. Der Kaiser unternahm heute morgen den ge wohnten Spaziergang im Thiergcnten und hatte dann im Aus wärtigen Amt eine Besprechung mit dem Staatssekretär Grafen l>. Bülow. Berlin. Die Budgctkommission des Reichstags daß die Reichseinnahmcn aus längere Zeit hinaus in gleicher Weise steigen würde» wie bisher. Mg. Nebel (Soz.) meinte, in Folge der Flottciiverstarliina würden auch neue Flottenstützpunkte »oth- wendig werden Dop neue Steuern in Sicht seien, peweiie der Hinweis des Schatzsekretärs auf die Reserve, weiche in der Bicr- steuer liege. StaatSiekictär v Thiclemann erwiderte, er habe aus eine Erhöhung der Bransteuer nur als aus eine Reserve in äußerst schwierigen und dringenden Fällen hiiigklviesen. Staats sekretär Tirpitz bestritt, daß die Ciwerbung neuer Flottenstützpunkte beabsichtigt lei. Abg. v. Kardorff »Rerchsp.) glaubte, «ns die Tauer werde es bei der Flottenvermehrung ohne Stcuerrrböhuiia nicht abgehen, es seien neue Steuern nur möglich, wenn sie auf allgemeine Billigung rechnen könnten. Redner verlas dann einen Brief vom Frecherrn v Stumm, worin dieser bestreitet, daß die in den Zeitungen enthaltenen Angaben über die große» MiUionen- gcwinne der Lieferanten von Panzerplatten begründet seien. Die Zahl von 173 Millionen sei weitaus zu Horb, die Gewinne seien viel geringer, insbesondere im Hinblick ans das große Risiko und die nothwendigen gewaltigen Kapitalien. An den Dillcner Werken !ci von Stumm nur mit '/» des Aktienbesitzes betheiliat. Die Preise sür Panzerplatten seien in den letzten Jahre» nicht gestiegen ttotz Erhöhung der Materialienpreiie. Die deutsche Marine zahle leine Höheren Preise als ander' Flotten, v. Kardorfs fügte hinzu, daß zwei schlesische Werke den Versuch neniacht haben, Panzer platten zn sabrizirc», daß sie aber wegen des zu großen Risikos und der dazu erforderlichen riesigen Kapitalien davon Abstand ge nommen hätten, Abg. Müller-Fulda »Eentr.s: Es iei die Frage, ob das Reich, wenn es selbst Panzerplatte» sabrizire, nicht billiger wegkäme, zumal wenn mau abgängige alte Pnii;c»platw» wieder als Material verwende. Staatssekretär Tirpitz: Tie Eelbst- hcriteüung der Panzerplatten bietet große Schwierigkeiten an gesichts der vorhandenen tbeuren Patente, des nolbmendig werd-nve» Beamtenheeres -c. Thatiache sei. daß z B die StaatSk rstcn nicht io billig hätten liefern können alSdie Privntwerftcn: ! shalb balle er zur Zeit die Selbstfabrikation nicht für empfehlenswerth. Die Marinevenvaltunn werde bestrebt sein, so billig ats möglich :u wirthichaften, Gras Stolberg (Kons.) äußerte gleichfalls Be denken gegen die Selbstherstellung der Panzerplatten durch das Reich. Abg. Bebel (Soz.): Tic Fabrikation für Militär- und Marine- lieseruiia habe ein einziger großer Ring in der Hand, der dem Staate dir Preise diktire. Krupp sei der Konkurrenz deshalb über legen, weil er vom Staate einen erhalten habe. Waffen- und Pulverfabriken bezahlten Gewinne bis zu 15 Prozent. Abg. Richter lsreis. Vp.) weilt daraus hin, daß Besitzer der Dillingcr Werke außer Stumm Belgier und Fran zosen seien. Eine Konkurrenz zu schaffen wäre leicht, wenn die Marineverwaltung enrgegeiitommc. v. Kardorfs bemerkte, daß wir Deutschen allen Grund hätten, auf das Kruppsche Werk stolz zu sein; Krupp zahle jährlich 60 Millionen Arbeitslöhne. -Staats sekretär Tirpitz wies noch darauf hin, daß sich Krupp erst ans An- dringeir der Marine entschlossen habe, i» die Pcinzcrplattciifabrika- tion einzuketen. Aus eure Frage des Abg. Dr. Paaschc erwidere er. daß die Preise, welche andere Staaten für Panzerplatten zahlen, nicht geringere seien als unsere Abg Müller-Fulda iEentr.s crrtgegrrete, daß der englische Minister Gosche» im Parla ment erklärt habe, daß die englische» Schiffe 20 Prozent weniger kosteten als die deutsche». Staatssekretär Tirpitz: Falls diese Be hauptung wahr sei. würde sie. sich aus den günstige» Bedingungen des alten eingearbeitelen englischen Schiffsbanes erklären. Abg. Gras Stolberg (Kons.) frug an, ob die Marineverwaltnirg euren Versuch mit Ausschreibungen im ÄuSIande machen könne, falls wirklich im Jnlande so enorme Preise verlangt würden. Staats- wesentlich billiger sckretär Tirpitz: Mit drei Torpedoboots-Divisions-Schiffen seien Versuche mit Vergebung im Auslände gemacht worden, die Liefer ung stellte sich erheblich theurer und siel nicht gut aus. — Hierauf wurde eine Panse in den Verhandlungen gemacht. Berlin. Der Bnndcsrath hat heute den Etat mit den Be schlüssen des Reichstags angenommen. Der Gesetzentwurf betr. die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten will nur die äußersten Grenzen bezeichnen, bis zn welchen überhaupt aint- licherseits gegen Ausbruch und Verbreitung der Seuche vorgegangen werden darf. Die Art, wie die Maßnahmen unter den ver schiedenen Lebens- und Verkehrsverhältnissen zur Anwendung ge langen sollen, wird in der Hauptsache der Beschlußfassung deS BnndcslatheS Vorbehalte», unter gewisse» Voraussetzungen auch, soweit es zweckmäßig erscheint, dem Ermessen der Landesregierung überlasse»' — Die Interpellation der Konservativen betr. die Fleischbeschau kommt im Abgeordnetenhaus? erst nach Ostern zur Verhandlung. München. In Anwesenheit des Prinzregenten, der Prinzen und Prinzessinnen des Königs. Hauses, sowie der Spitzen der Behörden wurde heute Vormittag das neue der Münchener Künitlergenosseilschast gehörige Künstlerhaus feierlich eröffnet Der Präsident der Kunstakademie, Bildhauer Ferdinand v. Müller, übergab Namens der Baukommission das Gebäude der Künstler gen ossenichaft. deren Präsident Professor Franz V Lcndach das Kunstlerhaus übernahm, dem Prinzregenten für die Förderung dieses Bauwerkes dankte und der stetigen Kunstpslege der Wittelsbacher gedachte. Die Ansprache schloß mit einem Hoch aus den Piinzreaente». Prinz Luitpold drückte in seiner Eiwiderung die lebhafte Genugthnuiig über die langjährigen Bemerkungen, die zur Vollendung des Künsllerhanses führten und trank aus dem von dem Erbauer des Hauses Pros. Gabriel Seide gestifteten Ehrenpokal „aus seine liebe Münchener Künstlerschast" und trat dann einen Runvgairg durch das Haus an. Musik und Gesang begleiteten die Feierlichkeit. London. Wie „Daill, News" ans Pretoria vom 26. d. M. melden, wünscht Präsident Krüger, oaß Pretoria in VerthcidigungS- zusland gesetzt werde. Viele hervorragende Einwohner hätten sich icdoch dagegen ausgesprochen. In Johannesburg seien viele Ge bäude aus Beseht Krüger S unterminirt worden. — „Darin Cronicle" meldet aus Bloernsviitei» vom 26. d. M.: General French be richtet, Otiviec and Groj-ün gehen mit 6000 Man» nördlich, uin sich den Transvaalburen anzuichlicßen — Der „Standard" be richtet aus Ladnimitl). dort sei Alles ruhig. Der Feind kalte noch di« Biggarsberg-Linre inne, rvo das Vorrücken BullerS' erwartet werde. Konstantinopel. Der armenische Patriarch verharrt aus seiner Demission. Inzwischen ist die Wahl des KatholikoS Von Sis. die die Ursache der Demission bildet, ans den 5. April ver tagt worden. — Dre Frage wegen der Begrenzung und Bezeichnung des Gebietes des russiichen Vorzugsrechts sür den Bau von Eisen bahnen in de» an Rußland grenzenden kleinasiatischen Territorien ist noch nicht geregelt. Glencoe. Jnr hiesigen Burenlagcr traf ein Schreiben des Generals Buller ein mit der Ankündigung der bevorstehenden deutschen Arztes Tr. Albrecht, der bei Ladyimith ' ii. Bu Freilassung des gefangen genommen wurde, weil er zwei seiner Patienten, Buien- ossizierr, habe entkommen lassen, obwohl sie ihr Ehrenwort gegeben hatten, nicht zu flüchten. Ferner sollen den Buren zur hollän dischen Ambulanz gehörige Gegenstände, die 11 Waggons Men. wieder zugestellt werden. OertlicheS und Sächsisches. Dresden, den 29. März. —* An« 25. April Vollendet sich der Zeitraum eines Biertel- iahrhnnderts. seit Se. Majestät der König Albert Inhaber des bayerischen 15. Jnsantene-RegimentS ist das in Neuburg an der Donau m Garnison liegt. —* Ihre Kaiser!. König!. Hoheit Prinzeß Friedrich August kehrt heute Abend 8 Uhr 21 Min. von Bückeburg nach Dresden zuuick. * Se. König!. .Hoheit Prinz Friedrich August trifft morgen früh 5 Uhr 13 Min. von Bozen hier wieder ein. — ' Guten« Vernehmen nach ist der Generalodintanl Sr Majestät des Königs. Generalleutnant Hingst, zum Komman deur der 32. Jnsamerie-Divisio» ernannt worden Zum neuen König!. Generaladiulanten ist Gcneialmajor v. Rabenhvrsl. Kommandeur der l. Feld-Artillerie-Brigade Oer- 23, auserschcn. —* Zu unserem Bericht über die gestrige Sitzung der Zweite» Kammer des Landtags vom 28. März geht uns von zuständige« Seite folgende Erklärung zu: Der Herr Regierungskainmiffar ha« sich bei Besprechung derMaßrcgelunge » von Eisenbahn- bedienstctei« in Dresden nicht dahin geäußert, daß sich die Entlassenen leibst hatten Unbotmäßigkeiten zu Schulden kommen lassen, vielmehr dahin, daß sie in besonderer Weise „den Geist de« Unbotmäßigkeit iin Personale verbreitet haben". —* Landtag Heute wurde» von beiden Kammern Sitzungen abgehalten. Die Zweite Kammer beschäftigte sich in Schlußberathmig mit dem Entwürfe eines allgemeinen Baugcseyes für das Königreich Sachsen, wozu dre Abg. Enke, Uhlmann und Bochmann eine Reihe von Aendernngsanträgen noch in letzter Stunde eingebracht hatten, die. bereits in den Depu tationsbeiathungen vorgebrachr. von der Deputation abgelehnt worden «raren. ES entspann sich eine ausgedehnte Debatte, an weicher sich außer dem Berichterstatter Abg. Leupold. dem Herrn Staatsmiiiister v. Metzsch und dein Kömgl Kommissar Herrn Geh. Reaierungsrath Dr. Rumpelt die Mag Dr. Schill. Enk, Brau». Uhlmann, Vieepräsident Opitz. Dc Stöckel, Gräfe. Schiibart und Kluge betheiligten und die sich thests um die Aus legung verschiedener im Entwurf enthaltener Bestimmungen. theilL nm Vorbringung von Bedenken und Stellungnahme zu den An trägen Enke und Genosse» drehte Bei Schluß des Blattes dauert die Sitzung fort Es besteht die Absicht, den Gegenstand heute unter Dach ri« bringen und eventuell hierzu eine Abendsitzung ab- zuhatte» — Die ErsteKammer erledigte eine Anzahl Petitionen gemäß den Teputationsanttägen- — " Das evangelisch-bithervchc Landeskonsistorinm veröffentlicht folgenden Erlaß : „Nach Vernehmung mit dem König! Ministerium des Innen«, sowie noch Gehör des ständigen Ausschusses der Landessvnode haben «vir i» Uebereinsiimmuiig mit der jetzt von der Konferenz deutscher evangelischer Kirchenregierungen in Effenach eingenommenen Stellung beschlossen, nicht weiter zu verwehre», daß Gesäße mit den lleberreste» durch Feuer bestattete« Leichen aus GotteSäckeru m«ic> die Erde gebracht werden, wenn es ohne Feierlichkeit und unauffällig, auch ohne nochmalig« äußere Kennzeichnung der Uiiterbringungsslätte als einer solchen, die ein Aschengeiäß berge, geschieht Die Entschließung iw einzelne» Falle wird hiermit den Kirchen-Jnspektionen überlassen, die aber die Bewilligung nicht ohne vorgängige Zustimmung de? Kirchenvorstaiides erhellen wollen " Das „Nene Sächsische Kirchenblatt' bemerk« dazu: „Wir freuen uns mir allen folgerichtig evangelisch denkenden Gliedern unserer Kirche dieses ersten Schrittes zu einer gedeihlichen Ordnung der leidigen Angelegen heit. Hoffentlich bleibt man nun nicht aus halbem Wege stehe», sondern räumt durch einfache Gestattung der kirchlichen Feier nach stattgefundener Berbrennung der Leiche auch mit dem letzten Reiff: jener gutrömischen Tradition aus. nach welcher Christenineuschen. welche zwar arme Sünder, wie andere auch, gewesen sind, aber im speziellen Falle der Bestattungssorm keinerlei religiöse, nttliche oder kirchliche Pflicht verletzt haben, dennoch dafür noch an ihrem sterb lichen Leibe gestraft und anders behandelt werden sollen, als andere, und schlechter als Selbstmörder. —* Tein Bericht über den Ehren- und Freudentag des Be gründers des Körncr-MujeumS. Herrn Hoffath Dr. E Peschel. ist noch hinzuzusügen. daß die Beglückmünichungs- schrcibei« und -Telegramme, persönliche Ansprachen. Uebersendung und Darreichung von kostbaren Blumenspenden u.A. m. anläßlich des 25iährigcn Bestehens des Museums sich noch bis zu den späten Abendstunden fvrtietzte» und den Beweis gaben, wie hoch die Be gründung des Museums im In- und Auslände in Ehren steht und auf das Dankbarste anerkannt wird. Eine junge Dame in Schwerin «andte an Herrn Hoffath Peschel eine von ihr kunst voll gemalte Taffe, deren Obertasse die Silhouette Theodor Körner'S als Student, von einem Lorbeer- und einem Eichen zweig umrankt, zeigt, während die Untertasse das Leher- Klmft und Wissenschaft. i* König!. Hofschausviel. Das Ottnstädtcr Haus, das augenblicklich ganz in« sieghaften Stenie Shakcsveare'S steht, er» oberte sich gestern, Mittwoch. Abend mit der Neueinstudir - nng von des Briten „Viel Lär m u in Nicht s" wiederum einen vollen Kranz. Das Stück gehört zu den Komödien, die der gewaltige Dramensürst gleichsam zur Erholung von seinen littera- rffchen Großthaten geschrieben haben mag. bei deren 'Abfassung er es mit der Motiviruiig der einzelnen, sur die Entwickelung der Fabel wichtigen Momente nicht so genau nahm, und in denen er sich mehr als sonst an das stoffliche Vorbild — in iliiierem be sonderen Falle eine Novelle des Bandcllo, die Shakespeare in der französischen Uebersekung des Bellesorest kannte — mit der Souvriänetät seines Genres zu halten beliebte. Denn das Peste auch an dieser Komödie ist so echt „Shakespeareich", daß lrder Vergleich deS Italieners mit dem Briten zu Gunsten dieses aus- fallen muß. Nicht nur, daß unser Dichter die Grundfabel des Ganzen m eine höhere Sphäre rückt, er weiß auch durch die Einführung der humoristisch übersprudelnden Originalffguren Benedikt und Reatrice eine zweite, zu der ursprüngliche» Verwickelung der Novelle parallel lausende Handlung hinznstellen, die der einheit- ' > zu Statten kommt und der der „mißlungene Jntriguant" ihrer Schärfe nimmt. Daß der an glänzenden und blendenden Einfällen, an seinen und geistreichen Wendungen reiche Dialog, sowie die in einfachen, unzweideutigen Konturen gehaltene Charakteristik der Hauptfiguren ganz und gar deS Dichters Eigenthum sind, ist selbstverständlich. Das Stück der deutichen Bühne geschenkt zu hoben, ist neben der trefflichen Ueber- ietzuna durch de» Grafen Bauvissi» i» der Ausgabe von Schlegel und Tieck das Verdienst Holtci's, der die liebenswürdige über- müthiac Komödie durch scenische Vereinfachung wirksamer machte, die fünf Akte auf vier resp. drei zuruckfuhttr »nd allerhand „Modelnisirungen", wenn man'S so nennen darf, mit Glück und Geschick vornahm Außerdem wagte er noch drei Haupteingriffc. die so heimisch in unseren Bühnenfassungen geworden sind - die Holtei'sche Bearbeitung war ursprünglich m» als Sonfflir. eben und ist von dein Hallenser Regisseur gedrucktes Regiclmch vor den, Vergessrnwcrden manuimvt a, Leovoll» Weigel gerettet worden —, daß man sie dem Dichter zuzulchrerben gewohnt ist. und die darum wieder einmal nachdrücklich hervorgehoben werden sollen. Holtci hat nach leinen eigenen 'Angaben erstens der Scene, die Beatricen über Benedikts Liebe zn ihr täuschen soll, nachdem sich die Täuschung aus Heros Munde m etwas ausgesponnen. einen Monolog Bcatticens angehängt. der sich bemüht, einigermaßen deutlich zu machen und psnchologisch zu ent wickeln. was im Original völlig wiklunaSlvS m sechs Zeilen gesagt wird. Ferner hat er den Grasen Claudio oie Hand der ihm so plötzlich dargebotenen zweiten Braut zurnckwcisen. ihn in seiner wehmüthig liebenden Erinnerung treu bleiben lassen und manche verletzende Scherze, die unserem sensibler gewordene» Empfinden in dieser Situation wehe thun würden, mit milderen Worten vertauscht. Endlich hat der geschickte Bearbeiter auch den Schluß geändert, was Jeder — wie Hvltei selbst sehr richtig bemerkt - billigen muß. der nicht ausdrücklich daraus versessen ist, an oder in der Kapelle vor der Trauung ein Tänzchen zu machen. Die Holtei- schen Schlußverse, die die Moral des Ganzen ziehen, sind so an- muthicn daß sie hier Platz finden sollen, da sie weniger bekannt sind; sie lauten: „WeH Benedikt nichts BcffreS anzusangen. AIS lebt im Glück der Rache nachzuhangrn? Nein, bester Freund, der ist gestraft genug Dur« seiner «ig'nen Boibeit Lug und Trug. t5r meint' eS ichlinim zu mache», und er machte Erft Alles gut, er sei der Auegelachte Mag er die plumpe Tborkeil still bereu'n, Wn wollen uns, daß sie mttzlungen. freu'n. Wer weih, ob wir im Ernst uni uns geworben, WSr' Lew nicht mm Schein vorder gestorben. Wir liebten um» und «onkten Tag sür Tag. Run ged' es eben iveiter. wie es m«g. Dt» Wahrheit jenes alten Wort s entdeckt sich: , viel Lärm um SNchl« — und was sich ki,dt da« neckt sich." Daß und wie die Komödie in der Holt«! sichen Bühneneinrkchtung wirkt, daß bewies die gestrige Aufführung, die unter einem bei Weitem glücklicheren Stern stand, als die ihr vor einigen Wochen vorauSgcaangenc Neucinstnddamg von „Wie c- Euch gefällt". Ganz wird man heute wohl nie mehr, selbst auf einer idealen Mustert,uhne nicht, den Stu sinken, in dcni Wcrlc von der Art dieser vielfarbige» Komödie gespielt werden muffen, wem, sie in allen ihren Theilen überzeugend wirken uff . . Bei der Interpretation so heterogener Momente, wie sie Stück enthält, dos mit dem burlesken Ton ' dieses der der bei vollen Liistspielfabcl von Benedikt und Beatrice nnl nahe kauerspielartiaen Hffsode von Don Juan und Hero dem Festhalten des Stiles üoerall Schwierigkesten bereitet, ist mau schon zufrieden, wenn das Wesentlichste zur gefälligen Wirkung kommt. Daß das nur in dem scherzhaften Kriege zwischen BeiuLm und Bcatrice gesucht und gesunden werben kann, darüber ist kein Besetzung dieser beiden Hauptrollen liegt zwingt und gerade mit so viel Gefühlswärme paart, als nothia ist. Alles Soigmrte wäre hier am falschen Platze, und je schlichter Benedikt in all' seiner derben Nonchalance anfänglich anstrstt, nm so mehr wirkt der forcirte Seufzerton seiner Rede nach de, von der Liebe Beatricens «n Cavalier. die Her» . ,cktuna brachte. Eine be sondere Anerkennung verdient der Künstler wieder für kein tadellos sicheres Beherrschen des oft ungemein difsicilen Dialogs, dessen blitzschnelle Wendungen nur bei wörtlicher Wiedergabe überhaupt wirken können. Trefflich wurde Herr Waldeck hierin von Frau Bastö unterstützt, welche als Beatrkcc ungebundene Natürlichkeit und herbe Sprödigkeit zu schöner Har monie vereinigte, entzückend pikant in einer rochen Lockenpcrruckc und einer Anzahl geschmackvoller Toiletten aussah und mit ihrer luftigen Laune, die Ernst und Scherz an dc» Höhepunkten wohl zu mischen verstand, ihre Umgebung mehr als einmal mit formß. Biel Licht fällt allerdings nicht aus diese und sich mit ihren Rollen leidlich abzusinden, ist das Beste, was die übrigen zahlreichen Mitwirkenden bet einigein guten Willen thun können Daß sic oft mehr als das tkiaten. gereicht vor Allem Frl. Pölitz (Sero), sowie den Herren Wiene. der die ungefährliche, aber essigsamc' Lustspielttö« in Menschengestalt — Don Inan heißt die Canaille — svielen mußte, Franz lTlaudio), Dcttmer (Don Pedro), Winds -Le-'noio), Gebühr (Boracchio). Egaetth (Antonio) und Ganz »Conrad) zur besonderen Ehre. Daß die GerichtSscenen mit ihm» drastischen Humor ihre volle Schutdkgteit chaten und die obligaten
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