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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 25.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187310253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18731025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18731025
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-25
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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Monnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Großenhainer UiüechMiW- M Anzcheblaü. Amtsvlatt des Königlichen Gerichtsamtö und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenpreis: Für den Raum einer Spalt zeile 1 Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Sonnabend, den 25. Lctober 18^2* Kaiser Wilhelm in Wien. Fast eine volle Woche weilte Kaiser Wilhelm als Gast des österreichischen Herrschers in der alten Donauhauptstadt. Durch die höchsten Auszeichnungen von Seiten seines kaiser lichen Wirthes geehrt, wurde er auch von der Bevölkerung mit einer Herzlichkeit und Wärme empfangen, wie dieselbe noch bei der Ankunft keines der zahlreichen fürstlichen Gäste, welche im Laufe des Sommers die Ausstellungsstadt be suchten, mit so überraschender Einmüthigkeit hervortrat. Wenn der ernsthaftere Norddeutsche, der mit sympathischen Kundgebungen weniger verschwenderisch umzugehen pflegt, auch vielleicht versucht ist, einen Theil dieses Beifalls sturmes auf Rechnung der größeren Lebhaftigkeit des hei teren Wiener Völkchens zu setzen, so werden doch auch unsere Herzen freudig bewegt bei der herzlichen Begrüßung zweier Fürsten, den Repräsentanten von 80 Millionen, deren Begegnung durch keinen Mißton getrübt wird und deren persönlicher Verkehr nicht mehr durch entgegenstehende Interessen und ungelöste Fragen eine Störung zu befürch ten hat. Neun Jahre sind verflossen, seit Kaiser Wilhelm Wien zum letzten Male betrat. Auch damals, unmittelbar nach der glorreichen Beendigung des dänischen Krieges, erschien er in der Hofburg als Verbündeter des Kaisers Franz Joseph. Aber es war schon damals unschwer vorauszu sehen, daß die Freundschaft zwischen den Siegern von Oberselk und den Helden von Düppel und Alsen nimmer von langem Bestände sein könne. Das preußisch-öster reichische Bündniß vom Jahre 1863 trug den Keim der Auflösung schon an dem Tage in sich, an dem es geschlossen wurde. Die deutsche Frage hieß der wunde Fleck, an dem es krankte. Der Streit der beiderseitigen Interessen ertrug nur einen kurzen Aufschub, aber keine dauernde Ver söhnung. Der Siegespreis der herrlichen Waffenthat selbst, die dem Feinde abgerungene Grenzprovinz, war der Eck stein, an welchem die unnatürliche Freundschaft zerschellte. Wenn auch die Herrscher Oesterreichs und Preußens per sönlich den Bruch bedauern mochten, die Unhaltbarkeit der beiderseitigen Beziehungen zu Deutschland machte eine ge waltsame Auseinandersetzung und Klärung der trüben Ver hältnisse auch gegen alle persönlichen Regungen zur gebie terischen Nothwendigkeit. Wie ganz anders liegen heute die Dinge! Die Freude über die Zusammenkunft der beiden Kaiser wird nicht mehr wie damals durch den Gedanken beeinträchtigt, daß zwischen den beiden großen Staatengebilden Mitteleuropas noch Fragen schweben, die ihrer Lösung harren. Wenn Deutsch land heute die Freundschaft Oesterreichs sucht, so geschieht es lediglich, nm dasselbe für eine Politik zu gewinnen, welche oen gegenwärtigen Besitzstand in Europa garantirt, und etwaigen friedensstörerischen Bestrebungen ein gebietendes Halt zuruft. Und wenn es danach scheinen könnte, als wenn Deutschland den Rachegelüsten eines gedemüthigten Nachbars gegenüber von dem neuen Bündniß den Hauptgewinn hätte, so muß auch Oesterreich sich sagen, daß wir nicht mit leeren Händen kommen; denn das wiederhergestellte freundliche Einvernehmen zwischen Wien und Petersburg ist Deutsch lands Verdienst. Andererseits gewinnt auch das deutsche Element in Oesterreich, welches bekanntlich die stärkste Stütze dieses Staatengefüges ist, durch die Anlehnung an das mächtig emporstrebende Deutschland neue Kräftigung und Ermuthigung zum erfolgreichen Widerstande gegen die Ueber- fluthung durch slavische und magyarische Stämme. Die großartige politische Thäligkeit, welche zur Auf richtung eines europäischen Friedensbundes im vorigen Jahre die Dreikaiserzusammenkunft ermöglichte und die durch die Anwesenheit des Königs von Italien in Wien und Berlin ihren Umfang erweiterte, findet ihre letzte und endgiltige Besiegelung in dem Besuche des Deutschen Kaisers in Wien. So stimmen wir gern in die stolzen Worte eines österreichischen Blattes über die Bedeutung der nun ihrem Ende nahenden Weltausstellung ein: „ Unser Ausstellungsjahr hat in der That, indem es die culturelle Bedeutung des Friedens unter Staaten und Völkern mit so überzeugungsvoller Macht Fürsten und Staatsmännern in steigendem Grade zum Bewußtsein brachte, eine mehr als vorübergehende, eine im edelsten Sinne poli tische Mission erfüllt." Tagesnachrichten. Sachsen. Der Zustand Sr. Majestät des Königs wird in dem am 23. October Nachmittags 2 Uhr erschie nenen Bulletin als ein vollständig hoffnungsloser bezeichnet. Das Bewußtsein ist fast ganz geschwunden; die Kräfte nehmen stetig ab. Von den Städten unter 6000 Einwohnern haben sich bis zum 22. October 41 Städte für Annahme der revidirten Städteordnung und 59 für Annahme der Städteordnung für mittlere und kleine Städte erklärt; sechs Städte sind mit ihrer Erklärung noch im Rückstände. Aus Dahlen wird dem „Dr. I." gemeldet: Ein zwölf jähriger Knabe von hier setzte sich am 16. October auf einen mit Kartoffeln schwer beladenen Handwagen und fuhr so, die Beine herabhängen lassend, den abschüssigen Theil der Bahnhofstraße dicht vor der Stadt herab; der Wagen kam aus dem Gleise und stieß gegen einen Baum, an dessen Stamme sich der arme Knabe das linke Bein zerquetschte. Dasselbe mußte amputirt werden, welcher Operation aber der Verstümmelte Tags darauf erlag. Beim Dorfe Heyda wurde, wie man aus Döbeln be richtet, am 15. Octbr. ein Zimmerlehrling durch Umstürzen eines Langholzwagens, welchem er behufs Führung bei gegeben war, sofort getödtet. Preuße«. Der Ministerpräsident Feldmarschall Graf Roon hat einen vierwöchentlichen Nachurlaub erhalten und wird erst in der Mitte des nächsten Monats wieder in Berlin eintreffen. Das „Mainzer Journal", das Organ des dortigen Bi schofs, bringt ein offenes Schreiben an den Kaiser, welches sich gegen die bekannte Stelle des kaiserlichen Briefes richtet, die von den staatsfeindlichen Umtrieben einer katholisch- politischen Partei und von dem Anschluß höherer katholischer Geistlichen an diese Bewegung sprach. Der Schlußsatz dieser insolenten ultramontanen Auslassung lautet: „Staats feindliche Umtriebe" haben Ew. Majestät im Angesicht Europas uns vorgeworfen. Entweder bewegt sich unsere Agitation innerhalb der Schranken der Gesetze, und dann waren Sie nicht berechtigt, uns diesen Vorwurf zu machen, oder sie geht über diesen Boden hinaus, und dann begründen staatsfeindliche Umtriebe das Verbrechen des Hochverrathes. „Nun denn, Majestät, befehlen Sie Ihrer Regierung auf Grund der Thatsachen, die Ihnen ja angesichts eines solchen Vorwurfs zu Gebote stehen müssen, unsere Führer als Hochverräther vor Gericht zu stellen. Nachdem Sie einen so furchtbaren Vorwurf gegen die Ehre, gegen die Integrität des Characters, gegen die Loyalität ihrer Gesinnungen ge schleudert, gestatten Sie wenigstens diesen Männern, Ihnen zu beweisen, wie übel Sie berichtet waren!" Oesterreich. Bei dem am 21. October im Ceremonien- saale der Wiener Hofburg stattgefundenen Galadiner brachte der Kaiser Franz Joseph folgenden Toast auf den deutschen Kaiser aus: „Nachdem mein innigster Wunsch, meinen lieben Freund und Bruder noch während der Weltausstellung in Wien willkommen heißen zu können, in Erfüllung gegangen ist, so erhebe ich mit freudigem Herzen und bestem Danke das Glas auf das Wohl unseres lieben Gastes: Se. Majestät der deutsche Kaiser und König von Preußen lebe hoch!" Kaiser Wilhelm erwiderte mit folgenden Worten: „Erlauben mir Ew. Majestät, daß ich auf die eben gehörten erhebenden Worte meinen herzlichsten und freundschaftlichsten Dank ausspreche. An diesen Dank reihe ich den für die gastliche und freundschaftliche Aufnahme, welche die Kaiserin, meine Gemahlin, und meine Kinder hier gefunden haben. Es ist mir eine besondere Genugthuung, daß ich den freundlichen Besuch, den Ew. Majestät in Verbindung mit Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland im vorigen Jahre in Berlin machten, noch während der Weltausstellung hier habe er- wiedern können. Die damals unter uns ausgetauschten freundschaftlichen Gesinnungen, die ich hier jetzt in vollem Maße wiedergefunden habe, sind eine Bürgschaft des euro päischen Friedens und der Wohlfahrt unserer Völker. Ich trinke auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers von Oester reich und Königs von Ungarn, meines erhabenen Freundes und Bruders!" Italien. Der „Offervatore Romano", das officielle Organ des Vaticans, publicirt den Briefwechsel des Papstes mit dem deutschen Kaiser und bemerkt dazu unter Anderem: „Der Hochmuth des unverhofften Triumphes, den siegreichen Fuß auf den Leichnam des eignen Feinoes haben stemmen zu können, scheine die Phantasie zu sehr erhitzt und den Kirchenverfolgern in Deutschland die Antwort des Kaisers eingegeben zu haben; sie vergessen jedoch, daß Gott den Hochmüthigen widerstrebe, den Demüthigen aber Gnade gewähre, daß das Menschengesetz thörichter Weise sich an maße, das ewige Gesetz des unwandelbaren Gottes, des Schöpfers aller Dinge, niederzutreten, daß der Papst in seiner Schwäche, in seiner Verlassenheit hundert Mal, ja tausend Mal, stärker und mächtiger sei im Namen Gottes, als die preußischen Ketzer und alle, die ihnen gleichen und ihnen nachahmen im Namen der hinfälligen und elenden Macht des Menschen." Aus Pavia wird unterm 17. October gemeldet, daß der Po infolge dreitägigen ununterbrochenen Regens um 4*/z Meter gestiegen ist. Die Eisenbahn von Civitavecchia nach Livorno ist, ebenfalls durch Regengüsse, bei Rosignano unterbrochen worden. Auch die Simplonstraße wurde am 15. durch den Regen an einigen Stellen unfahrbar gemacht und es wurde aus Pallanza am Lago - maggiore eine Truppenabtheilung abgesandt, um die Schäden auszubessern. Stresa in der Provinz Novara ist am 15. Oct. durch einen Orcan und Wolkenbruch verwüstet worden, ebenso die um liegenden Villen, darunter eine der Herzogin von Genua gehörige. Auch nach Stresa wurden Truppen geschickt. Frankreich. Bei Fortsetzung des Zeugenverhörs im Bazaine'schen Procesie wurden am 21. October zunächst Schneider, Rouher und der Marschall Canrobert vernom men. Die beiden Ersteren sagten übereinstimmend aus, daß sich Bazaine durchaus nicht um das Obercommando beworben habe. Canrobert ließ sich hauptsächlich über seine Getheiligung an den militärischen Operationen, namentlich am 18. August 1870, vernehmen. Er wies darauf hin, daß er trotz der Ueberlegenheit der feindlichen Artillerie, der er seinerseits nur 54 Geschütze habe entgegensteüen können, das Schlachtfeld behauptet habe. Der Bericht Canrobert'S rief eine große Erregung unter den Zuhörern hervor. Can- roberl erwähnt bezüglich der Schlacht von St. Privat, er habe dem Hauptquartier zweimal Munitionsmangel gemeldet und darauf die Zusicherung erhalten, daß ihm die Garde zu Hilfe gesandt werde, was jedoch nicht geschehen sei. Canrobert erklärt Bazaine's Verhalten dadurch, daß Ba zaine über die Bedeutung der Schlacht im Unklaren war. Ueber den Gang der militärischen Ereignisse bis zum 19. August werden noch Leboeuf, Ladmirault, Bourbaki, Frossard und Jarras vernommen. General Bourbaki, der damalige Commandant des Gardecorps, erklärte, am 18. August keinen Befehl erhalten zu haben, Canrobert Hilfe zu bringen; er habe weder Canrobert'S Bedrängniß gewußt, noch ohne specielle Ordre marschiren können. In der Sitzung am 22. October erklärte der Stabschef des Artilleriegenerals Soleille, welcher wegen Krankheit nicht als Zeuge erschienen ist, Letzterer habe den Verbrauch an Munition bis zum 15. August Abends auf fast die Hälfte der vorhandenen geschätzt; er habe den Marschall Bazaine dann benachrichtigt, der demgemäß fürchtete, daß es an Munition mangeln werde. General Lebrun erklärt, es seien viele Befehle gegeben worden, ohne zur Kenntniß des Generalstabs zu kommen, wodurch Verwirrung und selbst ! Widerspruch in den Befehlen entstanden sei. Der „Moniteur universel" faßt die Hauptbestimmungen der Resolution, welche von der aus den Fractionen der Rechten zusammengesetzten Neunercommission entworfen wor den ist und die als Basis der Verhandlungen für Wieder herstellung der Monarchie dienen soll, dahin zusammen: vollständige Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetze, gleiche Berechtigung Aller zur Bekleidung von Aemtern im Civil- und Militärdienste, Religionsfreiheit ohne irgend welchen Unterschied in Bezug auf die bestehenden Culte, Freiheit der Presse, lediglich und allein unter den durch die Rück sicht auf die öffentliche Ordnung gebotenen nothwendigen Garantien, jährliche Bewilligung der Steuern durch die Landesvertretung, Aufrechterhaltung und Organisirung des allgemeinen Stimmrechts. Die Resolution, deren eigentlicher Wortlaut erst in der letzten Stunde festgestellt werden dürfte, besagt, daß die nationale erbliche und constitutionelle Mo narchie als die Regierungsform Frankreichs erklärt und demzufolge der Graf v. Chambord auf den Thron berufen werden solle. Die dem rechten Centrum angehörigen Mitglieder der Permanenzcommission wurden beauftragt, die Einberufung der Nationalversammlung vor Ablauf der Ferien zu bean tragen, ohne jedoch den Termin für dieselbe festzustellen. Mehrere Deputirte hatten sich zu dem Präsidenten der Republik begeben, um denselben bezüglich der Gerüchte über seine politische Haltung zu interpeüiren. Der „Agence HavaS" zufolge ertheilte der Marschallpräsident Mac Mahon nach stehende Antwort: Wenn ich als Soldat immer bereit bin, meinem Lande meine Dienste zu widmen, lehne ich doch durchaus den Gedanken ab, die mir übertragene Gewalt aufrecht erhalten zu wollen, gleichviel unter welcher Be dingung mir dieselbe angeboten werden sollte. Ich bin durch die Majorität der Conservativen ernannt worden, von der ich mich nicht trennen werde. Vom Landtage. -j- Dresden, 23. October. Das früher von der zwei ten Kammer genehmigte, von der ersten Kammer jedoch abgelehnte k. Decret, einige Verfaffungsveränderungen, sowie die neue Landtagsordnung betr., ist jetzt dem Landtage in wesentlich unveränderter Form wieder vorgelegt worden; nur sind die Diäten von 3 auf 4 Thlr. erhöht. Wie in Ab geordnetenkreisen verlautet, gedenkt die liberale Majorität der zweiten Kammer ihre diesmalige Abstimmung von der gleichzeitigen Beseitigung des vielangefochtenen § 92 der Verfaffungsurkunve abhängig zu machen. Die Vorlage läßt diesen Paragraphen unberührt. — In einem weiteren Decrete stellt die Regierung den Antrag: die Stänvever- sammlung wolle ihre Zustimmung dazu ertheilen, daß die Regierung 1) das vorläufige Abkommen über Aufnahme einer 4'/,Procentigen Anleihe bis zur Höhe von 16 Mill.
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