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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001115025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900111502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900111502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
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SeriigrgebMn: p» .Dr»Id»»rNackirick«e»" er«ck>eblen >ao1i« M«,en»! die Bulrber in Dresden und der nächsten Umschling, wo die Zulragung durch eigene Boien oder Sommiiiionäre eriolgl. erbauen das Blau an Wochentagen, di« »ichtauISonn- oder Aeienage folgen, in iwei Lbciiausaaben Abends und Morgen» «ngeilellt. üür Rückgabe enrgeiandter Schritt, bück« deine Berbindlichieit. Seroivrechanichinb: L«11 Nr. U und Nr. 208«. Telegramm. Ad reiie: Nachricht«« Dresden. Mittwoch-Abendausgabe für Dresden und Umgebung. Anreizen, canl. Die Annabme von Ankündigungen erioigt in derknwvioeichailsiielle und den Nedenannalnneirelleu in Dresden dis Nachmittags Lllbr. Sonn- und iieiertags nur Maneniirade 3» von n ins'/,l Ubr. Dt« t ipaitioe üsruuk. »eüe ica. s Silben» ru Pig.. Au kündigungen aui der Privat»eile tieit' rs P>g: die rivaitige Zeile als .Wugeiandt' oder aus Tertieiir L0 Pig. Hn Nummern nach Sonn» und Heim lagen I- bez. rivalüge SirundeeUai- 3ü, so bar. « und 80 Pig. nach beianoersm Tarif. Auswärtige Aufträge nur gegen LülguLde»gbItUlg. ÄctegbiLttcr werden mit tk> Pig. berechnet. ^7. Ts/ ^src/ss/s/7 -Ä///Z, II. Sm. Iö«^s», Vo^«!v»«ix-, IIUviii- L. ISi'«MsSi»ill, I, frnizpr. und Alursel^ vinv, Vv«Rvi trvvrii«;, LsNsüi v, rlvul^vliv btll'j t>r»NLi»tdi>z«Iiv ^Il»mprLL»vr. »> -1 !V Lnisaal' Eröffnung des ReichskagS. Vteucire Draklberrchke. Hoinachrrchren. Stenrichnnvpen. Neue Väüerformcn, «»ss» eDZ sI» PpkcsilZ. Ofener Billern Neuer Thierschukverein. .Sainion und Lalila". Liederabend Ernit Mann Tmmerstlist, lÄ. Nvvemlier N)0^« Die Erüfflmng des Reichstags. Heute Mittag lll Uhr fand iiu Rütcriaale des Königl. Schlaffes zu Berlin die feierliche Eröffnung des Reichstags durch den Kaiier statt. Der Thron war von zwei Pagen ilankir!. Die crchloßgarde unter Obcrstlculannt v. Berg hatte au den übrigen Länden entlang Aufstellung genommen; die Fahne beiaud sich gegenüber dem Thron. Zahlreiche Mitglieder des Reichstags waren anwelend. Ter Reichskanzler, die Staatsiekretare. die Minister und die Mitglieder des BundeSraths standen an der Fensterwand, die in Berlin anwesenden königlichen Prinzen ihnen gegenüber. Unter großem Bortritt, gefolgt von den Herren feiner Umgebung, de» Kabrnetschefs, der Generalität und dem Gefolge, betrat der Kaiser in der Uniform der GardcS du Eorps mit dem Bande des Schwarzen Adlervrdens den Saal. Während die Schloßgardc Präsent,rle. brachte Gras Ballcstrem auf den Kaiser ein Hoch aus. Ter Kaiser trat aui die oberste Stufe des Thrones: der .Kronprinz in der Uniform des ersten Garde, Regiments zu Jus: rechts neben den Thron. Ter Kaiier verla-S die ihm vom Reichskanzler überreichte Thronrede, welche folgenden Wortlaut hatte: Geehrte Herren! Nachdem Ich Sie zu erneutem Wirten in: Tirnste des Ge meinwohls berufen habe, entbiete Ich Ihnen Namens der ber bündele» Regierungen Gruß und Willkommen! Tic Ereignisse im fernen Osten haben unter allen gesitteten Böllern der Erde tiefe Erregung hervorgerufen. Ianatiicher Haß und finsterer Aberglaube, angeslachelt von gewisicnloien Rathgebern des Petmger Hofes, batten mißleitete Massen des chrncsftchen Balles zu Grenel- lliatgn getrieben gegen die friedlich unter ihnen weilenden Bor- voste» abendländischer Eivilüation und christlicher Kultur. Bei dem umthig unternommenen Versuche, die auizicheudc Gefahr zu beschwören, starb Mein Gesandter von meuchlerischer Hand; die Fremden in der Hauptstadt iahen sich au Leib und Seele bedroht Mer die Schreckensbotschaft einte, was lonst getrennt: alle Nationen, gegen die sich der unerhörte Angriff richtete, schlaffen sich eng zusammen, und cinmüthig kämpften Schulter ,rn Schulter ihre Söhne. Und wie die Feldzeichen draußen gemeiniam wehen, so zeigen sich die Regierungen in ihren Bcmthungen von den» einstimmigen Wunsche bestell, möglich»! bald »nieder geordnete : Zustände herbeizufühpen und nach Bestrafung der Hauptschuldigen ^ der Wiederkehr solcher Storungen des Weltfriedens für die Zu- lauft vorzubeugen. Gern hätte .Ich auf die Kunde von den, Ausbruche der Wirren iu China alsbald die Volksvertretung um Mich vcriammelt. Wie das deutsche Volk mit seinen Fürsten die Ausfahrt der freiwillig zu den Fahnen geeilten wehrhaften Jugend »ist ihrer Führer mit Kundgebungen freudigen Stolzes und muthiger Zuversicht be gleitete. einer Zuversicht, die seither durch das Verhalten unserer Krieger vor dem Vatcrlande wie vor dem Auslande voll gerecht, , fertigt ist, so würde gewiß auch die Volksvertretung mit patrio tischer Entschlosseiiheit für die zu ergreifenden Maßregeln cin- getreten sein und hierdurch deren Wucht gesteigert haben. Aber »während nur das Eine sicher war. daß ohne Zögern gehandelt weiden mußte, war die Grundlage für die zu fassenden Beschlüsse >umal bei der Unsicherheit des Nachrichtendienstes schwankend. Standen demgemäß die uns erwachsenden Aufgaben »ach keines wegs fest, so entzog sich damit das Maß der notbweudigen Auf wendungen einer finanziellen Schatzung. Wenn hiernach davon abgesehen worden ist. den Reichstag zu einer außer ordentlichen Sitzung behilfs verfassungsmäßigen Beschlusses über den Kostenaufwand zu berufen, io hegen doch die verbündete» Regierungen das Bertraucu. daß die Volksvertretung den. unver meidlich gewordenen Ausgaben ihre nachträgliche Zustimmung »sich > Verlagen werde Galt es dock, nicht nur schwer bedrohte deut'chc Jntcreiien zu schützen, sondern auch die Ehre des deutschen Namens ohne Verzug zu wahren. Gegenwärtig läßt sich der durch das ost- asiatüche Unternehmen verursachte Aufwand für das laufende Rechnungsjahr irberrehcn. Ec bildet den Gegenstand einer be sonderen Kreditvorlage. die ihnen sofort zugchen wird. In dem Entwürfe zum Rcichshaushaltsctat haben, dank dcE natürlichen Steigen der Einnahmen und den vom Reichstage in der vorige» Tagung beichioifencn Steucrerhöhungen. für fast alle Zweige der Reiclisthätigkcit reichere Mittel angeietzt werden können, insbesondere zu Zwecken der Fürsorge für die Arbeiter und der Londesverlheidigung. Ei» Zolltarifgcsetz ist w weit vorbereitet, daß die Vorlage dcS Entwurfs an den BnndeSrath in» Laust dcS Winters zu erwarten ist. Rächst den in der vorigen Tagung nicht verabschiedeten Entwürfen einer Scemannsordming und der damit im Zusammenhang sichenden Gesetze werden neue Vorlagen Sie beschäftigen, durch welche cineveits eine einheitliche Gestallung der ösienllich-rechtlicheii Seite des Privatversicherungs- wcstnS herbeigcsnhrt, andererstils die Reichsgesttzgebnng über daS Urheberrecht mit der fortgeschrittenen Rechtseniwickelnng in Einklang gebracht werden »oll. Vorbereitet wird eine durch die Neugestaltung der UnsallversicbeniiigSgesttze bedingte Abänderung der Vorschriften über die Umall-Fürwrge für Beamte mw Perlenen des Coldalenstuudes. sowie eine Vorlage, welche die Vorschriften über den Verkehr mit Wern zu verbessern bezweckt. Tie Beziehungen des Reiches zu allen auswärtigen Mächten sind fortdauernd gut und freundlich. Mit Wehmut!; gedenke Ich Meines Verbündeten und thcucen Freundes, des Königs Humbcrt, welcher in fernem königlichen Beruf als Opfer eures fluchwürdigen Amckikages siel. Auf der Weltausstell ung zu Paris, wo das Nachbarland dem friedlichen Wettstreit der Völler eine gastliche Stätte bereits hatte, ist deutschem Fleiße und deutscher Kunstfertigkeit reiche Anerkennung zu Theil ge worden. Tiestr. Erfolg, den Sic gewiß mit Mir freudig begrüßen, wird der nationalen 'Arbeit auf allen Gebieten ein Svorrr zu neuen Anstrengungen und immcr größeren Leistungen fein. Möchten die Berothungen, denen Sie sich, geebne Herren im Einvernehmen mit den verbündeten Regierungen widmen wollen, unter dem Beistand der göttlichen Gnade dem theurcn Vaterland zum Segen gereichen Nachdem der Köfter die Thronrede beendet hakte, erklärie Reichskanzler Grat Bülow den Reichstag für eröffnet, worauf der boherilche Gesandte Gral Lerchenstld ein Hoch ans den Kaiser ans- bmchte, in das die Anwesenden wiederum einftimmten. Neueste Drahtmcldnn^en vom H. Covern ber. eure Kompagnie Infanterie und IM Mann Kavallerie dorthin gesandt, um dre Angestellten zu schützen. Tie Truppen habe» Befehl, in Tongk» zu bleiben. London Tic „Times" melden aus Shanghai: Mau ve. lang! hier, daß in die Friedensbcdrnguu g e n die Forderung der Entfernung der chinesischen Truppen aus der Umgegend vre Shanghai lruigenommen werden ioll. — Wie demselben Blaue gemeldet wird, legt man in Tientsin lebhaftes Interesse bezüglich des gegenwärtige» Aufenthalts der japanischen Tmvveu an l den Tag. die. obwohl ist doS Land nicht verlassen haben, au: ^ Tientsin und Peking verschwunden sind, ohne daß man weiß, wo- j hin sie gerückt sind London. Ten „Times" wird aus Peking gemeldet, cc- ! scheine, daß China alle in der Note enthaltenen Bedingungen i a n n e h m e ir werde, mit Ausnahme der Forderung, an gcwrsi:.: s Prinzen und Würdenträgern die Todesstrafe zu Vollstrecker». Berlin. iPriv.-Tel.) Tic Eröffnung des Reich siag: erfolgte inner »chwacher Betheilignng. Tie Verlesung der Thron rede wurde, wie verlautet, durch Beffallsäußerungeu nicht unter hrochen Tic Eröffnungssitzung erfolgte vor gut besetztem Harra Ter Präsident der vorigen Session. Grat Ballestrein. eröffnet«: di Sitzung und ernannte die provisorischen Schriftführer. Zur Veit" nng gelangte ein Schreiber! deS Grasen Bülvw. in dem ec seine Ernennung mm Reichskanzler anzeigt. Unter den eingegangenen Vorlagen befinden sich n. A. der Nachtragsclat für die Ehim Erveditien und die Seemannsordnung. Tie Auszählung erge. die Anweicnheit von ftlft Mitgliedern, das HarrS ist wirrst bcicistuß füllig. Morgen. Wahl öcs Präsidiums. - Ter R cichs h a u s haliSe! nt für lftol balancirt in Einnahme und Ausgabe in». 2L!si>ti!7Rft Ml. Tie dauernden Ausgaben betragen IMLMftchchl Mt., die einmaligen WN82V<k Ml., wovon MjFTjM.') Vit. auf den außerordentlichen Etat entfalle': K728v:A1 Ml. sollen durch Anleihe gedeckt werden.. Berlin. Der Kaiier. die Kaiserin, und der Kronprw wohnten heute Vormittag in der Sicaesallce der Enthüllung b. Standbilder der Markgrafen Joachims kl. und Ludwigs des Römers und des Knriücsten Johann Cicero von Felderdos, Graten Gürz Schlitz und Manche bei Graf Gör; erhielt, dos Grohsten; da. Rothen Adler-Ordens 1. Klosie. Jeldechof und Manche Leu Mchv Adler-Orden -j. Klane. H a in b u r a. In der« Prozeß wegen der Beschlagnahme von >.e »,,L cTüdailika envchied das hiesige Land 8) .Kisten Goldes aus Ter Krieg in China. London. Wie den „Times" ans Schanghai gemeldet wtzd,: heißt es i» der Eingebvrenenvreise. Linrimft bade Tichancnchiiüng j aufgeiordert. mit ihm gemeiinam sich jeder gegen Surganftr übersi Hantäu gerichtelcn Ervedirion zu widerictze u. London. Ter „Standard" melde! ans Shanghai vorn" !o. d---. Ac.. Sir Robert Hart »er dazu bestimmt ivvrdeu. mit den! Vertretern der fremden Mackste die Höbe der EntschädigungS in Mine und den ZahlungsniodirS sestzraetzeu. — Eineni lniiccT , siche» Edikt zufolge ioll Li - Hung T ! ch nng znm General»»-! j »ins der großen Nordcumee an Stelle lftunglu S ernannt worden lein.! ! Lo » do n. Tas „sNcuter'iche Bureau" meldet aus Tientsin: I Da sie Russen die fremden Estcnbahiraugestellteii i» Tongku angewiesen haben. Tongtu zu >ver!a»en. w haben die Ennländer gerrcht wie folgt. Unter der Bedingung, daß die Firma Arnd: u. Cohen 2chX)ö<>> Mt. hinterlegt, hat dre Aufhebung der L-' schiognoh'.ire des Rohgoldes zu erfolgen Breslau. Der wegen Ermordung eines Vcadchens zmi> Tode verurtheilte Fabrikarbeiter WilhAm Plägülg wurde durch Scharsrichtc c Reindel-Mcigdebnrg hingerrchtct. Brün Von den 9 hri der Erpkosivn auf dem Pluro schacht bei Aieia ichwer verletzten Pcrionen sind drcr gestorben Szeged in. Einer Blättermeldung zufolge hat eine M r l i k o r - P a tr o u r! I e des G. Infanterie-Regimmrts während ernes Patronülenganges das Haus des Waldhüters Star» über fallen. die Tochter des Waldhüters erfchoisen und dieien selbst, sowie icine Freu ichwer verletzt. P a r i s. Ter Herzog v on Or! can s hat den rcwalft: r fchen Kvmilces die Weisung gegeben, iruumchr eine eifrige Agrtaiwi zu veranstalten Tie Ronasisten werden demzufolge m allen Pm Vezirlcn und in den großen Provrnst'lädtcn Vcrsanrmlnnaeir ,:l halten. London. Tasstlbe Blatt nreldct: Ter FinanzickrelT E airbu r» hat den Posten eines Ehest des Tevartements d> r Landwirlhichast mit einem Sitze im Kabine! erhalten Peter s h u r g. TaSllNedizinol Departement hat Afghanistan ais von der E >iolera verstricht erklärt. P etersbrrc g. Tie Vereinigung zur Förderung riiisiscpm Jndusstre und ruisiichen Handels Hai. wie die „Nowrste Wrem.o" meldet, einen Airsichnß errichtet zur Sichtung und Bearbeitung von Gutachten ,nnd Vvrichläge». die sich auf den deutim rusiiiche n H'a ndelsv ertrag beziehen. Petersbu r g. Die Auswanderung von F rncu aus der Provinz Wybvrg nach Amerika bat gänzlich aulgehört. Alle Answaiidciungsageirten haben die Provinz verlassen. Knnst u»ld Wissenschaft. 7* In der morgen Donnerstag im Königl. Opernhaus stattfindenden Aufführung der Kreutzer'icben Oper »Pas Nacht lager zu Granada" wird Herr Perron die Partie des Jägers singen. — Die morgen im Königl. SchansPic l h a n s itattnndende Vorstellung, in der die beiden Werke vvn Fritz Licnhard »Der Fremd c" und „M ü ri ch hauie n" zum ersten Male zur Aufführung kommen, beginnt um 7 Uhr. 7' Königl. -Sofopcr. »Sainfon und DalUa." Große Oper in drei Akten vvn Camille Saint - Saons. Das Werk ist nicht ohne Grund mehr als hundert Male in der Panier Großen Over in Scene gegangen, es hat sich nicht ohne Ursache dauernd im Repertoir der französischen Theater ge halten und nicht umsonst hat es Franz Llszt, als der Erste, der es in Tentschtand 'Weimar, aufführte, unter seinen Schutz genommen. Daß wir erst jetzt dazu kommen» Snint-Saens, den uns längst bekannten Srnfvniter. als Opern- K o in p v n r st e n schätzen zn lernen, mag in der herrschenden maßlostn Verehrung für Richard Wagner zu juchen sein, die mißtrauisch Alles betrachtet. ,'waS nicht direkt unter den, Bapreuther Zeichen steht. Aber gerade wert Saint-SaknS kein blinder Nachtreter ist. kein absoluter Wagnerianer, sonder», wie Franz Lachner einmal Ivo» sich selbst) behauptete: „selbst Arier", gerade deshalb soll er uns willkommen sein und vielleicht nicht zuletzt aus diesem Grunde, weil er stlbst- det und befestigt baden, finden wir in der großen schöpferischen Begabung und der geistvollen, auf gründlicher Wissenschaft basirten Arbeit. So echt paristrüch, wie dieser Camille aussieht, io echt und recht kennt er vor Allem seine» Job Seb. Bach, und nicht umionst ist ec fünfzehn Jahre lang Organist gewesen. Auf diesen Fels hat er seine Kunst gebaut. Erst zögernd, dann sicher und entschieden, ist er ieinc eigenen Wege gegangen; er ist eine Persönlichkeit von Rang geworden, ein Nachfolger, kein Nachtreter Gouiwd'ü und Thomas. ein echt französischer Thvus, mit allen Vorzügen und — Schwächen seiner Ration. Klassiker von roman- ltischer Färbung, läßt er. wie alle Musiker seiner Provenienz, sein Empfinden gänzlich in Musik anfgeben — kommt nur darauf an. w as er empfindet. Aut große, herzbewegende Gefühle läßt er sich § verketten sich auf das Natürlichste und sind organisch so cng und , c nicht viel ein ; er hat leinen Ücberschwang an Seele und Wärme: j das elementare, gehermnißvolle, heilige Wissen um die Musik, das j »Niere großen Meister tennzerchnet, ist seinem Naturell fremd', ferne j Musik rst kern Schlüssel 'zur tönenden Welt des Höchsten und Er-! habensten — aber, em ganzer Künstler, cru Meister voiE Gottes Gnaden ist er doch. Seine Must ist von unmittelbar ansprechender Frische: leicht and mühelos »ließt ihm die gefällige.! anmrrthige, und wenn die Situation es bedingt, die hinreißende,, die gewaltige Melodie; er hat den sicheren Bück für das Wirkungs volle; er versteht sich vortrefflich auf Wasserfarben und trifft, mit' vielen mit verblüffender Sicherheit — in anderen Worten: er ist mehr eleganter, geistvoller Eaustnr von Vornehmheit und Adel, wie Seelenerschütterer, seine Musik ist mehr künstlerisch verwendetes Birtuoieuthum, wie tiefes, aus dem Innersten cmellendeS Em- vsinden — es handelt sich bei ihm nicht um Gebilde, ans dem tief innersten Geiste der Musik geschaffen, sondern um Musil aus dem Geiste des Theaters. Alle dieie glänzenden Eigenschaften »ehe» wir rin ..Samson" in . die Erscheinung kreten. Wir habe» vor Allem ein hochinteressantes, schönes und ganzes Werk vor uns, eine großzügige Schöpfung, die ach nicht in Details verliert, sondern gewaltig über das Ganze spannt. . Die biblischen Heide» singen im Sinne und Geiste der klassischen Schule, sie haben mit dem Epigouenthnm, dein krassen Verismus nichts gemein — sie treten selbstständig ans der Eigen art ihres Schöpfers heraus als edle, lebenswahre Figuren der idealen Kunst. Daß diese Eigenart des sranzösischen Meisters sich nicht an die alten Formen bindet, vielmehr die Errungenschaften der.Neuzeit in sich aufnimmt. sich frei und natürlich, den jcenilchcn Vorgängen entsviechend. erweitert und vergrößert, spricht nur znm Bortheil des Werkes und macht uns diese? nm so schätzenswerther und bedeutungsvoller. Beweise, wie geläufig Sainl-Saens die Kunst und Wissenschaft der neuen deutschen Schule beherrscht, wie sic ihn, ohne daß er seine Selbstständigkeit ausgiebt, zu Fleisch und Blut geworden sind, aiebt er auf jeder Seite seiner Partitur: Die großartig angelegten Volksicenen des ersten Aktes, die herrlichen Cböre. die kraftvolle, mitreißende Jnvokation Samson's. der Aus tritt Dalrla s, die Scenen des zweiten Aktes und der Gefängniß- mühle. leibst die im leichtesten Rhtsthmus gefaßten, von Duft und Grazie erfüllten Tauzreigen des Scblußbrldes verschmelzen rmd : sicher verbunden, als ob das Ganze aus einem Flug und Gut geschaffen wäre. Müssen diese Vorzüge schon an und für. sich einen Erfolg bedeuten, io spricht die Kunst der Arbeit nick,! weniger .,u Gunsten des Werkes. Alles, was die moderne Technrt an Feinheiten des instrumentalen Ausdrucks aufzuwerisn Hot. ist in der .,Samion"-Partitnr vereinigt Au großartigen und meisterhaften Wirkungen erhebt sich dieie Kunst ganz speziell in deu Skimmiiiigsmalercieu des zweiten Aktes, in den erotischer« Natarichilberuiigeir. den von Smulichkeir und Gluth erfüllten Liebcsseenen und den fcsieinden, charatterritöcheir Reigen der Dngon-Pricsterinnea, dem grandroieu Schlußballet. Die A ujführring war über alles Lob erhaben und wrrtre stellenweise^ sensationell. Herr Generalmusikdirektor v. S ck> uch s hat dem Werke die größte Sorgfalt und ganze Hingebung ge s widmet: er beherrscht es iouverän. mit hinreißendem Temperament: er hat es zunächst zum glänzenden Erfolge geführt. 'Nicht wenige, ausgezeichnet bewährt haben sich Frl. v. Ehavannc und Herr Anthes als Träger der Titelrollen. Mit diesen beiden Figuren steht und fällt die s^ver. Ader auch auf dieser Seite behauptete man sich auf das Siegreichste. War Frl. v. Ehavannc schon in i der Aeußeriichkert die fesselnde, von verführerischer Schönheit um slossenc Er'cheimmg, wie sie die Handlung bedingt, so wußte sie. der Figur auch den sinnlichen Reiz, die zwrichen Liebe und Rache schwankende Ebaraktcrisirung zu geben, obnc die, namentlich aru der deutschen Bühne wohl zu beachtenden Grenzen des Zulässigen! zu soreireu. 'Noch höher zu stellen, als diese überruichend ante Darstellung, war die Beherrschung des musikalischen Parts- Nur' wenige Altistinnen werden ihr die heiklen und verantwortungsreichcn' Scenen der beiden ersten Bilder in gleicher Vollkommenheit und! Klangschönheit nachzusmgen im Stande lein. Für Herrn Anthes! scheint der Samlon wie geschaffen; die herrlichen Cantilenen liege»! seinen Mitteln ebenio vortrefflich, wie seine Darstellung dem sieg reichen .Helden und Fanatiker entspricht. Groß, gewaltig und geeigneteren Darsteller und Sänger als Herrn Perron denken — em ganzer Künstler in des Wortes bester Bedeutung. Daß; mau für die kleineren Partien die Herrn Rütsiam, Rains. Jäg^-z
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