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Sächsische Staatszeitung : 11.09.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191709111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19170911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19170911
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1917
- Monat1917-09
- Tag1917-09-11
- Monat1917-09
- Jahr1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 11.09.1917
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. 95 Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat DoengeS in Dresden. 1917. Landtagsverhandlungen. I. Kammer. bl. öffentliche Sitzung am 10. September 1917. Präsident Oberstmarschall vr. Graf Vitzthum v. Eckstädt, Exzellenz, eröffnet um 12 Uhr 9 Min. mittags die Sitzung, der Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, beiwohnt. Am Aiegierungstische Ihre Exzellenzen die Staats-' Minister Graf Vitzthum v. Eckstädt, v. Sehdewitz und vr. Nagel, sowie die Regierungskommissare Ministerial direktoren Wirkt. Geh. Nöte Vr. Schroeder, Dr. Roscher, Exzellenzen, und Geh. Nat vr. Vr.-Ing. Schmalp, ferner die Geh. Räte Just, Vr. Hedrich, vr. Kitsche und Vr. Otto, Oberlandforstmeister Winter, Gesandter v. Leipzig, Geh Finanzrat Loret), die Geh. Regierungsräte Thiele und vr Schmitt und Regierungsamtmann Gärtner. CS erfolgt zunächst der Vortrag der Ständischen Schrift über daS Königs. Dekret Nr. 48, betreffend den Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des Gesetzes, die Feuerbestattung betreffend, vom 29. Mai 1906, durch Hrn. Oberbürgermeister Lehmann-Plauen. Die Kammer genehmigt diese Ständische Schrift einstimmig. Die Ständische Schrift geht nunmehr an die Zweite Kammer zum Zwecke der dortseitigen Genehmigung. Hierauf tritt die Kammer in die Tagesordnung ein. 1. Den Vortrag aus der Registrande übernimmt Hr. Domherr vr. v. Hubel. Punkt 2 der Tagesordnung: Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Deputation über den mittels Königs. Dekrets Nr. 46 vorgelegten Nachtrag zum ordent- lichen Staatshaushaltspläne auf die Jahre 1916 und 1917. (Drucksache Nr. 318.) Berichterstatter Kammerherr Dr. Lahrer v. Lahr-Dahlen: Der Antrag der Deputation der Ersten Kammer hierzu weiche insofern von den Beschlüssen der Zweiten Kammer ganz wesentlich ab, als infolge einer vor wenigen Tagen der D pu- tation zngcgangenen, besondere Kriegsteucrungszulagen betreffen den Regierungserklärung bei Kap. 19 die Einnahmen und bei Kap. 110 die Ausgaben je um 8 200 000 M. hcrauszusetzcn ge wesen seien. Uber diese für die beteiligteil Kreise höchst wichtige und erfreuliche Regierungsentschließung werde nachher Exzellenz Mehnert bei Kap. 110 bez. bei dem Antrag Koch und Gen. Bericht erstatten. Hr. Geheimrat Waentig werde, soweit notig, über die Kap. 1,12 und 18 Auskunft geben, er selber über die Kap. 19, 42, 44 a, 49, b8, 60, 63a, 72 und 106. Er einpfthke namens der Deputation den Deputationsantrag 318 Drucksache in seinen sämtlichen Punkten zur Annahme. Berichterstatter Geh. Kommerzienrat Waentig: Die Einstellungen bei Kap. 1, Forsten, erschienen der Depu tation auf Grund der von der Regierung beigebrachten Unter lagen gerechtfertigt. Zu diesem Kapitel sei eine Petition von den Bereinigten Eschebachschcn Werken eingegangen. Die Petenten ersuchten unter Hinweis daraus, daß sie durch die ver botenen Holzversteigerungcn nicht in der Lage seien, sich das notige Holz zu verschaffen, und daß sie infolgedeuen außerstande seien, die ihnen von den Kriegsümtern erteilten Kriegslieferungen zu erfüllen, den Landtag, hier Abhilfe zu schaffen. Der Herr Referent der Zweiten Kammer habe erklärt, daß diese Petition zu spät eingegangen sei, um noch bei der Beratung des Kapitels berücksichtigt werden zu können. Dies sei aber auch belanglos, da diese Petition im gleichen Wortlaut dem Ministerium dcS Innern überreicht worden sei, das sich voraussichtlich über den Inhalt dieser Petition mit dem Finanzministerium ins Ein vernehmen setzen werde. Er beschränke sich darauf, das Plenum zu bitten, von diesem Vorgang Kenntnis zu nehincn. Das Kap. 12, welches fernerhin an Stelle dcS in der Finanz- Periode 1914 lü aufgelöste» Kapitels für die staatlichen Erzberg werke trete, sei neu. I» diesen! Kapitel sei zunächst nur das verstaatlichte Werk Herkules vorhanden: cS sei aber beabsichtigt, sämtliche Braunkohlcnwerke später in diesem Kapitel aufzunchmcn, also nicht nur das Braunkohlenwerl Leipnitz, sondern auch die weiteren, noch zu errichtenden staatlichen Braunkohlenwerke. Die Einstellungen selbst seien in den Erläuterungen dazu genügend begründet. Oberbürgermeister Seit-Zwickau: Er wolle sich bloß ein paar kurze Worte zu der Anmerkung aus S. 9 des Dekrets Nr. 46 erlauben, «verschrieben: Zum Zwischcnabschluß. Aus dem Wortlaut scheine ihm hervorzugehen, daß die Kömgl. Staatsrcgierung künftig einen Beitrag zur Ver- zinsunq und Tilgung der Staatsschulden cinstellcn werde. Weiter fei hier gesagt: daß der vorliegende Haushalt, obwohl ein Bei trag zur Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden noch nicht eingestellt worden sei, mit Verlust abschließc, habe seinen Grund da und darin. Aus diesem „noch nicht" dürfe man wohl entnehmen, daß künftig der etatrechtlichen Wahrheit gemäß ein Beitrag zur Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden, soweit sie sich auf die Braunkohlenwcrle bezögen, mit eingestellt werden würde. StaatSminister v. Letzdcwih (nach den stenographischen Niederschriften): Meine hochgeehrten Herren! Ich kann diese Annahme nur bestätigen. Wirkt. Geh. Rat Vr. Mehnert, Exzellenz, gibt zu Kap. 18, Lottcriedarlchnskasse, seiner Freude Ausdruck über die Erweiterung der Geschäfte der Lotteriedarlchnskasse. Er habe früher ähnliche Anregungen wiederholt gegeben und hoffe, daß der mit dieser Höhercmstellnng getane Schritt nicht der letzte sein möge. Berichterstatter Kammerherr vr. Lahrer v. Lahr (Dahlen): Die Einstellung bei Kap. l9, Einnahmen der allgemeinen Kassenverwaltung, diene nur zur Deckung der im vorliegenden Rachtragsplau angeforderten AuSgabefummen, soweit die bei den Kap 1 und 12 eingestellten Einnahmen hierzu nicht ausrcichtcn. Diese Einstellung habe, wie er schon vorhin gesagt habe, um 82 000 > M. erhöht werden müssen, »vorüber nachher Exzellenz Mehnert Auskunft erteilen werde. Bei Kap. 60 seien 100000 M. gcmcinjährig nachträglich ein gestellt an StaatSbeitrag für da» Leipziger Mcßamt für die Mustermesse. Da» Mcßamt sei das Organ eine» der Förderung her Leipziger Mrsse sich widmenden Vereins, den der Rat zu Leipzig, die Leipzigs Handelskammer und die Zentralstelle sur Interessenten der Leipz-ger Mustermessen in Berlin — w dieser Zentralstelle seien die Meßbesucher (Aussteller und Einkäufer) zu- sammcngefaßt — gekittet hätten. Da» S eich und die «ladt Leipzig gäben ebenfalls Beihilfen, die am Meßbcfuch interessierten Leipziger Kreise zahlten Beiträge. Tas Mcßamt sei Auf ng de» Jahre» eröffnet worden. ^er Staat wolle jährlich 200000 M. dazu geben, sodaß eben für die laufende Finanzperiode nachträglich gcmemiahrig 1000tOM. cinzustcllen seien. Dieses Mcßamt sei nicht etwa eine örtliche, Leipziger Zwecken dienende, sondern eine für tue gesamte deutsche Industrie und den gesamte» deutschen Handel hoch- bedeutsame Einrichtung, die zur Erhaltung, Pflege und .vorderung der Mustermessen dienen solle, und von der eine großzügige Werbetätigkeit im In- und Anstande ausgehcn solle, um die aus Vernichtung der Leipziger Messe und auch Lahmlegung der deut schen Industrie und de» deutschen Handels abzielendcn Be strebungen des feindlichen Auslandes wirkungslos zu machen. Dem Aufsichtsrate, der das Mebamt leite, gehörten auch Bcr- tretcr des Reiches und dcS sächsischen Staates an. Tie Be willigung des Postulats könne nur aufs dringendste empfohlen werden. Vizepräsident Oberbürgermeister Geh. Nat Vr. Dittrich-Leipzig: Ter Hr. Berichterstatter habe mit Recht soeben hervor gehoben, von welcher Bedeutung die Leipziger Mustermessen seien. Es werd deshalb von selten der deutschen Industrie und des deutschen Handels dankbar begrüßt, daß seitens der SW als« regicrung wie auch seitens der Ncichsregicrung hier so tatkräftig cingegrifsen werde. Ter Verlaus der letzten Messe habe aufs deutlichste gekennzeichnet, wie einflußreich diese Messen auf unser gesamtes wirtschaftliches Leben seien und welch.' Bedeutung ihnen auch für die Zukunft beiwohne. Gerade die Kriegsmcsscn hätten auch dem AuSlandc gegenüber zum Ausdruck gebracht, daß Lie wirtfchaftliche Stärke «nfcrer deutschen Industrie und unseres deutschen Handels ungebrochen sei, und das neutrale Ausland habe sich überzeugt, daß die Beziehungen, die schon von früher zu unserem deutschen Handel und zu unserer deutsche» Industrie bestanden hätten, aufrecht erhalten und gepflegt werde» müßtcn. Das Meßanit sei dazu berufen, die Förderung dieser Messe» aus eine weitere Grundlage zu stellen. Wie die verhältnismäßig kurzen Erfahruugcn bereits gezeigt hätte», sei sein Einfluß von gar nicht hoch genug zu schätzender Bedeutung. Tas Mcßamt werde auch sür die Übergangswirtschaft, für die Gestaltung nnfcreS deutschen Wirtschaftslebens von bedeutsamem Einfluß sein. Man dürfe vertrauen, daß in ihm fowohl die Interessen der Industrie, der Verkäufer, wie auch die Inte esicn des Handels, der Einkäufer, in zweckentsprechender Weise vertreten seien, daß es ihm gelingen werde, Len Be strebungen, die in so energischer Weise vom feindlichen Aus lände her cinsetzten, in entsprechender Weise zu begegnen. ES sei aber klar, daß hier nur mit große» Mitteln wirtlich etwas erreicht werden könne. Die Stadt Leipzig habe ja, soweit das in ihren Kräften stehe, Mittel zur Verfügung gestellt, aber cs werde notwendig werden, daß nach dem Kriege in immer weiterem Um fange Mittel zur Verfügung gestellt würden, daß die Tätigkeit immer weiter ausgcbaut werde; nur dann trage sie wirklich die Gewähr ciueS dauernd sicheren Erfolges m sich. Mit dem Tanke an die Staatsregicrung sowohl wie an die ReichSrcgicrung für die gewährten Unterstützungen verbinde er daher die Hoffnung, daß diese Unterstützungen aus der Erkenntnis der Notwendigkeit heraus auch für die Zukunft anhaltcn würden und sich auch noch, wenn cS notwendig sein werde, vergrößern würden. Er bitte insbesondere die StaatSregierung, doch in diesem Sinne ihren Einfluß auch bei der Reichsregierung dafür cinzusetzen, denn cs handle sich hier um eine Reichssache, um eine Sache, die unser gesamtes deutsches Wirtschaftsleben berühre. Ltaatsmiuifter Graf Vitzthum v. Eckstädt (nach den stenographischen Niederschriften): M. H.! Nachdem die Reichsstellen die Bewilligung einer Zu lage für daS Leipziger Mcßamt zugesagt haben, ist cs mir kein Zweifel, daß sie die Bcdentung derLeipzigcr M.sse und die Nütz lichkeit des Leipziger Mcßamtes durchaus anerkennen und zu würdige»! wissen. Ich darf aber de»! Wunsche des Hrn. Ober bürgermeisters vr. Dittrich gegenüber gern aussprechen, daßdic Regie rung auch in Zukunft nicht nur selber dieses Meßamt unterstützen wird, sondern auch mit Nachdruck dafür eintreten wird, daß von feiten des Reiches diese Einrichtung gefördert wird. Berichterstatter vr. Lahrer v. Lahr-Tahlcn: I» Kap. 72, Allgemeine unvorhergesehene Ausgaben im Ge schäftsbereiche des Ministeriums des Innern, würden 3636136 M. nachgcfordert wegen Maßnahmen, die sich aus Anlaß des Krieges nötig gemacht hätten. Er mache besonders ans den Posten von 3 Mill. M. Staatsbcihilfen für die Lartoffclversorgung der Ge meinden aufmerksam. Der Deputation erscheine cs zweifelhaft, ob alle diese Summen nicht in den außerordentlichen Etat hätten eingrstcllt werden müssen. Berichterstatter Wirkt. Geh. Rat vr. Mehnert, Exzellenz: Bei dem sonst so indifferenten Kap. 110, Reservefonds, kolnme diesmal eine die gesamte Beamtenschaft ans das äußerste interessierende Angelegenheit zur Erledigung und hoffentlich zur glücklichen Durchführung. Seit dem I.Mai dieses Jahres stimm ten die Teuerungszulagen, die unseren Beamten und den in vollen Tagewerken beschäftigten Diätaricrn gewährt würden, von einer geringfügigen, für die sächsischen Beamten übrigens günstigen Abweichung abgesehen, mit den Teuerungszulagen überein, die an Reichsbeamte und preußische Beamte gezahlt würden. Bor kurzem, vor etwas über Monatsfrist, habe r un die preußische Regierung in Rücksicht auf die durch den Krieg hervorgcrusenc gestiegene Teuerung dcr notwendigsten Bedarfsgegenstände sich bereit gefunden, eine beträchtliche Steigerung der den Beamten gewährten Ticnstcinkommen zu beschließen. Tie mit rückwirkender Kraft vom 1-Juli 1917 ab gewährten Teucrungsbcihlfeu würden unter dcm Namen „KricgStcncrungszulagen" bis auf »veite.es widerruflich gewährt, und zwar allen Beamten mit ein in Dienstcinkommen bi» zu 13 000 M. jährlich. Redner geht dann kurz auf die Regelung in den süddeutschen Bundesstaaten ein. Bei der Frage, wie in Sachsen die Zuschläge zu regeln seien, seien vor alle»» die wirtschaftlichen Verhältnisse Sachsens zu be rücksichtigen, die zweifellos ungünstiger ständen, wie die wirt schaftlichen Verhältnisse dcr süddeutschen Staaten. ES müsse in Betracht gezogen werden, daß in vielen Bcamtcnfanülic» infolge der erheblichen Teuerung geradezu Not herrsche und daß eS nicht mehr möglich sei, zwischen Einnahmeu und Ausgaben das Gleich- gewicht hcrzustcllcn. Anch unserer sächsisck-cn Regicrung könne es, »vie sic selbst in einer ausführliche», an die zweite Deputation dec Ersten Kammer gerichteten Darlegung hervorhebe, nicht gleich- gültig sein, daß dadurch etwa der Beamtcnstand in bcde»klicl»cr Weise hcrabsinke und die stetig zunchmcnde Sorge um da» wirt schaftliche Durchhalten die Arbeitskraft de« Beamten, an die noch dazu, wie eS sich von selbst verstehe, während dcS Lriegc» wcjcntlich erhöhte Anforderungen gestellt werden müßten, beein trächtige oder lähme. ES komme dazu, daß die äußerst nahe liegenden Vergleiche schon der örtlichen Grenzen »vcgcn mit den! Diensteinkommcn dcr Beamten des Reiches und Preußens un ausbleiblich feien und naturgemäß fortwährend Hinweise aus die besser gestellte Kollegcm'chajt im Reiche und in Preußen auslostcn. Bezüglich der Art und Weise der Gewährung von Zulagen habe nian sich ebenfalls dcm prcußffchcn Vorgehen angeschlojsen. In der Begründung der preußische i Vorlage heiße es: „Zur Behebung dcr derzeitigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten genüge nicht rinc mäßicc Erhöhung dcr jetzigen Kricgsbeih.lsen, vielmehr müsse eine fühlbare Eteigcrnng des den Beamten zur Ver fügung stehenden TiensteinkommenS durch Einfetzen mit einer erheblichen Grundzulage herbejgeführt werden." Die Maßnahme selbst sei, wie er schon oben hervorgchobc» habe, als eine vorübergehende zunächst anzufehen. Auch bezüglich des Zeitpunktes habe sich Sachsen dein Reiche und Preußen cngeschlossen. Die Wahl di ses Zeitpunktes Hobe auch den Vorteil, daß den Beamten bei der ersten Zahlung der neuen Zulagen rückwirkend die Betrage aus drei Monate in einer Summe ausgezahlt würden, sodaß damit dcr in der Beamtenschaft bestehende dringende Wunsch, zur notwendige» Anschasfnng vo» Kleidung, Cchuhwerl, Kohl?» sür den Winter oder znr Abstoßung ausgclaiisener Schulden eine einmalige höhere Zulage zu erhalten, in Erfüllung gehe. Daß die Gewährung von Zulagen an die Beamten bis zu einem Diensteinkommcn von jährlich 13000 M. geschehe» soll ', habe, ebenso »vie die gesamte Vortage der Re gierung, die volle Billigung der Deputation gesund.» Nur 20 Be amte der ersten Bcamtenllasse und die Herren Staatsminister würden bei dieier Zulage nicht berücksichtigt. Es könnte sich höchstens fragen, ob cs angezeigt fei, diese Ausnahme, die den Etat wirklich nicht allzu stark belastet habe» würde, überhaupt z» machen. Tic Regcl'mg dcr Kriegsteuerungszulagen sur die Beamten muffe selbstverständlich auch die Einführung erhöhter Bezüge für die Ztaatsarbciter zur Folge haben. Da die Arbeiterklasse» in den Staatsbetrieben und Stoatsvcrwaitungen nach ve>sckiedcnen Grundsätzen entlohnt würden, so solle in dieser Beziehung dcn einzelnen Verwaltungen, »vie dies auch i n Reiche und in Preußen geschehe, überlassen werd-n, für ihre Arbeiter eine besondere Re ge ung zu treffen. Daß neben den Beamten, Diätaricrn und Arbe-Wnr auch die Geürlrchen und Lehrer, und zwar dre letzteren an den obersten Lehranstalten, den Universitäten, ebenso wie an allen anderen Schiiten bis zu dcn Volksschulen von der Neu- re clung nicht ausgeschlossen werden konnten, verstehe sich von selbst. Gewisse Bedenken rufe aber die Kostenfragc hervor. Ans ei» volles Jahr berechnet, w rde die Neuregelung nach dem Muster von Preußen und im Reich nach übcrfchlüglicher Berechnung sür Beamte, Geistliche und Lehrer einen Äuswand von 19,3 Mill. M. erfordern. Hierzu träten 9 Mill. M. sür die Erhöhung der Arbcitrrlöhne bei den Staatsbahnen und etwa 1 'z, Mill M. für die Erhöhung der Arbeitcrlöhne bei den übrig n Staatsbetrieben. Außerdem schlage die Regierung noch vor, init Beginn des neue» Staatshaushaltplanes eine Erhöhung der Mindestgehälter von 1000 auf 1200 M. bei denjenigen Beamten?,ruvpen vorzunchmen, die lediglich auf das Gehalt von unter 1200 M. zuzüglich des Wohnungsgeldzuschusfes arwewiefen feien. Hiermit s i ein Mehraufwand von jährlich Z4 Mill on M. verbunden. Recyne man hierzu die bisher gewahrten Teuerungs zulage» und Aufbesserungen sür Beamt- und Arbeiter, die neben der Neuregelung bestehen bleiben sollten, so würden künftig sür die an» Anlaß der KriegStcuerung gewährten BcwüKgungen 56,8 Milk. M von unserem kleinen Lande aufgewcndet werden. Für die Zeit vom 1. Juli »b feien, wie aus d m An trag in Druckfach? Nr. 318 zu erfehen sei, rund 8,2 Mill. M. mehr eingestellt worden. - Man könne es dcr Regierung angesichts dieser außergewöhn lich hoben Summe — man bedenke, daß unsere jährliche uo.inalc Ltaatseinkomwensteucr nur 76 Mill. M. betrage — nicht ver denken. wenn sie erkläre, daß damit die Maßnahmen zur Ver besserung dcr wirtschaftlichen Lage der Beamten und Arbeiter des LtaateS sür absehbare Zeit, wie dies auch in Preußen und im Reiche bestimmt ausgesvrocticn worden sei, für abgeschlossen an gesehen werden müßten, und daßcincnock)höhere Bclastun der sächsi schen -taalskasie zurzeit con'hrnicht sür »lässigerachtet werden könne. Wenn man auch anzuerkennen habe, daß unser Staatshaushalt jetzt auf daS äußerste angespannt sei 1 nd daß Ausgaben auf dcm behandelten Gebiete entständen, wie sie srüher nicht Hütten in» Auge gefaßt werden können, fo müsse man doch <mch von dieser Stelle aus bekennen, daß eine Hilfe für die Beamtenschaft wie für die in Staatsbetriebe» befindlichen Arbeiter dringend notwendig sei. Tie Teuerung habe eine Höhe an- gcncmmcn, die ein Auskommen mit dcn bisherigen Bezügen oft geradezu unmöglich cr'chemen lasse. Nickt immer habe vielleicht die Art der Agitation einzelner innerhalb der Bcamwnsckast sür die verlangten Erhöhungen in dcm Rahmen sich bewegt, dcr sür die Bcamtcnschoft als solche nun einmal gegeben sei und auch in Zukunft unbedingt gewahrt werden muffe. Das Bcamteuvcrhältuis zur Verwaltung dcs Ztaates solle ein Vertrauensverhältnis sein. Ter Beamte sei vielfach herausgehchen vor vielen anderen Staatsbürgern, die, »vie nicht unerwähnt bl iben folle, m der hrutigen Kricgszeit vielfach in noch fchlimmerer Lage fick be fänden als jene. Man denke dock an die weiten Kreife des Hand werker- und Gcwerbestandcs. die ihre an sich schon ost recht kärglichen Bezüge während des Krieges nickt erhöht, sondern ver mindert, wenn nicht ganz eingcbüßt hätten. Er habe gesagt, das Verhältnis des Beamten zum Staate solle ein Vertrauensver hältnis sein. Wie die Staatsverwaltung ihre» Beamte» lin- bedingtes Vertrauen schenke, so solle anck die Beamtenschaft das Vertrauen zur Verwaltung nicht verlieren und nicht zu Methoden schreiten, die innerhalb dcr Beamtenschast bisher unbekannt ge wesen seien. Wen» aber einzelne etwa dcn zulässigen Rahmen überschritten hätten, so solle man dies nicht der Gesamtheit unserer treuen, aufopferungsvollen Beamtenschaft entgelten lassen, und deshalb begrüße die Toputation mit voller Zustimmung die Vorlage der Regierung und jcklage vor, derselben die Genehmigung zu geben. An: vergangenen Mittwoch abend ^,10 Mir sei die Vorlage b i dcr Ersten Kammer emgegangen. Ain Donners tag mttag bereits hab deren Finanzdeputa io» d ciclbe durch- beraten und dcn Bericht dazu fertiggestcüt. Heute nach kürzester Frist stehe dieselbe zur Ver bschi düng in unserer Kammer bereit ,,öi« ci»t, gni cito ck»t" (dopp lt g bt, wer schell gibt). Mait woll durch scknellmög chre Erledigung dcn Dank aussprcck n sür da», wa» die Staatsbeamtcnschaft und Sta tsarbei crsckaft bisher in h rvorragendcm Maße in unserem Sachscnlande geleistet habe, . nd gleichzeitig der siche en Hoffnung Au druck geben, laß sie auch künftig i re Treue nd Arben», frcndi leit uneingeschränkt bc ätigcn werde und d ß dcr hcuti e Tag nianckw orgc um Gegenwart und Zukunft aus dcn hi r in Frage kon.mcndcn Kreifcn wiedcr verf. euche. (Lebhaftes Bravo!) Ltratsmmister ». Seydewitz (nach dcn stcnographischcn Niederschriften): Meine sehr geehrten Herren! Die Frage der Bewilligung umfänglicher KricgSteucnmgszulagen an da) StaalSps fonal, Geistliche und Lclrcr ist eine so wichtige und eingre sende, daß ich . um die Erlaubnis bitten umi, einige Worte dazu hier zu sagen ungcachtct des außerordentlich ausführlich!» u d die Hauptpunkte durchan» zutreffend bcrüdrcndcn Vortrages des Hrn. Bericht-
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