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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188208030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820803
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-03
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.08.1882
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und Tageblatt. Amtsblatt ftr die Mizli-e» M städttschea Behörde» zu Freiberg «ad Braud. Peravtworttichsr SkdMe« Iuliu» »rau, i» Freiberg - , 34. — . . i Erschetut jeden »ochmtag «bei»« S Uhr für d« , Inserat« »erde« bi« Bvr«ittag« 11 Uhr «ngemmr- 178.1 Dmmcrstag, dm 3. August. 1882. Fus dem täglichen Leben. Ob die vielgehörten Klagen über die Leichtfertigkeit und Leichtlebigkeit unserer heutigen Jugend begründet find oder nicht, wollen wir hier nicht untersuchen. Sind sie aber begründet, so trifft der Hauptantheil der Schuld jedenfalls nicht die Jugend, sondern die ältere Generation, welche dem Heranwachsenden Geschlechte eine ganz verkehrte Behandlung zu Theil werden läßt. Sieht man sich diese Behandlung etwas näher an, so gelangt man wohl zu der Lrkenntniß, daß der gute Kern in der Mcnschennatur doch eigentlich unverwüstlich sei. Denn wenn die verkehrte Behandlung unserer Jugend nicht noch viel schlimmer wirkt, so ist dies doch nur dem Widerstande zuzuschreiben, den die ursprünglich gute und unverdorbene Menschcn- natur unbewußt den ungünstigen Einflüssen der Erziehung entgegensetzt. „Mein Sohn soll's leichter haben als ich!" Das ist ein Wort, welches man häufig genug von ganz verständigen Männern hört, die sich's zu ihrer Zeit haben recht sauer werden lassen. Sie denken, ihren Kindern damit eine ganz besondere Liebe zu erweisen — und doch ist dieses Leichtcrmachen und Leichtcrhaben, welches gewissermaßen den Zielpunkt der modernen Erziehung bildet, einer der gefährlichsten Schäden unserer ganzen Kultur. Denn wem auf Erden Alles leicht gemacht worden ist, der wird allezeit an der Oberfläche haften bleiben und nie in die Tiefe der Dinge eindringcn. Wem sorgfältig alle Steine aus dem Wege geräumt werden, der wird das ganze Leben nur als einen angenehmen Spaziergang, zu seiner eigenen Lust und Freude bestimmt, ansehen. Wer nie Mühen und Schweiß als die Vorbedingungen jedes Er folges gekannt, der wird auch nie den Erfolg richtig zu würdigen wissen. Diese Leichtigkeit, welche der Jugend als eine ganz besondere Gabe geboten wird, erzeugt Leicht lebigkeit, Leichtfertigkeit, Leichtsinn und damit verbunden trostlose materialistische Versumpfung und Blasirtheit — gerade das, was man so oft unserer Jugend zum Vor wurf macht. Wer sich in der Welt umsteht, der findet es überall bestätigt, daß viel seltener Diejenigen tüchtige Menschen werden, welchen durch Glücksumstände Alles nur so zuflog, als vielmehr Diejenigen, die sich erst durchs Leben durchkämpfen mußten. Und mit der künftigen Generation sollte es nun gerade anders sein? Ewig wahr bleibt das Wort unsers Schillers: Der Mann muß hinaus in'S feindliche Leben, Muß wirken und streben und pflanzen uud schaffen, Erlisten, erraffen, muß wetten und wagen, DaS Glück zu erß.gen. Sehen wir uns doch einmal im Einzelnen an, wie fich's viele Väter denken, ihren Söhnen das Leben leicht zu machen. Recht viel lernen müssen sie natürlich, denn man kann nie zu viel lernen — das ist der Hauptgrund satz unseres aufgeklärten Zeitalters. Das viele Lernen ist ja der einzige Weg, um eine möglichst hohe Stufe in der Gesellschaft zu erlangen und es also „leicht" zu haben. Ob der Sohn überhaupt/.im Stande ist, so viel zu lernen, als die ihm vorgezeichnete Laufbahn verlangt, ob er nicht später ermattet umsinkt u'ad ob er dann nicht doch zu viel gelernt hat, nämlich zu viel für den bescheidenen Lebens lauf, dem er sich nun nothgedrungen widmen muß — darnach wird gar nicht gefragt. Also der Sohn muß viel lernen und zu diesem Behuf schicken ihn die Eltern, sich selbst oft Entbehrungen auferlegend, auf irgend eine höhere Unterrichts-Anstalt. Dort nun verlebt der junge Mann meist goldene Tage. Für die nöthigen materiellen Mittel sorgen die lieben Eltern, oder, wenn das nicht ausreicht, allerhand Bettelbriefe um Unterstützungen, deren sich selbst Leute nicht schämen, die sonst eine recht anstän dige Dosis Stolz besitzen. Bis in recht hohe Lebensjahre hinein weiß ost der junge Mann noch gar nicht, was es heißt, eine einzige Mark durch eigeneArbeit zu verdienen, wohl aber weiß er ganz genau, was es heißt, Tausende von Mark auszugeben. Wenn sich da in dem jungen Menschen schon von vornherein die Meinung herausbildet, er sei eigentlich etwas Besseres als die vielen anderen jungen Männer um ihn her, und er sei nur zum Genießen auf der Welt, so wundert uns das gar nicht. Vielmehr müßte man dar über stannen, daß nicht noch viel mehr junge Leute, wenn dann später der Ernst des Lebens an sie herantritt, sich etwas unsanft aufgerüttelt finden und schließlich an der Differenz zwischen ihren Lebensansprüchcn und ihren Leistungen zu Grunde gehen. Nun läßt sich zwar nicht verhüten, daß eine recht große Anzahl unserer jungen Männer lange Jahre hin durch nur der Vorbereitung auf das Leben widmen muß und somit erst im vorgerückten Alter den Ernst des Lebens thatsächlich an sich selbst erfährt. Unsere Kaltur-Entwicke lung bringt es mit sich, daß die Zahl dieser jungen Leute immer größer wird. Wohl aber läßt sich Manches da gegen thun, unserer Jugend das Leben nicht gar zu an genehm und leicht zu machen; und zwar indem die Eltern nicht ihrer eigenen Eitelkeit und den unverständigen Wünschen der Herren Söhne gar zu weit nachgcbcn- Niemand wird der Jugend die Lebensfreude verkümmern wollen; ein gesundes, unverdorbenes jugendliches Gemüth aber braucht wahrlich nicht so viel, um sich aus Herzens grund zu freuen, wie unverständige Eltern zuweilen an- nehmcn. Nicht durch langathmige Ermahnungen, sondern indem man die Kinder schon von früher Jugend an durch die That den Ernst des Lebens erkennen läßt, sorge man also dafür, den Charakter der Heranwachsenden Jugend zu stählen, Verweichlichung und Genußsucht nicht syste matisch groß zu ziehen. Wenn wir oben bemerkten, unsere Jugend habe es viel zu leicht, so meinten wir damit natürlich nicht das Lernen. In dieser Hinsicht wird eher etwas zu viel ge° than. Das ist ja eben die herrschende Ansicht, mit dem vielen Lernen sei Alles zu erreichen; und so wird denn, was man dem Heranwachsenden Geschlecht an sonstigen Bürden adnimmt, an Lernstoff ihm doppelt aufgepackt. Doch ist dies ein Gegenstand, dessen ausführliche Erör terung wir heute Unterlasten. Tagesschau. Freiberg, den 2. August. Es scheint, daß die Wandlungen in der egyptifchm Frage kein Ende nehmen. Jeden Tag ein anderes Bild! Rußland, das bisher die englische Intervention mit sehr mißgünstigen Blicken bettachtete und dies wiederholt zu erkennen gegeben hatte, nimmt plötzlich eine Schwenkung vor, indem es erklären läßt, es werde sich in Zukunft nur bei der Regelung der Suezkanalfrage betheiligen; das heißt also wohl, die Intervention soll der Zankapfel zwi schen England und der Türkei bleiben und jedes europäi schen Charakters entkleidet werden. Man will, wie von anscheinend informirter Seite gemeldet wird, die Sicherheit des Suezkanals durch eine internationale Exekutivbehörde gewährleisten, welche von den Großmächten und außerdem von Spanien, Griechenland und den Niederlanden durch Mitglieder beschickt werden würde und der jedenfalls auch militärische Machtmittel zur Verfügung gestellt werden dürften. Schon in den nächsten Tagen soll die Konferenz über diesen neuen der Initiative Deutschlands ent sprungenen Modus berathen; man hofft, daß auch die Pforte demselben zustimmen werde. Die englisch-türkischen Differenzen wegen der Kooperation dauern noch fort. Eng land hat bekanntlich der Pforte durch den englischen Bot schafter ein ziemlich unverblümtes Mißtrauensvotum er- theilen lasten, worin es zu verstehen giebt, daß es an der ernsten Absicht des Sultans, die Ordnung in Egypten wieder herzustellen, so lange zweifelu müsse, bis die Pforte eine, jede Zweideutigkeit ausschlicßende Er klärung abgebe. Die Pforte dagegen verlangt bis jetzt vergebens die Zurückziehung der englischen Streitkräfte und weigert sich auch ferner, Arabi in die Acht zu erklären. Die auf gestern anberaumte Beschießung von Abukir ist aufgeschoben worden, weil Seymour noch Befehle au- London erwartete. Nunmehr ist derselbe angewiesen worden, die Uebergabe des Forts zu fordern und im Weigerungs fälle Abukir zu bombardiren- — Die deutschen und öster reichischen Flüchtlinge haben bei Ankunft des Schiffes „Ettore" in Alexandrien dem deutschen Konsul Herrn von Treskow mit der Bitte um Uebermittelung an den Kommandanten des deutschen Kanonenbootes „Möwe" folgende Adresse überreicht: Diejenigen Deutschen, Oester- reicher, sowie Mitglieder anderer Nationen, welchen die Gastfreundschaft an Bord Sr. Majestät Kanonenboot „Möwe" bei ihrer Flucht aus Egypten zu Theil wurde, erachten es als ein Hcrzensbedürsniß, dem Herrn Kom mandanten, den Herren Offizieren, sowie der gesammten Mannschaft nochmals ihren tiefgefühlten Dank auszu sprechen für die Thatkraft und Freunolichkeit, Aufopferung und Nächstenliebe, mit welcher sie Alle beflissen waren, den niedergebeugten Flüchtlingen beizustchen und sich mit schönem Erfolge bemühten, den Bedrängten einen Theil jenes Hochgefühls wieder einzuflößen, welches sonst nur Heimath und Familie zu erwecken im Stande sind. — Aus Port Said wurde bereits gemeldet, daß der Gou verneur und Vizegouverneur dieser Stadt ihre Posten nicdergelegt und Asyl an Bord des Dampfers „Mongolia" gesucht haben. Infolge dessen traf ein Telegramm aus Kairo von Arabi's Unterstaatssekretär ein, des Inhalts, daß, da der Gouverneur sich an Bord eines englischen Schiffes begeben, der Befehlshaber der Truppen bis zur Ernennung eines neuen Gouverneurs seitens Arabi's für die Aufrechterhaltung der Ordnung verantwortlich sein würde. Dieser Mann, den Arabi für die Aufrechterhaltung der Ordnung verantwortlich gemacht hat, ist ein gewisser Mohammed Effendi Abul Ata, der nach dem Bombarde ment von Alexandrien geäußert haben soll, daß er Befehle erwarte, um Port Said an vier Ecken in Brand zu stecken und die Christenhunde in das Meer zu jagen. Am Sonntag Abend, als der Gouverneur an Bord des Dampfers „Mongolia" flüchtete, versuchten die Einwohner eines Araberdorfes unter Führung fana tischer Priester in das europäische Quartier einzudringen, wurden aber von dem Militär zurückgetrieben. — Neuere Telegramme aus Konstantinopel melden: Wie es heißt, ist dem Sekretär der englischen Botschaft, Sandison, auf feine Vorstellung wegen der Proklamation gegen Arabi Pascha türkischerseits geantwortet worden, daß die Ange legenheit die Konferenz angehe und daß Sandison sich deshalb an die türkischen Delegirten wenden möge. — Es soll demnächst eine kleine Truppenabtheilung unter dem Befehle Akif Paschas auf Transportschiffen nach Egypten abgehen, um dem Khedive als Leibwache zu dienen. — Der englische Botschafter, Lord Dufferin, hatte wiederholt Konferenzen mit dem Minister des Auswärtigen, Said Pascha. — Der Khedive hat Schritte gethan, um Italiener und andere Polizeimannschaften für den Polizeidienst in Alexandrien zu gewinnen. — Neben Derwisch Pascha werden Mukhtar und Fuad Pascha als die Befehlshaber der militärischen Expedition der Türkei nach Egypten ge nannt. Aus dem deutschen Reiche liegen Mittheilungen von großer Bedeutung nicht vor. Der Statthalter von Elsaß- Lothringen, Gcneral-Feldmarschall Frhr. von Manteuffel, welcher mit seiner Familie die letzten Wochen auf seiner Besitzung Topper in Schlesien verlebte, traf von dort Montag Abends 5^ Uhr in Berlin ein und stieg im Hotel Petersburg ab. Die Familie des Statthalters war bereits am Morgen von Topper in Berlin angelanat. Bald nach seiner Ankunft empfing Frhr. von Manteuffel den Besuch des Kultusministers v. Goßler und später den des Ober-Konsistorialrathes General-Superintendenten der Kurmark Hofpredigcr vr. Kögel. Gestern Vormittag 8^ Uhr hat der Statthalter mit seiner Familie Berlin bereits wieder verlassen und seine Reise nach Straßburg fortgesetzt, wo er am 2. August Abends einzutreffen ge denkt. — Der preußische Gesandte beim Vatikan, vr. von Schlözer, welcher sich in der vorigen Woche zum Reichskanzler Fürsten Bismarck nach Varzin begeben hatte, ist gestern Abend 6^/, Uhr von dort wieder in Berlin eingctroffen und hat im Hotel du Nord Wohnung ge nommen. — Das neue Reichsgesetz zur Neubelebung der Innungen hat in Preußen trotz aller Mühe, welche sich die Regierung gegeben hat, noch keine Fortschritte gemacht
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