Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188204214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820421
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-21
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.04.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
A1 34. Jahrgaoz Freitag, den 21. April. Erscheint jeden Wochentag Abends ü Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich 1 M. bv Pf. u. einmonatl. 7b Pf. BergerIy^ und Tag Mall. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Braun m Freiberg. Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zelle 1 KLl»W oder derm Raum 1b Psennige. Friedrich Fröbel's hundertster Geburtstag. Motto: Kommt, Iaht und unsern Kindern leben! Am 21. April 1782 hat der große Kinderfreund und Erzieher Friedrich Fröbel in dem Pfarrhause des Dorfes Ober-Weisbach in Thüringen das Licht der Welt erblickt. Tausende von dankbaren Verehrern rüsten sich zur fest lichen Feier eines Tages, der einem der besten Söhne Deutschlands das Leben gab. Fröbel wurde schon früh zur Pflege des Gartens angehalten und mit der Natur vertraut. Er verlor früh seine Mutter und der Verlust lehrte ihn um so mehr das Gut mütterlicher Pflege schätzen. — In Jena. Göttingen und Berlin studirte er mit sehr spärlichen Mitteln und mit längeren Unterbrech ungen zuerst Kamcralia und später vorzüglich Naturwissen schaften, Mathematik, Ackerbau. Im Jahre 1805 entschloß er sich, in Frankfurt a. M. eine Stelle als Lehrer an einer Musterschule anzunehmen, in welcher Unterricht und Erziehung ganz nach Pestalozzi eingerichtet wurde. Pesta- lozzi's Streben und Sehnen, in irgend einem Winkel der Erde eine Armen-Erziehungsanstalt in seinem Geiste zu errichten, ergriff Fröbel's feuriges Gemüth so mächtig, daß er Ende August 1805 nach Iverdun wanderte, wo Pestalozzi gerade kurz vorher angekommen war, um seine Erziehungsanstalt für Lehrer und Schüler zu or- ganisircn. Fröbel blieb das erste Mal nur kurze Zeit bei Pestalozzi, wanderte jedoch 1808 wieder zu ihm, um bis 1810 Theil an seinen Bestrebungen zu nehmen. Er nahm Pestalozzi's Erziehungssystcm, insbesondere die Me thode, den entwickelnden Unterricht auf die Anschauung zu gründen, lebhaft in sich auf, um sie in vielen Punkten selbständig weiter auszubilden. In der Philosophie wurde Fröbel am mächtigsten durch Fichte's System der unend lichen Selbstthätigkeit des Geistes angezogen, worauf Fichte in den .Reden an die deutsche Nation" auch die „Na tionalerziehung" gründet. In Berlin folgte dann Fröbel mit Jahn und Anderen dem Rufe an die deutsche Nation, das ausländische Joch abzuwerfen. Nach seiner Rückkehr aus den Freiheitskriegen wurde Fröbel zum Inspektor des mineralogischen Museums in Berlin ernannt, wo nun seine mathematisch gebildete Anschauung reichliche Nahrung au den regelmäßigen Formen und Gestalten der Krystalle fand. Seine Bestimmung, den Schatz seines Wissens für die Erziehung der Jugend zu verwerthen, wurde aber bald wieder in ihm rege. Er kehrte in die Berge und Thäler Thüringens zurück und gründete dort die „allgemeine deutsche Erziehungsanstalt" in Griesheim, welche bald nach dem Dörfchen Keilhau bei Rudolstadt übersiedelte. Die Pachtung, welche er dort erworben hatte, war jedoch zu kein, um die Zöglinge alle unterzubringen, daher mußte, bis die neuen Einrichtungen beendigt waren, Fröbel im Hühnerhause wohnen. Er gönnte sich kaum das Nöthige, lebte von zwei Broteu die Woche und zeichnete sich mit Kreide das Stück ab, welches für jeden Tag bestimmt war. Seine Frau theilte treulich die Ar beiten und Opfer des Mannes. Auf den Reisen, die er unternahm, um seine Grundsätze weiter zu verbreiten, ver brachte er manche Nacht unter freiem Himmel, um die Kosten des Quartiers zu sparen und das Geld für die Erziehung irgend eines armen Kindes zu verwenden. Fröbel's Hauptmitarbeiter waren Middendorf, Langethal und Barop. Der Familienvcrein dieser Keilhauer Er- ziehungsgenosscn lebte wie einst in Holland „die Brüder von gemeinsamen Leben". Ein Bruder Fröbel's, der ein einträgliches Fabrikgeschäft zu Osterode im Harz hatte, stellte sich mit Hab und Gut dem Bruder zur Verfügung. Indessen die bürgerlichen Vorurtheile gegen das neue Unternehmen und die Demagogcnverfolgungcn veranlaßten beinahe den Untergang der trefflichen Anstalt, die erst nach 1833 wieder aufblühte. Inzwischen hatte Fröbel den vaterländischen Boden verlassen und wurde in der Schweiz Direktor eines Waisenhauses in Burgdorf. In der Schweiz sowohl wie in Thüringen hatte Fröbel das Volk und seine Sitten in seiner Ursprünglichkeit kennen gelernt und mit dem tiefen Ernst seines Strebens den Plan zur Reife gebracht, an den Anfang des Lebens, an die früheste vorschulfähigc Jugend die bildende Hand zu legen, die Erziehung des Kindes in der Familie zu reformiren und zugleich zu einer gesellschaftlichen, sozialen zu erheben. Nach einigen Jahren mühevoller Wirksamkeit kehrte Fröbel wieder nach Deutschland zurück und grün dete hier Familienvereinigungen, um die Kinder gemeinsam in einer Kleinkinder-Beschäftigungsanstalt zu erziehen. In derselben sollten sie durch zweckmäßige Spiele und Ar beiten geistig und körperlich angeregt und zur Sclbst- thätigkeit geführt werden. Die erste derartige Anstalt er richtete er 1837 in Blankenburg. Lange wußte er keinen paffenden Namen. Da blieb er eines Tags auf einer schönen Wanderung über den Steiger, im Anblick des zu seinen Füßen liegenden lieblichen Blankenburg, plötzlich wie gefesselt stehen. Sein Auge nahm einen verklärten Ausdruck an uud dann rief er- laut in die Berge hinein: „Kindergarten" soll dke Anstalt heißen. Seit jener Zeit sind tausende von „Kindergärten" in und außerhalb Deutschland gegründet. Fröbel selbst war noch als Greis von 70 Jahren auf der vierten allgemeinen deutschen Lehrerversammlung zu Gotha vom 1. bis 3. Juni 1852 Zeuge der jubelnden Begeisterung seiner Zeitgenossen für den großen Kindergärtner. Wenige Tage nachher, am 21. Juni 1852, schlug seine Todesstunde, in der er den Freunden erkärte: „daß die innigste Bereinigung mit Gott, der Natur und der Menschheit das höchste Streben seines Lebens ge wesen sei." Der Pädagog Diestcrweg bezeichnet Fröbel als einen Schüler Pestalozzi's, der über den Meister hinausgcht, aber das, was jener sein Lebtag vergeblich gesucht, ge sunden. Er bezeugt ferner, daß Pestalozzi das Prinzip der Anschauung, Fröbel aber das der Arbeit, nach wel chem Pestalozzi vergeblich gesucht, aufgestellt, aber auch in genialer Weise die Mittel geboten habe, dasselbe an zuwenden. Und darin erkennt er das Haupt-Verdienst Fröbel's. — Tagesschau. Freiberg, 20. April. Kaiser Wilhelm traf gestern Vormittag in Wies baden ein und wurde daselbst enthusiastisch empfangen. — Das preußische Abgeordnetenhaus berieth gestern Petitionen und erledigte dieselben größtentheils nach uner heblicher Debatte nach den Anträgen der Kommission. — Personen, welche den Reichskanzler in jüngster Zeit in Friedrichsruh zu sehen und zu sprechen Gelegenheit hatten, versichern, daß derselbe gekräftigt und frisch von dort nach der Hauptstadt zurückkehre, daß er sich in besserer Stimmung befinde, als seit langer Zeit, und daß er entschlossen und fähig sei, mit der an ihm bekannten Energie und Hin gebung für seine großen Projekte persönlich einzutreten. Er soll sehr zuversichtlich sein, so wenig er auch darüber im Zweifel ist, daß der Reichstag die beiden bedeutendsten Vortagen, die über das Tabakmonopol und über die Un fallversicherung, entweder gar nicht oder doch nicht in der von ihm gewünschten Fassung annehmcn wird. Wenn hier und da berichtet worden ist, daß Fürst Bismarck für den als gewiß anzuschenden Fall der Ablehnung des Tabakmonopolcntwurfcs an eine Auflösung des Reichs tages denke, so wird dies neuerdings als eine unbegründete Kombination bezeichnet. Der Reichskanzler habe niemals eine derartige Absicht ausgesprochen, es sei auch aus ver schiedenen Gründen nicht anzunehmen, daß er sich mit derselben jemals ernstlich getragen habe. — Die Be- völkerungsvcrhältnissc des Königreichs Sachsen haben schon seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit der Statistiker auf sich gezogen. Kein deutscher Staat, mii Ausnahme der Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Lübeck, ernährt eine so dichte Volkszahl auf einem so kleinen Gebiete. Trotz ¬ dem ist das Wachsthum der Bevölkerung in Sachsen ver- hältnißmäßig weit größer und die Auswanderung^viel geringer als anderwärts. Die durchschnittliche jährliche Bevölkerungszunahme betrug in Sachsen von 1871/75 in Prozenten der Bevölkerung: 1,99 und 1875/80: 1,54, dageHn im ganzen deutschen Reich >871/75 nur: 1,02 und 1875/80: 1,17. Von den nach der Reichsstatistik in den 11 Jahren 1871—1881 aus dem deutschen Reiche ausgewanderten 805,698 Personen kamen auf Sachsen nur 26525, dagegen auf das viel kleinere Württemberg 43591, auf Baden 33125 Personen. Die Einwanderung nach Sachsen ist insbe sondere in der Zeit von 1861—1875 weit bedeutender gewesen als die Auswanderung. Erst in den letzten Jahren zeigt sich das umgekehrte Berhältniß. Immerhin hatte Sachsen auch nach der letzten Zählung noch die meisten Angehörigen fremder Bundesstaaten und übertraf in dieser Hinsicht selbst Preußen. Nach einer von dem kaiserl. statistischen Amte vor Kurzem veröffentlichten Ueber- sicht über die Staatsangehörigkeit der ortsanwescnden Bevölkerung in den deutschen Bundesstaaten befanden sich in Sachsen am 1. Dezember 1880 unter 2972 805 Be wohnern 175413 Angehörige anderer Bundesstaaten und 37 032 Rcichsausländer, dagegen in Preußen unter 27 279111 Bewohnern nur 163390 Angehörige anderer Bundesstaaten und 98 958 Reichsausländer. Sachsen verdankt diesen Zuzug von Fremden nicht nur seiner Lage im Herzen Deutsch lands, sondern in erster Linie seiner hochentwickelten Industrie und Handelsthätigkeit, welche Unternehmer und Arbeiter überall her anzieht. Wer die in jeder Hinsicht eigenartige Bewegung der sächsischen Bevölkerung bis auf mehrere Menschenalter zurück verfolgen will, findet dazu Gelegen heit in den soeben erschienenen zwei neuesten Heften der „Zeitschrift des königl. sächs. statistischen Bureaus" (zu be ziehen durch die Buchhandlung von R. v. Zahn in Dresden). Dieselben enthalten einen ausführlichen Bericht über die sächsische Volkszählung vom 1. Dezember 1880 mit Rückblicken auf frühere Zählungen bis zum Jahre 1815 zurück. Danach zählte Sachsen bei der Theilung des Landes im Jahre 1815 erst 1 178802 Bewohner und am Ende des Jahres 1830 1402066. Die am 1. De zember 1834 vorgenommene Zollvercinszählung war die erste nach einem rationelleren System ausgeführtc Erhebung, wobei die namentliche Aufführung der zu zählenden Per sonen in besonderen Hauslisten vorgeschricben war. Dieselbe ergab 1595668 Bewohner. In der Zeit von 1834 bis l880 hat sich die Bewohncrzahl auf 2972805 vermehrt. Die absolute Zunahme betrug mithin 1377137 Bewohner und der durchschnittliche jährliche Zuwachs, zur Bevölkerung von 1834 berechnet, war 1,88 pCt., in den Städten 2,90, in den Dörfern nur 1,38 pCt. Während bei dem Zensus von 1834 die Bewohner der Städte noch nicht V» der Gesammt- zahl (32,8 pCt.) ausmachtcn, hatten sie 1880 einen An theil von 41,1 pCt. erreicht. — Anlangend die Haushal tungen, so bestanden deren 1834: 351723 und 1880: 652545, was einer Vermehrung um 85,5 pCt entspricht. — Im Jahre 1834 kamen durchschnittlich auf die Quadrat meile je 5873 und im Jahre 1880 je 10918 Bewohner. Auch in der volkswirthschaftlich sehr ungünstigen Periode von 1875—1880 hat die absolute Bevölkerungszunahme wieder 212219 Personen — 7,69 pCt. betragen. Höchst auffallend ist jedoch die Verschiedenheit der Volksvermeh rung in den einzelnen Landestheilen Sachsens. Die Pro zentale Zunahme der Verwaltungsbezirke, nämlich der Amtshauptmannschaften und der drei Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz betrug in den 5 Jahren von 1875 bis 1880 in der Amtshauptmanuschaft Leipzig 22,09, Stadt Leipzig 17,03, Amtshauptmannschaft Dresden-Neust. 14,30, Stadt Dresden 11,92, Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt 1l,50, Stadt Chemnitz 11,47, Amtshaupt mannschaften Chemnitz 10,8 l, Plauen 10,63, Zwickau 8,54, Annabcrg 7,72, Bautzen 6,25, Meißen 5,94, Grimma 5,94, Auerbach 5,44, Borna 5,02, Freiberg 4,83, Kamenz 4,77, Großenhain 4,69, Marienberg 4,46, Oschatz 4,45, Schwarzen berg 3,88, Rochlitz 3,80, Glauchau 3,68, Flöha 3,44, Döbeln 3,43, Pirna 3,l9, Zittau 2,19, Dippoldiswalde 1,79, Löbau 1,46 und Oclsnitz 1,22. Einen lieferen Ein blick in die Bevölkerungsbewegung ermöglicht die in der neuesten Zeitschrift mitgetheilte Bilanz der Volksvermeh rung ») nach den Ergebnissen der Standesamtszählkarten und b) nach den Ergebnissen der Volkszählung. — Nach dem durch die Bearbeitung der Llaudesamtskarten ermittelten Ueverfchusse der Geburten über die Sterdefälle in dem Zeit räume vom 1. Dezember 1875 bis 30. November 1880 hätte isich, abgesehen von den Ein- und Auswanderungen, am
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite