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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188208136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820813
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-13
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.08.1882
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Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- men »md beträgt der Preis für die gespaltene Zeile D oder deren Raum IS Pfennige. und Tageblatt. AmtMM für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. Bercnüwortlicher Redakteur Iuliu» Brauu i« Freiberg. , 34. Jahrgang. s! Erscheint jeden Wochentag Abend« 6 Uhr für den ! . „ 187. Sonntag, dm 13. August. " M zwetmonamch I Ll. SU Pj. u. eutmomm. <s Pj. j or r» ' Die Woche. Eine Friedens-Vermittlerin verdient die vergangene Woche genannt zu werden, denn sie'hat am egyptischen Himmel die drohenden Gewitterwolken zerstreut und Friede und Eintracht zwischen der Pforte und England hergestcllt. Alle Befürchtungen eines schweren Konflikts zwischen diesen beiden Mächten sind geschwunden; die Eintracht scheint augenblicklich so mächtig zu sein, daß auch nicht ein Schatten alten Grolles zurückgeblieben ist. DieMilitär- konvcntion wurde abgeschlossen und Arabi vom Sultan zum Rebellen erklärt — mehr wünschten die Engländer nicht und mehr konnten die Türken auch nicht bewilligen. Eine solche Selbstverleugnung Seitens des Sultans er wartete Niemand. Die egyptischc Frage war nichts als ein Duell zwischen der Konferenz und England. Das Duell hat seinen Ausgang gefunden in der Unterwerfung der Türkei. Gab sich doch die Konferenz alle erdenkliche Mühe, eine feindselige Haltung gegen England zu erzeugen. Alle diplomatischen Operationen schienen darauf berechnet zu sein, John Bull zu entmuthigcn und einzuschüchtcrn. In der That war England auch schon vollständig isolirt. Welcher diplomatische Kopf Härte da auch glauben sollen, daß England einen solchen Erfolg davontragen werde! Die ursprüngliche Idee der Ostmächte, die Ordnung rn Egypten durch türkische Truppen Herstellen zu lassen, geht nun allerdings der Verwirklichung entgegen, nur mit dem großen Unterschiede, daß die intervenirenden Truppen des Sultans jetzt nichts anderes sind, als ein englisches Hilfs korps. Das lag sicherlich nicht in der Absicht der Mächte, als die Idee einer türkischen Intervention zuerst angeregt wurde. Rian wird nun allerdings fragen, wie dies Alles so gekommen! Vielleicht hat das Auftreten Rußlands das Mißtrauen des deutschen Reichskanzlers rege gemacht und wollte er nicht für die russische Politik den Weg nach Konstantinopel ebnen; vielleicht fühlte er sich verstimmt durch die Heftigkeit, mit welcher Italien den Wunsch äußerte, im Oriente einen Machtbesitz zu erobern; viel leicht waren es noch andere Gründe, die ihn ver anlaßten, die Türkei zur Unterwerfung unter Eng lands Willen zu zwingen. Bekanntlich hatte Rußland bereits die Neigung kundgegebcn, die Konferenz zu sprengen. Da tauchte der Gedanke auf, den Suezkanal unter euro päische Ucbcrwachung zu stellen, und nun sah sich Rußland wieder veranlaßt, der Konferenz treu zu bleiben. Italien hatte cs übernommen, den bezüglichen Antrag cinzubringen, dessen Zweck darin bestand, die Macht Englands cinzu- schränkcn. Als der Antrag vor die Konferenz gelangte, verweigerte Deutschland plötzlich seine Zustimmung. Eine Kundgebung der „Nordd. Allg. Ztg." verthcidigte mit aller Entschiedenheit den Satz, daß in der Frage des Suez kanals die Ansprüche Englands beachtet werden müßten. England habe das Hauptinteresse am Suezkanal, und man könne England nicht zumuthen, die Freiheit der Kanal- fchifffahrt von nichtenglischen Majoritätsbeschlüssen ab hängig zu machen. Dieses Verhalten des deutschen Reichskanzlers erregte einiges Staunen bei den anderen Mächten, obgleich man sich hätte erinnern sollen, daß auch das Zustandekommen der von England beantragten Kon ferenz nur Deutschland zu danken war. Mag dem nun sein, wie ihm wolle, so viel darf als feststehend gelten: die schärfsten Gegensätze sind durch die egyptische Frage aufgedeckt worden und diese Gegensätze werden fortwirken, wenn die Frage selbst längst der öffentlichen Aufmerksamkeit entschwunden ist. Man wird England seinen Erfolg nicht verzeihen und England wird nicht vergessen, daß ganz Europa ihm feindlich gegenüber stand. Auch die Moral der egyptischen Episode, daß man in der Gegenwart mit einigem Muthc sehr viel und fast Alles wagen kann, wird nicht unbenützt bleiben. Mitleid empfindet man nur für die armen mohammedanischen Fanatiker, die man in den Glaubenskrieg hineinhetzte und die jetzt dafür büßen müssen, daß sie dem Sultan vertrauten. Ob ihm überhaupt der Muhammedanismus seine Nachgiebigkeit verzeihen wird, ist noch eine offene Frage. Der Großherr hat seine Autorität nskreditirt und cs kann eine Bewegung entstehen, die ihm und sincm Reiche verhängnißvoll wird'. Ebens" bleibt eine offene Fr»ge, wie sich der Prozeß nach der Paz.fikation Egyptens cntwckeln wird. Dann dürfte die englische Diplomatie vielleiöst in dieselbe Lage gcrathen, in welcher sich Ruß land nach seinen Siegen auf der Balkan-Halbinsel befand- Die erpreßten Verträge von San Stefano wurden dainals einer scharfen Revision unterzogen. Es wurde der Grund ¬ satz fcstgestellt, daß man ohne Europa wohl Krieg führen, aber nicht Frieden schließen kann. Für Deutschland und Oesterreich waren die Kaisertage in Ischl das hervorragendste Ereigniß der ver gangenen Woche. Bereits in Ebensee hatte die erste Be grüßung zwischen beiden Monarchen stattgefunden, worauf sie gemeinschaftlich die Fahrt nach Ischl fortsetzten, wo die Ankunft des Scparathofzuges am Mittwoch Mittag er folgte. Die Kaiserin Elisabeth empfing Kaiser Wilhelm auf dem Bahnhofe und cs geleitete sodann das österreichische Hcrrschcrpaar den deutschen Kaiser unter den stürmischen Zurufen des zahlreich versammelten Kurpublikums nach dem Hotel „Elisabeth". Am Donnerstag Nachmittag trat Kaiser Wilhelm, nach herzlicher Verabschiedung von seinem kaiserlichen Freunde, die Heimreise an und traf am Frei tag früh wohlbehalten auf der Station Großbeeren ein, von wo aus er sich mittels Equipage direkt nach Schloß Babelsberg begab. Mit den Gefühlen der innigsten Theil- nahme vernehmen die Völker Deutschlands und Oesterreichs die Kunde von der abermaligen Begegnung zwischen den beiden so eng befreundeten Monarchen und die Gedanken der deutschen und der österreichischen Nation verewigen sich zu dem Wunsche, daß auch die Jschler Kaiscrtage das Freundschaftsband, welches Deutschland und Oesterreich wie deren erhabene Kaiserhäuser umschlingt, immer enger und fester knüpfen mögen. Wie Deutschland, so erblickt auch die Bevölkerung des österreichischen Kaiserstaatcs in der Zusammenkunft beider Herrscher vor Allem ein Symp tom der Fortdauer der innigen Beziehungen zwischen den Monarchen selbst, als auch zwischen den unter ihren Szeptern stehenden Völkern; in diesem Sinne äußern sich die österreichischen Organe über die Jschler Zusammenkunft. Wie italienische Blätter erzählen, hatte man im Vatikan die Absicht, den bekannten Reichstagsabgeordnctcn Pfarrer Winter in Mülhausen, welcher als die Seele der separatistischen Bestrebungen in Elsaß-Lothringcn an gesehen wird, zum römischen Prälaten zu machen. Es ver lautet sogar als sicher, daß die Ernennung zum apostolischen Pronotar mit dem Titel „Monseigneur" bcreitsvollzogcn gewesen, daß indcß das betreffende päpstliche Dekret wieder zurückgenommen worden sei, weil in Rom zu bedenken gegeben wurde, daß eine solche Auszeichnung des entschiedensten Gegners der deutschen Regierung eine Besserung der Beziehungen der letzteren zu der Kurie wesentlich erschweren müsse. Ueber das neue französische Kabinet, welches der abgelaufcncn Woche sein Dasein verdankt, gehen die Mei nungen sehr auseinander. Die Einen nennen es das „Versöhnungs-Ministerium", weil cs sich aus Anhängern aller republikanischen Parteien, mit Ausnahme der Radi kalen, zusammcnsetzt. Die Andern nennen cs das „Ferien- Ministerium", weil sie der Meinung sind, daß sich das Kabinet Duclerc nur während der parlamentarischen Ferien, welche am Mittwoch begonnen haben, am Ruder erhalten werde. Jedenfalls ist der Umstand bedenklich, daß dem neuen Ministerium in Falliere, Legrand, Devos und Duvaux ausgesprochene Gambettisten angehören und Deutschland wird sich dem neuen französischen Ministerium gegenüber wahrscheinlich sehr rcservirt verhalten, denn ein Ministerium in Frankreich, das mehr oder weniger im Sinne Gambettas gehalten ist, kann in Berlin unmöglich Vertrauen erwecken. Unsere Offiziösen, welche doch sonst mit ihren Urtheilen nicht sehr zurückhaltend sind, schweigen sich völlig aus — ein Beweis, daß auch ihnen das neue französische Kabinet nicht genehm ist. So lange übrigens in Frankreich die Kammerferien dauern, kann das Kabinet sich ruhig seines Daseins freuen und für die Angriffe vorbereiten und stärken, die seiner beim Zusammentritt der Deputirtenkammer harren. Die englische Regierung hat alle Ursache, die letzte Woche als eine sehr gute im Kalender zu unterstreichen, denn nicht nur in Egypten, auch im englischen Oberhausc erfocht sic einen rühmlichen Sieg. In der Dienstags- Sitzung des Unterhauses wurde das erste Amendement des Oberhauses zu der Pachtrückstandsbill, welches darin gipfelte, daß ein Pächter nur mit Genehmigung seines Gutsherrn uin Hilfe bitten darf, mit 293 gegen 143 Stimmen abgelchnt. Ein zweites Amendement der Lords nahm das Unterhaus nur mit den von Gladstone vorgeschlagenen Acndcrungen an. Das Unterhaus stellte sich in diesem Streit also entschieden auf die Seite der Regierung und dieser Umstand veranlaßte die Herren Lords des Oberhauses, auch ihrerseits die Opposition gegen die Regierungsvorlage aufzugeben. Dies geschah in der Donnerstagssitzung. Ihren Rückzug deckten die Herren mit der angeblich peinlichen Lage in Egypten und Irland. Es wundert uns nur, daß sie nicht auch das Zululand als Entschuldigungsarund anführten. Dort befürchtet man doch ebenfalls den Ausbruch «euer Unruhen, da, wie es heißt, dec englische Gouverneur, Sir Bartle Frere, es nicht verstünde, sein Ansehen zur Aufrechterhaltung des Friedens zwischen den einzelnen Häuptlingen geltend zu machen. Cetewayo, der jetzt in England weilende ehemalige König der Zulus, soll erklärt haben, nur die Wiedereinsetzung in seine frühere Würde würde dem Ausbruche des Bürger krieges im Zululandc Vorbeugen können. Die montenegrinische Regierung hat einen Aufruf an die Flüchtlinge aus der Herzegowina gerichtet, in welchem sic dieselben auffordert, in ihre Heimath zurück- zukehrcn, da sie den Unterhalt derselben nicht länger be streiten könne. In Rumänien ist zur Abwechslung wieder einmal eine Ministcrkrisis ausgcbrochcn. Sämmtliche Minister übergaben im letzten Ministerrathe dem Konseilpräsidenten ihre Demission. Dem Vernehmen nach dürfte jedoch die Ministcrkrisis nicht von langer Dauer sein, das Kabinet vielmehr unter der Präsidentschaft Joan Bratianos in der Weise rekonstituirt werden, daß nur 2 oder 3 neue Mi nister berufen werden und mehrere der in das neue Kabinet übertretenden Minister ihre Portefeuilles vertauschen. Obgleich die Polizei in Rußland durch die letzten Nihilistcn-Vcrhaftungcn den revolutionären Verbindungen einen sehr schweren Schlag versetzt hat, rastete erstere doch nicht in ihrem Säubcrungswcrke und wußte in den inneren Provinzen des Reiches neuerdings zahlreicher Anhänger des Nihilismus habhaft zu werden. Es verdient besonders bemerkt zu werden, daß unter den zuletzt Verhafteten sich eine große Zahl junger, im Alter von siebzehn bis neun zehn Jahren stehender Mädchen befindet, welche durch die bei ihnen saisirten Briefschaften in größerem oder ge ringerem Maße kompromittirt erscheinen. Trotz der friedlichen Wendung in der egyptischen An gelegenheit herrscht bei den Türken kein wirkliches Gefühl der Beruhigung. Man fürchtet, daß der Jradc des Sul tans, welcher Arabi zum Rebellen stempelt, in Egypten keinen Eindruck machen wird. Im Gcgentheil scheinen die Führer der egyptischen Bewegung alle Vorkehrungen zu treffen, um den Krieg so lange fortzuführen, als dies nur in ihren Kräften steht. Man sicht sogar auf Grund jüngst cingelaufencr Nachrichten die Gefahr feindseliger Unternehmungen Arabi Paschas gegen den Suczkanal für eminent an. Tagesschau. Freiberg, den 12. August. In der vorgestrigen Sitzung der europäischen Konferenz erklärte Lord Duffcrin Englands Zustimmung zu dem ita lienischen Antrag betreffs des Suezkanals unter folgenden Vorbehalten: 1) Bezüglich der Aktionsfreihcit Englands für die gegenwärtig eingeleitetcn Operationen. 2) Die Wirkungen des italienischen Vorschlages hören mit Ende der gegenwärtigen anarchischen Situation Egyptens auf. 3) Der italienische Vorschlag wird keine Macht verhindern, in einem Falle der Nothwendigkeit Ausschiffungen vorzu nehmen. Marquis de Noailles enthielt sich der Abgabe einer Erklärung Mangels Instruktionen. Said Pascha kündigte den Abgang der türkischen Truppen an und ent gegnete auf eine Bemerkung Lord Dufferin's, die türkischen Truppen würden in Egypten erst nach dem dortigen Ein treffen Derwisch Paschas und Server Paschas landen. Der Vertreter Rußlands wünschte Aufklärungen über die Landung britischer Truppen in Suez. Lord Dufferin erwiedertc, die Landung sei vom Admiral Sey mour zur Rettung der Stadt anbefohlcn worden; dieselbe thue dem Charakter des Kanals keinerlei Eintrag. — Von einem aus Egypten geflüchteten Europäer geht der „Köl nischen Zeitung" folgende Mittheilung zu: Man konnte in letzter Zeit häufig die Ansicht aussprcchen hören, daß von den in Alexandrien in ihrem Eigenthume beschädigten Europäern eigentlich nur diejenigen zu bemitleiden wären, welche unterlassen hatten, ihr Hab und Gut gegen Fcuers- gefahr zu versichern, denn jeder, der versichert war, würde natürlich sofort von der betreffenden Gesellschaft den er littenen Schaden ersetzt erhalten. Dies ist nun ein großer Jrrthum, wie mich meine eigene Erfahrung lehrt; meine Wohnung mit ihrem ganzen Inhalte ist vollständig nicdcr- gcbrannh und obgleich ich letzteren seit fast zehn Jahren
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