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Auer Tageblatt : 13.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192508139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19250813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19250813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt
- Jahr1925
- Monat1925-08
- Tag1925-08-13
- Monat1925-08
- Jahr1925
- Titel
- Auer Tageblatt : 13.08.1925
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/luer Tageblatt «, «,»,«,-fr-»—, p,e«,,li, f», «-» »-« «>» Um,-, »» »» -«-» »Irtt«« I„» U «Mtllchi »,«, « »»ltpfl«!«». «V«««, r»«*dtaa f»u-rso*dks,. Eathallea- -k amtliche« Sekanntmachuagen -e» Nates -er Stadt «ad -es Amtsgericht» fl«e. peMuk-Keaw, nm Liippg«,. iees MWZ /lnzeiger für das Erzgebirge Nr. isr Donnerstag» äen l3. lluguft I92S 20. Jahrgang Bersassungsfeiev im Reichstag. Berlin, 11. August. Lite Verfassung» fei« der Retchspegterung fand heute mittag in dem mit Tannengewinden, Lorbeer und Blu- Men reich geschmückten Sitzungssaal« de»R«ichStageS statt. Ueber dem Platze de» Präsidenten war ein riesiger Reichsadler angebracht, darunter hingen die.schwarz-rot- goldenen Reichsfarben. Die Tribünen waren mit den Wappen der Länder geschmückt. Schon lange vor Er öffnung der Feier füllten sich Sitzungssaal und Tri bünen. Mm RegierungSttsch saßen die Reichsminister, auf den Reich«rat»sttzen die Vertreter der Länder. Pünktlich um 12 Uhr erschien Reichskanzler Dir. Luther. Bald darauf betrat, vom Reichstagspräsidenten Löbe geleitet, Reichspräsident von Hindenburg die Mittel tribüne/ Reben ihm nahmen außer dem Präsidenten Löbs, ReichsinnenMinister Schiele und die Vizepräsi denten Ar. Bell und Gräf Platz. Der Reichspräsident wurde von der Festversammlung durch Erheben von den Sitzen begrüßt. Er verbeugte sich dankend und gab da mit das Zeichen zum Beginn der Feier. Tas Berliner Philharmonische Orchester unter Leitung von Prof. Ju lius Prüwer eröffnete diese durch die meisterhafte Wiek Vergabe des ersten Satzes der ersten Symphonie von Brahms. Hierauf ergriff Prof. Dir. Hermann Platz. Bonn da» Wort zu folgender Festrede: Ein festlicher Tag ist wie ein warme» Leuchten/ da» den grauen Alltag erhellt. Das Schwere tritt zu rück für einen Augenblick, da» Dunkel schwindet, die UM- risse der geistigen Welt, in der unser Arbeiten allein sinnvoll wird, werden wieder deutlicher, die Kräfte, die dumpf gebannt schienen in dem Triebwerk der drängen den Arbeit, werden plötzlich wieder frei und leicht, fluten in ihre Quellgründe zurück und richten sich neu aus nach dem klaren erschauten Ziel. DaS ist der Sinn de» Ta ge», den das deutsch« Volk heute an dieser hehren, bedeutungsreichen Stätte begeht, zur Erinnerung an den 11. August 1919, wo es inmitten der größten Zer rüttung und Not seine letzten Kräfte zusammenriß, und indem es sich eine Verfassung gab, sich dem Chaos ent wand. Diese Tat unseres Volkes, vollbracht uach den Leiden und Enttäuschungen des Weltkrieges, ist auch heute noch, so umwälzend sie vielen erscheinen mag, so unzulänglich sie sich in vielen ihrer EinzelbesttmMun- gen erweist, ein weithin leuchtendes Zeichen der Hoff nung und Zuversicht, das nicht umsonst der Menge der Ratlosen und Verzweifelten gesetzt war und ist. Darum sollen an diesem Tag« alle, auch diejenigen, die lieber in der Abschließung verharren und in der Zerstreuung leben möchten, den grauen Mantel des Gestern ablegen und teilnehmen am lebendigen Heute. Darum soll ein Pulsschlag deutscher Gläubigkeit und stolzen Vertrauens alle durchglühen, damit Poll werde und Staat blühe. Treffen wir un» denn nicht alle in dein Einen, daß wir auch politisch ..Wanderer sind zwischen zwei Welten", daß wir wie Nietzsche „gleichsam auf den Bergen warten, zwischen Heute und Morgen hingestellt, in den Widerspruch zwischen Heute und Morgen hineingebaut" ? Eine solch« Feier, auf deren Klang da» Volk hin horcht, soll überall aus der Not Dieser Uebergangs- und Wendezeit heraus den Willen wecken, der Berwir- rung und Zwietracht der Geister, dem grüßten Uebel der Gegenwart, entgegenzuwirken. Unter Wahrung der Standvunktwerte und doch! mit der unendlichen Liebe zum Ganzen, zum deutschen Vaterlands, möchte sie all«, auch die Abwesenden, auch die Teilnahmslosen, auch die Verirrten und Absetisstehenden versammeln, damit der volle Akkord deutschen Leben» kling« und dringe aus dem Engen in» Wett«. Da» ist freilich wesentlich, daß wir an di« Verwirk lichung glauben. Laß wir nicht nur skeptisch und pessi mistisch sind, sondern mit dem gefunden Optimismus de« vorwärts- und aukwärtSsttebenden Volke» auch dies« unser« schwerst« Tat, di« wstververbindung von Religion und Leben ist, im Hier und Heut« immer svieder ver suchen. Nicht die ganz Innerlichen machen «S, di« kei nen weg mehr finden in» Land der Verwirklichung und dies der AlltagSarbett überlassen, noch weniger die ganz Aeußerltchen, die sich entfernt haben von den Quellgründen de» wahren Leben». Nein, jede» an sei ner Stell« und nach Maßgabe seiner Kräfte und Wir- kungsmvgttkMtsn muß nach persönlicher Entscheidung kür da» Gut« sich auch «insetzen für die Verwirklichung, dort wo di« Dinge hart im Raum« sich stoßen. Noch horcht dis Welt auf, wenn der Name Weimar erklingt, risch zweifelt sie aber vielfach, wenn ft« von Weimar«, Verfassung hört. Sedenfall» schwingt noch nicht dasselbe Posttto« mit, und »war nicht zuletzt des. hals, wei' r-ir Mst diesem Positiv«» nach nicht -rau- tzUudiL in un» ttagen. S^ude an di» Möglichkeit de» Besseren, der Glaube an /die gefunden Kräfte unsere» Bolle» und sein« politisch« Srziehbarkett, der Glaub« an die Etnfügbarkett eine« so gereiften Staat-Volks» in «in« Gesamtordnung, die dem Höhepunkt da» deutschen Denken» im Mittelalter ebenso gegen wärtig war wie den Männern der klassischen Zett de» Preußischen Staate», da» ist zunächst notwendig, w«nn dia Verfassung Wirklichkeit werden soll. Es ist nicht alles Schicksal, da» über un» kommt. Sin gut Teil ist in unsere Hand gegeben und unserer Tat überantwortet. Diese selbst aber hängt ab von dem Glauben an die Keimkraft de» Guten in der Menschenbrust und im Schoß de» Volke». Gewiß sind Sicherungen notwendig, aber der Glaube ist noch immer wieder da» Vordringlichste- E» sei gestattet, bet dieser Gelegenheit auf zwei Quellen hinzuweisen, au» denen diese Gläubigkeit stet» neue Kraft sich holen kann. Die deuisch« Jugend und den deutschen Rhein. Wer in dem wirbelnden frischen Leben, der heutigen Jugend steht, wird sich immer dankbar de» Zustrom» an Frischheit, innerer Lebendigkeit und Gläubigkeit bewußt bleiben. Möge sie uns immer die Kraft her Hoffnung spenden, wenn der Unglaube dem Geiste und dem Guten gegenüber unS übermannen will. Leichter al» .den.Wei teren, die im nüchternen Gewerke des Alltag» wan deln, spannt sich ihnen der holden« .Bogen, der Ideal und Wirklichkeit eint. Wie regsam sucht gerade die deut sche Jugend aller Lager auf neuen Wegen ihrer Sehn sucht Ziel — auch das Ziel ihrer politischen Sehnsucht — den erneuerten Staat — zu erreichen. Wie die Lugend dem Ursprung nahe ist, so steht der Rhein heute fast einem MythuS gleich da. Er ist un» .in den kaum verflossenen Zeiten der Not und der Bedrängung mehr denn je eine unausschüpfliche Quelle deutschen Glauben» und ein Sinnbild 'ünverjährbaren Rechtes auf volle nationale Selbstentfaltung geworden. Aelteste Teutschheit ruht in den verborgenen Schächten des rheinischen Wesens, das die Kraft nationaler Selbst behauptung mit Weltosfenhett zu einen weiß, das in der Verfassung alles bejaht und begrüßt, was den nationalen! Naturgrund in einen universalen Gesamtplan hinein stellt, das, belehrt durch alles, Bittere der Zeit, freudi-' ger denn je all sein Beste»! dem Deutschen Staate zubringt. Soviel die Verfassung selbst nach rückwärts zerrissen haben mag, sie hat doch auch weithin organisch gedacht, sie hat das Reich erneuert, nicht umgestürzt, sie hat die „Kontinuität" dos Staatsgebilde» gewahrt, sie hat in wesentlichen Punkten „durch Anerkennung und Feschal ten der geschichtlichen Entwicklung" dafür gesorgt, daß die Linie nicht ganz verworfen werde. Freilich tiefer al» in Geschichte und Ueberlieferung hat sie in die Bereiche de» un» umflutenden notvollen Lebens und der drangvoll nahenden Zukunft geschaut. Ter.Einzelne, so berechtigt sein Anspruch auf Eigen leben und Eigenständigkeit sein mag, ist doch, erst im Ganzen aufgehoben. Gewinnt doch erst in verantwort licher Mitarbeit am Ganzen die Höhe seine» menschlich erreichbaren WertgeflthlS. Tas Ganze andererseits stellt sich schützend vor alle wesentlichen und werteschaffenden Glieder, gewährleistet ihnen Freiheit der Entfaltung und Gleichheit vor dem Gesetz. Ist da» nicht Kern und Sinn per Verfassung, dis gerade außerhalb Deutschland» gern al» organizistisch angesehen und den indtvidialtstt- scher: Demokratien Westeuropa» entgegcngestellt wird? Ta» deutsch« Volk hat sich in historischer Stunde wo e» um Sein oder Nichtsein de» Staatlichen ging, zur republikanischen Staatsform gefunden, kraft de» Selbstbestimmungsrecht» der Völker und zwar in allen seinen Ländern. Mag un» auch noch Manche» vorent halten sein, wa» klar« Forderung dieser ^Selbstbestim mung ist und wa» wir nie aüfhvren werden zu fordern, die staatsrechtlich« Einheit de» deutschen Volke» selbst ist zu keiner Zett ernstlich in Frag« gestellt gewesen. Die. unitaristischen Kräfte wirkten in ihrer Aus^alarrzterung Nicht unorganisch, denn st« ließen die föderalistischen Tendenzen, die au» .der deutschen Geschichte nicht weg zudenken find, am Werke. Der stark« Sinhetttwtll« aber fft kein vom Himmel gefallene» Geschenk, sondern da langsame au» Not und Erfahrung sich, durchdringend« Wollen der Deutschen. Mag er sich tm konkreten Falle auch noch so stürmisch äußern, al» politische Grundten denz ist er da, bedeutet er «in starke» Hositivum und ist bildsamer Einwirkung nicht unzugänglich. Mn diese» Gegeben« knüpft die Verfassung an, sst sucht den Bürger al» den Träger politischer Energie au» der Passivität za erlösen. Sie möchte Hn al» asndstie täti-e» dsrünmmrrungSHHmstst» Glied sinfüM in den politischem Geststtungstzr^M fi» möchte durch die Freiheit, die ihm Lei aller politische Betätigung At lassen wird, die Gewähr schassen, daß di« einmal er folgt« Bindung an den Staat umso tteser Und nach haltig« sei. St« möchte so «in politische» Führertum heranbilden, da» mehr versteht al» «inen Führung». Mechanismus zu handhab«« und «inen Autoritätsdruck auszuüben. So kann der national lebenswichtigste Pro zeß de» Zusammenwachsens von voll und Staat, der schon so lang« im Gang« ist, de« so vielfach unterbrv^ chen und zurückgebildet wurde, auf der -int« unser« demokratisch«epublikanischen Verfassung wirkungsvoll fortgesetzt, und wenn kein« Erschütterungen «roße« Au», matz«» mehr dazwischen kommen, zu einem glückliche» End« geführt werden. Aufrüttelnde Massenerlebnisse können und müssen freilich sein: Zetten der Krise und der Not, wo die in ihrem tiefsten Würdegefühl und in ihrer echtesten Emp findung Vorletzten sich neu und frei entscheiden,, für ihren Staat. Zeiten, in denen alle Artgetreuen und Ghrliebenden au» demokratischem Verantwortung-be« wußtsetn da» zudringlich« Unterfangen derer, die den Staat verderben und die Grenze willkürlich ändern woü> len, mühelos abweisen. Allen Deutschen, di« tm Geiste der Verfassung die ser staatspolitischen EinSwerdung au» freier Selbstbe stimmung dienen, gilt in dieser Stunde unser Gruß und austnunternde» Wort. Der deutsch« DolkSstaat ist, wa» diese Verantwortungsbewußten au» ihm zu machen ver stehen: ein Von innen h« lebendig und stark geworde ner Organismus, dessen Kräfte nicht einseitig vorherr- schaftslüstern und. sendungsstolz sich überheben, noch klassenkämpferisch sich zerfleischen dürfen? denn alle soll ja nach! den einleitenden Worten der Verfassung d« Wille beseelen, da» Reich in Freiheit und Gerechtigkeit zu erneuern, dem inneren und äußeren Frieden zu> dieü nen und den gesellschaftlichen Fortschritt zu fördern. Wie der Einzelne dem gemeinen Best«^ so dient da» ganze deutsche Boll nach den Worten de» VorspruchS der Verfassung dem inneren und äußeren Frieden. Alle sollen also durch ein neue» Tienstbewutztsein am Ganzen erst die rechte Vertiefung und Krönung ihre» Freiheit«, bewußtsein» und SelbstbeftiMmungSrechtes gewinnen. Da» schöne Wort „dienen", da» fast schon eine abge griffene, gedankenlos gebrauchte Kleinmünze geworden war, erhielt so in kritischer Zeit durch die Art, wie e» in der Verfassung ausdrücklich gebraucht und ZeM Geiste nach folgerichtig durchgeführt wird, einen neuen tiefen, die Aufgaben der Stunde im engen und wetteren Sinne scharf herausstellenden Sinn. Denn nur das Deutschland kann wieder blühen und zu seinen neuen Tag kommen, in dem die Glieder dem Ganzew dienen; und selbst Europa und die Well werden nur dann wieder in Form kommen, wenn sie als.geistige Ganzheiten, al» selb ständige Substanzttäger, denen gegenüber Dienst nicht sinn« und zwecklos ist, erkannt werden. Möge dieser Wille, dem Ganzen zu dienen, im Rah- Men unserer Verfassung neu geweckt und einsichtig ver wirklicht, und da» freie machtvolle Morgen im Sinn« de» Frieden» und de» Recht» schaffen! Wenn wir dann der Welt nicht vorenthalten haben, was sie von un» er warten darf, dann dürfen wir fordern, daß un» di« Welt gibt, was unser ewiges, unverjährbare» Recht ist. Nachdem der vierte Satz der BrahmSschen Symphonie verklungen war, erhob sich Reichskanzler Dr. Luthe« zu einer kurzen Ansprache. Er sagte: Herr Reichsprä sident! Meine Damen und Herren! All uns« Arbeiten gilt und muß gelten dem deutschen Volke und Vater- lande. In der jetzt zu Ende gehenden ReichStag»tagung, die GesetzgebungSwerke von höchster Bedeutung geschaffen hat, haben ReichstagSmehrhett und parlamentarisch« Opposition ihr größte» Können und ihre ernsteste Ueber- zeugung den» Wohle de» Staate» gewidmet. UM de» deutschen Volke» willen, da» vielleicht in nächster Zu kunft noch sehr groß« Aufgaben zumal d« auswärtigen Politik zu löse» und vielerlei wirtschaftlich» und sozial» Nöte zu bestehen haben mag, muß auch in Zukunft j«d« einzelne seine besten Kräfte dem Vaterland» zu» Bor fügung stellen. Lebendig! bleiben must in un» der Geist ve» Zusammenhalten» und der Einigkeit, für dessen Un erschütterlichkeit auch nach härtester Krstgsnot un» hi« Reichsverfassung vom 11. August ISIS starkes Wahr zeichen ist. Wir begehen heut« festlich den Tag dieser Verfassung, die die tragende Grundlage für da» jetzt so schwierige und so besonder» verantwortungsvoll« Vir- ken aller öffentlichen Kräfte bildet. Lassen Sie uns am heutigen BerfassungStiure geloben, geloben voll mutigen Glauben» an die deutsche Zukunft, daß wir alle nie Nach lassen wollen am Dienste an unserem Volk und Vater land. AW Reichskanzler habe ich die Ehr», Hst, Harr Reichspräsident, und stt«, weine Damen und Herren, ßu bitten, mtt mir einsustimmkn in ein Hoch auf unser gelstbte» deutsches Vsikr Da» in der Republtt Minst deutsch» ,vs.H es leb« hoch!
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