Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.09.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000929023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900092902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000929
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900092902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-09
- Tag1900-09-29
- Monat1900-09
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
verugsgebiihr: DI c.Drrrdnrr Nachrichten" Eeinen «tgltch Margens; die Reiicücr i« Dresden und der nächsten Umacdun,. wo die Zutraauna durch eigene Bolen oder Lommililonäre eriolgl. erholten das Blatt an Wochentagen, die nicht aui Sonn- oder Aeiertage iolgcn. m iwci Tkeitausgaben Abends mit» Morgens zugektellt. Siir Rückgabe eingeiandtcr Schrilt- jMc lerne Lerdürdlichkeit. Seruivrechanicklutz: Amt t Lr. U u. Dr. 20S«. lelegramm-Adretle: Lachrichta» Lranda». ^reitcrg-Abend(lUSgclbe für Dresden und Umgebung. Nnreigen-caTif. Die Annahme von Ankündigung« criolat in derÄanvtacichäilsIlelle und den Nedenamiabmeitellen in Dresden bis Nachmittags z Mir. Sonn, und Hciertags nur Marienürake ss von N biS'/UMr. Die tipaltiae Grund- «eile tca. s Silben» is Big., An. tündigunaen aui dcrPrivatieite Zeile so Dia. i die Livalnac Zeile als .EinaciaM' oder aui Tcrtieitc ao Ls«. In Nummern nach Sonn- uud tzeicr. tagen I. bez. Livalüge Grrmdscilcn 20, « deg. eo und so Big. »ach beiondcrem Tarii. Auswärtige Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. Belcgblätter werde» mit lo Nig berechnet. övlullk wl od XIkIÄvrslOÜL in xrS88ter äll8M> I. 6kDrZAlLl218« Nr. 268. Neueste Drahtberichte. Handelsrichter, Stadtfest für die Geschichts- und MerthumSvereiiic, Jubiläum der Turnlehrerbilduiigsaiistalt. «Zwei Esten ini Feuer." Bertincr Leben. Sonnabend, 29. September 1966. Ieruschreib- »md Fernsprech-Berichte v. 28. September. Der Krieg i» China. Wien. An hiesiger maßgebender Stelle will man Grund zu der Annahme haben, daß alle Mächte mit Ausschluß van Amerika dem deutschen Vorschläge prinziviell zustimmcn und über die Forderung der Auslieferung der Rädelsführer und ihrer Bestrafung nicht durch die Chinesen, sondern durch die internationalen Mächte einig sind. Nur sprachen einige Mächte, so Japan und Rußland, die lleberzeugung aus, daß die Auslieferung und Bestrafung zu viel Zeit beanspruchen und daher die Eröffnung der Friedens- Verhandlungen zu lange verzögern würde, wenn sie als die von Deutschland verlangte Vorbedingung ausgestellt werden. Diese Mächte empfehlen daher, das Auslicferiingsbegehren als ersten Punkt der Friedensverhandlungen hinziisiellen. Man nimmt an, daß sich Deutschland diesbezüglich zu Modifikationen seines Vor schlags verstehen wird. Man bestätigt, daß über die vom „Matin" gemeldeten Vorschläge Delcasss's unter den Mächte» verhandelt wird. Wie verlautet, soll der Kaiser Knang-sü von China auf die Rückkehr nach Peking verzichtet haben. Bezüglich der zu bestrafen den Personen hat Deutschland ans die Bestrafung der Mitglieder des Kaiserhauses, alio auch Tnan's. verzichtet und wünsche nur die Bestrafung der verantwortliche» Nathgcber. Paris. Hier verlautet, das; England beim russischen Kabinct ansragte, ob die Annexion der Mandschurei als dauernd an genommen werden müsse, oder ob sic blos provisorisch sei. Rvminten. Bei der heutigen Jriihpmch erlegte der Kaiser einen starken Sechzehnender. Wildparkstation. Tic Kaiserin ist heute früh 7 Uhr hier eingetroffen und hat sich alsbald nach dem Neuen Palais begeben. Hamburg. Der Senivrchef der Hamburger Thccnrma G. W. A. Westphal u. Söhne, Herr C. W. L- Westphal, ist ge storben. Kiel. Bon 5 Matrosen der Kriegsmarine, die in der letzten Nacht eine Segelfahrt auf der Kieler Jöhrde machten, ertranken, wie die „Kieler Zeitung" meldet, in Folge Kenterns des Bootes 1: :i der Verunglückten sind Reservisten, die heute entlassen werden sollten. Posen. Wie hiesige Blätter mittbeilen, haben die Minister Konferenzen in Polen sich lediglich ans Maßnahmen zur Erhaltung und Kräftigung des TentschthnmS in Provinz und Stadt Polen beschränkt. Für alle Stände, deren Vertreter mit den Spitzen der Staats- und Kommunalverwaltiingsbehöcden an den Verhand lungen theilnahmen, haben auch die speziell die Stadt Posen be treffenden Angelegenheiten, wie die Niederlcgnng der Wälle und der Bau eines neuen Theater-Z, zu einer durchaus befriedigenden Lösung geführt. Paris. Dem „Echo de Paris" zufolge steht der Pol»- technischen Schule eine ähnliche Reorganisation bevor, wie der Militärschnlc von St. Evr. Insbesondere sollen jene militärischen Instruktoren der Pvsistechnischen Schule, welche nicht als zu verlässige Revublikaner gelten, entfernt werden. Petersburg. Der Kaiser und die Kaiserin sind mit Familie von Spala nach nach der Krim abgcreist. London. Telegramme aus Mexiko berichten, Porsiriv Diaz sei einstimmig zum Präsidenten wiedergewäblt. Belgrad. Der Schah von Persien ist hier eingetroffen. Konstanti» ope l. Mehrere deutsche. italienische, griechische, englische und amerikanische Grundbesitzer in Beirut richteten an den Sultan, den Großvezier und den Minister des Auswärtigen eine Eingabe, in welcher sie gegen die Erhöhung der Grundsteuer, die von der ml docr eingesetzten Kominission vvr- genomme» wurde, Klage sichren und zugleich den Sultan um sosvrtige Abhilfe bitte». New-Bork. Die Zahl der Ausständigen hat sich noch vermehrt. Nach einem Gerücht wäre der Ansstand auf der Grund lage einer zehnprozentigen Lohnerhöhung geregelt. N e w ?) ork. Kardinal Gibbons wurde gebeten, daß er das SchicdSrichtercimt zwischen den Ausständigen und den Minenbcschem übernehmen möge. Die „World" meldet, der Streik iei thatinch- lich bcigelegt. Die Bedingungen der Beilegung schlossen nahezu alle Forderungen der Streikenden ein. Die Grundlage des Ab kommens iei eine Lohnerhöhung von 10 Proz. und ein Schieds gericht über verschiedene Beschwerden. Pretoria. Wie gemeldet wird, rüsten sich die Eingeborenen in den Distrikten Zoiitpansbcrg und Pietcrsbnrg, den Buren beim Borrückcn in diese Gebiete Widerstand zu leisten. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 28. September. —* Ihre Köm'gl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Johann Georg begeben sich heute Abend »ach Wien. —* Se. Majestät der König hat folgende -ff- Herren, die sämmtlich ans der dem Königlichen Justizministerium von der Handelskammer Dresden eingereichten, 72 Namen enthaltenden Vorschlagsliste standen, zu Richtern bei den Kammern für Handels sache» in Dresden ernannt, a> zu Handelsrichtern: Hugo Rudolf Bnldnmns, i. Fa. Nossack n. BaidamnS, Fra»; Julius Friedrich Mar Blochwitz, i. Fa. Mar Pwchwil; vorm. Georg Rotier, Friedrich Moritz Böhmig, i. Fa. August Böhme, Heinrich Otto Eberstein, i. Fa. Gebrüder Edelstein, Friedrich Georg Einenckel, i. Ja. Georg Eincnckel, Bruno Her mann Everth. i. Fa. F. Ed. Meiiitzschcl. Konsul Hugo Oswin Flößner, i. Fa. Wachs u. Flößner. I. E. Robert Friedrich, i- Ja. Ludwig Küntzelmcinn. O. Emil Gemeinhardt, früher i. Fa. Emil Geineinhardt. Franz P. F. Hoismann. i. Fa. Unaer u. Hofs mann, Morik August Otto Hoppe, i. Fa. Hermann Roch, Konsul Richard William Klivvgen, i. Fa. Richard Klivvgen n. Eo.. Moritz Richard Korsthatz. i. Fa. I. M. Korlchatz, Karl Mar Pntschcr, i. Fa. Robert Pntscher, Richard Richter, i. Fa. Angnit Richter, K. Alfred Rösler, i. Fa. Alfred RöSler. Karl Moritz Schubert, i. Fa. Moritz Schubert, Kvmmerzienratb Otto Sieg, i. Fa. Schesfler, Siegu. Co., Kommerzienrath A. F. Silomo». Direktor der Dresdner Albuminpnvicriabrik. Konsul Gustav Richard Ticdc- mann, i. Ja. Karl Tiedemann. Arthur Pekrun. früher i. Fa. Mcmz, Pekrnn u. Co.. Jmmanuci Ublcman», früher i. Fa. Ulile- mann u. Söhne (Königstein a. E.)> Pani F. Th. Ebeiing, i. Ja. Ebcling ». Eroener, Egmont Feodor Schesfler. i. Fa. Tchloeß- mann u. Schesfler, Koiiunenicnrath E. A. Richter, >. Fa. Eduard Emil Richter, Richard Alfred Erentznach, i. Fa. Ereulznach u. Scheller, und Georg Stübcl, Direktor des Dresdner Bank vereins, sämmtlich in Dresden, sowie Gustav Emil Herschcl, i. Fa. Emil Herschcl in Blaicwitz, LoniS Bernhard Lehmann, i. Fa. I. M. Lehmann in Löbtau, und Bernhard F. Behrens, früher i. Fa. Bernhard Behrens in Kötzschenbroda: b» zu stell vertretenden Handelsrichtern Karl F. A. Bergmann, Direktor der Filiale der Landständischen Bank. Hugo E. O. Borack, i. Ja. Hugo Borack, Lebcrecbt Robert Leichscnring, i. Fa. Lehmann u. Lcichiciiring. Hermann Tbeodvr Roch. i. Fa. E. G Klepperbein, E. Albert Secliger, i. Fa. Albert Seciiger vorm. Mach ». Biehn, Karl Wilhelm Nhlmaini. i. Fa. Wilhelm libl- mann, Heinrich Oskar Vierling, i. Fa. Heinrich Bicrling. G. S. Meurcr, i. Fa. G. Meiner, Julius L. F. Ferdinand Solomon, früher T irektor der Bereinigten Fabriken photographischer Papiere ' Gustav Paul Büttner, früher Direktor der- Frcibergcr Pavier- I fabrik zu Weißenborn, E. Arthur Mittasch, i. Fa. H. G- Lüder, Robert Br. Edgar Rietz, i. Fa. Edgar Rietz, und Robert C. P ! Wollner, i. Fa. Chemische Fabrik Mügeln Roben Wvllncr, ! sämmtlich in Dresden, sowie Erwin Bieneri. i. Fa. T. Bienrrt ! in Plauen bei Dresden, und Alfred Hullzsch. i. Fa. Hch. Kühn u. Hultzsch in Blaicwitz. — Tic meisten der Vorgenannten waren bereits bisher als .Handelsrichter oder Stellvertreter lhätig. —* Personalverändcrungcn in der Militärver waltung : i Licklnt, Intend.-8etr. von der Intend. des in. <2. K. S.) Armee i Corps, unter»» I. Sem. als Feld-Intend.-Sekr. -umOstasiat. Ervedüions Corps iiberzzerreten. Meir, Nea. Vaumltr., mit Walirnelim. der Geichäite emea Naubeamten des Neubankreües III Leipzig vom 1. Okt. ab beauj tragr. Kcttemann. Tech»., als Äarn.-Bauman, Frcuer. überzähl. Vice wacbtmstr., als Garn.-Bauichreiber, — bei dem Lokalbaubcamien IV Dresden unlcr'm I. Oki. angcstellt. Krank. Rend. auf Probe, — biSber Zahlmsir.-Aiv, Feldwebel, — untcr'm I. Ott. zum Rend. beim Feii.-Ge- iännnisj Dresden cnrannt. Schmidt, Intend.-Rur.-Diätar von der Intend. der 2. Div. llir. 24, »nteVni l. Sepi. zur» Intciiv.-Sekr. ernannt. Mil Wirkung vom 1. Oktober : Kühler, Iniend. Se!r. von der Intend. der 2. Div. Nr. 24, unter Ernennung zum Geh. Sckr., in daS Kriegszahlaim, I Grokmcinn, Sckr., im Kriegszahlnini, unter Ernennung zum Jniend.-Sekr., l zur Inteno. der 2. Div. Nr. 24, -- versetzt. Grüne, Wols, Militäramvärter, i Aicefeldw. von der Unterossisterlchnle bezw. vom Jnf.-Reg. Nr. 404, — zu Intend.-Bur.-Diätaren jür den Regiittamrdienst bei der Intend. 12. <4. K. S.) beim. 19. k2. K. S.s Annce-Lorvs ernannt. Morgenstern, S -iseri, ' Jatilinitr.-Aspir. vom Fcldari.-Reg. Nr. 2» bezw. Gren.-Reg. Nr. 100, — zu Intend.-Vur.-Tiätaren für den Sekrctarialsdiciist ernannt und der Corps- - Intend. des 19. <2. K. S.) Armee-Corps iwenviesen. —' 9,'ach 8 8 des Reichsgesetzes, betreffend die Ticnstvcrgchen der richterlichen Militäriustizbcnmtcn und die nnsreiwillige Verselz- nng derselben in eine andere Stelle oder in den Ruhestand, vom i. Dezember 1898. werden neben den gesetzlich berufenen Ober- kriegsgenchtsrälben dcS 12. <1. König!. Sächs.) und 19. t2. König!. S-ächiO Armee-Korps, der künftige Kriegsgcrichtsrath Jnttizrath ffieiche-Eiicnstuck zum Mitglied, die künftigen Kricgsgerichtsräthe Schweinitz, Hünersdorf und Näumann zu Stellvertretern in der angegebenen Reihenfolge bei der Diszivlinarkammer für richter liche Militärjustizbeamtc in Dresden ernannt. > —* Das Fest, welches die Stadt Dresden gestern Abend zu Einen der Generalversammlung des Gesammtvereins der ^ dentichen Geschichts - nnd l t er th u m s - V erein e im Ausstellniigspalast veranstaltet hatte, nabm einen glänzenden Ver lmis und wurde durch den Besuch der Herren Cotaatsministcr Tr. ! Schmig. Edler von der Planitz und Dr. v. Seydewitz ausgezcich- ^ net Von 0 Uhr an brachte die Kapelle des Schützen-Regiments ! Nr, 108 unter Leitung des Herrn Stabs-Hornisten Keil ein ge j wähltcs Ecmccrtprvgramm, in welches-, dem Charakter des Tages ! entsprechend, eine Reihe alter Weisen und Märsche eingcfügt waren, ^ mit bestem Gelingen zu Gehör. Als besonders glückliche Idee darf cs bezeichnet werden, daß man auch dem historischen Volks- ! und Kinderlied einen Platz in dem Concertprogramm eingeräumt batte und damit zugleich einen Beitrag zur sächsischen Volkskunde lieferte. Zur Ausführung dieser Gesänge war die Ehorgeiangklassc der 9. Bezirksschule gewonnen worden, die unter Leitung des Herrn Bernhard Schneider acht von diesem für dreistimmigen Kinderchor bearbeitete Volks- und Kinderlieber exakt und tonschön vortrng und damit lebhaften Beifall erntete. Alte, bekannte Weisen klangen hier zu den Obren der Zuhörer und versetzten diese in die Tage der eigenen goldenen Jugendzeit zurück. Während der erste Thcil des EonecrtcS im Musikpavillon des Ausstellnirgsvarkes zur Aus- sührung gelangte, zogen sich mit eintrctcndcr Dunkelheit Musst und Fcsttheilnchmer in die Restaurationsräumc zurück, die mit Fahnen und Tevvicbdraperien :e. festlich geschmückt waren und in denen sic ei» auf's Beste ansgestattctes aus Platten scrvirtes kaltes Kunst und Wissenschaft. ck* Ter Termin der E rstanfs ii h rung von Sudcrmann's „Johann isfeucr" ist nunmehr in Ucbercinstimmung mit dem Wunsche des Dichters für Berlin auf den -1. und für Dresden auf den 7. Oktober endgiltig festgesetzt worden. Sudennann wird der Premiere seines jüngsten Werkes sowohl im Lcssingtheater, wie auch an unserer Hofbühne beiwohnen. 1* Königl. -Sofschauspicl. Der große Caldero » feierte gestern, Donnerstag, Abend wieder einmal eine fröhliche Aufersteh u»g: inan gab sem Lustspiel «Zwei Eisen im Feue r" in einer neuen Bearbeitung von Friedrich Adler mit recht freund lichem Erfolge, der der Comövie eine stattliche Reihe von Wieder holungen sichern wird. Seinem Inhalt nach gehört L>as harmlos lustige Werkchcn zu der Zahl der 20 Stücke des kastilianischen Dichterfürsten, welche die spanische Dramaturgie unter dem Namen der „eomeäitts äi capn v espaäv, der Mantel- und Degenstücke, zillammenfaßt, so genannt nach dem Costume der höheren Gesell schaftskreise. Sie wurden bekanntlich ohne alle dekorativen und steirischen Hilfsmittel gespielt und waren in ihrer Wirkung somit ganz aus die mehr oder minder kunstvoll gesponnene Jntrigne und einen möglichst intimen Reiz des I'vracylichen Ausdrucks an- gcwieien. Gerade darin beweist sich nun Calderon als das Genie ohne Gleichen in der spanischen Dramatik. Weit reichende Be lesenheit bot ihm den Rohstoff der Fabel, iei» im Jesuitenkollcg cschulter Verstand ließ ihn m der Knüpfung und Lösung der tiltriguen nie im Stich und eine geradezu souveräne Beherrschung der Sprache gab ihm die Mittel an die Hand, das Gewebe mit schillernden Fäden von erlesener Köstlichkeit zu durchschieße», deren Glanz heute wie damals den leuchtendsten Ruhmestitel des Dichters bedeutet. Dabei stammen diele Mantel- und Degenstücke fast alle aus Calderon's bester Zeit, in der sein dichterischer Flug nicht gehemmt wurde von Rücksichten ans Hof und Klerus, denen er sich als besoldeter Hofdichter Philipps IV. in seinen Hof- und Staatsaktionen nicht immer entziehen konnte. Darum offenbaren sich in diesen dramatischen Arbeiten auch die poetiichen Qualitäten Calderon's meist viel reiner, ebenso wie sie dem allgemein mensch lichen und unserem modernen Empfinden weit näher liegen, als die meisten seiner dogmenaeschwängerten Tragödien. Unser Lustspiel, dessen Originallitel „Uombro pobro tocio ss trsras" („Des Armen Wesen sind Anschläge") heißt, wurde bereits 1637 gedruckt. Jn's' Deutsche ist das Stück zum eisten und einzigen Mate durch Adolf Martin In den „Schauspielen von Calderon" (Bd. I, Leipzig >844) wörtlich übersetzt worden und hat schon damals Anlaß zu kritischen V I ihres Autors gegeben. Debatten bezüglich der Selbstständigkeit Valentin Schmidt hat nämlich in den „Wiener Jahrbüchern 1832). nach ihm dann auch Graf Schack, auf die nahe ast hiugewiesen. die den Protagoutsteu des Lustspiels. den schlauen Don Diego, niit den Helden der beiden berühmten spanischen Schelmenromane des Diego dcMendoza und des Mateo Alemaii verbindet. Bietet nun auch Calderon's Lustspiel in stiner Originalfassung ein treu und lebendig anigesaßies Sitlengemälde des Madrider Lebens in den Tagen des Dichters, wie cs ähnlich nur in echt epischer Breite jene Romane zeigen, io haben doch rinstrcitig die Charaktere bei »Hierein Dramaliier eine künstlerische Läuterung und Veredelung gegenüber den rein naturalistische» Schilderungen der alten Romanciers erfahren. Daß diese Vorzüge auch jeder modernen Bühnenbearbeitung zu Gute kommen müssen, liegt auf der Hand, und Friedrich Adler darf sich rühmen, besonders dieses Moment mit feinem Verständnis; ersaßt und heraus- gearbeitet zu haben. Bor Allem hat er den Dialog, der, in seiner künstlerisch beabsichtigten Ueberladung das schwierigste Hemmniß für den ungetrübten Genuß einer steirischen Darstellung bilden mußte, mit großem Geschick fast durchweg ans der Situation heraus neu gestaltet und ihn in der Form völlig den Formen unserer Umgangs sprache nngepaßt. Aber auch in dem stcnrschen Ausbau und in der dramatischen Äerwerthung der Motive hat Adler mehrfach ein greifende Aeiiderungeir vorgenommen. die der Wirkung des Ganzen nur zu Gute kommen, wie namentlich von der Mitte des zweite» Aufzuges an, wo die Spitzentuchepisodc mit dem famosen Domcstikcnsymposio» einsetzt, so das; die beiden Hauptgrupveir der bandelnden Personen: Lconelo — Clara — Dionvs und Felix — Beatcr — Diego klarer und bestimmter bervortrete». Die Kammer mädchen-Rolle» der Jsabella und Ines mit ihrem nicht immer ganz durchsichtigen Eingreifen in die Handlung weichen dann von leibst zu Gunsten der Hnuptspielcr mehr in de» Hintergrund des Interesses zurück, wie auch Adler an Stelle des Rodrigo Don Juan- Sancho mit keiner geschwätzige», vertrauensseligen Dummheit, die am Schluß des Stückes in der blechernen Gnadenkette den entsprechen den Lohn erhält, stärker zur Geltung komme» läßt. Alles in Allem wird man dem Bearbeiter für sein steirisches Geschick und seine sprachliche Gewandtheit nur Beifall zolle« können, so daß seiner Arbeit überall der gleiche Erfolg zu hoffe» steht. — Die Auf führung, die das Stück gestern an unserer Hofbühne unter der Leitung des Herrn Oberreaisseurs Erdmann fand, war im Ganzen und Groben recht trcMich. Namentlich die Träger der Haupt rollen: Die Damen Basis (Beatal und Serda (Clara), sowie die Herren Stahl (Diego). Gunz (Rodrigo) und Müller (Sancho) thaten ihr Bestes, um dem lustigen Stückchen überall eine volle Wirkung zu sichern, worin sie von den Damen Gasn» (Ines) und Müller(J>abel> im Verein mit den HerrenRens (Lconelo) nndDettmec (Felix) vortheilhaft unterstützt wurden. Besonderes Lob verdienen Herr Stabl für die feilte Pointirung seiner doppelzüngigen Reden und Frau Basis für die liebenswürdige Eleganz rbrer Repräsen tation. Der dekorative Nahmen, den man dem Werke geliehen batte, war von schöner malerischer Wirkung, ebenso wie die präch tigen Kostüme. Das Publikum amüsirte sich über die gefällige Lustigkeit der Fabel und ihre heiteren Verwickelungen herzlich und kargte an den einzelnen Aktschlüssen nicht mit freundlichem Beifall. P. A. Wolfs. Berliner Lebe». L. Berlin, 27. September. Wenn man boshaft lein wollte, könnte man behaupten, daß in Berlin die einzigen höflichen und entgegenkommenden Meirichen die — Bauernfänger sind. Ich wenigstens würde auf Grund langjähriger Erfahrungen ikdem Fremden rächen, einem ihm Un bekannten. der ihm hier höflich entgegenkommt, in weitem Bogen aus dem Wege zu gehen. In 99 von 100 Fällen ist die Sache nicht geheuer. Der Durchschnittsbcrliner ist rm gewöhnlichen Leben, was er selbst in seiner weniger geschmackvolle», als anschaulicbeir Ansdrucksweise ein „Ranhbein" nennt. Wer ilm nccher kennt, weiß ja, daß sich hinter der unangenehmen Außenseite oft genug ein sehr tüchtiger, guter Kern verbirgt. Aber der Fremde kommr selten genug dazu, bis dahin vorzudringen. Er beurthcilt die Berliner lediglich nach dem. was- er bei flüchtigem Zusammentreffen von timen zu sebcn und zu höre» bekommt. Da lautet denn natür sich da-Z Nrthcil wenig günstig, namentlich wenn er »uS Süd deutschland oder gar aus Sachsen, dem klassischen Lande deutscher Höflichkeit, hierher komnit. Je mcbr sich nun aber Berlin zu einer internationalen Fremdenstndt entwickelt, desto nothwcndiger und unerläßlicher erscheint es, daß sich die Berliner auch äußerlich ab schleifen und sich im Verkehr mit der Außenwelt icnen Ton au- gcwöhnen, der sonst in der Welt meist üblich ist. Ta darf man es denn begrüßen, daß der preußische Minister des Innern jüngst Ge legenheit genommen hat. in einer sofort der Oefscntlichkcit über gebenen Ansprache der hiesigen Schuhmannsthast einzuschärscii, daß I,c ihrer gewiß oft sehr schwierigen und immer verantwortungs vollen Ausgabe am sichersten und leichtesten genügen tönnen, wenn sie dem Publikum mit Höflichkeit und Zuvorkommenheit be gegnen. Gehört ein höflicher Berliner im Allgemeinen zu den seltensten Ausnahmen, so ist man versucht, einen höflichen Berliner S ch u l; - mann wie eine Erscheinung aus einer überirdischen Welt an- zustaunen. Aber man wird nicht häufig Gelegenheit zu solchem Erstaunen finden. Der hier übliche Posizeito» mag den Vorzug der Deutlichkeit. Kürze und Eindringlichkeit besitzen, durch über mäßige Freundlichkeit zeichnet er sich »re aus. Aber der Berliner.l der selbst wenig höflich ist, verlangt von seiner Polizei große Höf lichkeit. und da er sic nicht findet, so hat sich zwischen ihm und den Vertretern der öffentlichen Ordnung mit der Zeit ein sehr gewanntes Verhältniß herausgebildct. Das gilt nicht nur von den Elementen,, die naturgemäß in der Polizei ihre schlimmste Feindin sehen, sondern auch von den besseren Kreisen, die eigentlich in der Polizei ihre Schützen« und Bundesgenossin erblicken müßten. Es ist jedenfalls erfreulich, daß nun von berufenster Teste unserer Schutzs
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite